Akademik

Sinologie
Si|no|lo|gie 〈f. 19; unz.〉 Wissenschaft von der chines. Sprache u. Kultur [<grch. Thinai <ind. cina „Staat Ts'in“, nach dem Fürstengeschlecht Ts'in (221-206 v. Chr.), das zum ersten Mal einen einheitl. chines. Staat schuf + grch. logos „Kunde, Wort“]

* * *

Si|no|lo|gie, die; - [zu griech. Si̓nai (Sinanthropus u. -logie)]:
Wissenschaft von der chinesischen Sprache u. Kultur.

* * *

Sinologie
 
[zu griechisch Sínai »Chinesen«, »China«] die, -, Chinakunde, im engeren Sinn die philologische Beschäftigung mit der chinesischen Sprache und Kultur, im weiteren Sinn die wissenschaftliche Beschäftigung mit China überhaupt. Von anderen orientalistischen Disziplinen unterscheidet sich die Sinologie insofern, als sie auf eine jahrhundertealte einheimische Philologie aufbauen kann und eine Kultur behandelt, die sich ohne Kontakte zu Europa entwickelt hat. Die westliche Sinologie begann im 17. Jahrhundert mit der Chinamission der Jesuiten (Matteo Ricci), die Europa mit grundlegenden Werken der Philosophie (v. a. des Konfuzianismus) und Literatur sowie mit der chinesischen Geschichte bekannt machte. Die meist unreflektierte Übernahme des Selbstbildes der konfuzianischen Orthodoxie führte im 18. Jahrhundert zu einer verbreiteten Begeisterung für China (G. W. Leibniz), wie sie sich auch in der bildenden Kunst dokumentierte (Chinoiserie), im 19. Jahrhundert zu einer skeptischeren Einstellung, v. a. aufgrund seiner angeblich fehlenden Geschichtsentwicklung (J. G. Herder, G. W. F. Hegel). Die akademische Sinologie begann mit der Gründung eines Lehrstuhls in Frankreich (Paris, 1814), dem solche in Russland, England und Deutschland (Hamburg, 1909; Berlin, 1912; Leipzig, 1922) folgten. Als großes Hemmnis erwies sich hier der Mangel an chinesischen Büchern. Die in China selbst seit 1800 meist von protestantischen Missionaren aus angelsächsischen Ländern, aber auch von Konsuln, Kaufleuten u. a. betriebene Sinologie besaß daher weiterhin große Bedeutung. Sie ergänzte mit ihrem Kontakt zum Land und zur traditionellen Gelehrtenschaft die akademische Sinologie im Westen, die sich seit der Jahrhundertwende durch die Rezeption der kritischen Methoden der modernen Geisteswissenschaften (Phonetik, Soziologie, Ethnologie u. a.) allmählich zu einer anerkannten Disziplin mit allerdings je nach Spezialisierung sehr unterschiedlichen Eigencharakter entwickelte, verstärkt durch die Funktion der Sinologie auch als Hilfswissenschaft, etwa in der Buddhismuswissenschaft oder der Erforschung der Geschichte von Nachbarvölkern Chinas. Noch wesentlicher war die Differenzierung in eine am traditionellen und eine am modernen China interessierte Sinologie, die sich früh, in Deutschland etwa durch die Gründung des »Seminars für Orientalische Sprachen« an der Universität Berlin (1887), manifestierte. Bis zum Zweiten Weltkrieg behauptete weiterhin Frankreich seine Führungsposition (É. Chavannes, M. Granet, P. Pelliot, H. Maspéro) vor den sich neu herausbildenden Zentren in England (J. Legge, Herbert Allen Giles, * 1845, ✝ 1935), in den Niederlanden, in Schweden (B. Karlgren) und in Deutschland (O. Franke, E. Haenisch), das jedoch seit 1933 viele seiner besten Sinologen verlor (Walter Simon, * 1893, ✝ 1981; W. Eberhard). Nach etwa 1950 erfolgte eine nahezu gänzliche Schwerpunktverlagerung nach den USA, die durch Aufbau chinesischer Bibliotheken, die Einwanderung bedeutender, emigrierter chinesischer Sinologen und das große politische Interesse an China bedingt war. Die während des gleichen Zeitraums in kleinerem Rahmen auch in Europa erfolgte Ausweitung der Chinawissenschaft legt, wie viele neue Lehrstuhlgründungen speziell in Deutschland zeigen, den Akzent zunehmend auf das moderne China. Sie hat damit indirekt den Begriff Sinologie im Wesentlichen wieder auf seine Bedeutung als Beschäftigung mit Sprache und Kultur des vormodernen China eingeengt.
 
Literatur:
 
P. Demiéville: Aperçu historique des études sinologiques en France, Acta Asiatica, Bd. 11 (Tokio 1966);
 H. Franke: S. an dt. Universitäten (1968);
 
China-Hb., hg. v. H. Franke: (1974).

* * *

Si|no|lo|gie, die; - [↑-logie]: Wissenschaft von der chinesischen Sprache u. Kultur.

Universal-Lexikon. 2012.