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Gesellschaftskritik
Ge|sẹll|schafts|kri|tik 〈f. 20Kritik an bestimmten Erscheinungen u. Entwicklungen in einer Gesellschaftsordnung; Sy Sozialkritik

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Ge|sẹll|schafts|kri|tik, die <o. Pl.>:
Kritik an einer bestehenden Gesellschaft (1).

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I
Gesellschaftskritik,
 
im weiteren Sinne jede unterscheidende, wertende oder auch anklagende Bezugnahme auf gesellschaftliche Erscheinungen oder eine Gesellschaft im Ganzen. Sie äußert sich beispielsweise als wechselseitige Kritik von Jung und Alt, als Unmut an Herrschaftsstrukturen und Machtausübung, als teilweise Distanzierung bei der Ausbildung von Identität, schließlich im Streit der Verhaltensstile und Moden. Im engeren Sinne bezeichnet Gesellschaftskritik jene Form der kritischen Bezugnahme, die einen allgemein geltenden, historisch begründeten Maßstab voraussetzt. Dieser Maßstab kann in anthropologischen, religiösen, philosophisch-weltanschaulichen oder politischen Überzeugungen begründet sein; er verbindet sich mit dem Bewusstsein von der Existenz eines eigenständigen gesellschaftlichen Feldes und führt dazu, dass sich diese Art der Gesellschaftskritik auch programmatisch gegen Grundlagen, Bewegungsformen und Strukturen sowie gegen ganze Gesellschaftsformationen zu wenden vermag.
 
Von epochaler Bedeutung für die Geschichte der Gesellschaftskritik erwies sich die Emanzipation des Bürgertums seit dem 17. Jahrhundert. Mit der bürgerlichen Gesellschaftskritik wurde erstmals das Gesellschaftsmodell selbst im Namen eines neuen Maßstabes, des Menschen, Gegenstand der Kritik. Mit der Vorstellung einer »Öffentlichkeit« aller vernünftig Denkenden (I. Kant) wurde zudem für diese Kritik ein neues Feld erschlossen, das seinerseits geeignet schien, Medium und Maßstab der Kritik in einem zu sein. Utopische Staatsentwürfe bildeten hierzu ebenso eine Vorlage wie Erziehungsschriften und moralphilosophische Betrachtungen.
 
Konnte so die Französische Revolution als Ergebnis von Gesellschaftskritik aufgefasst werden, war sie doch auch gleichzeitig - mit der »Entstehung der politischen Strömungen« - Grundlage der Gesellschaftskritik seit dem 19. Jahrhundert. Insbesondere die konservative Gesellschaftskritik des 19. und 20. Jahrhunderts wurde weitgehend durch das Trauma der politischen Revolution bestimmt, als deren Ursachen neben Aufklärung, Rationalismus, Säkularisation und Industrialisierung die Auflösung der alten Ständeordnung sowie das Versagen der alteuropäischen Eliten ausgemacht wurden. Dieser antimodernistische Einschlag der Gesellschaftskritik wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend zur ideologischen Grundlage der oberen sozialen Schichten, die sich durch die Modernisierung und Differenzierung der Gesellschaft und unter der Doppelbelastung einer »Bedrohung« durch die Arbeiterbewegung einerseits und die Strukturwandlungen der Industriegesellschaft andererseits mit nationalistischen (speziell antisemitischen) Vorstellungen auflud. So konnte sich jenes Konglomerat aus Technikbegeisterung, Chauvinismus und Biologismus ausbilden, das in den Ersten Weltkrieg führte und in dessen Schatten die nationalsozialistische Gesellschaftskritik wuchern konnte.
 
