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Treppe
Stiege; Stufen; Aufstieg

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Trep|pe ['trɛpə], die; -, -n:
aus mehreren Stufen bestehender Aufgang, der unterschiedlich hoch liegende Ebenen verbindet:
eine Treppe hinaufsteigen; vom Ufer führt eine Treppe zum Fluss hinunter.
Syn.: Stiege.
Zus.: Dielentreppe, Eisentreppe, Flurtreppe, Holztreppe, Kellertreppe, Marmortreppe, Steintreppe, Terrassentreppe.

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Trẹp|pe 〈f. 19
1. aus Stufen bestehender Aufgang
2. 〈umg.〉 Stockwerk, Geschoss
● die \Treppe hinauffallen 〈fig.; umg.〉 durch eine an sich ungünstige Maßnahme Vorteile erhalten, bes. im Berufsleben; die \Treppe hinauf-, hinuntergehen, -steigen; der Frisör hat ihm \Treppen ins Haar geschnitten hat ihm das H. in unschöne Stufen geschnitten; wir wohnen 3 \Treppen (hoch); Müllers wohnen eine \Treppe höher; breite, enge, gewundene, steile \Treppe [<nddt., mdt., ndrl. treppe, trappe „Treppe“; zu lautmalendem trappen; Grundbedeutung „Tritt, Stufe“]

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Trẹp|pe , die; -, -n [mhd. treppe, mniederd. treppe, eigtl. = Tritt, verw. mit trappen]:
von Stufen gebildeter Aufgang (2 a), der unterschiedlich hoch liegende Ebenen innerhalb u. außerhalb von Gebäuden verbindet bzw. an Steigungen im Gelände angelegt ist:
eine breite, steile, steinerne, hölzerne T.;
eine T. aus Marmor;
die alte T. knarrt;
die T. führt, geht in den Keller;
die T. ist frisch gebohnert;
die T. hinaufgehen, hinuntergehen, herunterkommen, herunterfallen;
bis zur Plattform des Turms sind es mehrere -n, geht es mehrere -n hinauf;
die T. aufwischen, reinigen, putzen;
sie macht gerade die T. (ugs.; macht gerade die Treppe sauber);
sie wohnen eine T. (ein Stockwerk) höher, tiefer;
Schmitt, drei -n (ugs.; 3. Stock);
die T. hinauf-, rauffallen/hochfallen (ugs.; [beruflich] unerwartetermaßen in eine bessere Position gelangen);
die T. hinunter-, runtergefallen sein (ugs. scherzh.; die Haare [schlecht, zu kurz] geschnitten bekommen haben).

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Treppe,
 
technisches Hilfsmittel zur Überwindung von Höhendifferenzen, im Unterschied zu Rampen durch Stufen gegliedert. In den Bauordnungen ist eine T. durch die Folge von mindestens drei Stufen charakterisiert. Eine Stufenreihe bezeichnet man als T.-Lauf. Lange T.-Läufe werden durch Podeste (T.-Absätze) unterbrochenen. Zur Sicherheit der T.-Benutzer ist ein Geländer beziehungsweise Handlauf vorgeschrieben. Die erste Stufe wird »Antritt«, die letzte »Austritt« genannt. Die Trittstufe (»Auftritt«) ist die waagerechte Auftrittfläche, die Setzstufe die vordere senkrechte Fläche der Stufe; zur Befestigung werden die Stufen in seitlichen T.-Wangen eingelassen. Je nach Bauweise können Setzstufen fehlen. Als T.-Auge bezeichnet man den freien senkrechten Raum, der von T.-Läufen umschlossen wird. Wendel-T. werden mit massivem Zentrum als Spindel-T. oder mit gewundener innerer Wange als Hohlspindel-T. ausgeführt. Bei Doppelwendel-T. winden sich zwei T.-Läufe um ein Zentrum. - Bei T. unterscheidet man nach Typen (z. B. gerade, gewendelt, gewunden, ein- oder mehrläufig, ein- oder mehrgeschossig), Material (z. B. Natur- oder Kunststein, Kunststoff, Holz, [Stahl-]Beton, Metall), Konstruktion (z. B. aufgesattelte T., Wangen-T., T. mit Hängestäben), Position (z. B. in oder an einem Gebäude, im Gelände als Garten-, Straßen-T. u. Ä.), Zweck (auf die Funktion, nicht den T.-Typ bezogen: z. B. Repräsentations-, Neben-, Sicherheits- beziehungsweise Rettungs-T.), Gebäudeart (z. B. für Geschäfts-, Industrie-, Schulbauten, Gaststätten, Waren-, Kranken-, Wohnhäuser, Garagen) und Baurecht (notwendige und nicht notwendige T. [Bauordnungen, DIN 18065]).
 
