reformierte Kirchen,
Sammelbezeichnung für die Konfessionsgemeinschaft, die durch die Kirchen gebildet wird, deren Entstehung v. a. auf das Wirken der oberdeutschen und schweizerischen Reformatoren (U. Zwingli, J. Oekolampad, M. Bucer, G. Farel, J. Calvin, H. Bullinger, T. Beza), aber auch andere zurückzuführen ist; als Konfessionsbezeichnung durch den Westfälischen Frieden (1648) im Heiligen Römischen Reich rechtlich endgültig anerkannt. Die reformierten Kirchen bilden einen Hauptzweig des Protestantismus und sind heute v. a. in der Schweiz, den Niederlanden, Nordwestdeutschland (Evangelische-reformierte Kirche; Lippische Landeskirche), Schottland, Rumänien, Ungarn, Südafrika, Süd-Korea und den USA verbreitet. Die Ausbreitung des reformierten Zweiges der Reformation vollzog sich, von den nord- und westschweizerischen Kantonen sowie vom Oberrhein (Straßburg) ausgehend, in einer westlichen und einer östlichen Bewegung: Mittel- und Niederrhein, Hessen, Ostfriesland, England, Frankreich, die Niederlande, Schottland; Vorarlberg, Ungarn, Böhmen-Mähren, Polen, Litauen. Durch Auswanderung und Mission entstanden außereuropäische reformierte Kirchen. Die Theologie der reformierten Kirchen baut maßgeblich auf den Lehren Calvins (Kalvinismus) auf. Wichtige Bekenntnisschriften, die für ihre Lehre und Gemeindeordnungen maßgeblich wurden, sind: die Confessio tetrapolitana (1530), die Confessio Helvetica (1536), der Genfer Katechismus (1537), die Confessio Gallicana (1559), das Schott. Bekenntnis (1560/81), die Belgische Konfession (1561), das Ungarische Bekenntnis (1562), die Thirty-nine Articles (1563), die Confessio Bohemica (1609) und die Westminster Confession (1646).
Die Kirchenverfassungen sind presbyterial-synodal und verzichten auf das Bischofsamt (Kongregationalismus; Presbyterianer). Die Kirchengemeinden werden meist durch eine presbyterial gegliederte Gemeindeleitung geleitet, bestehend aus vier Leitungsdiensten: Pfarrer, theologischer Lehrer, Presbyter (Älteste), Diakone. Die Leitung der einzelnen Kirchen erfolgt durch paritätisch zusammengesetzte Synoden. Die Kirchengebäude der reformierten Kirchen zeichnen sich durch die Schlichtheit der Gottesdiensträume und das Fehlen von Bildern und figürlichen Darstellungen aus. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht die Konzentration auf das »Wort Gottes« in der Verkündigung (Predigt). Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft besteht mit den der Leuenberger Konkordie (1973) beigetretenen lutherischen und unierten Kirchen. Schwerpunkte reformierter Ethik sind die Heiligung des Alltags, ein hohes Arbeits- und Berufsethos und die bewusste »Bürgerschaft« als Christ in der Gesellschaft.
In ihrer Mehrheit gehören die reformierten Kirchen dem Reformierten Weltbund an.
The Reformed family worldwide. A survey of Reformed Churches, theological schools, and international organizations, hg. v. J.-J. Bauswein u. L. Vischer (Grand Rapids 1999).
Universal-Lexikon. 2012.