Anders als die liberale Gesellschaftskritik, die von der Position eines Verfassungsstaates aus bei weitestgehendem Individualismus ihren Blick nur auf die den Einzelnen einschränkenden Phänomene moderner Gesellschaften richtete, nahm die marxistische und sozialistische Gesellschaftskritik für sich in Anspruch, die Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft ganz infrage zu stellen. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich jedoch eine zunehmend eigenständigere Richtung sozialistischer, dann sozialdemokratischer Gesellschaftskritik, die ebenfalls von den Widersprüchen kapitalistischer Gesellschaften ausging, dann aber unter deutlich moralistischer Argumentation auf die Weckung und Stärkung von Reformbereitschaft zielte (Gewerkschaftsbewegung). Diese Art der Gesellschaftskritik gewann durch den Aufstieg der sozialistischen Parteien und durch das Entstehen neuer marxistischer Bewegungen (Revisionismus E. Bernsteins sowie die austromarxistische Schule) an Boden und prägte nach 1945 die Gesellschaftskritik der sozialistischen, später auch der eurokommunistischen Parteien Westeuropas.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich in Soziologie und Philosophie zunächst eine kultur-konservative Gesellschaftskritik, die vor allem an den Erscheinungen der modernen Massengesellschaft Anstoß nahm. Dagegen wandte sich seit den Sechzigerjahren eine zunächst eher sozialreformerische, dann eine sich schnell radikalisierende Gesellschaftskritik, die zu neuen Möglichkeiten der Gesellschaftskritik führte (Selbsthilfeorganisationen, Bürgerinitiativen, alternative Medien). Zugleich zeigte sich jedoch, dass eine Durchsetzung radikaler gesellschaftskritischer Ideen angesichts der Aufnahme- (und auch Reform-)Fähigkeit bürgerlicher Demokratien deutliche Grenzen gesetzt sind.
II
Gesellschaftskritik,
 
das Bemühen, einer historisch konkreten Gesellschaft oder ihren Einzelerscheinungen mit dem Maßstab einer vergangenen, als real vorgestellten, oder künftigen, im utopischen Denken entworfenen Sozialordnung entgegenzutreten. Jedes philosophische Gesellschaftsmodell enthält das Element der Kritik an der real existierenden Gesellschaft; das gilt für die Ethik des Aristoteles, für die im Mittelalter der Civitas terrena gegenübergestellte Civitas Dei oder auch z. B. für das durch J.-J. Rousseau dem französischen Ancien Régime als Spiegel vorgehaltene Modell einer auf dem (angenommenen) Naturzustand des Menschen beruhenden vorstaatlichen Ordnung. Seit der Französischen Revolution erhielt Gesellschaftskritik eine neue Qualität, da nun die realitätsverändernde Kraft des theoretischen Vorgriffs in Abwehr und Angriff erkannt worden war.
 
Die konservative Gesellschaftskritik des 19. und 20. Jahrhunderts wurde zunächst durch das Trauma der politischen Revolution bestimmt (E. Burke, F. Gentz, J. de Maistre, Donoso Cortés, F. J. Stahl), suchte aber die eigentlichen Ursachen der Revolution teils in Aufklärung, Rationalismus und Säkularisation, teils in der Industrialisierung und der mit ihr verbundenen ökonomischen Ablösung der alten vorindustriellen Führungsschichten. So war die früheste Kritik an der neu entstandenen bürgerlichen Gesellschaft antimodernistisch, was bei Denkern wie L. von Stein zur Konzeption des sozialen Königtums führte. Die breite Sozialbewegung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, aber auch die zunehmend sich radikalisierende Protestbewegung des Mittelstands, der sich von »Arbeit« und »Kapital« gleichermaßen bedroht sah, flüchtete unter den Schutz starker Staatsgewalt. Antisemitismus und extremer Nationalismus, im Ansatz konservativer Gesellschaftskritik nicht enthalten, wurden aber bis zur Jahrhundertwende Vehikel ihrer Massenwirkung, die schließlich den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, später die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten begünstigten.
 
Die liberale Gesellschaftskritik beruht auf dem politischen Ideal der bürgerlichen Emanzipation, die einer allgemeinen Vernunft zum Siege verhelfen soll, auf der wirtschaftlichen Leitidee vom aufgeklärten Selbstinteresse der wirtschaftenden Individuen (Adam Smith) und der naturrechtlichen Vorstellung vom »Trieb zur Glückseligkeit« (C. G. Svarez). Solche Sichtweise reduziert die Funktion des Staates auf die bloße Garantie der gesellschaftlichen Funktionsbedingungen. Am ausgeprägtesten fanden sich derartige Vorstellungen im Großbritannien der Mitte des 19. Jahrhunderts (J. S. Mill). Zu einer Renaissance der liberalen Gesellschaftskritik kam es im 20. Jahrhundert besonders nach 1945 in Westeuropa, nach den Erfahrungen der totalitären Gesellschafts- und Wirtschaftskonzepte. Von der Position eines Verfassungsstaates aus registriert sie alle Phänomene, die den Einzelnen in der modernen Gesellschaft einengen (D. Riesman, K. R. Popper, R. Dahrendorf).
 
