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Fourier
Fou|rier 〈[ fu-] m. 1〉 = Furier

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Fou|rier [fu'ri:ɐ̯ ], der; -s, -e [Furier]:
1.
a) (österr., schweiz.) für die Verpflegung u. das Rechnungswesen einer Einheit verantwortlicher Unteroffizier;
b) (schweiz.) dritthöchster Dienstgrad eines Unteroffiziers (zwischen Feldweibel u. Wachtmeister).
2. (veraltet) Furier (2).

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Fourier
 
[fu'rje],
 
 1) Charles, französischer Sozialphilosoph und utopischer Sozialist, * Besançon 7. 4. 1772, ✝ Paris 10. 10. 1837; lebte vom Erbe seines Vaters und war später als Angestellter tätig. Von der Aufklärung, J.-J. Rousseau und den Physiokraten beeinflusst, entwarf Fourier ein umfassendes System des utopischen Sozialismus. Eine Beseitigung des sozialen und politischen Verfalls soll durch eine an musikalischen und mathematischen Zahlenverhältnissen orientierte Neuordnung der Gesellschaft und allmählich der ganzen Welt in autarke häuslich-agrarische Gemeinschaften (»Phalanstères«) erreicht werden; auf der Grundlage einer natürlichen Entfaltung der menschlichen Bedürfnisse und Leidenschaften werden dabei universelle Einheit, Harmonie und Glück verwirklicht. - Fourier beeinflusste die Genossenschaftsbewegung und wirkte mit seiner Gesellschaftskritik (u. a. an allen Formen der Ausbeutung), mit seinen Gedanken über neue arbeitsteilige Produktionsformen, soziale Sicherheit, die Emanzipation der Frau, das Recht auf Arbeit und Leben sowie mit seiner Geschichtsauffassung u. a. auf K. Marx und F. Engels. Versuche seiner Anhänger, den Fourierismus in den USA zu verwirklichen (Brook Farm), scheiterten.
 
Werke: Théorie des quatre mouvements et des destinées générales (1808; deutsch Theorie der vier Bewegungen und der allgemeinen Bestimmungen); Traité de l'association domestique agricole, 2 Bände (1822); Le nouveau monde industriel et sociétaire (1829); L'harmonie universelle et le phalanstère, 2 Bände (1849); Le nouveau monde amoureux (Neuausgabe 1979; deutsch Aus der neuen Liebeswelt).
 
Ausgaben: Œuvres complètes, 12 Bände (Neuausgabe 1967-72).
 
Die harmonische Erziehung, herausgegeben von W. Apelt (1958); Ökonomisch-politische Schriften, herausgegeben von L. Zahn (1980, Auswahl).
 
Literatur:
 
W. Wessel: C. F. als Vorläufer der modernen Genossenschaftsbewegung (1929);
 A. Bebel: C. F., sein Leben u. seine Theorien (Berlin-Ost 51973);
 
Actualité de F., hg. v. H. Lefebvre (Paris 1975);
 G. Behrens: Die soziale Utopie des C. F. (Diss. Köln 1977).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Arbeiterbewegung: Anfänge der Arbeiterbewegung
 
 2) Jean-Baptiste Joseph, Baron de (seit 1808), französischer Mathematiker und Physiker, * Auxerre 21. 3. 1768, ✝ Paris 16. 5. 1830; bereits 1789 Professor für Mathematik an der Kriegsschule in Auxerre, 1796-98 an der École polytechnique in Paris. Der sich in den Revolutionsjahren auch politisch betätigende Fourier gehörte 1798-1801 dem wissenschaftlichen Stab der ägyptischen Expedition Napoleons an und war 1802-15 Präfekt des Départements Isère in Grenoble. 1817 wurde er Mitglied und 1822 ständiger Sekretär der Académie des sciences. - Fouriers wissenschaftlicher Ruhm als einer der bedeutenden Mathematiker des 19. Jahrhunderts beruht auf seiner Theorie der Wärmeausbreitung und -leitung (»Théorie analytique de la chaleur«, 1822; deutsch »Analytische Theorie der Wärme«), die er in Teilen bereits 1807 und 1812 der Académie vorgelegt hatte. Die hier eingeführte Methode der Entwicklung von Funktionen in Fourier-Reihen und der Darstellung durch Fourier-Integrale hat sich nicht nur für die Mathematik, sondern auch für die theoretische Physik als außerordentlich fruchtbar erwiesen, sodass Fourier als einer ihrer Begründer gelten kann. Fouriers Arbeiten machten deutlich, dass auch unstetige Funktionen analytisch darstellbar sind, und erzwangen so eine Revision des herkömmlichen (Eulerschen) Funktionsbegriffs. - Fourier befasste sich außerdem u. a. mit Problemen der Wahrscheinlichkeitstheorie, der Statistik und der Theorie der Gleichungen. Er führte auch den Begriff der physikalischen Dimension ein.
 
Ausgabe: Œuvres, 2 Bände (1888-90).
 

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Fou|rier [fu'ri:ɐ̯], der; -s, -e [↑Furier]: 1. a) (österr., schweiz.) für die Verpflegung u. das Rechnungswesen einer Einheit verantwortlicher Unteroffizier; b) (schweiz.) dritthöchster Dienstgrad eines Unteroffiziers (zwischen Feldweibel u. ↑Wachtmeister). 2. Furier (2).

Universal-Lexikon. 2012.