Akademik

Pantomime
Gebärdenspiel; Gestenspiel

* * *

1Pan|to|mi|me [panto'mi:mə], die; -, -n:
Darstellung einer Szene, Handlung nur mit Gebärden, Mienenspiel u. Tanz:
eine Pantomime einstudieren.
  2Pan|to|mi|me [panto'mi:mə], der; -n, -n, Pan|to|mi|min [panto'mi:mɪn], die; -, -nen:
Person, die eine 1Pantomime darstellt:
das Publikum folgte gebannt der Vorführung des Pantomimen.

* * *

Pan|to|mi|me
I 〈f. 19Bühnenstück, das ohne Worte, nur durch Gebärden, Mienenspiel u. Bewegung od. Tanz dargestellt wird
II 〈m. 17Künstler, der Pantomimen darstellt
[<grch. pantomimos „alles nachahmend“; zu pan, Gen. pantos „alles“ + mimesthai „nachahmen“]

* * *

1Pan|to|mi|me, die; -, -n [frz. pantomime < lat. pantomima, zu: pantomimus, 2Pantomime]:
Darstellung einer Szene od. Handlung nur mit Gebärden-, Mienenspiel u. tänzerischer Bewegung:
eine P. einstudieren, zeigen;
die Kunst der P.
2Pan|to|mi|me, der; -n, -n [lat. pantomimus < griech. pantómimos, eigtl. = der alles Nachahmende, zu: pãn (pan-, Pan-) u. mĩmos, Mime]:
Künstler auf dem Gebiet pantomimischer Darstellung.

* * *

Pantomime
 
[französisch, von griechisch pantómimos, eigentlich »der alles Nachahmende«] die, -/-n, Sonderform der darstellenden Kunst, bei der Handlung und/oder Charaktere ohne Gebrauch der Wortsprache ausschließlich durch Mimik (Mienenspiel), Gestik beziehungsweise Gebärden sowie tänzerische Bewegung ausgedrückt werden. Maske, Kostüm, sparsame Requisiten sowie musikalische Begleitung sind möglich. Pantomime heißt auch der Ausübende dieser Kunst. - Die Pantomime, wie andere Künste ursprünglich ein integraler Bestandteil urtümlicher Zeremonien und Riten, ist als selbstständige Kunstform seit 400 v. Chr. in Griechenland nachweisbar, in hellenistischer Zeit auch in Kleinasien und Ägypten. Sie entwickelte sich einerseits aus kultischem Tanz, andererseits aus dem Drama. Zu Chor- und Instrumentalbegleitung agierte - meist solistisch - ein Schauspieler mit Masken, die häufig auch Frauen darstellten; dass der Darsteller weder sprach noch selbst musizierte, unterscheidet die Pantomime vom Mimus. In Rom war die Pantomime als Tragödien- oder Komödienpantomime von etwa 20 v. Chr. bis 500 n. Chr. eine beliebte Kunstgattung. Danach konnte sie sich nicht als selbstständige Kunst halten. Sie überlebte aber als Bestandteil besonders der Vorführungen von Fahrenden (Akrobaten, Jongleure) und von volkstümlichen Theaterformen; so im mittelalterlichen Mysterienspiel, in der italienischen Commedia dell'Arte (seit dem 16. Jahrhundert), im französischen Jahrmarktstheater (Vaudeville) oder in der Altwiener Volkskomödie. Hier ersetzte das stumme Spiel, oft in Verbindung mit Musik, das häufig von Zensurmaßnahmen verbotene Wort; zudem ist die optisch wahrnehmbare, drastische Pantomime bei Freiluftveranstaltungen effektiver.
 
Ein zweiter Entwicklungsstrang ist die Verwendung von musikbegleiteter Pantomime (meist mit allegorischen Themen) als Bestandteil der vom Italien der Renaissance ausgehenden Trionfi (festliche Umzüge) sowie der Intermedien (Zwischenaktunterhaltung) bei höfischen Festen sowie im weltlichen und geistlichen Theater. In England und Frankreich entwickelte sich eine eigenständige, oft sozialkritische Form der Pantomime, meist mit Harlekin beziehungsweise Pierrot im Mittelpunkt. Sie erreichte mit J.-B. Deburau im 19. Jahrhundert eine letzte Blüte. Elemente der Harlekinpantomime überleben in Zirkus (Pantomimenclown) und Varieté, ferner im Stummfilm (C. Chaplin) und Musikfilm (F. Astaire, G. Kelly). Die moderne, von Étienne Decroux (* 1898, ✝ 1991) und seinen Schülern J.-L. Barrault, M. Marceau, S. Molcho geprägte Pantomime entwickelte eine Systematik der körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten und eine Technik des reinen Gebärdenspiels, die das moderne Ballett (u. a. M. Béjart) nachhaltig beeinflussten. Die Solopantomime, auf ein größeres Ensemble übertragen, zeigen die Pantomimentheater von Ladislav Fialka (* 1931, ✝ 1991) in Prag, Henryk Tomaszewski (* 1924) in Breslau und Milan Sládek (* 1938) in Köln. - In der neueren Musik erscheint Pantomime als Titel eines Satzes (z. B. in M. Ravels »Daphnis et Chloé«, 1912, oder A. Honeggers »Suite archaïque«, 1951), als Opernszene (in P. Hindemiths »Cardillac«, 1926, Neufassung 1952) oder als ganzes Werk (F. Schreker, »Der Geburtstag der Infantin«, 1908).
 
Literatur:
 
K. G. Simon: P. Ursprung, Wesen, Möglichkeiten (1960);
 J. Dorcy: P. (a. d. Frz., Lausanne 1963);
 M. Marceau u. H. Jhering: Weltkunst der P. (Neuausg. Zürich 1972);
 A. E. Wilson: The story of pantomime (Neuausg. Wakefield 1974);
 K. Hamblin: P. (a. d. Amerikan., 1979);
 J. Soubeyran: Die wortlose Sprache. Lb. der P. (a. d. Frz., Zürich 21984);
 Werner Müller: P. (31988);
 H. J. Zwiefka: P., Ausdruck, Bewegung (21990).
 

* * *

1Pan|to|mi|me, die; -, -n [frz. pantomime < lat. pantomima, zu: pantomimus, 2Pantomime]: Darstellung einer Szene od. Handlung nur mit Gebärden-, Mienenspiel u. tänzerischer Bewegung: eine P. einstudieren, aufführen, zeigen; die Kunst der P.; Ü Matthias Roth ... war sogleich im Zweifel, ob die P. der alten Frau nicht ein demonstrativer Auftritt zur Einleitung eines Themawechsels war (Kronauer, Bogenschütze 402).
————————
2Pan|to|mi|me, der; -n, -n [lat. pantomimus < griech. pantómimos, eigtl. = der alles Nachahmende, zu: pãn (↑pan-, Pan-) u. mĩmos, ↑Mime]: Künstler auf dem Gebiet pantomimischer Darstellung: Als Gast ... plaudert der weltberühmte französische P. Marcel Marceau über sein Leben (Hörzu 35, 1984, 45).

Universal-Lexikon. 2012.