Die sozialistische und marxistische Gesellschaftskritik stellte dagegen die Grundlagen der bürgerlichen Gesellschaft infrage. Diese Fundamentalkritik knüpfte an die frühsozialistische Gesellschaftskritik des 19. Jahrhunderts (C. H. de Saint-Simon, C. Fourier, P. J. Proudhon) an. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts. entwickelte sich jedoch eine zunehmend eigenständigere Richtung sozialistischer, dann sozialdemokratischer Gesellschaftskritik, die ebenfalls von den Widersprüchen kapitalistischer Gesellschaften ausging, dann aber unter deutlich moralischer Argumentation auf die Weckung und Stärkung von Reformbereitschaft zielte (Gewerkschaftsbewegung). Diese Art der Gesellschaftskritik gewann durch den Aufstieg der sozialistischen Parteien, durch den Revisionismus E. Bernsteins und die austromarxistische Schule (O. Bauer, F. Adler, R. Hilferding) an Boden und prägte nach 1945 die Gesellschaftskritik der sozialistischen, später auch der eurokommunistischen Parteien Westeuropas.
 
Gegenwart:
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich in Soziologie und Philosophie zunächst eine kulturkonservative Gesellschaftskritik, die v. a. an den Erscheinungen der modernen Massengesellschaft Anstoß nahm (in der Bundesrepublik Deutschland H.-J. Schoeps, A. Mohler, A. Gehlen, H. Freyer). Von neomarxistischen Positionen ging die Frankfurter Schule aus. Neue Formen erwuchsen in den 60er-Jahren aus einer zunächst eher sozialreformerischen Richtung (A. und Margarete Mitscherlich, A. Plack), die sich aber schnell radikalisierte, um in die Aktionen der APO und in die 68er Ereignisse zu münden. In der Folge zeigte sich allerdings, dass einer Durchsetzung radikaler gesellschaftskritischer Ideen in der auf Konsens angewiesenen bürgerlichen Demokratie deutliche Grenzen gesetzt sind. In die Praxis umgesetzte Gesellschaftskritik, meist mit ökologischer Zielsetzung, demonstrieren die Alternativkultur und die Bürgerinitiativen.
 
In den kommunistisch regierten Ländern war nach dem Selbstverständnis der Herrschenden ein gesellschaftskritischer Diskurs nicht möglich und konnte juristisch belangt werden. Unter diesen schwierigen Bedingungen artikulierte sich Gesellschaftskritik etwa seit den 70er-Jahren im Rahmen der Bürgerbewegungen, ohne über die Möglichkeiten öffentlicher Wirksamkeit in den betreffenden Ländern zu verfügen.
 
Durch die Umwälzungen von 1989/90 wurde die Gesellschaftskritik von sozialistischen Positionen aus (wie sie R. Bahro noch 1978 vertreten hatte, andere Ansätze kamen von R. Havemann) grundsätzlich infrage gestellt. Gesellschaftskritik an der westlich geprägten Zivilisation kommt heute v. a. von Personen, Gruppen und Parteien mit ökologischer Zielsetzung, ohne dass praktikable alternative Gesellschaftsmodelle vorgelegt würden. Antimoderne Gesellschaftskritik kommt von den Vertretern des Fundamentalismus aller Spielarten.
 
Gesellschaftskritik in Literatur und Kunst:
 
