Akademik

Schröder
Schröder,
 
1) Edward, Germanist, * Witzenhausen 18. 5. 1858, ✝ Göttingen 9. 2. 1942; Schüler W. Scherers und K. Müllenhoffs; ab 1889 Professor in Marburg, 1902-27 in Göttingen. Schröder trat v. a. als Herausgeber mittelhochdeutscher Texte und auf dem Gebiet der Wort- und Namenforschung hervor.
 
 2) Ernst, Mathematiker, * Mannheim 25. 11. 1841, ✝ Karlsruhe 16. 6. 1902; lehrte am Gymnasium in Baden-Baden (1870-74), an der TH Darmstadt (1874-76) und ab 1876 an der TH Karlsruhe. Frühe Arbeiten Schröders galten Verallgemeinerungen des Vieleck- und des Ableitungsbegriffs auf den Fall gebrochener Zahlen sowie Funktionalgleichungen und Bernoulli-Funktionen sowie -Zahlen. Seine bedeutendsten Leistungen liegen im Bereich der Algebra der Logik (»Vorlesungen über die Algebra der Logik«, 4 Teile, 1890-1905), mit der er sich seit etwa 1870 beschäftigte und wo er u. a. eine wichtige Mittlerrolle zwischen dem angelsächsischen und dem deutschsprachigen Raum spielte.
 
 3) Ernst, Schauspieler, * Wanne-Eickel 27. 1. 1915, ✝ (Selbstmord) Berlin 26. 7. 1994; 1934-36 Darsteller in Bochum, 1938-39 und 1942-44 am Berliner Schiller-Theater. 1945 nahm Schröder die Theaterarbeit wieder auf; Ensemblemitglied der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin; erfolgreicher Charakterdarsteller. Schröder führte auch Regie. Er übernahm Film- (»Stresemann«, 1956) und Fernsehrollen (»Lorentz & Söhne«, 11 Teile, 1988; »Die Festmenüs des Herrn Borgelt«, 1992, aus der Reihe »Derrick«). Schrieb »Die Arbeit des Schauspielers« (1966), »Das Leben - verspielt« (1978, Autobiographie) sowie den Roman »Die Zikaden« (1990).
 
 4) Franz Rolf, Germanist, * Kiel 8. 9. 1893, ✝ Würzburg 24. 3. 1979; 1925-59 Professor in Würzburg, 1920-71 Herausgeber der »Germanisch-Romanischen Monatsschrift«, trat, außer mit Beiträgen zur deutschen Literatur, mit Arbeiten zur germanischen, besonders altnordischen Altertumskunde, Religionsgeschichte und Heldensage hervor.
 
Werke: Germanentum und Hellenismus (1924); Altgermanische Kulturprobleme (1929); Die Germanen (1929); Quellen zur germanischen Religionsgeschichte (1933); Ingunar-Freyr (1941); Skadi und die Götter Skandinaviens (1941).
 
 5) Friedrich Hermann Dietrich, schweizerischer Komponist, * Näfels 6. 8. 1910, ✝ Berlin 25. 9. 1972; war seit 1934 Kapellmeister am Metropoltheater Berlin. Er schrieb u. a. die Operetten »Hochzeitsnacht im Paradies« (1942; darin: »So stell' ich mir die Liebe vor«, »Ein Glück, daß man sich so verlieben kann«), »Nächte in Shanghai« (1947), »Das Bad auf der Tenne« (1955) sowie Filmmusik. Bekannt wurde v. a. der Evergreen »Ich tanze mit dir in den Himmel hinein« aus dem Film »Sieben Ohrfeigen« (1937).
 
 6) Friedrich Ludwig, Schauspieler und Theaterleiter, * Schwerin 3. 11. 1744, ✝ Rellingen 3. 9. 1816; trat bei der Gesellschaft seines Stiefvaters K. E. Ackermann zunächst als Tänzer, dann als Schauspieler auf; leitete die Hamburger Bühne 1771-80, 1786-98 und 1811/12; im Gegensatz zu C. Ekhof war er ein leidenschaftlicher, ausdrucksstarker Darsteller. Schröder führte Dramen des Sturm und Drang auf und brachte (in abschwächenden eigenen Bearbeitungen) Shakespeare-Inszenierungen heraus, u. a. »Hamlet« (1776), »König Lear« (1778). Von ihm stammen Übersetzungen und eigene Stücke. Reformator der 1737 in Hamburg gegründeten ersten deutschen Freimaurerloge; Arbeiten zur Geschichte der Freimaurerei des 18. Jahrhunderts.
 
Ausgabe: Dramatische Werke, herausgegeben von E. von Bülow, 4 Bände (1831).
 
