Akademik

Tansania
Tanganjika (nur Festland)

* * *

Tan|sa|nia [auch: …'za:ni̯a ]; -s:
Staat in Afrika.
Dazu:
Tan|sa|ni|er, der; -s, -;
Tan|sa|ni|e|rin, die; -, -nen;
tan|sa|nisch <Adj.>.

* * *

Tansania
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 945 087 km2
 
Einwohner: (2000) 35,3 Mio.
 
Hauptstadt: Dodoma
 
Amtssprache: Suaheli
 
Nationalfeiertag: 26. 4.
 
Währung: 1 Tansania-Schilling (T. Sh.) = 100 Cent (Ct.)
 
Zeitzone: 1400 Daressalam = 1200 MEZ
 
[auch -'zaːni̯a], englisch Tanzania [tænzə'nɪə], amtlich Suaheli Jamhuri ya Muungano wa Tanzania [dʒʌm-], deutsch Vereinigte Republik Tansania, Staat in Ostafrika, am Indischen Ozean, mit 945 087 km2 (davon 59 000 km2 Wasserfläche) größer als Frankreich und Deutschland zusammen, (2000) 35,3 Mio. Einwohner, umfasst das festländische Gebiet Tanganjika mit 942 626 km2 und (1995) 28,9 Mio. Einwohner sowie Sansibar mit den Inseln Sansibar (heute Unguja Island) und Pemba. Nominelle Hauptstadt ist Dodoma (faktisch weiterhin Daressalam). Amtssprache ist Suaheli; daneben wird auch Englisch amtlich verwendet. Währung ist der Tansania-Schilling (T. Sh.) = 100 Cent (Ct.). Uhrzeit: 1400 Daressalam = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der Verfassung vom 25. 4. 1977 (mehrfach, zuletzt 1994, revidiert) ist Tansania eine föderative präsidiale Republik Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl zulässig). Er ernennt den Premierminister (Ernennung bedarf der Bestätigung durch das Parlament) und die übrigen Mitglieder des Kabinetts, besitzt ein Vetorecht bei der Gesetzgebung und kann das Parlament auflösen. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (fünfjährige Legislaturperiode); von den insgesamt 275 Abgeordneten werden 232 direkt gewählt und 37 vom Präsidenten ernannt. Hinzu kommen der Generalstaatsanwalt ex officio und fünf Repräsentanten Sansibars. Sansibar verfügt über eine eigene Verfassung, ein Repräsentantenhaus (50 Mitglieder) und eine für innere Angelegenheiten zuständige Exekutive. Sein Präsident ist Mitglied der Zentralregierung.
 
Parteien:
 
Neben der Revolutionary Party (auch Chama Cha Mapinduzi, CCM; frühere Einheitspartei) wurden nach Einführung des Mehrparteiensystems (1. 7. 1992) zahlreiche neue Parteien zugelassen, darunter die Civic United Front (CUF), die National Convention for Reconstruction and Reform (NCCR-Mageuzi) und die Party for Democracy and Progress (CHADEMA).
 
Wappen:
 
Das 1964 eingeführte Wappen zeigt im Zentrum einen waagerecht in vier Felder geteilten Masai-Schild, der auf einer Darstellung des Kilimandscharo ruht; im obersten Feld der Kopf einer Freiheitsfackel, darunter die Flagge des Landes, darunter gekreuzt Hacke und Beil, darunter blaue Wellenbalken, die den Tanganjikasee symbolisieren. Der Schild ist pfahlweise belegt mit einem Speer. Als Schildhalter dienen ein Mann und eine Frau, die jeweils einen Elefantenstoßzahn halten. Am unteren Ende der Gesamtdarstellung zwischen Kaffee- und Baumwollpflanze ein Spruchband mit dem Motto »Uhuru na Umoja« (»Freiheit und Einheit«).
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertag ist der 26. 4. (Tag der Vereinigung), der an die Schaffung der Vereinigten Republik Tansania 1964 erinnert.
 
