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Jansenismus
Jan|se|nịs|mus 〈m.; -; unz.; 17./18. Jh.〉 Bewegung in der kathol. Kirche Frankreichs, die eine von den Jesuiten abweichende Auffassung von der Prädestinationslehre Augustins vertrat [nach Cornelius Jansenius, auch Jansen, Bischof von Ypern, 1585-1638]

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Jansenịsmus
 
der, -, eine von C. Jansen ausgehende katholische Reformbewegung im 17./18. Jahrhundert, die v. a. in Frankreich Theologie und Spiritualität stark geprägt hat. Anknüpfend an den Augustinismus des M. Bajus hatte Jansen in seinem Werk »Augustinus« (1640 postum veröffentlicht) eine Gnadenlehre entwickelt, die v. a. der jesuitische Theologie widersprach: Die göttliche Gnade verstand er als »unwiderstehliche« und »immer siegreiche«, dergegenüber dem freien Willen des Menschen kaum noch eine Bedeutung zukomme. Dieses Gnadenverständnis hatte eine religiös-asketische Verinnerlichung der Spiritualität und einen moralischen Rigorismus zur Folge. Zu den führenden Persönlichkeiten der jansenistischen Bewegung gehörten J. Du Vergier de Hauranne, A. Arnauld, B. Pascal und P. Quesnel. Ihr geistiges Zentrum war das von Angélique Arnauld geleitete Zisterzienserinnenkloster Port-Royal bei Versailles, dem sich zeitweise auch jansenistische Laien als »Einsiedler« anschlossen (z. B. B. Pascal, der hier seine »Lettres à un Provincial« gegen die jesuitische Moralauffassung schrieb). - Schon 1642 war Jansens »Augustinus« wegen seiner Überbewertung der Gnade von Urban VIII. verurteilt worden. 1653 verwarf Innozenz X. fünf »Propositionen«, eine Art Quintessenz des »Augustinus«, als häretisch. Die französischen Jansenisten erkannten zwar die Verurteilung als rechtmäßig an, leugneten aber, dass die »Propositionen« der Lehre Jansens entsprächen, und waren lediglich zu einem »Silentium obsequiosum« (ehrerbietiges Schweigen) bereit. Schwere Zusammenstöße folgten auf die Bulle Klemens' XI. (»Vineam Domini«, 1705), in der »ehrerbietiges Schweigen« für ungenügend erklärt wurde. 1709 ließ Ludwig XIV. Port-Royal gewaltsam auflösen und 1711 die Gebäude niederreißen. Auf Betreiben der Jesuiten veröffentlichte Klemens XI. 1713 die Bulle »Unigenitus«, in der 101 jansenistisch gefärbte Thesen Quesnels verurteilt wurden. Erfolgreich bekämpft wurde der Jansenismus von Kardinal A. H. de Fleury, der u. a. 1728 ein Gesetz gegen die jansenistische Presse erließ. Ab etwa 1730 wurde der Widerstand der Jansenisten mehr und mehr gebrochen. Es kam zu einer allmählichen Integration jansenistischer Vorstellungen in das Leben der katholischen Kirche Frankreichs, damit wurde hier die Bildung einer eigenen Konfession vermieden. - Der Jansenismus fand erhebliche Verbreitung in den Niederlanden (Utrechter Kirche), auch in Italien (Synode von Pistoia, 1786) und Österreich, jedoch in Deutschland nur wenig.
 
Literatur:
 
B. Groethuysen: Die Entstehung der bürgerl. Welt- u. Lebensanschauung in Frankreich, 2 Bde. (1927, Nachdr. 1978);
 J. Orcibal: Les origines du Jansénisme, 3 Bde. (Paris 1947-48);
 P. Hersche: Der Spät-J. in Österreich (Wien 1977);
 I. Bonnot: Hérétique ou saint? Henry Arnauld, évêque janséniste d'Angers au XVIIIe siècle (Paris 1984).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Jansenismus: Eine Elitemoral
 

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Jan|se|nịs|mus, der; - [nach dem niederl. Theologen Cornelius Jansen (1585-1638)]: eine auf Augustinus zurückgreifende katholisch-theologische Richtung, die (in starker Auseinandersetzung mit Rom) bes. in Frankreich im 17./18. Jh. großen Einfluss hatte.

Universal-Lexikon. 2012.