Sui|te 〈[ svi:t(ə)] f. 19〉
2. militär. od. fürstl. Gefolge, Begleitung
3. 〈in Hotels〉 Zimmerflucht
[<frz. suite „Folge, Reihenfolge, Gefolge“; zu suivre „folgen“]
* * *
Sui|te ['svi:t(ə) , auch: 'su̯i:tə], die; -, -n [frz. suite, eigtl. = Folge, zu: suivre < lat. sequi = folgen]:
eine S. bewohnen, mieten.
2. (Musik) aus einer Folge von in sich geschlossenen, nur lose verbundenen Sätzen (oft Tänzen) bestehende Komposition.
* * *
I Suite
['sviːt(ə), 'su̯iːtə; französisch, eigentlich »Folge«] die, -/-n,
1) allgemein: 1) Zimmerflucht in einem (luxuriösen) Hotel; 2) Gefolge einer hoch gestellten Persönlichkeit.
2) Musik: eine mehrteilige Komposition aus einer Folge von in sich geschlossenen, nur lose, etwa durch gleiche Tonart oder motivische Verwandtschaft, verbundenen Tänzen, tanzartigen oder sonstigen Sätzen. Die Kombination mehrerer Tänze und verschiedener Ausführungsweisen desselben Tanzsatzes (als langsamer Schreittanz im Vierertakt und schneller Springtanz im Dreiertakt) begegnet bereits im Mittelalter. Die Tanzbücher des 16. Jahrhunderts, in denen das Wort Suite zuerst erscheint, enthalten entweder gleichartige Einzeltänze, die der Spieler nach Belieben zusammenstellte, oder durch Umrhythmisierung und Variation geschaffene Tanzpaare wie Pavane-Gaillarde, Pavane-Saltarello, Tanz-Hupfauf, auch zu Folgen von drei Tänzen erweitert, z. B. Pavana-Saltarello-Piva oder Passamezzo-Gagliarda-Padoana.
In Oper und Ballett entfaltete sich im 17. Jahrhundert die Orchestersuite. Sie wurde in England von H. Purcell, in Frankreich von J.-B. Lully und J.-P. Rameau gepflegt. Die deutsche Orchestersuite jener Zeit kannte sowohl die lose, beliebig veränderbare Reihung von Einzeltänzen und tanzfreien Stücken (z. B. bei H. L. Hassler, M. Praetorius, M. Franck, J. Staden, S. Scheidt) als auch die Sonderform der feststehenden und durch gleiche Thematik verknüpften Variationensuite (bei J. H. Schein, 1617, Padouana-Gagliarda-Courante-Allemande-Tripla). Um etwa 1640 wurde den Satzfolgen ein Einleitungsstück in Form der mehrteiligen italienischen Opern-Sinfonia vorangestellt (A. Hammerschmidt, J. Rosenmüller). Die Nachahmung der Tanzformen des französischen Balletts und seines farben- und kontrastreichen Orchesterstils führte schließlich zu der nach dem Eingangssatz, einer französischen Ouvertüre, benannten Ouvertürensuite, wie sie sich bei Georg Muffat, J. J. Fux, J. S. Kusser, J. C. F. Fischer, G. P. Telemann, G. F. Händel (»Wassermusik«, »Feuerwerksmusik«) und bei J. S. Bach (vier »Ouvertüren«, BWV 1 066-1 069) findet.
Die kammermusikalisch besetzte Suite entwickelte sich in der italienischen Sonata da camera als freie Folge von Tanzsätzen mit vorangestelltem Preludio (z. B. A. Corelli), ferner in Frankreich (F. Couperin, Rameau u. a.), wo auch die Lautensuite (D. Gaultier) und die neu geschaffene Klaviersuite (J. Champion de Chambonnières, Couperin, Rameau) beliebt waren. Seit Chambonnières gehören Allemande, Courante, Sarabande und Gigue zum Kernbestand, den die Nachfolger um weitere Tanztypen und tanzfreie, oft programmatisch betitelte Stücke zu lockeren Verbindungen (bei Couperin »Ordre« genannt) erweiterten. Die von J. J. Froberger geschaffene und später auf die Folge Allemande-Courante-Sarabande-Gigue festgelegte deutsche Klaviersuite wurde bei J. P. Krieger, J. Pachelbel, J. Kuhnau u. a. mit einem freien Kopfsatz und weiteren Tänzen wie Menuett, Bourrée, Gavotte, Passepied, Loure, Rigaudon versehen, die oft zwischen Sarabande und Gigue eingeschoben wurden. Dasselbe Grundgerüst der Suite (seit etwa 1690 auch »Partita« genannt) mit wechselnden Zufügungen von Einleitungs- oder Zwischensätzen findet sich in Bachs »Französische Suiten« und »Englische Suiten« für Klavier, in seinen Cellosuiten sowie den Violin- und Klavierpartiten, die Höhepunkt und Abschluss der Gattung bilden. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Suite von anderen zyklischen Formen wie Divertimento, Kassation und Serenade abgelöst. Sie lebte erst wieder im 19./20. Jahrhundert in barockisierenden Nachahmungen auf (E. Griegs »Aus Holbergs Zeit«; M. Regers »Suite im alten Stil«), in programmmusikalisch motivierten Zyklen (M. Mussorgskijs »Bilder einer Ausstellung«; Regers »Vier Tondichtungen nach A. Böcklin«) und in Zusammenstellungen von Schauspiel- (G. Bizets »Arlésienne-Suite«; Griegs »Peer-Gynt-Suite«) oder Ballettmusiken (P. I. Tschaikowskys »Nußknacker-Suite«; I. Strawinskys »Pulcinella-Suite«) sowie von losen Tanzfolgen (B. Bartók, P. Hindemith).