Die Folge der Stufen und Podeste soll möglichst harmonisch mit dem menschlichen Schritt übereinstimmen. Die leichte Steigbarkeit einer T. hängt vom Steigungsverhältnis ab, das sich aus der mittleren Schrittlänge des Menschen ergibt. Im 17. Jahrhundert entwickelte F. Blondel eine Formel, der zufolge die Summe aus doppelter Stufenhöhe und Auftrittbreite zwei französische Fuß (65 cm) betragen soll (heute 63 cm, erfüllt bei einem Steigungsverhältnis von 17 cm Stufenhöhe und 29 cm Auftrittsbreite).
 
Die T.-Forschung befasst sich vornehmlich mit Funktion, Konstruktion und Material der T. sowie mit der Scalalogie, d. h. mit den physischen und psychischen Verhaltensweisen der T.-Benutzer.
 
Geschichte:
 
Die Anfänge des Treppenbaus verbinden sich mit den aus Erde und Fels ausgehauenen Tritten sowie aus eingekerbten Baumstämmen gefertigten Steigehilfen (Steigebäume mit Kerben in Abständen von 30-46 cm) und Leitern. Die Beziehung zu Gebäuden blieb solange variabel, bis sich Ordnungssysteme ausgebildet hatten, welche die Einteilung des Hauses festlegten. Sie entstanden zuerst im Sakralbereich, wo religiös (auch astronomisch) bestimmte Ordnungsprinzipien zu einer Architektur der Treppe führten, die überwiegend Symbolcharakter hat und keine Rücksicht auf das menschliche Schrittmaß nimmt, z. B. bei der Zikkurat, den Tempelpyramiden Mesoamerikas (mit Stufenhöhen von fast 50 cm), dem Stufenunterbau griechischer und dem Podium römischer Tempel, auch bei einigen monumentalen Altären (Pergamonaltar). Der repräsentative Treppencharakter wurde schon im Altertum auch im Palastbau genutzt (z. B. Persepolis, Susa, Dur-Scharrukin). Die kretischen Paläste besaßen ebenfalls Treppen; vermutlich dienten sie als Schautreppen für religiöse Ereignisse. Freitreppen.
 
Im Mittelalter waren neben den Außen- und Freitreppen die schmalen Treppen im Mauerwerk (Mauertreppe) der Burgen und Kirchen sowie Wendeltreppen jeder Art und für jeden Zweck verbreitet. Gerade Treppen aus Holz oder Stein erhielten noch keine künstlerische Durchbildung innerhalb der Architektur, weil ihnen selten eine besondere Bedeutung zugemessen wurde. Die Wahl des Materials entsprach nicht nur der örtlichen Gegebenheit, sondern oft der Wertschätzung des Aufstiegs. Der Baustoff ist Bedeutungsträger, weil seine Kosten den Status des Bauherrn und seinen Geltungsanspruch deutlich machen. Das Bürgertum musste sich lange mit einfachen Holztreppen begnügen. Seine wachsende wirtschaftliche Potenz spiegelt sich in steinernen und kunstvoll konstruierten Treppen. Hinzu kam, dass die Bevorzugung von Massivtreppen auch durch das Verlangen nach Feuersicherheit gefördert wurde.
 
Im Hochmittelalter gewann die Treppe eine neue zeremonielle Bedeutung, zunächst als Freitreppe (mit Laube) vor staufischen Pfalzen (Eger, Gelnhausen) und Rathäusern (Olmütz). Nachfolger fand sie, zum Teil unter italienischen Einfluss, an fürstlichen Lusthäusern (Stuttgart), Schlössern (Prag; Fontainebleau) und Klöstern (Sankt Florian). Die gestalterischen Höhepunkte der Freitreppe wurden im 17. und 18. Jahrhundert durch italienische Architekten und Bühnenbildner und im 19. Jahrhundert bei nationalen Monumenten erreicht (Walhalla).
 
