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Lesotho
Le|so|tho; -s:
Staat in Afrika.

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Lesotho,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 30 355 km2
 
Einwohner: (2000) 2,3 Mio.
 
Hauptstadt: Maseru
 
Amtssprachen: Sotho und Englisch
 
Nationalfeiertag: 4. 10.
 
Währung: 1 Loti (M; Plural: Maloti) = 100 Lisente (s)
 
Zeitzone: 1300 Maseru = 1200 MEZ
 
amtliche Namen: englisch Kingdom of Lesotho ['kɪȖdəm əv lə'suːtu], Sotho Muso oa Lesotho, deutsch Königreich Lesotho, Binnenstaat im südlichen Afrika, ganz vom Gebiet der Republik Südafrika umschlossen, mit 30 355 km2 so groß wie Belgien, (2000) 2,3 Mio. Einwohner (Lesother). Hauptstadt ist Maseru, Amtssprachen sind Sotho und Englisch. Währung: 1 Loti (M; Plural: Maloti) = 100 Lisente (s), der südafrikanische Rand ist wertgleich und gleichberechtigtes Zahlungsmittel. Uhrzeit: 1300 Maseru = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der am 27. 3. 1993 in Kraft getretenen Verfassung ist Lesotho eine parlamentarische Erbmonarchie im Commonwealth. Staatsoberhaupt mit vorwiegend repräsentativen Befugnissen ist der König; die Exekutive liegt bei der Regierung unter Vorsitz des Premierministers, der vom König auf Vorschlag des Parlaments ernannt wird. Das Zweikammerparlament besteht aus Nationalversammlung (80 Abgeordnete, auf fünf Jahre gewählt) und Senat (33 Mitglieder, davon 22 Stammeshäuptlinge und 11 vom König ernannte Senatoren). Letzterer spielt v. a. als Wahlorgan für die Inthronisierung des Königs eine Rolle.
 
Parteien:
 
Den größten Einfluss im breit gefächerten Parteienspektrum (das Verbot politischer Parteien war im Mai 1991 aufgehoben worden) haben der Lesotho Congress for Democracy (LCD; gegründet 1997), die Basotho National Party (BNP; gegründet 1958) und die Basotho Congress Party (BCP; gegründet 1952).
 
Wappen:
 
Das Wappen zeigt einen von zwei Pferden gehaltenen Kriegerschild der Sotho (auf diesem ein Krokodil), hinter dem Speer, Keule und ein Thyrsus von Straußenfedern (Häuptlingsstab) als Zeichen der Macht abgebildet sind. Pferde und Schild stehen auf einer Darstellung des Thaba Bosiu, eines Gebirgszuges im Süden des Landes, der den Sotho Schutz bot. Der Wahlspruch auf dem Spruchband lautet »Khotso, Pula, Nala« (»Frieden, Regen, Überfluss«).
 
Nationalfeiertage:
 
Der 4. 10. erinnert an die Erlangung der Unabhängigkeit 1966.
 
Verwaltung:
 
Das Land ist in zehn Verwaltungsbezirke unterteilt.
 
Recht:
 
Das Gerichtssystem besteht aus Hochgericht, Appellationsgerichtshof, zehn Distriktgerichtshöfen sowie - mit begrenzter Jurisdiktion in Zivil- und Strafsachen - 71 zentralen und örtlichen Gerichten.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt 2 000 Mann, die Ausrüstung der in sieben Infanteriekompanien und eine Fliegerstaffel gegliederten Truppe besteht fast ausschließlich aus leichten Waffen und einigen Hubschraubern.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Lesotho liegt auf dem Binnenhochland des südlichen Afrika. Die dicken Basaltdecken über dem mächtigen Sandstein der Karruserie sind durch Erosion stark zerschnitten und zum Teil abgetragen. Die Hochfläche liegt fast überall mehr als 2 000 m über dem Meeresspiegel. Sie ist vom Oranje und seinen Nebenflüssen in bis zu 800 m tiefe Schluchten zerschnitten. Begrenzt wird sie im Osten durch die Drakensberge mit dem Thabana Ntlenyana, dem höchsten Berg des südlichen Afrika (3 482 m über dem Meeresspiegel), im Westen durch die Bergketten Maluti (bis 3 277 m über dem Meeresspiegel) und Thaba Putsoa (bis 3 096 m über dem Meeresspiegel) südlich davon. Nach Westen dacht sich das Hochland ab zum hügeligen Vorland (Lowlands) mit Höhen von 1 200 bis 2 000 m über dem Meeresspiegel, durchzogen vom breiten Flussbett des Caledon, der die Grenze zur Provinz Freistaat (Republik Südafrika) bildet. Dieses Gebiet, etwa ein Viertel der Landesfläche, ist Hauptsiedlungs- und -wirtschaftsgebiet.
 
