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Bildhauerkunst
Bịld|hau|er|kunst 〈f. 7u; unz.〉 künstlerische Formung, Gestaltung von Figuren in Stein, Ton, Holz od. Metall; Sy Bildhauerei, Bildnerei, Plastik1 (I.1), Skulptur1

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Bịld|hau|er|kunst, die:
Kunst der Gestaltung plastischer Werke.

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Bildhauerkunst,
 
Bildhauerei, Bildnerei, die Kunst, aus festen Stoffen körperhafte Gebilde zu schaffen. Mit Malerei und Grafik gehört die Bildhauerkunst zu den drei klassischen Gattungen der bildenden Kunst. Die Skulptur umfasst die gemeißelten Werke in Stein und die Bildschnitzerei in Holz, Bein u. a., die Plastik im engeren Sinn nur Werke aus modellierbaren Stoffen (Ton, Gips, Porzellan, Wachs u. a.) und aus gießbarem Material (Metall, Kunststoff). Der Größe nach unterscheidet man Kleinplastik und Großplastik, von der zum Teil noch die Kolossalplastik oder Monumentalplastik abgegrenzt wird, wobei sich die Charakterisierung als monumental nicht nur auf die Größe, sondern auch auf den Öffentlichkeitscharakter und den sakralen oder ideologischen Anspruch eines Denkmals bezieht; weiterhin unterscheidet man der Form nach die Vollplastik oder Rundplastik, die rundum gestaltet ist und somit von allen Seiten zu betrachten ist (was eine Hauptansicht nicht ausschließt), und das Relief. Reliefs an Bauwerken einschließlich Felsarchitektur und zugeordnete Skulpturen werden als Bauplastik zusammengefasst. Über die Vorarbeiten bei der Bildhauerkunst Bildhauerzeichnung und Bozzetto. - Im weiteren Sinn umfasst die Bildhauerkunst nicht nur dreidimensionale Kunstwerke, sondern auch Gebrauchsgegenstände mit plastischem Schmuck (Kultgeräte, Keramik, Waffen). Die Grenzen zum Kunsthandwerk sind durch die Jahrhunderte fließend.
 
 Geschichte
 
Aus der Altsteinzeit Europas sind weibliche Statuetten und Tierfiguren aus Ton und Knochen sowie aus Stein gefunden worden. Dass Holz benutzt wurde, kann man nur vermuten. Die Bildhauerkunst blieb verhältnismäßig lange auf kleine Formate beschränkt, auch die in der Kupfer- und Bronzezeit hinzutretende Metallplastik. Wie die Fundorte zeigen, hatten die Statuetten keinen künstlerisch berechneten Standort. Die Erfindung der Statue als einer Figur mit Standfläche geht ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Ihre Entwicklung vollzog sich im Alten Orient im Zusammenhang mit der Architektur (Tempel, Palast, monumentales Grab), wo sie eine ideelle und ästhetische Funktion an bestimmten Stellen erfüllte. In der Regel war sie mit ihrer Rückseite an die Architektur gebunden und vor eine Wand gestellt. In Mesopotamien und Ägypten wurden so harte Gesteine wie Granit und Diorit bearbeitet.
 
Europa:
 
Die wichtigsten Voraussetzungen für die abendländische Entwicklung der Bildhauerkunst schufen die Griechen. Einerseits entwickelten sie das vollplastische Relief, andererseits lösten sie die Figur schrittweise von der Architektur. Die klassische griechische Kunst schuf die Freiplastik, von allen Seiten zu betrachten (wenn auch die frontale Ansicht Hauptansicht blieb). Wesentliches Element dieser Allansicht ist die Einführung von Stand- und Spielbein (auch: Stand- und Schwungbein, Kontrapost). Die Römer kopierten die griechischen Meisterwerke der klassischen Zeit, wobei sie sehr häufig das Material wechselten (und z. B. von Bronzeplastiken Marmorkopien anfertigten). Sie erreichten eigenständige Leistungen im Porträt und in der Reliefkunst, die für die frühchristliche Kunst wichtig wurde.
 
In der christlichen Kunst entstanden jahrhundertelang nahezu keine Rundplastiken mehr, sondern nur Reliefs. Noch im 10. Jahrhundert war für weite Gebiete des Abendlandes der Gekreuzigte (Kruzifix) die einzige vollplastische Figur. Seit der Romanik gelangte die Bildhauerkunst zu neuer Bedeutung in starker Bindung an die Architektur. Stand- und Liegemotiv erhielten ihre eigenwilligste Verbindung in der Grabfigur, die zu den Hauptaufgaben des Bildhauers im Mittelalter gehörte. Die Holzbildhauerei erlebte einen Höhepunkt in der deutschen Spätgotik.
 