Verwaltung:
 
Es bestehen 25 Regionen, davon drei auf Sansibar und zwei auf Pemba.
 
Recht:
 
Die Rechtsordnung ruht auf der Tradition des Common Law; daneben gelten religiöses und Stammesrecht. Der Gerichtsaufbau besteht aus den für kleinere Fälle zuständigen Primary Courts, den für Verbrechen zuständigen District Courts (zugleich Berufungsinstanz für Entscheidungen der Primary Courts), dem für Kapitalverbrechen zuständigen High Court, der zugleich höchste Instanz ist, sowie dem Court of Appeal.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Wehrdienstdauer 24 Monate) beträgt rd. 35 000 Mann; die paramilitärischen Kräfte bestehen aus etwa 80 000 Angehörigen der »Bürgermiliz« und rd. 1 400 Mann »Police Field Force«. Das Heer umfasst etwa 30 000 Soldaten und ist im Wesentlichen in fünf Infanteriebrigaden und eine Panzerbrigade gegliedert. Die Marine hat etwa 1 000, die Luftwaffe rd. 4 000 Mann. Die Ausrüstung besteht v. a. aus je etwa 30 Kampfpanzern der Typen T-59 (aus chinesischer Produktion) und T-62 (sowjetischer Herkunft), rd. 20 Kampfflugzeugen (chinesische J-5, J-6, J-7) und sechs Kleinen Kampfschiffen.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Tansania ist weitgehend ein Hochland in 1 000-2 000 m über dem Meeresspiegel, dem im Südosten eine Küstenebene vorgelagert ist; diese verbreitert sich nach Süden bis auf 450 km und wird von breiten Schwemmlandebenen durchzogen. Das Küstentiefland steigt zu einem aus jüngeren Sandsteinen, Mergeln und Kalken aufgebauten Hügelland an (bis 700 m über dem Meeresspiegel). Eine 200-1 500 m hohe Bruchstufe leitet zum Binnenhochland über, weiten Rumpfflächen, vorwiegend aus Gneisen und metamorphen Schiefern. Ihre Einförmigkeit wird durch Inselberge, einige gehobene Schollen (Usambara, Uluguru), durch lang gestreckte Bruchstufen des Ostafrikanischen Grabensystems und durch mächtige vulkanische Ergüsse unterbrochen, deren Stöcke die höchsten Berge (Kilimandscharo 5 892 m über dem Meeresspiegel) des Landes bilden. Der Ostafrikanische Graben ist im zentralen Teil eine Überschwemmungssavanne, im Norden ein abflussloses Dornsavannengebiet mit Salzseen (Natronsee). Westlich des Ostafrikanischen Grabens erstreckt sich das Unjamwesibecken, dessen tiefster Teil vom Victoriasee (1 134 m über dem Meeresspiegel) erfüllt ist. Dieses weiträumige tektonische Becken reicht bis zum Rand des Zentralafrikanischen Grabens, in dem der Tanganjikasee (773 m über dem Meeresspiegel) liegt. Im Südwesten des Landes befinden sich der Rukwagraben mit dem Rukwasee (etwa 800 m über dem Meeresspiegel), der Njassagraben mit dem Malawisee (472 m über dem Meeresspiegel) sowie der Mount Rungwe (2 961 m über dem Meeresspiegel).
 
Klima:
 
Tansania hat weitgehend tropisches Hochlandklima mit Temperaturen zwischen 14 ºC (mittlere Minima) und 26,5 ºC; das Küstengebiet jedoch ist heiß (mittlere Temperaturen zwischen 22 ºC und 30 ºC). In Höhenlagen über 1 800 m über dem Meeresspiegel treten Nachtfröste auf; der höchste Gipfel des Kilimandscharo ist vergletschert. Dauer und Intensität der Regenzeit hängen von der Lage zum Indischen Ozean ab.
 
