Klez|mer 〈[ klɛ̣s-]; Mus.〉
I 〈f. od. m.; -; unz.〉 traditionelle jüdische Instrumentalmusik (besonders Klarinettenmusik) aus Osteuropa
II 〈m. 3〉 Musiker, der Klezmer (I) spielt
[<jidd. klesmer, klesmorin „Musikant“]
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aus Osteuropa stammende traditionelle jüdische Instrumentalmusik.
2Klez|mer , der; -s, - [jidd. klesmer = Musikant, zusgez. aus hebr. kĕlê zęmęr = Musikanten; Musikinstrumente]:
Musiker, der ↑ 1Klezmer spielt.
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Klezmer
[hebräisch/jiddisch, 'klesmə(r); wörtlich »Musiker«; Plural Klezmorim], traditionelle Instrumentalmusik der jiddischsprachigen Juden Osteuropas zu Hochzeiten und Festen, die mit den Auswanderungswellen zwischen 1881 und 1924 nach New York gelangte und dort an der Lower Eastside eine neue Heimstatt fand; ist im Resultat eines Revivals im Verlauf der Siebzigerjahre mit Gruppen wie Brave Old World und Klezmatics dann Mitte der Achtzigerjahre auch auf den Popmusikmarkt vorgedrungen.
Klezmer geht in seinen Ursprüngen bis in das Mittelalter zurück und assimilierte über die Jahrhunderte hinweg vielfältige Einflüsse nichtjüdischer Musik im Osten Europas. Die Klezmer-Musik weist damit eine deutliche Verwandtschaft mit den musikalischen Traditionen der nichtjüdischen Bevölkerung Osteuropas auf, ist in Phrasierung und Melodik jedoch durch das jüdische Volksliedgut und die Musik der östlichen Synagoge geprägt. Die Klezmer-Ensembles, üblicherweise in der Besetzung Tsimbl (Hackbrett), Geige (auch mehrfach) und Kontrabass, spielten auf den jüdischen Festen, insbesondere den sich über mehrere Tage erstreckenden jüdischen Hochzeiten (Khasenes), zum Tanz und zur Unterhaltung. Entsprechend heterogen war das Repertoire, das Instrumentalversionen jüdischer Lieder ebenso umfasste wie die Tanzmusikformen der jeweiligen Region (polnische Mazurka, ungarischer Csardas, Polka, Walzer bis hin zu Charleston, Tango und Foxtrott). Um die Jahrhundertwende bestanden die Klezmer-Ensembles dann aus bis zu zwölf Musikern, in der Besetzung nun mit der Klarinette als Melodieinstrument neben der Geige, Bratsche, Violoncello, Kontrabass, Blechblasinstrumente und Kleine Trommel.
Antisemitische Pogrome, Holocaust und Stalinismus haben die Klezmer-Tradition im Osten Europas fast völlig zum Erliegen gebracht. Bewahrt wurde sie von den jüdischen Emigrantengruppen in den USA, wobei sich Funktion und Repertoire der Klezmer-Musik rasch änderten. Mit dem Wegfall der traditionellen Fest- und Feier-Rituale reduzierte sie sich auf eine Form von Tanzmusik, was nach und nach die Streichinstrumente aus den Klezmer-Bands verdrängte und mit Klarinette/Saxophon, Trompete, Klavier und Schlagzeug eine jazztypische Besetzung durchsetzte. In den Vierzigerjahren begann in den kleinen Bands das Akkordeon die anderen Begleitinstrumente zu ersetzen. Nachdem die Verbindung zu den osteuropäischen Traditionen der Klezmer-Musik schon fast abgerissen war, setzte in den Siebzigerjahren mit den Debütalbum »East Side Wedding« (1977) der in Berkeley beheimateten Gruppe The Klezmorim eine Renaissance der traditionellen Klezmer-Musik ein. Im Rahmen des Worldmusic Booms Mitte der Achtzigerjahre und des wachsenden Interesses für ethnische Musikformen fand Klezmer dann ein größeres Publikum. Klezmatics, New Klezmer Trio oder Shvitz All Stars und Brave Old World verzeichnen seither auch beachtliche internationale Erfolge mit ihren Platten. Zu den bekanntesten Klezmer-Musikern gehört der in New York beheimatete Klarinettist Giora Feidman (* 1936).
Universal-Lexikon. 2012.