Literatur:
 
W. Hintze: F. L. S. Der Schauspieler, der Freimaurer (1974).
 
 7) Gerhard, Politiker (CDU), * Saarbrücken 11. 9. 1910, ✝ Kampen (Sylt) 31. 12. 1989; Rechtsanwalt, trat der NSDAP bei, arbeitete jedoch später angesichts der nationalsozialistischen Kirchenpolitik in der Bekennenden Kirche mit. 1945 schloss er sich der CDU an. 1949-80 war er Mitglied des Bundestags, 1955-78 Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU und 1969-73 stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU.
 
1953-61 Bundesinnenminister, legte er Pläne für eine Notstandsgesetzgebung vor und leitete das Verbot der KPD ein. Als Bundesaußenminister (1961-66) initiiertete Schröder eine diplomatisch begrenzte Öffnung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber den kommunistischen Staaten des Ostblocks und setzte sich für eine Erweiterung v. a. der EWG ein. Im Gegensatz zu den Plänen des französischen Staatspräsidenten C. de Gaulle befürwortete er eine enge Zusammenarbeit in der NATO, d. h. besonders zwischen ihren europäischen Mitgliedern und den USA. 1966-69 war er Verteidigungsminister. Bei der Bundespräsidentenwahl unterlag Schröder 1969 G. Heinemann. 1969-80 leitete Schröder den Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestages.
 
Schriften: Wir brauchen eine heile Welt (1963); Herres, V.: Der Weg nach oben. G. S. - eine politische Biographie (1998).
 
 8) Gerhard Fritz Kurt, Politiker (SPD), * Mossenberg (heute zu Blomberg) 7. 4. 1944; Rechtsanwalt, seit 1963 Mitglied der SPD; 1978-80 Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten (»Juso«) in der SPD, 1980-86 und seit 1998 Mitglied des Bundestags. Schröder war in Niedersachsen 1986-98 Mitglied des Landtags, 1986-90 Vorsitzender der Landtagsfraktion und 1994-98 Landesvorsitzender der SPD; ab 21. 6. 1990 amtierte er als Ministerpräsident (1990-94 einer Koalitionsregierung aus SPD und Grünen, 1994-98 und erneut März bis Oktober 1998 in absoluter Mehrheit). Schröder wurde am 17. 4. 1998 zum Kanzlerkandidaten der SPD für die Bundestagswahlen am 27. 9. 1998 gewählt. Am 27. 10. 1998 wurde er Bundeskanzler einer Koalition aus SPD und Bündnis 90/Die Grünen; seit 12. 4. 1999, nach dem Rücktritt O. Lafontaines von allen politischen Ämtern, ist er auch Bundesvorsitzender der SPD. - Schröder widmete sich bereits in seiner Amtszeit als Ministerpräsident intensiv Wirtschaftsfragen und trat auch mit Vorschlägen für eine Modernisierung Deutschlands hervor (u. a. »Innovationen für Deutschland«, zusammen mit O. Lafontaine, 1998). Unter seiner Kanzlerschaft beteiligte sich Deutschland an der NATO-Militäraktion im Kosovo (Frühjahr 1999); wichtige Reformen wurden eingeleitet, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken (u. a. Steuerreform, Mai 2000). Mit führenden deutschen Energieversorgern konnte durch direktes Eingreifen von Schröder ein Kompromiss zum langfristigen Atomausstieg vereinbart werden (Juni 2000). Als wichtigstes Ziel seiner Kanzlerschaft benannte Schröder von Beginn an die Reduzierung der Arbeitslosigkeit; dem diente u. a. die Intensivierung des »Bündnisses für Arbeit«. Innenpolitische Bedeutung erlangten auch Einführung und Diskussion der so genannten »Ökosteuer« sowie der unter dem Eindruck der BSE-Krise veranlasste Wandel der Agrarpolitik. Außenpolitisch sah sich Schröder, vor allem nach dem Terroranschlag vom 11. 9. 2001 auf New York und das Pentagon, mit neuen bündnis- und weltpolitischen Verpflichtungen Deutschlands konfrontiert, weshalb er sich Mitte November 2001 veranlasst fühlte, erstmals in der deutschen Geschichte eine Sachfrage, den Bundestagsentscheid über eine Afghanistan-Militärmission der Bundeswehr, mit der Vertrauensfrage zu verbinden, und überstand diese. - Die im Juni 1999 von Schröder gemeinsam mit T. Blair vorgelegte Programmschrift zur Modernisierung sozialdemokratischer Politik in Europa (»Londoner Manifest«; auch »Schröder-Blair-Papier« benannt) stieß auf große Ablehnung innerhalb der SPD.
 
Weitere Werke: Reifeprüfung. Reformpolitik am Ende des Jahrhunderts (1993), Mut zum Wandel. Wege zu einem neuen Wirtschaftswunder (1998).
 
