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La Fayette
La Fayette
 
[lafa'jɛt], Lafayette,  
 1) Marie Joseph Motier [mɔ'tje], Marquis de, französischer General und Politiker, * Schloss Chavaniac (Département Haute-Loire) 6. 9. 1757, ✝ Paris 20. 5. 1834; nahm seit 1777 am amerikanischen Unabhängigkeitskampf teil und trug wesentlich zur Kapitulation der Briten bei Yorktown (19. 10. 1781 bei. 1789 wurde er Mitglied der Generalstände; als leidenschaftlicher Anhänger des Freiheitsgedankens reichte er der Nationalversammlung am 11. 7. 1789 einen Vorschlag zur Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Déclaration des droits de l'homme et du citoyen) ein; nach dem Sturm auf die Bastille befehligte er die Pariser Nationalgarde, die das wohlhabende Bürgertum organisierte; auf einen Vorschlag La F.s wird die dreifarbige Nationalkokarde (Trikolore) zurückgeführt. Eine Zeit lang war La F. einer der führenden Politiker der Revolution, gelangte aber aus persönlichen Gründen nicht zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Graf Mirabeau. Sein Bemühen, die Radikalisierung der Revolution aufzuhalten, scheiterte u. a. an der Flucht Ludwigs XVI. (Juni 1791). Das »Marsfeldmassaker« der Nationalgarde vom 17. 7. 1791 untergrub seine Popularität. Nach dem Sturm auf die Tuilerien (10. 8. 1792 wollte er als General einer Armee auf Paris marschieren, musste aber am 19. 8. zu den Österreichern fliehen. Unter der Herrschaft Napoleons lebte er zurückgezogen auf seinen Gütern in Frankreich. Seit 1818 war La F. liberaler Abgeordneter. In der Julirevolution von 1830 führte er wieder die Nationalgarden. Er unterstützte die Thronbesteigung Louis Philippes, ging aber bald in die Opposition, da er die Revision der »Charte constitutionelle« Ludwigs XVIII. ablehnte.
 
Ausgaben: Mémoires, correspondance et manuscrits du général Lafayette, 6 Bände (1837-38); Correspondance inédite de La F. 1793-1801, herausgegeben von J. Thomas (1903).
 
Literatur:
 
L. Gottschalk u. M. Maddox: L. in the French Revolution, 2 Bde. (Chicago, Ill., 1969-73);
 L. Gottschalk: L. between the American and French Revolution (Neuausg. ebd. 1974).
 
 2) Marie-Madeleine Comtesse de, geborene Pioche de la Vergne [pjɔʃdəla'vɛrɲ], französische Schriftstellerin, getauft Paris 18. (16. ?) 3. 1634, ✝ ebenda 25. 5. 1693; verkehrte früh im Salon der Marquise de Rambouillet, heiratete 1655 den Comte François de La F. (✝1683), den sie 1658 wieder verließ. In Paris eröffnete sie einen eigenen Salon, war u. a. mit J. R. de Segrais (unter dessen Namen sie zum Teil veröffentlichte) und besonders mit La Rochefoucauld befreundet, nach dessen Tod sie ein zurückgezogenes Leben führte. Ihr wichtigstes Werk ist der Roman »La princesse de Clèves« (1678; deutsch »Die Prinzessin von Clèves«), der mit der Tradition des heroisch-galanten Romans bricht. An die Stelle idealisierter Handlungen und wirklichkeitsferner, stereotyper Figuren tritt ein zeitlich und räumlich genau fixiertes Geschehen und - bei völligem Verzicht auf äußere Motivation - eine subtile psychologische Darstellung. Im Mittelpunkt steht die seelische Verfassung einer die Liebe nicht als galantes Abenteuer, sondern als schicksalhafte Tragödie erlebende Gestalt im Widerstreit zwischen Pflicht und Leidenschaft. Die Psychologisierung der Handlung setzte neue Maßstäbe für die bis dahin als minderwertig geltende Gattung, damit steht das Werk am Beginn des modernen europäischen Romans.
 
Weitere Werke: Romane: La princesse de Montpensier (1662; deutsch Die Prinzessin von Montpensier); Zayde, 2 Bände (1670-71; deutsch Zaida); La comtesse de Tende (herausgegeben 1724).
 
Ausgaben: Correspondance, herausgegeben von A. Beaunier, 2 Bände (1942); Romans et nouvelles, herausgegeben von É. Magne (Neuausgabe 1963).
 
Literatur:
 
E. Köhler: Madame de Lafayettes »La princesse de Clèves«. Studien zur Form des klass. Romans (1959);
 R. Francillon: L'œuvre romanesque de Madame de La F. (ebd. 1973);
 A. Niderst: »La princesse de Clèves«, le roman paradoxal (Paris 1973);
 P. Malandain: Madame de La F. »La princesse de Clèves« (ebd. 1985);
 R. Duchêne: Madame de La F. (ebd. 1988).

Universal-Lexikon. 2012.