Die Innentreppe erfuhr in der italienischen Renaissance erste künstlerische Gestaltungen und wurde im Barock zu einem Mittel architektonischer Prachtentfaltung des Schloss- und Klosterbaus. Der bedeutendste Architekt im deutschen Treppenbau des 18. Jahrhunderts war B. Neumann. Das Formenrepertoire des Barock wurde im 19. Jahrhundert unter anderen räumlichen und technischen Voraussetzungen nachgeahmt bei Justizpalästen, Opernhäusern u. a. Repräsentationsbauten. Seit Ende des 19. Jahrhunderts erlaubten die verbesserten technischen Möglichkeiten (u. a. von Stahl, Glas und Beton) die fast stützenlose Konstruktion großer Räume und damit den Einbau vielarmiger Treppenanlagen. Als Stetigförderer entstand v. a. in Warenhäusern, Bahnstationen und Flughäfen die Rolltreppe.
 
Literatur:
 
F. Kress: Der Treppen- u. Geländerbauer (71952, Nachdr. 1988);
 F. Mielke: Die Gesch. der dt. Treppen (1966);
 F. Mielke: Hb. der Treppenkunde (1993);
 
Scale, hg. v. F. Magnani u. a. (Mailand 1972);
 G. Aloi: Scale. Testi e didascalie in italiano ed inglese (Mailand 1973);
 H. Gladischefski u. K. Halmburger: Treppen in Stahl (1974);
 K. Pracht: Innen- u. Außen-Treppen in Holz, Stahl, Stein u. Beton im privaten u. öffentl. Bereich (1986);
 G. Benzon: Gamle danske trapper (Kopenhagen 1987);
 C. Baldon u. I. Melchior: Stufen u. Treppen (a. d. Engl., 1991);
 J. A. Templer: The staircase, 2 Bde. (Cambridge, Mass., 1992);
 K. Hartisch: Treppen in Stahl, Beton u. Holz (1993);
 U. Reitmayer: Holztreppen in handwerkl. Konstruktion (41994);
 W. Mannes: Treppentechnik (31996).

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Trẹp|pe, die; -, -n [mhd. treppe, mniederd. treppe, eigtl. = Tritt, verw. mit ↑trappen]: von Stufen gebildeter ↑Aufgang (2 a), der unterschiedlich hoch liegende Ebenen innerhalb u. außerhalb von Gebäuden verbindet bzw. an Steigungen im Gelände angelegt ist: eine breite, steile, steinerne, hölzerne T.; In den adeligen Landschlössern friere man im Winter; schmale, ausgetretene -n seien keine Seltenheit (Musil, Mann 278); eine T. aus Marmor; die alte T. knarrt; die T. führt, geht in den Keller; die T. ist frisch gebohnert; die T. hinaufgehen, hinuntergehen, herunterkommen, herunterfallen; möglichst die T., nicht den Fahrstuhl benutzen; er kann nicht mehr gut -n steigen, laufen; bis zur Plattform des Turmes sind es mehrere -n, geht es mehrere -n hinauf; die T. aufwischen, reinigen, putzen; als wir alle drei die T. zum Dachboden hinaufstiegen (Hesse, Steppenwolf 7); sie macht (ugs.; putzt, bohnert o. Ä.) gerade die T.; wir haben heute die T. (landsch.; wir sind heute an der Reihe mit der Treppenreinigung); sie wohnen eine T. (ein Stockwerk) höher, tiefer; Schmitt, drei -n (ugs.; 3. Stock); Gemeinschaftsklo auf halber T. (auf dem Treppenabsatz; Spiegel 38, 1978, 265); Ü ein besserer Friseur ... der schneidet auch keine -n! (keine unschönen Stufen in die Haare, bes. in den Haaransatz im Genick; Hilsenrath, Nazi 26); *die T. hinauf-, rauffallen/hochfallen (ugs.; [beruflich] unerwartetermaßen in eine bessere Position gelangen): Denn wenn ich abgelöst werde, falle ich bestimmt die T. hinauf, werde Obermedizinalrat und brauche gar nichts mehr zu tun (Fallada, Jeder 345); Den Parteivorsitz? ... Da würde Schenk sein Veto einlegen, und selbst wenn er mitmachte, fiel dabei entweder Poche oder Liesegang die T. hoch (Bieler, Bär 172); die T. hinunter-, runtergefallen sein (ugs. scherzh.; die Haare [schlecht, zu kurz] geschnitten bekommen haben).

Universal-Lexikon. 2012.