Klima:
 
Im Vorland ist das Klima gemäßigt mit Temperaturen zwischen 8 ºC im Juli und 21 ºC im Januar; 85 % der Niederschläge (Jahresmittel 700-800 mm) fallen im Sommer. Im Bergland sinken die Temperaturen im Winter (Mai-September) unter den Gefrierpunkt; die Niederschläge (1 500 mm im westlichen, bis 2 000 mm im nördlichen Bergland) fallen dann als Schnee.
 
Bevölkerung:
 
Lesotho hat eine der einheitlichsten Bevölkerungsstrukturen der afrikanischen Länder: 99,7 % der Einwohner sind Sotho, eine Gruppe von Bantustämmen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in dieses Gebiet kamen. Die Bevölkerungsdichte beträgt 75 Einwohner je km2, ist jedoch erheblich größer im westlichen Vorland, wo fast 70 % der Bevölkerung leben; Teile des Hochlands sind gar nicht oder nur gering besiedelt. Das Bevölkerungswachstum ist mit jährlich 2,7 % sehr hoch. Wegen der begrenzten Erwerbsmöglichkeiten arbeiten viele Einwohner in der Republik Südafrika, v. a. im Bergbau (1993: 88 200). Der Anteil der städtischen Bevölkerung beträgt 22 %. Die Agglomeration Maseru (1995: 180 000 Einwohner) ist das einzige größere städtische Zentrum des Landes.
 
Religion:
 
Es besteht Religionsfreiheit. Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt. Nach offiziellen Schätzungen sind über 90 % der Bevölkerung Christen. Etwa die Hälfte, darunter ein großer Teil der gesellschaftlichen Elite Lesothos, gehört der katholischen Kirche an (Erzbistum Maseru mit drei Suffraganbistümern). Rd. 35 % der Bevölkerung sind Mitglieder verschiedener protestantischer Kirchen und Gemeinschaften (Reformierte, Methodisten, Adventisten, Church of God u. a.) und kleiner unabhängiger Kirchen. Größte protestantische Kirche ist die reformierte »Lesotho Evangelical Church« mit über 210 000 Mitgliedern. Für die rd. 100 000 Anglikaner besteht das Bistum Lesotho (Bischofssitz: Maseru), das zur anglikanischen Kirche der Provinz Südafrika gehört. Traditionellen afrikanischen Religionen werden 6-8 % der Bevölkerung zugerechnet. Zahlenmäßig sehr kleine religiöse Minderheiten bilden mit rd. 1 % die Bahais sowie die wenigen Hindus und Muslime.
 
Bildungswesen:
 
Das Schulwesen besteht weitgehend aus (staatlich unterstützten) Missionsschulen. Die siebenjährige Grundschule (6. bis 12. Lebensjahr) wird von fast allen Kindern dieses Alters besucht. Sekundarschulen (genutzt von 26 % der entsprechenden Jahrgänge) bieten nach drei und fünf Jahren einen Abschluss. Die Analphabetenquote beträgt 17,7 %. Weitere Bildungswege bieten u. a. je eine berufliche und eine lehrerbildende Anstalt sowie seit 1975 die National University of Lesotho in Roma (nahe Maseru).
 
Publizistik:
 
Das Ministerium für Information und Rundfunk gibt seit 1986 in der Hauptstadt mehrmals wöchentlich »Lesotho Today« in Englisch und »Lentsoe la Basotho« in Sotho heraus. Außerdem erscheinen Zeitschriften der evangelischen und katholischen Kirche sowie die unabhängige Tageszeitung »Mphatlatsane«. Staatliche Nachrichtenagentur ist »Lesotho News Agency« (LENA). Die staatliche Rundfunkgesellschaft »Lesotho National Broadcasting Service« verbreitet ein landesweites Hörfunkprogramm in Sotho und Englisch sowie ein Fernsehprogramm.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Lesotho ist Mitglied der Südafrikanischen Zollunion, zu der auch die Republik Südafrika, Botswana und Swasiland gehören. Gemessen am Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1994) 700 US-$ ist Lesotho das ärmste Land dieser Gemeinschaft und zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde. Die dominierenden Wirtschaftszweige sind Viehzucht und Textilindustrie.
 
