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Swasiland
Swa|si|land; -s:
Staat im südlichen Afrika.

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Swasiland,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 17 364 km2
 
Einwohner: (2000) 1,1 Mio.
 
Hauptstadt: Mbabane
 
Amtssprachen: Swasi und Englisch
 
Nationalfeiertag: 6. 9.
 
Währung: 1 Lilangeni (E; Plural: Emalangeni) = 100 Cent
 
Zeitzone: 1300 Mbabane = 1200 MEZ
 
Eigenbezeichnung Ngwane, amtliche Namen: Swasi Umbuso weSwatini, englisch Kingdom of Swaziland ['kɪȖdəm əv 'swɑːzɪlænd], deutsch Königreich Swasiland, Binnenstaat in Südostafrika, im Norden, Westen und Süden von der Republik Südafrika und im Osten von Moçambique umschlossen, mit 17 364 km2 nach Gambia der zweitkleinste Staat des afrikanischen Festlands, (2000) 1,1 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Mbabane; Amtssprachen sind Swasi und Englisch; Währung: 1 Lilangeni (E; Plural: Emalangeni, Abkürzung Ema.) = 100 Cent. Zeitzone: Osteuropäische Zeit (1300 Mbabane = 1200 MEZ).
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die Verfassung vom 13. 10. 1978, die in der revidierten Fassung vom 9. 10. 1992 gilt, bestimmt Swasiland als konstitutionelle Monarchie im Commonwealth. Staatsoberhaupt sowie oberster Inhaber der Exekutive und Legislative ist der König. Er ernennt den Premierminister und die übrigen Mitglieder des Kabinetts. Die Königinmutter fungiert als eine Art Korrektiv. Das seit 1978 existierende Zweikammerparlament dient als Beratungsorgan des Monarchen. Es besteht aus Nationalversammlung (55 direkt gewählte, 10 vom König ernannte Abgeordnete) und Senat (10 von der Nationalversammlung gewählte, 20 vom König ernannte Mitglieder). Seit 1996 arbeitet eine Verfassungs-Kommission an einer neuen Verfassung.
 
Parteien:
 
Obwohl laut Verfassung verboten, existieren Oppositionsparteien, z. B. People's United Democratic Movement (PUDEMO) und Swaziland Youth Congress (SWAYCO).
 
Wappen:
 
Das Wappen (seit 1968) zeigt im blauen Schild in der Mitte traditionelle Waffen der Swasi: pfahlweise angeordnet zwei Speere sowie einen Kampfstock, an dessen Ende sich als Zeichen königlicher Macht Federbüschel befinden. Überdeckt werden die Trutzwaffen von einem mit Federbüschel versehenen Kampfschild. Als Oberwappen dienen der ringförmige blaugoldene Kopfschmuck eines Swasikriegers und zwei Büschel aus Federn des einheimischen Witwenvogels. Schildhalter sind ein Löwe und ein Elefant. Das die Gesamtdarstellung unten abschließende Schriftband trägt das Motto »Siyinqaba« (»Wir sind die Festung«; nimmt Bezug auf König und Königinmutter, die diesen vertritt, wenn er an der Ausübung der Herrschaft gehindert ist).
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertag ist der 6. 9., der an die Erlangung der Unabhängigkeit 1968 erinnert.
 
Verwaltung:
 
Swasiland ist in vier Distrikte gegliedert. Sie werden von Kommissaren der Regierung verwaltet.
 
Recht:
 
Es gilt römisch-holländisches (südafrikanisches) Zivilrecht, daneben britisches Recht und Stammesrecht. Der Gerichtsaufbau, der englischem Vorbild folgt, besteht aus dem Court of Appeal sowie dem High Court, dem weitere Gerichtshöfe nachgeordnet sind. Daneben bestehen regionale Gerichte (einschließlich Berufungsinstanzen) sowie für die Swasi traditionelle Gerichte.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Streitkräfte beträgt etwa 4 500 Mann, die Ausrüstung umfasst hauptsächlich leichte Waffen.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Die Gebirgszone im Westen des Landes (im Mlembe 1 862 m über M.) ist Teil der Großen Randstufe des südafrikanischen Binnenhochlands (Hochveld). Dieses gut beregnete, von vielen Flüssen durchzogene, dank Aufforstung dicht bewaldete Bergland ist die wirtschaftlich wichtigste Region des Landes. Hier wird (in Ngwenya; schon für 4100 v. Chr. nachgewiesen) Eisenerz und (in Bulembu; seit 1939) Asbest abgebaut. Nach Osten schließt sich ein fruchtbares Hügelland (Middleveld) an, das wiederum nach Osten in das flache, ebenfalls fruchtbare Lowveld (200-300 m über M.) übergeht. Die natürliche Grenze gegen Moçambique im Osten bilden auf 150 km die Lebombo Mountains, eine basaltische, den Drakensbergen Südafrikas geologisch verwandte Bergkette (um 600 m über M.), die sich vom nördlichen Zululand 600 km lang nach Norden (bis zum Limpopo) erstreckt. Hauptfluss ist der Usutu mit seinen Nebenflüssen, der jenseits der Ostgrenze in den Pongola mündet; sein Tal ist das Hauptsiedlungsgebiet der Swasi.
 