Die Renaissance suchte wieder die plastische Gestalt wie die griechische und römische Antike (Freifigur, Reiterstandbild). Neben den kirchlichen und weltlichen Aufträgen für Monumental- und Bauplastik entstanden Werkstätten für Kleinplastiken (besonders in Bronze) ohne festen Auftrag. Ihre Werke blieben durch alle Jahrhunderte beliebte Sammlerstücke. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich besonders die plastische Gestaltung des Brunnens. Das platzbestimmende Denkmal blieb bis ins 19. und 20. Jahrhundert eine Hauptaufgabe der Bildhauerkunst. Von den politischen Verhältnissen abhängig, hatte es verschiedene Aufgaben und Motivationen (Nationaldenkmal, Freiheitsstatue, Arbeiterdenkmal, Krieger- und Gefallenendenkmal). Im 20. Jahrhundert erschlossen sich dem plastischen Schaffen neue bildnerische Möglichkeiten zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Neu übernommene Materialien (Kunststoff, Schrott) und Techniken (Schweißen, Löten) eröffneten der zeitgenössischen Bildhauerkunst neue Form- und Gestaltungsweisen (Environment, Installation).
 
Außereuropäische Kulturen:
 
Das Götterbild wurde in vielen Kulturen zur wichtigsten Aufgabe der Bildhauer. Der sitzende oder stehende Buddha ist die Leitfigur der Kunst Südostasiens. Die tanzende Götterfigur in Bronze gehört zu den Höchstleistungen der indischen Kunst. Bauplastik und glasierte Terrakotten kennzeichnen die indische und chinesische Kunst in gleicher Weise; Ausgangspunkt der Plastik war die aus dem Fels herausgeschlagene Skulptur der Höhlentempel. Monumentale Ausmaße erreichten die Skulpturen am Eingang der Gräber chinesischer Würdenträger (3.-17. Jahrhundert). Als Grabbeigabe waren im alten China tönerne Plastiken üblich.
 
In der afrikanischen Kunst und der Kunst Ozeaniens spielt die Bildhauerkunst unter allen Kunstgattungen die größte Rolle; dabei ist Holz das bevorzugte Material. Auch die Indianer Nordamerikas stellten hervorragende Holzbildwerke her (Nordwestküstenindianer).
 
Im vorkolumbianischen Mesoamerika schufen Bildhauer mit Steinwerkzeugen vollplastische monolithische Monumentalskulpturen (z. B. die Olmeken, die Kulturen in San Agustín, Chavín, Cerro Sechín, Manabí) oder setzten sie aus Einzelteilen zusammen (Atlanten von Tula). Einen Höhepunkt bilden die Inschriftenreliefs der Maya.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Bauplastik · Bozzetto · Bronzekunst · Büste · Denkmal · Eisenplastik · Elfenbeinschnitzerei · Goldschmiedekunst · Grabmal · Holzbildhauerei · Jade · Kleinbronzen · Medaille · Plakette · Porträt · Relief · Stahlplastik · Steinschneidekunst · Terrakotta · Tonplastik
 
Literatur:
 
A. Bühler: Ozeanien u. Australien (31965);
 F. Baumgart: Gesch. der abendländ. Plastik (21966);
 A. Schweeger-Hefel: Plastik aus Afrika, Ausst.-Kat. (Wien 1969);
 J. Soustelle u. a.: Die Kunst des alten Mexiko (a. d. Frz., 1969);
 H. Keller: Das Nachleben des antiken Bildnisses (1970);
 A. M. W. C. Hammacher: Die Entwicklung der modernen Skulptur (a. d. Engl., 1973);
 K. Baur: Der Stein in Architektur u. Plastik (21974);
 K. Baur: Der Bildhauer in seiner Zeit (1975);
 E. Lenzinger: Die Kunst von Schwarz-Afrika (21976);
 R. Wittkower: Sculpture. Processes and principles (New York 1977);
 E. Buschor: Vom Sinn der griech. Standbilder (31978);
 E. Neumann-Gundrum: Europas Kultur der Groß-Skulpturen (1981);
 C. Beutler: Statua. Die Entstehung der nachantiken Statue u. der europ. Individualismus (1982);
 A. Franzke: Skulpturen u. Objekte von Malern des 20. Jh. (1982);
 G. Pischel: Große Weltgesch. der Skulptur (a. d. Ital., 1982);
 J. Taubert: Farbige Skulpturen (31983);
 M. J. Liebmann: Die dt. Plastik 1350-1550 (a. d. Russ., Neuausg. 1984);
 
Negerplastik, Beitrr. v. C. Einstein u. a. (1992);
 
Abstrakte Stahlskulptur, hg. v. L. Romain (1992);
 J. Boardman: Griech. Plastik: die klass. Zeit (a. d. Engl., 31993);
 
Die Skulptur der Griechen, Beitrr. v. W. Fuchs u. a. (41993);
 J. Boardman: Griech. Plastik: die archaische Zeit (a. d. Engl., 41994);
 J. Boardman: Griech. Plastik: die spätklass. Zeit u. die Plastik in Kolonien u. Sammlungen (a. d. Engl., 1998);
 E. Trier: Bildhauertheorien im 20. Jh. (51999).

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Bịld|hau|er|kunst, die <o. Pl.>: Kunst der Gestaltung plastischer Werke.

Universal-Lexikon. 2012.