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Maria Magdalena
Maria Magdalena,
 
Maria von Mạgdala, Frauengestalt des Neuen Testaments; nach Lukas 8, 2 eine der galiläischen Frauen, die Jesus und seine Jünger begleiteten. Nach Markus 16, 9 hatte Jesus aus ihr »sieben Dämonen ausgetrieben«. Sie war bei der Kreuzigung und dem Begräbnis Jesu anwesend (Matthäus 27, 56 folgende; Markus 15, 40 folgende; Johannes 19, 25) und nach dem Bericht Johannes 20, 11-18 die erste Zeugin seiner Auferstehung. Die Wertschätzung, die ihr als Vermittlerin der authentischen Lehre Jesu beigemessen wurde, hat sich u. a. in Apokryphen des Neuen Testaments (z. B. »Pistis Sophia«, »Evangelium der Maria«) niedergeschlagen. Seit Gregor I. wurde Maria Magdalena mit der »Sünderin«, die Jesus salbte (Lukas 7, 37-50), und Maria von Bethanien gleichgesetzt. Nach der seit dem 11. Jahrhundert entstandenen Legende soll sie mit Lazarus und Martha nach Marseille gelangt sein und in Südfrankreich das Evangelium verkündet haben. Sie habe eine Zeit lang als Einsiedlerin in einer Höhle bei Saint-Maximin-la-Sainte-Baume (Département Var) gelebt und sei dort oder in Aix-en-Provence begraben worden. Seit Mitte des 11. Jahrhunderts wurde das Kloster in Vézelay, in das ihre Gebeine angeblich im 9. Jahrhundert gebracht worden waren, zu einem Zentrum ihrer Verehrung. - Heilige (Tag: 22. 7.).
 
In der bildenden Kunst erscheint Maria Magdalena in szenischen Darstellungen, z. B. bei der Kreuzigung, der Beweinung Christi und der Grablegung Christi sowie beim Nolimetangere. Einzeldarstellungen zeigen sie mit einem Salbgefäß (Jacobello di Bonomo, zwischen 1370 und 1380, Krakau, Muzeum Narodowe; R. van der Weyden, Braque-Triptychon, um 1450, Paris, Louvre; J. van Scorel, um 1528, Amsterdam, Rijksmuseum), seit dem 15. Jahrhundert als Büßerin, von ihren Haaren bekleidet (Donatello), mit einem Buch (Tizian, 1565; Sankt Petersburg, Eremitage), mit Kruzifix und Totenkopf (P. Farinati, um 1581, Prag, Národní Galerie; P. Batoni, um 1750, ehemalig Dresden, Gemäldegalerie, verbrannt; P. Cézanne, 1866, Paris, Musée d'Orsay). Zyklen mit Szenen aus der Legende der heiligen Maria Magdalena schufen u. a. L. Moser (Tiefenbronner Altar, 1432) und T. Riemenschneider (Münnerstädter Altar, 1490-92; Teile in Münnerstadt, Stadtpfarrkirche, Berlin, Skulpturensammlung, München, Bayerisches Nationalmuseum).
 
Literarisch
 
fand die Gestalt Maria Magdalenas v. a. in der geistlichen Lyrik und im geistlichen Spiel des Mittelalters Eingang. Die Dichtung des 19. und 20. Jahrhunderts machte sie zur Zentralfigur von Prosawerken (J. Schlafs Erzählung »Jesus und Mirjam«, 1901) und Dramen (P. von Heyses »Maria von Magdala«, 1899). F. Hebbel verwendete in seinem bürgerlichen Trauerspiel »Maria Magdalene« (1844) den Namen der reuigen Sünderin symbolhaft. Dagegen zeichnete in neuester Zeit Luise Rinser Maria Magdalena in ihrem Roman »Mirjam« (1983) als selbstbewusste Frau vor dem Hintergrund der biblischen Geschichte.
 
Literatur:
 
M. Ingenhoff-Danhäuser: M. M. Heilige u. Sünderin in der ital. Renaissance (1984);
 I. Maisch: M. M. Zw. Verachtung u. Verehrung. Das Bild einer Frau im Spiegel der Jahrhunderte (1996).
 

Universal-Lexikon. 2012.