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Bjørnson
Bjørnson
 
['bjøːrnsɔn], Bjørnstjerne, norwegischer Dichter, * Kvikne (Provinz Hedmark) 8. 12. 1832, ✝ Paris 26. 4. 1910; Sohn eines Pfarrers. Bjørnson war Theaterdirektor in Bergen (als H. Ibsens Nachfolger) und Oslo (1865-67, 1870-72); er lebte zeitweise in Deutschland, Italien, Frankreich, den USA; wirkte als Publizist (Herausgeber von Zeitschriften), Schriftsteller und politischer Agitator in der Tradition von H. A. Wergeland für ein von dänischen kulturellen und schwedischen politischen Einflüssen freies, von allen Schichten des Volkes getragenes Norwegen. In diesem Sinn schrieb er Bauernerzählungen im Stil des poetischen Realismus, bahnbrechend für die Entwicklung der norwegischen Prosa, Vaterlandslieder (u. a. die norwegische Nationalhymne) und historische Schauspiele und Epen. Er stand der liberalen Linken (Venstre) nahe und agitierte für den Grundtvigianismus (Neue Folge S. Grundtvig) und Skandinavismus. Nach 1875 näherte er sich unter dem Einfluss von Darwinismus, Positivismus und Bibelkritik (V. Rydberg) den radikalen Ideen von G. Brandes an, revidierte seine Einstellung zum Christentum und schrieb in der Folgezeit sozialkritische Dramen und Romane über aktuelle Probleme; die bedeutendsten Dramen, zum Teil mit religiöser und psychologischer Problematik, sind »Over Ævne« (I: 1883, II: 1895; deutsch »Über die Kraft«, »Über unsere Kraft«), »Paul Lange og Tora Parsberg« (1898; deutsch »Paul Lange und Tora Parsberg«). Bjørnson engagierte sich für Schulreformen, die Frauenfrage, eine neue Sexualmoral, die Arbeiterbewegung und die Auflösung der Union mit Schweden. International trat er für das Selbstbestimmungsrecht unterdrückter Völker (Finnen, Ruthenen, Slowaken) ein. Als Dichter sprachlich und thematisch ein bedeutender Erneuerer, gab Bjørnson nie seine idealistische Grundhaltung auf. 1903 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
 
Weitere Werke: Erzählungen und Romane: Synnøve Solbakken (1857; deutsch); Arne (1858; deutsch); En glad gut (1860; deutsch Ein fröhlicher Bursch); Det flager i byen og på havnen (1884; deutsch Flaggen über Stadt und Hafen); På Guds veje (1889; deutsch Auf Gottes Wegen).
 
Dramen: Mellem slagene (1857; deutsch Zwischen den Schlachten); Sigurd Slembe (1862, Trilogie; deutsch); En fallit (1875; deutsch Ein Fallissement); Kongen (1877; deutsch Der König); Leonarda (1879; deutsch); Når den ny vin blomstrer (1909; deutsch Wenn der junge Wein blüht).
 
Epos: Arnljot Gelline (1870; deutsch).
 
Lyrik: Dikte og sange (1870).
 
Ausgaben: Samlede digterværker, herausgegeben von F. Bull, Band 1-9 (1919-20); Gesammelte Werke in fünf Bänden, herausgegeben von J. Elias (26.-29. Tausend 1925).
 
Briefe aus Aulestad an seine Tochter Bergliot Ibsen (21911); Briefwechsel mit Deutschen, herausgegeben von A. Keel, 2 Bände (1986-87).
 
Literatur:
 
H. H. Höhne: B. B. (Halle/Saale 1960);
 W. Pasche: Skandinav. Dramatik in Dtl. (Basel 1979);
 
B. in Dtl. Ein Materialienband, hg. v. A. Keel (1985);
 P. Amdam: B. B. Kunstneren og samfunnsmennesket, 1832-1880 (Oslo 1993).

Universal-Lexikon. 2012.