Klima:
 
Das subtropische Klima ist in den Berggebieten gemäßigt und niederschlagsreich; das Middleveld, mit rd. 1 000 mm Jahresniederschlag ebenfalls gut beregnet, ist Hauptanbaugebiet. Das Lowveld ist heiß und trocken, hier gibt es ausgedehnten Bewässerungsfeldbau (v. a. Zuckerrohr).
 
Bevölkerung:
 
Über 90 % der Bevölkerung sind Swasi, 2,3 % Zulu, 2,1 % Weiße. 34 % der Bevölkerung leben in Städten, von denen die Hauptstadt Mbabane (1995: 52 000 Einwohner) und das Wirtschaftszentrum Manzini (100 000 Einwohner) die größten sind. Etwa 2 % der Bevölkerung leben als Kontraktarbeiter in der Republik Südafrika. Das jährliche Bevölkerungswachstum ist mit (1985-95) 3,1 % sehr hoch.
 
Religion:
 
Es besteht Religionsfreiheit. Nach Schätzungen gehören 70-80 % der Bevölkerung christlicher Kirchen und Gemeinschaften an: über 16 % protestantischen Kirchen (»Church of the Nazarene«, Methodisten, Pfingstler, Lutheraner u. a.), rd. 6 % der katholischen Kirche, rd. 1,4 % der anglikanischen Kirche, die Übrigen unabhängigen Kirchen (rd. 70 Denominationen). Das katholische Bistum Manzini ist Suffraganbistum von Pretoria; die anglikanische Diözese Swasiland (Bischofssitz: Mbabane) Teil der anglikanischen Kirche der Provinz Südafrika. Nichtchristliche religiöse Minderheiten bilden die rd. 3 000 Muslime (Inder, Ostafrikaner) und die Bahais. Traditionellen afrikanischen Religionen werden rd. 20 % der Bevölkerung zugerechnet.
 
Bildungswesen:
 
Es besteht eine mit Schulpflicht verbundene siebenjährige Primarschule und eine anschließende fünfjährige, zweistufige Sekundarsschule. Die Analphabetenquote beträgt 22,5 %. Swasiland besitzt eine Universität in Kwaluseni, 1964 zusammen mit Lesotho und Botswana gegründet (seit 1982 allein von Swasiland getragen).
 
Publizistik:
 
In Mbabane erscheinen zwei Tageszeitungen in englischer Sprache, »The Times of Swaziland« (gegründet 1897) und »Swaziland Observer« (gegründet 1981) mit einer Auflage von insgesamt 36 000 Exemplaren. Der regierungseigene Hörfunksender »Swaziland Broadcasting and Information Service« sendet in Englisch und Swasi. Weitere Hörfunkprogramme verbreiten der Privatsender »Swaziland Commercial Radio« (religiöse und Musiksendungen) und der protestantische Sender »Trans World Radio«. Die staatliche »Swaziland Television Broadcasting Corporation« strahlt ein Farbfernsehprogramm in Englisch aus.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Die Wirtschaft ist sehr stark abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung des Nachbarlandes Südafrika. Schwerpunkt ist die Landwirtschaft, deren Erzeugnisse zum Teil von der heimischen Industrie verarbeitet werden. Gemessen am Bruttosozialprodukt je Einwohner von (1995) 1 170 US-$ gehört Swasiland zu den Entwicklungsländern mit mittlerem Einkommen.
 
Landwirtschaft:
 
Im Agrarsektor erwirtschaften (1995) 34 % der Erwerbstätigen 12 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Der Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche (1992: 1,3 Mio. ha, davon 209 000 ha Ackerland) wird in Selbstversorgungswirtschaft genutzt (wobei der König über die lokalen Autoritäten das Land zum Anbau verteilt), der Rest gehört Landwirten europäischer Herkunft oder Gesellschaften. Für die Swasi ist die Viehhaltung wichtiger als der Ackerbau (Viehbestand 1995: 597 000 Rinder und 435 000 Ziegen). Für den Export wichtigstes Produkt des Ackerbaus ist Zucker (Erntemenge 1995: 3,8 Mio. t Zuckerrohr). Weitere Marktprodukte sind Baumwolle, Zitrusfrüchte und Ananas; an Nahrungsmitteln werden v. a. Mais und Hirse angebaut.
 
Forstwirtschaft:
 
Die v. a. im Bergland des westlichen Swasiland dominierende Forstwirtschaft hat aufgrund großflächiger Aufforstungen erheblich an Bedeutung gewonnen. Als Wald ausgewiesen sind (1995) 121 500 ha. Der Anteil von Nutzholz am Holzeinschlag von (1995) 2,3 Mio. m3 beträgt knapp 75 %.
 