Vegetation:
 
Zehn humide Monate mit 1 500-2 000 mm Niederschlag haben die östlichen Bruchränder der Hochebene und die Südosthänge der Vulkane; hier gedeiht daher immergrüner Berg- und Nebelwald. Sieben bis neun humide Monate mit 1 000-1 500 mm Niederschlag haben die Küstenhöhen, die Hochländer und die Nordwesthänge der Vulkane; dort herrscht Feuchtsavanne vor, teilweise gibt es auch noch Laub abwerfenden Wald. Fünf bis sechs humide Monate mit 500-1 000 mm Niederschlag haben die binnenländischen Plateaus und das Küstentiefland, die daher von Trockenwald (Miombowald), mancherorts auch von Trockensavanne bestanden sind. Nur drei bis vier humide Monate mit weniger als 500 mm Niederschlag haben die zentralen Senken (u. a. die Masai-Steppe), in denen nur Dornstrauchsavanne gedeihen kann. Die weiten, oft überschwemmten Talmulden sind meist unabhängig von der Vegetation ihrer Umgebung mit hohem Gras bestanden.
 
Tierwelt:
 
Tansania ist reich an Großwild und gilt als das wildreichste Land der Erde. In Waldgebieten leben Elefanten, Spitzmaulnashörner (stark gefährdeter Bestand), Kaffernbüffel, Kudus, Leoparden u. a., in der offenen Savanne Gnus, Antilopen, Gazellen, Löwen, Geparde, Strauße u. a. Zum Schutz der Tierwelt wurden sieben Reservate und zehn Nationalparks angelegt, u. a. der Serengeti- und der Kilimandscharo-Nationalpark, das Naturschutzgebiet Ngorongoro sowie als größtes Schutzgebiet das Selous-Wildreservat (alle UNESCO-Weltnaturerbe), ferner der Ruaha-Nationalpark und der Lake Manyara National Park.
 
Bevölkerung:
 
Von den etwa 120 ethnischen Gruppen gehören über 90 % zur Sprachgruppe der Bantu; größte Völker sind Sukuma und Nyamwezi, ferner Nyakyusa, Hehe, Gogo, Chaga u. a. Die von Norden eingewanderten hamitonilotischen Völker (Masai, Tutsi, Luo u. a.) machen 5 % der Bevölkerung aus; der Lebensraum der nomadischen Masai umfasst rd. ein Zehntel des Landes. Die Bantuvölker an der Küste sind seit Jahrhunderten stark von arabischem Einfluss geprägt (Suaheli). Araber (hier auch Schirasi genannt) siedeln neben Indern, Pakistani und Europäern v. a. an der Küste, besonders auf den Inseln Sansibar (Unguja Island) und Pemba. In Tansania lebten 1997 etwa 400 000 Flüchtlinge, v. a. aus Burundi, Ruanda, der Demokratischen Republik Kongo und Moçambique. Dicht besiedelt sind der Küstenstreifen am Indischen Ozean und die meisten Randgebiete des Victoriasees; ein weiterer Bereich höherer Dichte folgt den Vulkangebieten und den großen Bruchstufen, dagegen sind das Küstenhinterland und die großen, relativ trockenen Ebenen des Innern menschenarm. Tansania ist ein weitgehend bäuerlich geprägtes Land, in dem die Einzelsiedlungen vorherrschen. Von den unter Präsidenten J. Nyerere gegründeten kollektiven »Ujamaa-Dörfern« (1974: etwa 8 000), in denen eine bessere Versorgung (Wasser, landwirtschaftliche Beratung, Gesundheit, Schule) gewährleistet sein sollte, hat nur ein kleiner Teil volle Funktionsfähigkeit erreicht. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum beträgt (1985-95) 3,1 %. Die Verstädterung, im Durchschnitt (1995) 24 %, ist auf Sansibar (Unguja Island) höher als auf dem Festland.
 