F. Beume: Studien zur Vorgesch. der Orchester-S. im 15. u. 16. Jh. (1925, Nachdr. 1973);
M. Reimann: Unterss. zur Formgesch. der frz. Klavier-S. (1940);
Die S., hg. v. H. Beck (1964);
B. Gustafson: French harpsichord music of the 17th century. A thematic catalog of the sources with commentary, 3 Bde. (Ann Arbor, Mich., 1979).
Suite,
Suiten finden aich auch in der »gehobenen« Unterhaltungsmusik und in der Blasmusik; 1936 schrieb z. B. Ernst Fischer (1900-1975) die viersätzige Suite »Südlich der Alpen«. Mit der Profilierung der Bigband und dem Suchen nach konzertanten Ausdrucksmöglichkeiten fand diese Form auch Eingang in den Jazz, vor allem verbindet sich damit der Name Duke Ellington (1899-1974) — 1943 wurde seine »Black, Brown and Beige«-Suite in der New Yorker Carnegie-Hall uraufgeführt (Spieldauer: 45 Minuten), 1946 entstand die an die Frühphase des Jazz erinnernde »Deep South Suite«, ein Jahr später die sechssätzige »Liberian Suite« (gewidmet dem einhundertjährigen Bestehen der Republik Liberia), es folgten u. a. die Shakespeare-Suite »Such Sweet Thunder« (1957), »Toot Suite« (1958), »Virgin Islands Suite« (1965), »New Orleans Suite« (1970), »Togo Brava Suite« (1971). In der Rockmusik wurde auf diesen Begriff im Zusammenhang mit der als Artrock bezeichneten Richtung zurückgegriffen, als um 1970 mehrteilige Werke auftauchten, die sich ebenfalls nur aus einer Aneinanderreihung von Einzelstücken zusammensetzten. Erstes Beispiel dafür ist die 1969 von der englischen Formation The Nice herausgebrachte Produktion »Ars Longa Vita Brevis«. Im gleichen Jahr legte Colosseum die »Valentyne Suite« vor, 1970 komponierte Keith Emerson (* 1944) »The Five Bridges Suite«, 1971 folgte Jon Lords (* 1941) »Gemini Suite«.
Suite,
Synonym für Office-Paket.
* * *
Sui|te ['svi:t(ə), auch: 'su̯i:tə], die; -, -n [frz. suite, eigtl. = Folge, zu: suivre < lat. sequi = folgen]: 1. 2↑Flucht (2) von [luxuriösen] Räumen, bes. Zimmerflucht in einem Hotel: eine S. bewohnen, mieten; Alfred Knopf ... hatte wirklich eine sehr schöne S. für uns im Plaza Savoy Hotel reserviert (Katia Mann, Memoiren 116). 2. (Musik) aus einer Folge von in sich geschlossenen, nur lose verbundenen Sätzen (oft Tänzen) bestehende Komposition: Ü Handlung gibt es in diesem Stück kaum. Es ist eine S. von rauen oder milderen Stimmungsbildern (MM 25. 4. 74, 39). 3. (veraltet) Gefolge einer hoch gestellten Persönlichkeit: Auf dem Ring in Neiße ... hielt ... die S. der Prinzen, Generäle und fremdländischen Gäste und erwartete den König (B. Frank, Tage 83). 4. (veraltet) lustiger Streich.
Universal-Lexikon. 2012.