Bodenschätze:
 
Das Asbestbergwerk von Havelock im äußersten Nordwesten ist eines der größten der Erde (Fördermenge 1995: 28 600 t). Außer der bei Mpaka abgebauten Steinkohle (1995: 172 000 t) gibt es Vorkommen von rd. 200 Mio. t Kohle an der Ostgrenze. Abgebaut werden auch Diamanten und wenig Gold. Vorkommen an Kaolin, Eisen- und Zinnerz sind bekannt.
 
Industrie:
 
Im industriellen Sektor (einschließlich Bergbau, Energie- und Bauwirtschaft) werden 42 % des BIP erwirtschaftet. Das verarbeitende Gewerbe ist v. a. auf die Veredelung der land- und forstwirtschaftlichen Produkte ausgerichtet. Daher dominieren Nahrungs- und Genussmittelindustrie (besonders Zuckerrohrverarbeitung) sowie Holz verarbeitende und Papierindustrie. Weiterhin gibt es Textil-, Metall verarbeitende und chemische Industrie. Wichtigster Industriestandort ist Manzini.
 
Tourismus:
 
Die Berglandschaft des Hochvelds im Westen des Landes, das hier angenehme Klima und mehrere Wildreservate bieten gute Voraussetzungen für den Tourismus. 1993 kamen 287 000 ausländische Gäste.
 
Außenwirtschaft:
 
Die Handelsbilanz ist seit Jahren negativ (1994: Einfuhrwert 775 Mio. US-$; Ausfuhrwert 343 Mio. US-$). Neben dem Hauptexportgut Zucker (1995: 16 % der Exporterlöse) werden v. a. Rinder, Fleisch, Holzprodukte und Baumwolle sowie Asbest, Diamanten und Kohle exportiert. Haupthandelspartner ist die Rep Südafrika.
 
Verkehr:
 
Die Eisenbahn (Streckenlänge 1997: 301 km) hat Anschluss an die Schienennetze von Südafrika (nach Richards Bay und Durban im Süden) und Moçambique (über Komatipoort) im Norden; sie dient nur dem Güterverkehr. Die Außenhandelsgüter werden v. a. zu den Häfen Maputo (Moçambique) und Richards Bay (Republik Südafrika) transportiert. Das Straßennetz umfasst (1995) 3 800 km; davon sind 28 % asphaltiert. Der internationale Flughafen Matsapa liegt 8 km westlich von Manzini. Staatliche Fluggesellschaft ist die Royal Swazi Air.
 
 
Die Swasi kamen im Rahmen der Nguni-Wanderung um 1750 in das Gebiet des heutigen Swasiland. Bedeutende Könige (Sobhuza I., * um 1780, ✝ 1839; Mswati II., * um 1820, ✝ 1868) formten im 19. Jahrhundert aus der Swasi-Oberschicht, alteingesessenen Sotho und anderen zugewanderten Nguni-Gruppen das Staatsvolk der Swasi. 1868 kamen die ersten Buren ins Land; 1894 übernahm die Burenrepublik Transvaal die Verwaltung von Swasiland, das nach dem Burenkrieg 1902 unter britische Oberhoheit geriet (seit 1907 mit eigener Protektoratsverwaltung), jedoch außerhalb der 1910 gegründeten Südafrikanischen Union blieb. 1967 erhielt es Autonomie, am 6. 9. 1968 entließ Großbritannien Swasiland als Monarchie im Rahmen des Commonwealth in die Unabhängigkeit. Swasiland blieb jedoch unter starkem Einfluss Südafrikas (u. a. 1982 geheimes Sicherheitsabkommen).
 
König Sobhuza II. (* 1899, ✝ 1982), der 1921 den Thron bestiegen hatte, blieb Staatsoberhaupt, hob 1973 die demokratische Verfassung auf und verbot alle Parteien. 1978 trat eine neue Verfassung in Kraft, die dem Zweikammerparlament jedoch nur beratende Rechte einräumte. Nach dem Tod Sobhuzas II. stand das Land zunächst unter der Regentschaft seiner Frau Dzeliwe, die 1983 durch Ntombi, eine weitere Frau Sobhuzas II., abgelöst wurde. Deren Sohn, Prinz Makhosetive, wurde am 25. 4. 1986 als Mswati III. zum König gekrönt. Seit Beginn der 90er-Jahre kam es wiederholt zu Protesten und Streiks der illegalen, jedoch zersplitterten Oppositions- und Demokratiebewegung gegen die absolutistische Herrschaft und für politische Liberalisierung, die durch Polizei und Militär gewaltsam unterdrückt wurden.
 
 
J. Jeske: Botswana, Lesotho, Swaziland. Agrargeograph. Struktur u. wirtschaftl. Verflechtung im südl. Afrika (1977);
 H. Kuper: Sobhuza II., Ngwenyama and king of Swaziland (London 1978);
 A. R. Booth: Swaziland, tradition and change in a southern African kingdom (Boulder, Colo., 1983);
 J. S. M. Matsebula: A history of Swaziland (Kapstadt 31988).
 

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Swa|si|land: Staat im südlichen Afrika.

Universal-Lexikon. 2012.