Calvinismus
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Kal|vi|nịs|mus 〈[-vi-] m.; -; unz.〉 Lehre des Schweizer Reformators Johann Calvin (1509-1564), gekennzeichnet durch den Glauben an die Prädestination u. die von Luther abweichende Abendmahlslehre, 1549 mit der Lehre Zwinglis zur reformierten Kirche vereinigt; oV Calvinismus
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Kalvinịsmus
der, -, Calvinịsmus, die von der Theologie J. Calvins inspirierte Glaubens- und Lebenshaltung reformierter Christen (Kalvinisten); in der Kirchengeschichtsschreibung als Begriff zur zusammenfassenden Beschreibung reformierter Kirchen als kalvinistisch verwendet, wobei zum Teil neben den auf Calvin zurückgehenden Kirchen auch andere - besonders die von U. Zwingli begründeten - reformierten Kirchen einbezogen werden. Der Begriff Kalvinismus geht auf den Lutherschüler und Hamburger Pastor Joachim Westphal (* 1510, ✝ 1574) zurück, der ihn abwertend für die Vertreter der Theologie Calvins verwendete. - Die 1549 im Consensus Tigurinus, dem Dokument der Einigung zwischen H. Bullinger (als Nachfolger Zwinglis) und Calvin, festgelegte Form des reformierten Glaubens durchdrang noch zu Lebzeiten Calvins die Schweiz, Frankreich, die Niederlande, England, Schottland (durch den Calvinschüler J. Knox), Polen, Ungarn, Siebenbürgen sowie die Pfalz (1561 Übertritt Kurfürst Friedrichs III. zum Kalvinismus) und das Niederrheingebiet. Anfang des 17. Jahrhunderts fasste der Kalvinismus auch in Hessen-Kassel, im Nassauischen und im Anhaltinischen Fuß. Bedeutende Zentren kalvinistischer Theologie wurden die Universitäten Heidelberg und Leiden. Die theologische Einheitlichkeit des Kalvinismus ging jedoch nach Calvins Tod verloren; von der kalvinistischen Orthodoxie entfernten sich die von P. Melanchthon beeinflussten Reformierten in Deutschland und die gegen die Prädestinationslehre kämpfenden Arminianer in den Niederlanden. Wesentlich für die kalvinistische Theologie ist die Prädestinationslehre mit der Frage nach der Erwählung jedes Einzelnen durch Gott. Durch die Vorstellung, der Grad der persönlichen Erwählung sei an den Lebensverhältnissen, nicht zuletzt am wirtschaftlichen Erfolg erkennbar, hatte der Kalvinismus bedeutenden Einfluss auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Westeuropa und, nach Auswanderung der kalvinistisch geprägten Puritaner, in Nordamerika. M. Weber (»Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus«, 1904/05) vertrat die mittlerweile stärker differenzierte These, der Kalvinismus habe wesentlich zur Entstehung des »kapitalistischen Geistes« beigetragen. (protestantische Ethik)
G. Marshall: Presbyteries and profits. Calvinism and the development of capitalism in Scotland, 1560-1707 (Oxford 1980);
W. Nijenhuis: Calvinismus, in: TRE, Bd. 7 (1981);
Die ref. Konfessionalisierung in Dtl. - das Problem der »zweiten Reformation«, hg. v. H. Schilling (1986);
H. Schützeichel: Kath. Beitr. zur Calvinforschung (1988);
Territorialstaat u. Calvinismus, hg. v. M. Schaab (1993).
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Cal|vi|nịs|mus, Kalvinismus, der; -: evangelisch-reformierte Glaubenslehre des Genfer Reformators J. Calvin, welche die nur geistige Präsenz Christi beim Abendmahl u. die [sich auch im irdischen Glück offenbarende] Prädestination der von Gott Auserwählten vertritt.
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Kal|vi|nịs|mus: ↑Calvinismus.
Universal-Lexikon. 2012.