Landwirtschaft:
 
Der Anteil des Agrarsektors am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist 1987-94 von 21 % auf 14 % gesunken. Grund und Boden sind unverkäufliches Eigentum der Nation, das vom König verwaltet wird. Im Gegensatz zum Weideland gibt es bei den Ackerflächen individuelle Nutzungsrechte, die Jahr für Jahr neu festgesetzt werden. Aufgrund der überwiegend gebirgigen Landesnatur sind nur 10,5 % des Landes als Ackerland nutzbar. Wichtigste Anbauprodukte sind je nach Höhenlagen Mais, Hirse, Weizen und Hülsenfrüchte. Die Erntemengen reichen nicht zur Selbstversorgung, sodass besonders zur Versorgung der städtischen Bevölkerung Nahrungsmittelimporte (v. a. aus der Republik Südafrika) notwendig sind. Dagegen bieten Wiesen und Weiden auf rd. 66 % der Landesfläche günstige Bedingungen für die Viehzucht. Von Bedeutung für den Export ist die Haltung von Angoraziegen und Schafen. Lesotho ist einer der führenden Produzenten von Mohärwolle; wichtiges Exportprodukt ist auch Schafwolle.
 
Energiewirtschaft:
 
Nach wie vor bezieht Lesotho mehr als 90 % seines Energiebedarfs aus der Republik Südafrika. Bisher weitgehend ungenutzt ist das Potenzial an Wasserkraft. Das zwischen Lesotho und der Republik Südafrika 1986 vereinbarte »Lesotho Highlands Water Project« sieht als Verbundsystem v. a. in den Einzugsgebieten des Senqunyane (auch Senqu) und Malibamatso River die Errichtung von sechs Staudämmen sowie eines Wasserkraftwerkes vor. Dadurch soll einerseits der Strombedarf Lesothos gedeckt, andererseits durch den Bau eines Tunnelsystems die Einleitung von Wasser in das Wasserprojekt und die Lieferung nach Südafrika in das Einzugsgebiet des Vaal möglich werden. In der ersten Bauphase wurde 1996 die Staumauer des Katse Dam (185 m hoch, 700 m lang) im Malibamatso River fertig gestellt. Bis zum Abschluss im Jahre 2019 wird das Projekt v. a. der Bauwirtschaft Auftrieb geben.
 
Industrie:
 
Das produzierende Gewerbe, v. a. die Textil- und Nahrungsmittelindustrie, hat seit 1980 einen beachtlichen Aufschwung genommen. Die wichtigsten Gewerbestandorte sind Maseru und Maputse. Die bis 1982 bedeutende Diamantenförderung betrug 1990 nur noch 11 400 Karat (v. a. Industriediamanten).
 
Außenwirtschaft:
 
Seit Jahren werden die Importe nur zu einem Bruchteil durch Exporte gedeckt (1994: Einfuhr 912 Mio. US-$, Ausfuhr 134 Mio. US-$). Allerdings wird diese Bilanz zum Teil durch Geldüberweisungen lesothischer Gastarbeiter aus der Republik Südafrika sowie durch Entwicklungshilfezahlungen (1992: 145 Mio. US-$) ausgeglichen. Wichtigste Ausfuhrprodukte sind Bekleidung, Schuhe und Wolle. Etwa 90 % des Außenhandels werden mit den Ländern der Südafrikanischen Zollunion, v. a. mit der Republik Südafrika, abgewickelt.
 
Verkehr:
 
Verkehrsmäßig ist Lesotho nur unzureichend entwickelt. Die einzige Eisenbahnlinie ist eine kurze Stichbahn, die die Hauptstadt Maseru an das südafrikanische Eisenbahnnetz anschließt. Da Lesotho vollständig von südafrikanischem Staatsgebiet umgeben ist, wird der Außenhandel fast ausschließlich über die südafrikanische Eisenbahn abgewickelt. Das Straßennetz (1994: 7 100 km, davon 570 km asphaltiert) ist nach starken Regenfällen kaum befahrbar. Daher kommt dem Flugverkehr im Inland besondere Bedeutung zu; Lesotho verfügt über 40 Flugplätze und -pisten, von denen 14 regelmäßig von der nationalen Fluggesellschaft Lesotho Airways angeflogen werden. Bei Maseru befindet sich ein internationaler Flughafen.
 