Religion:
 
Es besteht Religionsfreiheit. Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt und unterliegen der Pflicht der staatlichen Registrierung. Über 39 % der Bevölkerung sind Christen: rd. 24 % gehören der katholischen Kirche an, über 11 % protestantischen Kirchen (davon über 40 % Lutheraner sowie Adventisten, Brüdergemeine, Baptisten, Pfingstler u. a.), rd. 3 % der anglikanischen Kirche der Provinz Tansania (Sitz des Erzbischofs: Korogwe). Unabhängigen Kirchen gehören etwa 0,7 % an. Die wenigen orthodoxen Christen gehören zum griechisch-orthodoxen Erzbistum von Ostafrika (Sitz des Erzbischofs: Nairobi), das Tansania, Kenia und Uganda umfasst. - Rd. 35 % der Bevölkerung sind Muslime. Neben der sunnitischen Mehrheit (überwiegend der schafiitischen Rechtsschule) besteht unter den Asiaten eine schiitische Minderheit. Der Islam ist v. a. in Sansibar (rd. 98 % Muslime) sowie unter den Bantuvölkern verbreitet und gegenwärtig stark im Wachsen begriffen. - Traditionellen afrikanischen Religionen werden über 20 % der Bevölkerung zugerechnet. - Bahais und Hindus bilden Minderheiten.
 
Bildungswesen:
 
Es besteht siebenjährige Schulpflicht vom 8. bis 14. Lebensjahr, der sich ein zweistufiger Sekundarbereich anschließt. (I: vierjährig, praxisorientiert; II: zweijährig, Universitäts-Reife). An den Grundschulen ist Suaheli, an den höheren Schulen Englisch Unterrichtssprache. Fast alle Bildungseinrichtungen sind verstaatlicht; Schulen kirchlicher und privater Träger sind v. a. im Sekundarbereich angesiedelt. Die Analphabetenquote beträgt 28,4 %. Tansania besitzt eine Universität (gegründet 1961) in Daressalam und eine landwirtschaftliche Universität in Morogoro (gegründet 1984).
 
Publizistik:
 
Auf dem Festland gibt es drei Tageszeitungen: die regierungseigene »Daily News« (in englischer Sprache, Auflage 50 000), »Uhuru«, Organ der früheren Staatspartei CCM (Suaheli; 100 000) sowie das unabhängige Blatt »Shaba«. Auf Sansibar erscheint »Kipanga«, eine Publikation des Informations- und Rundfunkdienstes. Staatliche Nachrichtenagentur ist »Shihata«, Daressalam. Hörfunksender sind »Radio Tanzania« (gegründet 1956) und »The Voice of Tanzania Zanzibar« sowie »Radio One«, ferner der von der katholischen Kirche betriebene Sender »Radio Tumani«. Ein Fernsehsender, »Television Zanzibar« (gegründet 1973), existiert nur auf Sansibar.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Gemessen am Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1995) 120 US-$ gehört Tansania zu den ärmsten Ländern der Erde. Die Wirtschaft leidet unter einem hohen Außenhandelsdefizit, der illegalen Ausfuhr von Gold und Diamanten sowie unter häufigen Dürreperioden. Tansania ist sehr stark von internationaler Wirtschaftshilfe (v. a. Weltbank und IWF) abhängig. Bei einer Auslandsverschuldung von (1995) 7,3 Mrd. US-$ müssen 17 % der Exporteinnahmen für den Schuldendienst aufgewendet werden. Die Inflationsrate lag 1985-95 bei jährlich 32 %. Der 1984 begonnene wirtschaftliche Liberalisierungs- und Privatisierungsprozess, anfangs v. a. im Handel und dem Bankensektor, soll mit dem Verkauf und der Umstrukturierung von Staatsbetrieben fortgeführt werden. Als Hemmnisse für private Investitionen erweisen sich jedoch eine Vielzahl von bürokratischen Bestimmungen.
 
