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Houston
I
Houston
 
['hjuːstən; nach S. Houston], Stadt in Texas, USA, in der Golfküstenebene, mit (1998) 1,78 Mio. Einwohnern die viertgrößte Stadt der USA; die Metropolitan Area hat 4,5 Mio. Einwohner. Die Bevölkerung nahm in den letzten Jahrzehnten stark zu (1940: 384 500, 1950: 596 200, 1960: 938 200, 1970: 1,2 Mio., 1980: 1,6 Mio. Einwohner). Die Stadt ist Sitz des katholischen Bischofs von Galveston-Houston. Sie besitzt mehrere Universitäten, dem Texas Medical Center sind medizinische Hochschulen angeschlossen. Das Lyndon B. Johnson Space Center der NASA ist u. a. für Ausbildung und Flugvorbereitung von Astronauten sowie für die Kontrolle der Flugbahn und den Informationsaustausch mit den Besatzungen der amerikanischen Raumtransporter zuständig. Seit Anfang der 90er-Jahre ist ein Besucherzentrum mit Museum (ständige Raumfahrtausstellung) und Rundfahrtmöglichkeiten über das Gelände (u. a. in das Kontrollzentrum) des Space Center eingerichtet. Mit dem Museum of Fine Arts, dem Contemporary Arts Museum, der Menil Collection u. a. Museen, mehreren Theatern, Opernhaus und Sinfonieorchester ist Houston ein bedeutendes Kulturzentrum der USA; seit 1983 Goethe-Institut. Mit dem »Astrodome« entstand 1965 das erste geschlossene Mehrzweckstadion der Welt.
 
Seine heutige Stellung als Industrie-, Handels- und Finanzzentrum gewann Houston erst mit der Industrialisierung der Golfküstenebene im Gefolge zunehmender Erdölförderung nach dem Zweiten Weltkrieg. Entlang dem Houston Ship Channel (80 km lange Kanalverbindung zwischen Houston und dem Golf von Mexiko sowie dem Intracoastal Waterway bei Galveston) entstand auf der Grundlage reicher Erdöl-, Erdgas-, Salz- und Schwefelvorkommen eine der größten Ansiedlungen petrochemischer Industrie der Erde; ferner Stahlerzeugung, Herstellung von Ausrüstungen für die Erdölindustrie, von geophysikalischen und ozeanographischen Instrumenten, Elektronikindustrie. Über den Hafen werden besonders Erdöl, Weizen, ferner u. a. Baumwolle und Reis exportiert; internationaler Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Der Mittelpunkt des städtischen Lebens ist das Civic Center mit modernen Hochhausbauten, darunter das »One Shell Plaza Building« (1971, SOM), das in dreikantig-prismatischen Formen gebaute »Pennzoil Place«, 1976, und der postmoderne Wolkenkratzer der Republic Bank, 1984 (beide von P. C. Johnson und J. Burgee), das »Tenneco Building« (1963, SOM) sowie das »Alley Theater« (1969, U. Franzen) und der Konzertsaal des Houston Symphony Orchestra »Jesse H. Jones Hall« (1966, Caudill, Rowlett & Scott). Im Sam Houston Historical Park wurden Häuser, zum Teil aus der Gründungszeit der Stadt, rekonstruiert; im historischen Stadtzentrum am Old Market Square restaurierte Bauten. Die »Rothko Chapel« (1971, Howard Barnstone & Eugene Aubry) enthält monumentale Bilder M. Rothkos; vor dem Bauwerk der »Broken Obelisk« von B. Newman. Östlich der »Rothko Chapel« befindet sich das Viertel »Galleria« mit Transco Tower (1981, von P. C. Johnson). Die Architekturgemeinschaft SITE errichtete 1975 ein Einkaufszentrum für die Firma Best mit einer »zerfallenden Fassade«. Das Museum of Fine Arts (1924, William W. Atkin) wurde 1958 und 1973 durch Anbauten von L. Mies van der Rohe erweitert; das Contemporary Arts Museum errichtete 1972 G. Birkerts; die Menil Collection befindet sich in einem nach Entwürfen von R. Piano errichteten Gebäude (1987; mit Kunstsammlung von Dominique und Jean de Menil); der Erweiterungsbau des Museums of Fine Arts (1997-2000) wurde von Rafael Moneo entworfen.
 
Geschichte:
 
Houston wurde 1836 gegründet und war 1837-39 sowie 1842-45 Hauptstadt der Republik Texas.
 
II
Houston
 
['hjuːstən], Samuel (»Sam«), amerikanischer General und Politiker, 1. Präsident von Texas, * Rockbridge County (Virginia) 2. 3. 1793, ✝ Huntsville (Texas) 26. 7. 1863; lebte als Jugendlicher drei Jahre bei den Cherokee-Indianern, die ihn »The Raven« nannten. 1827-29 war er Gouverneur von Tennessee und ging 1832 nach Texas. 1835 wurde er Oberkommandierender der texanischen Revolutionstruppen. Sein Sieg am San Jacinto River (21. 4. 1836 über General A. López de Santa Ana und dessen Gefangennahme beendeten praktisch den texanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Mexiko. Als Präsident der »Lone Star Republic« (1836-38, 1841-44) trat Houston für eine maßvolle Politik und den baldigen Anschluss an die Vereinigten Staaten ein. Seinen Senatssitz (Demokrat, 1846-59) verlor er als unbedingter Anhänger der Union. Doch beugte er sich als Gouverneur von Texas (1859-61) dem Volksentscheid für die Sezession und gab sein Amt auf.
 
Ausgaben: The writings, herausgegeben von A. W. Williams u. a., 8 Bände (1938-43); The autobiography, herausgegeben von D. Day u. a. (Neuausgabe 1980).
 
Literatur:
 
L. Friend: S. H., the great designer (Austin, Tex., 1954);
 J. F. Kennedy: Profiles in courage (Neuausg. New York 1964);
 M. James: The Raven. A biography of S. H. (Neuausg. Dunwoody, Ga., 1968);
 A. Reichstein: Der texan. Unabhängigkeitskrieg 1835/36 (1984).
 

Universal-Lexikon. 2012.