Im Dienste direkter Kritik stehen die entsprechend ausgerichteten Sachtexte (Pamphlet, Kampfschrift, Essay, Reportage) und alle Arten von Publizistik, doch auch die fiktionale Literatur vermittelt oft die gesellschaftskritischen Absichten des Autors. Spiegelungen sozialer Reibungsverhältnisse und Widersprüche, Klagen gegen Ungerechtigkeit finden sich bereits in antiken Texten (so bei Hesiod, Aristophanes, Juvenal). Mittelalterliche Gesellschaftskritik äußerte sich im Wesentlichen in Verurteilungen von Verstößen gegen die gottgewollte Ordnung (so bei Wernher der Gartenaere und in den Liedern des Troubadours Marcabru). Zu Beginn der Neuzeit erhielt die gesellschaftskritische Literatur durch die Erfindung des Buchdrucks bis dahin nicht gekannte Möglichkeiten der Verbreitung. In Ständesatiren (die bedeutendste S. Brants »Narrenschiff«), Fürstenspiegeln, aber auch in den deutschen Volksbüchern wurde Gesellschaftskritik formuliert, fundamentale Kritik v. a. an der katholischen Kirche übten die Schriften der Humanisten. Eine wesentliche Rolle dabei spielte auch die Reproduktionsgrafik (besonders als Bilderbogen und Flugblatt), die ihre künstlerische Blüte im 16./17. Jahrhundert erlebte. Gesellschafts- und Zeitkritik in der bildenden Kunst ist in sinnbildlichen Darstellungen zu finden (A. Dürers »Apokalypse« von 1498, »Totentanz« von H. Holbein dem Jüngeren, 1523-26) oder zeigt sich in offenerer Form (u. a. Petrarcameister), v. a. in den Flugblättern während und nach der Reformation und dem Bauernkrieg. In den Niederlanden entstanden, zum Teil unter Einfluss humanistischem Gedankenguts, etwa ab Mitte des 16. Jahrhunderts moralisierende Darstellungen (H. Bosch, P. Aertsen, P. Bruegel der Ältere ), die ihre Fortsetzung in Teilen der holländischen Kunst des 17. Jahrhunderts fanden. Seit dem 17. Jahrhundert bestimmte das Emanzipationsstreben des Bürgertums die literarische Gesellschaftskritik. Die neue Gattung des Romans bot durch vielschichtige Handlungen, ohne Bindung an die klassische Poetik, neuartige Möglichkeiten (M. de Cervantes, F. Rabelais, J. J. C. von Grimmelshausen). Eine explizit gesellschaftskritische Funktion erhielt die europäische Literatur in der Aufklärung. Wesentlich für diese neue Qualität war die Herausbildung der Öffentlichkeit, die Teil bürgerliche Emanzipation war. Die neuen Gattungen Briefroman (in England u. a. S. Richardson, in Frankreich Montesquieu, Rousseau) und bürgerliches Trauerspiel (G. E. Lessing) erwiesen sich als besonders geeignet, aufklärerische Kritik an den überkommenen Normen zu propagieren. In Deutschland erreichte die literarische Gesellschaftskritik mit dem Sturm und Drang einen ersten Höhepunkt. In der bildenden Kunst des 17. Jahrhunderts zeigt die zeitkritische Auseinandersetzung mit dem Krieg im Werk J. Callots die Spannbreite sozialer Erfahrungen. Ein Meister scharfer Gesellschaftskritik im England des 18. Jahrhunderts war W. Hogarth. Die nachfolgende englische Karikatur um 1800 (u. a. J. Gillray, T. Rowlandson) stellt einen Höhepunkt der Gesellschaftskritik in der Kunst dar. Im Schaffen von Goya y Lucientes, der die Reihe bedeutender Karikaturisten des 19. Jahrhunderts. eröffnete (u. a. H. Daumier, Grandville, G. Doré), erreichte eine gegen Absolutismus, Klerikalismus und Fremdherrschaft gezielte Gesellschaftskritik eine bis dahin unerreichte Schärfe.
 
Die sozialen Verwerfungen und Umwertungen in der Folge der Französischen Revolution gaben der Gesellschaftskritik in der Literatur eine andere Richtung. Ablehnung und Skepsis gegenüber der modernen Welt äußerten sich im Rückzug in die Natur, in exotischer Ferne und vergangene Epochen. So hatte die europäische Romantik zwar ihre Wurzeln in der Gesellschaftskritik, in ihren Texten spiegelt sie sich aber nur indirekt.
 
Die deutsche Literatur erhielt mit der Bewegung des Jungen Deutschland wieder eine gesellschaftskritische Ausrichtung (H. Heine), im europäischen Maßstab mündete das Streben nach psychologisch und sozial präziser (künstlerischer) Beschreibung der Menschen und ihrer Lebensumstände in die Gesellschaftskritik des Realismus, dessen Methoden - regional und historisch unterschiedlich - auf die gesamte Weltliteratur ausstrahlten. In der bildenden Kunst wurde der kritische Realismus als entwickelte Form der Gesellschaftskritik v. a. in der sozialkritischen Genremalerei wirksam.
 
