An|da|lu|si|en; -s:
Region in Spanien.
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Andalusi|en,
spanisch Andalucía [-'θia], autonome Region in Südspanien, 87 268 km2, 7,24 Mio. Einwohner; umfasst die Provinzen Almería, Cádiz, Córdoba, Granada, Huelva, Jaén, Málaga und Sevilla. Andalusien besteht aus drei sehr verschiedenen Naturräumen. Im Norden umfasst es große Teile des paläozoischen Gebirgssystems der Sierra Morena mit scharfem südlichem Bruchrand, der von Nebenflüssen des Guadalquivir eingeschnitten ist (16 Stauseen); ein reiches Bergbaugebiet (Kupfer, Blei, Schwefelkies, Zink, Mangan, Eisen, Kohle). Nach Süden schließt sich Niederandalusien an mit dem breit zum Atlantik nach Südwesten sich öffnenden Guadalquivirbecken, einer mit tertiären und quartären Ablagerungen gefüllten geologischen Vortiefe, sowie welligem Hügelland im Süden und W. Das hydrographische Profil von Andalusien wird vom Flussnetz des Guadalquivir beherrscht, der im Mündungsgebiet im Südwesten in große Sümpfe (Marismas) übergeht, die eine sandige Nehrungsküste vom Meer trennt. Das vom Gebirgssystem der Betischen Kordillere (mit der Sierra Nevada) durchzogene Hochandalusien, ein bis 150 km breiter und 600 km langer Gürtel von Gebirgsrücken und -stöcken mit eingelagerten Hochbecken, ist geologisch ein Teil der mediterranen Kettengebirge von alpinem Bau und bricht meist steil und mit tiefen Schluchten zur Mittelmeerküste ab.
Das Klima ist an der Küste mild (mittlere Temperaturen im Januar bis 14,5 ºC und im August 23-26 ºC), im Binnenraum kontinental (Januar 6-10 ºC und August 24-28 ºC; die mittleren Tagesmaxima in Córdoba und Sevilla erreichen im Juli-August 43-45 ºC). Die Höhe des Niederschlags (er fällt v. a. im Winter) steigt vom Binnenbecken (500 mm) zum Gebirge (1 000 mm) und Hochgebirge (2 000 mm) an; das Gebiet Adra-Almería-Cuevas del Almanzora im Südosten von Andalusien gehört mit 120 mm zur niederschlagsärmsten Zone Europas und hat bei acht ariden Monaten fast wüstenhaften Charakter. Entsprechend der Reliefgliederung reicht die Höhenstufung der natürlichen Vegetation von der Alfagrassteppe über Steineichenwälder und sommergrüne Eichen bis zu alpinen Formen.
Andalusien ist trotz punktueller Industrie (Sevilla, Málaga, Córdoba, Granada, Cádiz, Huelva) und umfangreicher Industrieförderungsprogramme noch immer ein Agrarland; fast 40 % der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Trockenfeldbau wird meist von größeren Betrieben in Form von Wechselfruchtkulturen (Getreide, Hülsenfrüchte, Zuckerrüben) und Dauerkulturen (Oliven, Wein), Bewässerungsfeldbau in den zahlreichen Vegas im Kleinbetrieb (Südfrüchte, Tomaten, spanischer Pfeffer, Gemüse, Zuckerrohr) durchgeführt. Seit 1964 hat der Sonnenblumenanbau den Baumwollanbau ganz und die Ölbaumkulturen teilweise verdrängt. Auf Steppenland wird Viehhaltung betrieben: Schafe, Pferde, Kampfstiere.
Die Bevölkerungsdichte ist am geringsten in der Sierra Morena und im östlichen Hochandalusien (unter 25 Einwohner/km2), am höchsten in Niederandalusien und an der Mittelmeerküste (250-500 Einwohner/km2). Der Kulturraum Andalusien wurde von allen mediterranen und vorderasiatischen Hochkulturen beeinflusst und gestaltet; v. a. die fast 800-jährige Araberherrschaft hat Bewohner und Siedlungen nachhaltig geprägt, z. B. in der Stadtanlage, in kunstvollen Bauten, in der traditionellen Wohnweise (enge weiße Haufendörfer, Flachdach), in den topographischen Namen, in Volksmusik und -tänzen. Besonderheit der Wohnweise sind die Höhlenwohnungen (Guadix, Granada u. a.), die heute zu den Anziehungspunkten für die Touristen in Andalusien gehören. Die größte Stadt ist Sevilla, daneben sind Córdoba, Granada, Jaén und Málaga alte Kulturmittelpunkte. Hafenplätze sind neben Sevilla v. a. Huelva, Cádiz, Algeciras, Málaga, Almería; dort werden die Erzeugnisse der Landwirtschaft und des Bergbaus verschifft. Ein beachtlicher Fremdenverkehr hat sich in den Seebädern an der Mittelmeerküste Andalusiens (Costa del Sol) entwickelt, auch am Atlantischen Ozean (Costa de la Luz) gibt es Badestrände.
Die historische Überlieferung Andalusiens beginnt mit dem Reich Tartẹssos, das zwischen dem 10. und 5. Jahrhundert v. Chr. bezeugt, aber vermutlich wesentlich älter ist. Um 1100 v. Chr. gründeten die Phöniker erste Kolonien (so Gadir/Gades, heute Cádiz), vom 7. Jahrhundert an auch die Griechen und Karthager. Seit 206 v. Chr. römisch, gehörte Andalusien zur Provincia Hispania Ulterior. Später bürgerte sich der Name Provincia Baetica ein (von Baetis, lateinischer Name des Guadalquivir). In nachrömischer Zeit war Andalusien zuerst im Besitz der Wandalen (411-429), dann der Westgoten, seit 711 der Araber. 716 kam erstmals die Bezeichnung Al-Andalus für Spanien auf. Hauptstadt des Emirats (seit 756), dann Kalifats (seit 929) war Córdoba, das im 10. Jahrhundert ein Zentrum europäischer Kultur war. Nach 1031 zerfiel Andalusien in viele maurische Kleinstaaten. Zwischen 1212 (Schlacht bei Las Navas de Tolosa) und 1492 (Fall Granadas) wurde Andalusien durch das christliche Königreich Kastilien und León erobert. Neue, v. a. wirtschaftliche Bedeutung erhielt Andalusien im Zeitalter der Entdeckungen (Cádiz, Sevilla).
Im Spanischen Bürgerkrieg (1936-39) war das westliche Andalusien eines jener Gebiete, von dem aus die nationalspanischen Aufständischen seit 1936 gegen die Truppen der republikanischen Regierung operierten. Nach dem Ende der Diktatur General F. Francos erhielt Andalusien im Zuge der Demokratisierung der Staatsverwaltung ein Autonomiestatut (1981 von der Bevölkerung in einer Volksabstimmung angenommen).
R. Thouvenot: Essai sur la province romaine de la Bétique (Paris 1940);
I. de las Cagigas: Andalucía musulmana (Madrid 1950);
J. Sermet: L'Espagne du Sud (Paris 1953);
J. Bosque Maurel: Andalucía. Estudios de geografía agraria (Granada 1979);
Tierras de España: Andalucía, hg. v. der Fundación Juan March, 2 Bde. (Madrid 1980-81);
H. Breuer-Bergmann: Maur. Spanien (1983);
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An|da|lu|si|en; -s: Region in Spanien.
Universal-Lexikon. 2012.