 
Um 1820 sammelten sich in den Bergen des heutigen Lesotho Sothogruppen, die vor den Kriegszügen der Zulu unter Chaka geflohen waren. Häuptling Moshoeshoe I. formierte sie um 1830 zu einer Staatsnation unter seiner Herrschaft. Dieser Staat, der außer Lesotho weite Teile der heutigen südafrikanischen Provinz Freistaat umfasste, geriet unter wachsenden Druck der aus dem Kapland abwandernden Buren (»Großer Treck«). Als die militärische Niederlage der Sotho abzusehen war, erbat Moshoeshoe I. 1867 britischen Schutz. Nach einer teilweisen Gebietsabtretung an die Buren wurde auf dem verbliebenen Territorium 1868 das britische Protektorat Basutoland errichtet. 1871 der Kapkolonie angegliedert, erhielt Basutoland 1884 erneut den Status eines Protektorats unter direkter Kontrolle der britischen Krone. Nach Einführung demokratischer Grundsätze ab 1944 gewann die auf radikale Reformen drängende BCP im Juni 1960 die Parlamentswahlen, unterlag jedoch im April 1965 der konservativen BNP; BNP-Führer Leabua Jonathan wurde Premierminister. Am 4. 10. 1966 erhielt Lesotho als konstitutionelle Monarchie unter König Moshoeshoe II. (* 1936, ✝ 1996) die Unabhängigkeit.
 
Im Zuge eines Staatsstreichs erklärte Premierminister Jonathan 1970 den zuvor errungenen Wahlsieg der BCP für ungültig und die Verfassung für aufgehoben. Zu Spannungen mit der Republik Südafrika, von der Lesotho aufgrund seiner Lage wirtschaftlich stark abhängig ist, kam es 1976, als die Regierung von Lesotho die Anerkennung der »Unabhängigkeit« der benachbarten Transkei ablehnte, die die Republik Südafrika offiziell aus ihrem Staatsverband entlassen hatte. Nach einem Militärputsch übernahm 1986 Generalmajor Justinus Lekhanya (* 1938) an der Spitze eines Militärrates die Macht. König Moshoeshoe II., seit März 1990 im Londoner Exil, wurde im November 1990 abgesetzt und dessen Sohn als Letsie III. (* 1963) am 12. 11. 1990 inthronisiert. Am 30. 4. 1991 stürzte Oberst Elias Phisoana Ramaema (* 1934) Lekhanya.
 
Mit In-Kraft-Treten der neuen Verfassung übergab der Militärrat am 2. 4. 1993 seine Machtbefugnisse an Ntsu Mokhehle (* 1918), den Vorsitzenden der BCP, die die Parlamentswahl 1993 gewonnen hatte; Mokhehle übernahm damit das Amt des Premierministers. Am 17. 8. 1994 entließ König Letsie III. die Regierung, suspendierte die Verfassung und löste das Parlament auf, musste diese Maßnahmen jedoch nach internationalem Druck im September wieder zurücknehmen. Letsie III. verzichtete daraufhin am 25. 1. 1995 zugunsten seines 1993 aus dem Exil zurückgekehrten Vaters und Vorgängers Moshoeshoe II. auf den Thron, wurde jedoch nach dessen Unfalltod erneut am 7. 2. 1996 zum König ernannt. Neuer Ministerpräsident wurde nach den Parlamentswahlen vom Mai 1998, die die LCD gewann, der LCD-Vorsitzende Bethuel Pakalitha Mosisili. Nachdem der Regierung massive Wahlfälschung vorgeworfen wurde, einigten sich Regierung und Opposition nach schweren inneren Unruhen, in deren Folge südafrikan. Truppen eingriffen, auf die Bildung eines Interimsrates sowie Neuwahlen. Diese fanden schließlich im Mai 2002 statt, bei denen die LCD die Mehrheit der Stimmen erzielte.
 
 
S. M. Willet u. D. P. Ambrose: L. A comprehensive bibliography (Oxford 1980);
 J. E. Bardill u. J. H. Cobbe: L. (Boulder, Colo., 1985).

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Le|so|tho; -s: Staat in Afrika.

Universal-Lexikon. 2012.