Landwirtschaft:
 
Der Agrarsektor, in dem (1995) 83 % der Erwerbstätigen (überwiegend in der Subsistenzwirtschaft) beschäftigt sind, bildet die Basis der nationalen Volkswirtschaft (BIP-Anteil 58 %). Der Ackerbau, auf den rd. 80 % der Wertschöpfung im Agrarbereich entfallen, ist wichtigster Produktionszweig der Landwirtschaft; es folgen die Viehwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei. Nur 5,5 % der gesamten Landfläche sind Ackerland und Dauerkulturen (in Sansibar [Unguja Island] fast die gesamte nutzbare Inselfläche), 45 % werden als extensives Weideland (v. a. Rinderhaltung) genutzt. Es dominiert der kleinbäuerliche Familienbetrieb mit traditionellen Anbaumethoden (Hack- und Wanderfeldbau) und Wechselwirtschaft (Brandrodungsbau). Der Mechanisierungsgrad der Landwirtschaft ist sehr gering. Wichtigste Grundnahrungsmittel sind Maniok (Erntemenge 1995: 6 Mio. t), Mais (2,6 Mio. t.), Hirse (800 000 t), Reis (723 000 t) und Bananen (651 000 t). Die Anbauflächen der wichtigen Exportkulturen verteilen sich über das gesamte Territorium: Im Hochland werden v. a. Kaffee- und Teesträucher angepflanzt (Erntemenge: 40 000 t beziehungsweise 22 000 t) und Pyrethrum gewonnen; der Anbau von Cashew- und Kokosnüssen sowie Sisal konzentriert sich auf die Küstenregion, während Baumwoll- und Tabakplantagen im Westen dominieren (Erntemenge: 45 000 t beziehungsweise 27 000 t). Auf Sansibar (Unguja Island) und Pemba ist das wichtigste Anbauprodukt die Gewürznelke. Die Viehhaltung konzentriert sich auf das zentrale und nördliche Hochland.
 
Forstwirtschaft:
 
Von dem gesamten Holzeinschlag (1994: 35,7 Mio. m3) dienen lediglich rd. 6 % als Nutzholz, das betrifft so wertvolle Hölzer wie Zedern, afrikanisches Rosenholz und Mahagoni.
 
Fischerei:
 
Für den Eigenbedarf ist die Binnenfischerei bedeutsam (v. a. auf dem Victoria- und dem Tanganjikasee), die Hochseefischerei beschränkt sich aufgrund fehlender Schiffe und Ausrüstungen auf die Küstengewässer. Die gesamte Fangmenge lag 1994 bei 342 900 t, davon 85 % Süßwasserfische.
 
Bodenschätze:
 
Die Diamantenvorkommen (wichtiges Förderzentrum bei Mwadui) erschöpfen sich allmählich. Daneben werden kleinere Mengen an Gold, Edelsteinen, Glimmer, Erdöl, Zinn und Salz gefördert. Weitere vorhandene Bodenschätze (Nickel, Phosphate, Eisenerz u. a.) sind noch nicht erforscht.
 
Industrie:
 
Die Entwicklung des Industriesektors (1995: 17 % Anteil am BIP) ist v. a. vor dem Hintergrund hoher Importabhängigkeit und eines andauernden Devisenmangels zu sehen. Führende Branchen sind das Textil- und Nahrungsmittelgewerbe sowie die Tabakverarbeitung, wobei Klein- und Kleinstbetriebe vorherrschen. Zentren des verarbeitenden Gewerbes sind Daressalam, Tanga und Arusha.
 
Tourismus:
 
Tansania hat ein Drittel des Landes als Nationalparks beziehungsweise als Tierreservate ausgewiesen. Weitere touristische Anziehungspunkte sind die historischen Stätten auf Sansibar(Unguja Island), in Daressalam und Tanga sowie Strände und Korallenriffs am Indischen Ozean. 1995 kamen 280 000 Besucher.
 
