Chopin,
1) [ʃɔ'pɛ̃], Fryderyk Franciszek (französisch Frédéric François), polnischer Komponist und Pianist, * Żelazowa Wola (bei Warschau) 1. 3. 1810, ✝ Paris 17. 10. 1849, Sohn eines eingewanderten französischen Sprachlehrers und einer Polin; studierte u. a. bei J. Elsner und lebte seit 1831 als berühmter Pianist, Komponist und gesuchter Lehrer in Paris, wo er einen bedeutenden Freundeskreis fand (F. Liszt, H. Berlioz, H. de Balzac, H. Heine, G. Meyerbeer). Ein Lungenleiden zwang ihn 1838 zu einer Kur auf Mallorca, wohin ihn die Schriftstellerin George Sand begleitete; 1848 unternahm er - bereits unheilbar krank - eine Konzertreise nach England und Schottland.
Chopin wurde zum Begründer eines neuartigen Klavierstils, in dem eine hohe Virtuosität völlig im Dienst des poetischen Ausdrucks steht. Kennzeichnend für diesen Stil sind u. a.: sangliche, vom Belcanto der italienischen Oper und v. a. der polnischen Volksmusik inspirierte Melodik; besonders reiche Ornamentik, die über den rein verzierenden Charakter hinaus strukturelle Funktion erhält; modulationsreiche und chromatische Harmonik; vielseitige, oft von polnischer Folklore angeregte Rhythmik (Mazurken, Polonaisen) und feinste dynamisch-agogische Differenzierung (Tempo rubato). Chopin schrieb ausschließlich Werke für Klavier oder Werke, in denen dem Klavier zentrale Bedeutung zukommt; er war einer der Meister des lyrischen Klavierstücks (Nocturnes, Préludes, Impromptus), in das auch die Etüde einbezogen wurde. Das kürzere lyrische Klavierstück konnte auch zu Großformen erweitert werden, z. B. in der bei Chopin erstmals belegten, rein instrumentalen Ballade. Die Sonaten b-Moll und h-Moll zählen zu den Höhepunkten ihrer Gattung. Chopins Klavierstil wirkte über F. Liszt, S. W. Rachmaninow, A. Skrjabin und K. Szymanowski bis ins 20. Jahrhundert.
Zu seinen Kompositionen zählen Werke für Klavier und Orchester: Klavierkonzerte e-Moll Opus 11 (1830) und f-Moll Opus 21 (1829); Variationen über »Là ci darem la mano« (aus Mozarts »Don Giovanni«) Opus 2 (1827); Große Fantasie über polnische Weisen Opus 13 (1828); Konzertrondo »Krakowiak« Opus 14 (1828); Große Polonaise Es-Dur Opus 22 (1831/32). - Klaviertrio g-Moll Opus 8 (1828/29); Sonate für Violoncello und Klavier g-Moll Opus 65 (1845/46). - Für Klavier: 16 Polonaisen, 60 Mazurken, 22 Walzer, 3 Sonaten (c-Moll Opus 4, 1827; b-Moll Opus 35, 1839; h-Moll Opus 58, 1844), 20 Nocturnes, 27 Etüden, 4 Balladen, 25 Préludes, 4 Impromptus, 4 Scherzi, Variationen, Fantasien. - 17 Polnische Lieder Opus 74 (1829-47).
Ausgaben: F. Chopin. Neue Ausgabe, herausgegeben von I. J. Paderewski u. a., 21 Bände (1949-63); Nationalausgabe der Werke, herausgegeben von J. Ekier, auf 36 Bände berechnet (1967 folgende); F. Chopin, Briefe, herausgegeben von K. Kobylańska (aus dem Polnischen, 1983).
Werkverzeichnis: F. Chopin. Thematisch-bibliographisches Werkverzeichnis, herausgegeben von K. Kobylańska (1979).
F. Liszt: F. C. (Neuausg. Basel 1948);
B. Gavoty: C. (a. d. Frz., 1977);
Sur les traces de F. C., hg. v. D. Pistone (Paris 1984);
C. Bourniquel: F. C. Mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten (a. d. Frz., 94.-97. Tsd. 1986);
S. Guignard: F. C.s Walzer. Eine text- u. stilkrit. Studie (1986).
2) ['ʃoʊpæn], Kate, amerikanische Schriftstellerin, * Saint Louis (Missouri) 8. 2. 1851, ✝ ebenda 22. 8. 1904; verbrachte die Jahre ihrer Ehe mit einem Kreolen (1870-82) in Louisiana, dessen Menschen, Landschaft und französisch beeinflusste Kultur ihre Werke prägten, sodass sie lange der »Local colo(u)r school« zugerechnet wurde. Heute gilt sie als bedeutende Autorin aufgrund ihrer realistischen Darstellung weiblicher Erfahrungen, sinnlicher Wirklichkeit und kultureller Widersprüche. Höhepunkt ihres Schaffens war der Roman »The awakening« (1899; deutsch »Das Erwachen«), der wegen seiner unkonventionellen Behandlung von Frauenrollen und Sexualität heftige Kontroversen auslöste.
Weitere Werke: Erzählungen: Bayou folk (1894); A night in Acadie (1897).
Roman: At fault (1890).
Ausgabe: The complete works, herausgegeben von P. Seyersted, 2 Bände (1969).
P. Seyersted: K. C.: A critical biography (Oslo 1969);
Universal-Lexikon. 2012.