Zum Programm gehörte die Gesellschaftskritik bei den deutschen Expressionisten. Sie fand des Weiteren ihren Ausdruck in den Provokationen des Dadaismus und der surrealistischen Bewegung, in der radikalen Kritik des Ersten Weltkriegs (u. a. K. Tucholsky, R. Rolland, E. M. Remarque, O. Dix, Käthe Kollwitz), in der offenen Parteinahme für sozialrevolutionäre Politik (E. Mühsam, B. Brecht, U. Sinclair, J. Heartfield, E. E. Kisch, G. Grosz, H. Eisler). Die internationale antifaschistische Literatur und Kunst schloss immer Gesellschaftskritik ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Auseinandersetzung mit Faschismus und Krieg im Mittelpunkt der Gesellschaftskritik in Literatur und Kunst, besonders bei den Vertretern der Littérature engagée und denen der Gruppe 47. In der Folge der Studentenrevolte von 1968 verschärften sich zwar noch einmal die kritischen Tendenzen in der Literatur, doch gehen seitdem in der westlichen Industriegesellschaft vom gesamten kulturellen Bereich kaum noch produktive Anstöße aus.
 
Unter den Bedingungen einer totalitären Herrschaft, die die Freiheit des Wortes unterdrückt, kam und kommt der literarischen Gesellschaftskritik eine besondere Bedeutung zu. Die Belletristik übernimmt zum Teil die Funktion der fehlenden freien Medien, ihre Texte werden von den Lesern in erster Linie nach ihrem offenen oder versteckten kritischen Potenzial beurteilt. So war z. B. die Rezeption von Literatur und Kunst in sozialistischen Ländern in den vergangenen Jahrzehnten nach innen und nach außen entscheidend von diesem Maßstab bestimmt.
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Gesellschaft · Journalismus · Kritik · Kulturphilosophie · öffentliche Meinung · politische Dichtung
 
Literatur:
 
M. Beer: Allg. Gesch. des Sozialismus u. der sozialen Kämpfe (71931, Nachdr. 1971);
 P. Hazard: Die Krise des europ. Geistes (a. d. Frz., 12.-16. Tsd. 1948);
 R. Dahrendorf: Soziale Klassen u. Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft (1957);
 A. Nitschke: Naturerkenntnis u. polit. Handeln im MA. (1967);
 C. Caudwell: Bürgerl. Illusion u. Wirklichkeit (a. d. Engl., 1971);
 C. Caudwell: Studien zu einer sterbenden Kultur (a. d. Engl., 1974);
 
Phänomen Sozialkritik, Objekt Wirtschaft. 13. Gespräch zw. Wirtschaft u. Wiss., hg. v. O. A. Friedrich (1971);
 H. H. Holz: Vom Kunstwerk zur Ware. Studien zur Funktion des ästhet. Gegenstandes im Spätkapitalismus (1972);
 D. u. K. Claessens: Kapitalismus als Kultur. Entstehung u. Grundl. der bürgerl. Gesellschaft (Neuausg. 1979);
 W. Hofmann: Ideengesch. der sozialen Bewegung des 19. u. 20. Jh. (61979);
 
Zum Funktionswandel der Lit., hg. v. P. Bürger (1983);
 E. Bloch: Freiheit u. Ordnung. Abriß der Sozialutopien (Neuausg. 1986);
 A. Plack: Die Gesellschaft u. das Böse (Neuausg. 1991);
 R. Koselleck: Kritik u. Krise (Neuausg. 71992);
 A. Mitscherlich: Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft (181992);
 J. Habermas: Erkenntnis u. Interesse (111994);
 J. Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit (Neuausg. 41995).

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Ge|sẹll|schafts|kri|tik, die <o. Pl.>: Kritik an einer bestehenden ↑Gesellschaft (1): Ein jeder Detektivroman ist unbewusste G. dort, wo die augenblickliche Klassenschichtung vom Bewusstsein als endgültig und gottgewollt hingenommen wird (Reinig, Schiffe 124).

Universal-Lexikon. 2012.