 9) Johann Heinrich, Maler, * Meiningen 28. 8. 1757, ✝ ebenda 29. 1. 1812; Schüler von J. H. Tischbein, malte als braunschweig., später badischer Hofmaler v. a. Porträts.
 
 10) Richard, evangelischer Theologe, Politiker und Publizist, * Frohburg 26. 12. 1943; 1973-77 Pfarrer; 1977-90 Dozent am Sprachenkonvikt Berlin und am Katechetischen Oberseminar Naumburg. Ab 20. 12. 1989 Mitglied der SPD der DDR, gehörte er im Januar 1990 der Verfassungs-Kommission des »Zentralen Runden Tisches« an. Von März bis 2. 10. 1990 Mitglied der Volkskammer, war Schröder dort stellvertretender und vom 3. 4. bis 21. 8. 1990 Vorsitzende der SPD-Fraktion. Seit 1991 ist er Professor für Philosophie und Theologie an der Humboldt-Universität Berlin.
 
Werke: Johann Gerhards lutherische Christologie und die aristotelische Metaphysik (1983); Denken im Zwielicht. Vorträge und Aufsätze aus der alten DDR (1990); Deutschland, schwierig Vaterland. Für eine neue politische Kultur (1993).
 
 11) Rudolf Alexander, Schriftsteller, * Bremen 26. 1. 1878, ✝ Bad Wiessee 22. 8. 1962; begründete 1899 in München mit A. W. Heymel und O. J. Bierbaum die Zeitschrift »Die Insel« (Insel Verlag), lebte 1905-08 in Berlin, dann als Architekt (erfolgreich v. a. mit Entwürfen für Innenräume) und Schriftsteller in Bremen, seit 1936 in Oberbayern; war eng befreundet mit H. von Hofmannsthal, stand dem »Eckart«-Kreis nahe (K. Ihlenfeld, O. von Taube). Schröder wurde Mitglied und Prediger der Bekennenden Kirche, war ab 1942 Lektor bei der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Bayern und 1946 Mitglied der Landessynode, 1946-50 Direktor der Bremer Kunsthalle.
 
Der Lyriker Schröder sah sich als Bewahrer abendländischer Tradition, deren Formen (v. a. Elegie und Sonett) er souverän beherrschte. Nach Anfängen im Sinne eines romantisierenden Ästhetizismus (»Unmut«, 1899; »An Belinde«, 1902) und eines weihevoll stilisierten Patriotismus (»Heilig Vaterland«, 1914) gestaltete er später Zweifel und Gewissheit christlichen Glaubens (»Audax omnia perpeti«, 1922; »Mitte des Lebens«, 1930). Besonders in der »Ballade vom Wandersmann« (1937) gab er unter dem Eindruck des Nationalsozialismus seiner Abwendung von dieser grausamen Welt Ausdruck. Geprägt von der Lebenskultur seiner Vaterstadt, von weltweiter Bildung, urbaner Gesinnung und ästhetischem Feingefühl, der Antike und dem europäischen Humanismus verpflichtet, stellte er sein Schaffen nunmehr in den Dienst evangelischer Verkündigung (»Die geistlichen Gedichte«, 1949; »Hundert geistliche Gedichte«, 1951; »Predigten zum Kirchenjahr«, herausgegeben 1965); er wurde zum Erneuerer des protestantischen Kirchenlieds. Bedeutend war Schröder als Übersetzer griechischer (u. a. Homer), lateinischer (u. a. Horaz), französischer (u. a. Molière) und englischer Literatur (u. a. Shakespeare).
 
Ausgaben: Gesammelte Werke, 8 Bände (1952-65); Fülle des Daseins. .. Eine Auslese aus dem Werk (1958).
 
Literatur:
 
Rudolf Borchardt, Alfred Walter Heymel, R. A. S., hg. v. R. Tgahrt, Ausst.-Kat. (1978).
 
 12) Sophie, geborene Bụ̈rger, Schauspielerin, * Paderborn 1. 3. 1781, ✝ München 25. 2. 1868; spielte u. a. in Hamburg und München, 1798/99, 1815-29 sowie 1836-40 am Wiener Burgtheater; berühmt in leidenschaftlich-tragischen Rollen (v. a. als Medea und Lady Macbeth).
 
 13) Wilhelm, niederdeutscher Schriftsteller, * Oldendorf (bei Stade) 23. 7. 1808, ✝ Leipzig 4. 10. 1878; gründete 1840 das »Hannoversche Volksblatt«, veröffentlichte im 1. Jahrgang anonym das von ihm gestaltete und in die Buxtehuder Heide verlegte Märchen »Dat Wettloopen twischen den Swinegel un den Hasen up de lütje Haide bi Buxtehude« (1843 in Grimms Märchen übernommen). In späteren Werken zeigt sich verstärkt eine sozial- und zeitkritische Tendenz.

Universal-Lexikon. 2012.