Außenwirtschaft:
 
Seit 1970 ist die Handelsbilanz Tansanias stets defizitär (1995: Einfuhrwert 1,62 Mrd. US-$, Ausfuhrwert 0,64 Mrd. US-$). Da 75 % der Exporterlöse durch Agrarprodukte erzielt werden, ist der Außenhandel sehr stark von der Entwicklung auf dem Weltagrarmarkt bestimmt. Wichtigste Ausfuhrgüter sind Kaffee und Baumwolle mit (1995) 22 % beziehungsweise 18 % der Exporterlöse sowie Cashewnüsse, Tabak, Tee, Gewürznelken und Diamanten. Bedeutendste Handelspartner sind Großbritannien, Deutschland und Japan.
 
Verkehr:
 
Das Verkehrsnetz ist relativ gut entwickelt. Die zentrale Eisenbahnlinie von Daressalam nach Kigoma am Tanganjikasee sowie die Abzweigungen nach Arusha und nach Mwanza am Victoriasee erschließen einen Großteil des Landes. Die Tansam dient v. a. dem Transport der Kupfererze aus Sambia zum Hafen Daressalam. Das Eisenbahnnetz umfasst 2 600 km. Wichtigste Strecke des 88 000 km langen Straßennetzes (davon 980 km auf Sansibar [Unguja Island] und Pemba) ist die 1 930 km lange Verbindung von Tunduma an der Grenze zu Sambia über Dodoma nach Arusha mit Anschluss nach Nairobi und Mombasa in Kenia. Bedeutendster Hafen ist Daressalam; er dient auch als Transithafen für Sambia, Burundi, Ruanda und Uganda. Weitere Seehäfen sind Tanga, Mtwara und Sansibar. Auf den Binnenseen gibt es Fährverbindungen mit Kenia, Uganda, der Demokratischen Republik Kongo, Burundi, Sambia und Malawi. Auf dem Victoriasee verkehrt zwischen Mwanza und Port Bell eine Eisenbahnfähre. Internationale Flughäfen sind in Daressalam, am Kilimandscharo bei Arusha sowie auf Sansibar (Unguja Island).
 
 
Die Küste Ostafrikas war schon den europäischen und asiatischen Seefahrern der Antike bekannt. Ab dem 12. Jahrhundert entstand im Küstenbereich des heutigen Tansania die islamische Suahelikultur; eines ihrer Zentren war Kilwa (Kilwa Kisiwani). 1500-1650 stand die Küste unter portugiesischer Herrschaft, dann drängten Oman-Araber die Portugiesen bis Moçambique zurück. 1840 erhob der Sultan von Oman Said al-Busaidi (* 1790, ✝ 1856) Sansibar zur Hauptstadt und dehnte seine Macht über die Festlandsküste ins Innere aus. Im 19. Jahrhundert schlossen sich dort auch die Hehe (um Iringa), Nyamwezi (südlich des Victoriasees), Chaga (am Kilimandscharo) u. a. Völker zu größeren Staaten zusammen.
 
Auf Sansibar überwog ab 1843 britischer Einfluss. 1884 erwarb C. Peters im Inneren Land für seine Kolonialgesellschaft, die am 27. 2. 1885 einen Schutzbrief des Deutschen Reiches erhielt. 1890 übernahm nach einem Aufstand der Küstenbevölkerung das Deutsche Reich direkt die Regierung von Deutsch-Ostafrika; im Helgoland-Sansibar-Vertrag grenzten am 1. 7. 1890 Deutsche und Briten ihre Einflusszonen ab, dabei wurden die Inseln Sansibar und Pemba britisches Protektorat.
 
