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Schenk von Stauffenberg
Schẹnk von Stauffenberg,
 
schwäbisches Uradelsgeschlecht, 1251 mit Wernherus Pincerna (Schenk) als Schenken der Grafen von Zollern erstmals erwähnt, seitdem in diesem Amt nachweisbar. Die Stammreihe des Hauses beginnt mit Werner Schenk von Neuenzell (* 1260, ✝ 1326), einem Neffen des Wernherus; 1698 Erhebung in den Reichsfreiherrenstand, 1874 Aufnahme eines Zweigs in den bayerischen Grafenstand. Bekannt ist die Familie v. a. unter dem Namen Stauffenberg. - Bedeutende Vertreter:
 
 1) Berthold Graf, Widerstandskämpfer, * Stuttgart 15. 3. 1905, ✝ (hingerichtet) Berlin 10. 8. 1944, Bruder von 2); Völkerrechtler, Marine-Oberstabsrichter beim Oberkommando der Marine (OKM), schon ab 1938 mit späteren Mitgliedern des Kreisauer Kreises bekannt, arbeitete in der Widerstandsbewegung eng mit seinem Bruder Claus bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats vom 20. 7. 1944 zusammen. Nach dessen Scheitern wurde er verhaftet, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet.
 
 2) Claus Graf, Offizier und Widerstandskämpfer, * Schloss Jettingen (heute zu Jettingen-Scheppach, Landkreis Günzburg) 15. 11. 1907, ✝ (hingerichtet) Berlin 20. 7. 1944, Bruder von 1); gehörte in seiner Jugendzeit mit seinen Brüdern zum Kreis um S. George; als Anhänger einer »konservativen Revolution« war er konservativ-katholisch in seiner Grundeinstellung, aber sozialem Wandel gegenüber aufgeschlossen. Im Zweiten Weltkrieg als Stabsoffizier von 1940 bis Januar 1943 im Oberkommando des Heeres (OKH) tätig, bemühte sich Schenk von Stauffenberg seit dem deutschen Angriff auf die UdSSR (1941) als Leiter der Abteilung »Fremde Heere Ost« um den Aufbau einer an der Seite Deutschlands kämpfenden russischen Freiwilligenarmee.
 
Während er zunächst Hitlers Außenpolitik begrüßte, wandelte sich Schenk von Stauffenberg, beeinflusst von seinem Bruder Berthold, - besonders unter dem Eindruck der Pogrome gegen die Juden in Deutschland (1938) sowie der Eroberungs- und Vernichtungspolitik Hitlers im Zweiten Weltkrieg - ab 1942 zu einem entschiedenen Gegner der nationalsozialistischen Herrschaft. Nach schwerer Verwundung in Nordafrika (April 1943) seit Oktober 1943 Stabschef beim Allgemeinen Heeresamt, arbeitete Schenk von Stauffenberg mit einer Gruppe von Gleichgesinnten (Widerstandsbewegung) generalstabsmäßig einen Umsturzplan aus, der - für ihn zwingend notwendig - mit einem (erfolgreichen) Attentat auf Hitler verbunden war. Er selbst entschloss sich Anfang Juli 1944 zu der Doppelfunktion, Hitler zu töten und den Staatsstreich in Berlin zu leiten.
 
Am 1. 7. 1944 als Oberst i. G. (im Generalstabsdienst) zum Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres ernannt, gewann er unmittelbaren Zugang zu Hitler. Anlässlich einer militärischen Lagebesprechung brachte er am 20. 7. 1944 im Hauptquartier Hitlers (»Wolfschanze«) bei Rastenburg eine Bombe zur Explosion, flog nach Berlin zurück und löste im Bendlerblock (Heeresleitung) mit seinen Mitverschworenen den Staatsstreich aus (Zwanzigster Juli). Nach dem Scheitern der Aktion ließ Generaloberst F. Fromm Schenk von Stauffenberg und drei Mitverschworene standrechtlich im Bendlerblock (heute »Gedenkstätte Deutscher Widerstand«) erschießen.
 
Literatur:
 
B. Scheurig: Claus Graf S. v. S. (31964);
 Christian Müller: Oberst i. G. Stauffenberg (21971);
 W. Venohr: Stauffenberg. Symbol der dt. Einheit. Eine polit. Biogr. (Neuausg. 1990);
 P. Hoffmann: Claus Schenk Graf von Stauffenberg u. seine Brüder (21992);
 E. Zeller: Oberst Claus Graf Stauffenberg. Ein Lebensbild (21994).
 
 3) Franz August Freiherr, Politiker, * Würzburg 4. 8. 1834, ✝ Schloss Rißtissen (heute zu Ehingen/Donau) 2. 6. 1901; war 1866-76 und 1879-98 Mitglied der Zweiten Kammer Bayerns und 1871-93 Mitglied des Reichstags, zählte zu den führenden Politikern der Nationalliberalen Partei, die er als einer der Führer der Sezession 1880 verließ; 1884 Mitbegründer der Deutschfreisinnigen Partei.

Universal-Lexikon. 2012.