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Bantusprachen
Bạn|tu|spra|chen 〈Pl.〉 Sprachen der Bantu mit Agglutination u. grammat. Klassen

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Bạntusprachen,
 
morphologisch besonders einheitliche Gruppe von Klassensprachen in Afrika. In der Afrikanistik werden sie in den größeren Rahmen der Benue-Kongo-Sprachen gestellt. Sie sind gekennzeichnet durch ein- oder zweisilbige Präfixe (Nominalklassensystem), Wiederholung des Präfixes oder des Pronomens bei jedem zugehörigen Satzteil (Konkordanz), bestimmte verbale Ableitungsendungen (Verbalspezies), die die Bedeutung des Verbs abwandeln (z. B. kausativ), und durch ein System von vokalischen Suffixen, mit denen Nomina von Verben abgeleitet werden. Die Bantusprachen sind im Wesentlichen Tonhöhensprachen, die sich jedoch zum Teil, v. a. in Ostafrika, zu Druckakzentsprachen entwickelt haben.
 
Die Bantusprachen waren schriftlose Sprachen; nur das Suaheli besaß eine Literatur in arabischer Schrift. Daher wurden die Mythen, Märchen und Fabeln, Lieder, Sprichwörter und Rätsel sowie die Stammesgeschichte früher nur mündlich überliefert. Unter europäischen Einfluss entstand in vielen Bantusprachen eine Schul- und christliche Literatur (zahlreiche Bibelübersetzungen) in lateinischer Schrift. Heute entwickeln sich eine moderne Literatur (Novellen, Romane) und das Zeitungswesen.
 
Die über 400 Bantusprachen werden in der südlichen Hälfte von Afrika gesprochen. Bantusprachen im Nordwesten sind z. B. das Bubi (auf Bioko), Douala (an der nördlichen Küste von Kamerun), die Pangwe-(Fang-)Dialekte (im südlichen Waldgebiet von Kamerun, in Äquatorialguinea und Gabun) einschließlich des Yaoundé und Bulu; im Westen und im Zentrum z. B. die Kongodialekte (am Unterlauf des Kongo und südlich davon, hierzu auch das Kimbundu in Nordangola), Mongo-Nkundo (im westlichen Teil des Kongobogens), Lingala und Luba; im Nordosten z. B. das Ganda (in Uganda), Kikuyu (in Kenia), Ruanda und Rundi; in Tansania z. B. das Haya (westlich vom Victoriasee), Nyamwezi (um Tabora), Bena und Hehe (im südlichen Hochland), Chaga (am Kilimandscharo), Chasu (in den Parebergen), Shambala (in den Usambarabergen); im Osten z. B. das Suaheli (an der Küste von Tansania und Kenia), Yao (in Nordmoçambique), Nyanja (in Malawi) und die Shonadialekte, z. B. Karanga (in Simbabwe); im südlichen Afrika die Sprachen Xhosa (in der nördlichen Kapprovinz), Zulu (in Natal), Swasi (in Swasiland) und Ndebele (in Transvaal), Sotho und Tswana (in Transvaal, Botswana, Lesotho und im Oranjefreistaat), Venda (in Nordtransvaal), Tsonga (in Transvaal und Moçambique); im Südwesten u. a. Herero, die Ambodialekte (in Namibia), Umbundu (in Südangola).
 
Literatur:
 
W. H. I. Bleek: A comparative grammar of South African languages, 2 Tle. (London 1862-69, Nachdr. Brookfield, Vt., 1985);
 C. Meinhof: Grundr. einer Lautlehre der B. nebst Anleitung zur Aufnahme von B. (1899, Nachdr. Nendeln 1966);
 C. M. Doke: Bantu. Modern grammatical, phonetical, and lexicographical studies since 1860 (London 1945, Nachdr. ebd. 1967);
 C. M. Doke: The southern Bantu languages (ebd. 1954, Nachdr. 1967);
 M. Guthrie: The classification of the Bantu languages (London 1948);
 M. Guthrie: Comparative Bantu, 4 Bde. (Farnborough 1967-71, Nachdr. ebd. 1982);
 C. Meinhof: Grundzüge einer vergleichenden Gramm. der B. (21948, Nachdr. 1967);
 M. A. Bryan: The Bantu languages of Africa (London 1959);
 C. M. Doke u. D. T. Cole: Contributions to the history of Bantu linguistics (Johannesburg 1961);
 E. Kähler-Meyer: Studien zur tonalen Struktur der B., in: Afrika u. Übersee, Jg. 47 (1963); A. E. Meeussen: Reconstructions grammaticales du bantou (Tervuren 1965);
 A. E. Meeussen: Bantu lexical reconstructions (Neuausg. ebd. 1980).

Universal-Lexikon. 2012.