Einige Völker (z. B. die Hehe unter Mkwawa, der 1898 fiel) leisteten den Deutschen bewaffneten Widerstand, andere (Chaga, Sukuma) nahmen ihre Herrschaft hin. 1905-07 erfasste der von mehreren Völkern getragene, religiös und antikolonialistisch motivierte Maji-Maji-Aufstand weite Teile der Kolonie. Erst nach blutigen Kämpfen und einem langwierigen Buschkrieg wurde er aufgrund der waffentechnischen Überlegenheit der Kolonialtruppen niedergeschlagen. Im Ersten Weltkrieg verteidigte sich die deutsche Schutztruppe unter P. von Lettow-Vorbeck bis zum Waffenstillstand 1918.
 
Der größte Teil Deutsch-Ostafrikas fiel 1922 als Mandat des Völkerbundes, 1946 als UN-Treuhandgebiet an Großbritannien (Tanganyika Territory) und war Teil von Britisch-Ostafrika. 1954 formierte sich die Antikolonialbewegung Tanganyika African National Union (TANU) unter J. Nyerere. Sie erreichte am 3. 12. 1961 die Unabhängigkeit. Tanganjika wurde ein Jahr später Republik (Nyerere Präsident), blieb aber im Commonwealth.
 
Sansibar erhielt im Dezember 1963 die Unabhängigkeit unter seinem arabischen Sultan, der am 12. 1. 1964 gestürzt wurde. Die neue Regierung der Afro-Shirazi Party (ASP) unter Amani Karume (* 1905, ✝ 1972) stimmte im April 1964 der Union mit Tanganjika zu; die Vereinigte Republik heißt seitdem Tansania.
 
1965 trat eine Interimsverfassung in Kraft: Staatspräsident wurde der Präsident von Tanganjika, Nyerere, Erster Vizepräsident der Präsident von Sansibar, Karume; Basis des in der Verfassung festgelegten Einparteiensystems war in Tanganjika die TANU, in Sansibar die ASP. 1967 verkündete Nyerere ein Programm, das sozialistische Vorstellungen mit historisch gewachsenen afrikanischen Strukturen zu verbinden suchte. Dabei blieb besonders das Konzept der kollektiven »Ujamaa-Dörfer« umstritten, da die mit ihm verbundene, oft zwangsweise durchgeführte Umsiedlung Unzufriedenheit und wirtschaftliche Rückschläge verursachte. Nach 1970 verschärften ungünstige Weltmarktbedingungen die wirtschaftliche und soziale Situation des Landes.
 
Nach der Ermordung Karumes (1972) verlor unter dessen Nachfolger Aboud Jumbe (* 1920) Sansibar allmählich an innenpolitischem Gewicht. Unter dem Vorsitz von Nyerere schlossen sich im Februar 1977 TANU und ASP zur Einheitspartei Chama Cha Mapinduzi (CCM) zusammen. Die Verfassung vom April 1977 schrieb das Einparteiensystem fest.
 
Außenpolitisch schloss sich Tansania der Bewegung der blockfreien Staaten an und trat Versuchen entgegen, diese enger an das kommunistische Staatensystem anzulehnen. 1977 scheiterte mit der Auflösung der 1967 gegründeten Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) das Projekt einer engeren Verbindung mit Kenia und Uganda; 1996 wurde jedoch eine Neugründung vereinbart. Jahrelange Spannungen mit Uganda lösten 1978 einen Krieg zwischen beiden Staaten aus, der 1979 mit dem Sturz des ugandischen Präsidenten I. Amin Dada endete. Seit den 60er-Jahren unterstützte Tansania die schwarzafrikanischen Befreiungsbewegungen gegen die portugiesische Kolonialherrschaft im südlichen Afrika sowie gegen die weißen Minderheitsherrschaften in Rhodesien (heute: Simbabwe) und in der Republik Südafrika.
 
Im November 1985 wurde nach Nyereres Rücktritt A. H. Mwinyi zum Staatspräsidenten gewählt (1990 im Amt bestätigt), der 1992 den Übergang zum Mehrparteiensystem einleitete und nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidieren konnte. Neuer Staatspräsident wurde bei den unter chaotischen Umständen abgehaltenen Präsidentschaftswahlen 1995 B. W. Mkapa, der wirtschaftlichen Reformen anbahnte. Bei den Parlamentswahlen im Oktober 2000 siegte die regierende CCM, gleichzeitig wurde bei den Präsidentschaftswahlen Mkapa im Amt bestätigt. Große Probleme bereiten Tansania neben Armut und Unterernährung v. a. die weit verbreitete Korruption, politische Spannungen mit den Inseln Sansibar (Unguja Island) und Pemba (zum Teil separatistische Bestrebungen), ethnische Konflikte (besonders zwischen Hutu und Tutsi) in der Region zu Burundi, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo sowie die Versorgung der (2000) etwa 500 000 Flüchtlinge (hauptsächlich burundische Hutu).
 
 
J. K. Nyerere: Freedom and unity (London 1967, Nachdr. ebd. 1973);
 J. K. Nyerere: Freedom and socialism (Daressalam 1968, Nachdr. London 1974);
 J. K. Nyerere: Freedom and development (London 1974);
 
Tanzania before nineteen hundred, hg. v. A. Roberts (Nairobi 1968);
 
A history of Tanzania, hg. v. I. N. Kimambo u. a. (ebd. 1969, Nachdr. Ann Arbor, Mich., 1980);
 M. von Freyhold: Ujamaa villages in Tanzania. Analysis of a social experiment (New York 1979);
 J. Iliffe: A modern history of Tanganyika (Cambridge 1979, Nachdr. ebd. 1987);
 G. Hyden: Beyond Ujamaa in Tanzania. Underdevelopment and an uncaptured peasantry (London 1980, Nachdr. ebd. 1985);
 J. Herzog: Gesch. T.s (1986);
 I. G. Shivji: Law, state and the working class in Tanzania (London 1986);
 J. Koponen: People and production in late precolonial Tanzania. History and structures (Uppsala 1988);
 C. Scherrer: Tourismus u. selbstbestimmte Entwicklung - ein Widerspruch. Das Fallbeispiel Tanzania (1988);
 
Tanzania after Nyerere, hg. v. M. Hodd (London 1988, Nachdr. ebd. 1989);
 
East Africa handbook, hg. v. M. Hodd: (Bath 1998);
 H. Hecklau: Ostafrika. Kenya, Tanzania, Uganda (1989);
 K.-M. Seeberg: Der Maji-Maji-Krieg gegen die dt. Kolonialherrschaft. Histor. Ursprünge nat. Identität in T. (1989);
 R. Yeager: Tanzania, an African experiment (Boulder, Colo., 21989);
 R. Yeager: u. T. P. Ofcansky: Historical dictionary of Tanzania (Lanham, Md., 21997);
 S. Peiffer: Der IWF u. T. (1990);
 B. Aschenbrenner-Wellmann: Ethnizität in Tanzania (1991);
 K. Fiedler: Christentum u. afrikan. Kultur. Konservative dt. Missionare in Tanzania, 1900-1940 (1993);
 K. Engelhard: T. (1994);
 
Gemeinsam auf eigenen Wegen. Ev.-Luther. Kirche in Tanzania nach hundert Jahren, hg. v. J. Ngeiyamu u. J. Triebel (1994);
 M. Mmuya u. A. Chaligha: Political parties and democracy in Tanzania (Daressalam 1994);
 S. Mair: Polit. Wandel in Ostafrika. Kenia, T. u. Uganda auf dem Weg zur Demokratie? (1996);
 
Tanzania. Koloniale Vergangenheit u. neuer Aufbruch, hg. v. U. van der Heyden u. A. von Oppen (1996).

* * *

Tan|sa|nia [auch: ...'ni:a]; -s: Staat in Afrika.

Universal-Lexikon. 2012.