Akademik

Ullmann
Ụllmann,
 
1) Fritz, Chemiker, * Fürth 2. 7. 1875, ✝ Genf 17. 3. 1939; Professor in Berlin und Genf. U. arbeitete v. a. über pharmazeutische Chemie; synthetisierte Diphenylaminderivate und Biaryle (U.-Reaktion). Bekannt wurde U. besonders als Herausgeber der »Encyklopädie der technischen Chemie« (12 Bände, 1914-23), die in der 5. Auflage unter dem Titel »Ullmann's encyclopedia of industrial chemistry« (1985 ff., auf 36 Bände berechnet) erscheint.
 
 2) Liv Johanne, norwegische Bühnen- und Filmschauspielerin, * Tokio 16. 12. 1938; begann ihre Laufbahn am Theater, spielte ab 1957 in Filmen, besonders bei I. Bergman (ab 1966), unter dessen Regie sie ihre besten Rollen gestaltete; führte auch selbst Regie. Ihr politisches und soziales Engagement stellt sie z. B. als UNICEF-Botschafterin (seit 1980) unter Beweis. Schrieb autobiographische Bücher: »Forandringen« (1976; deutsch »Wandlungen«), »Choices« (1984; deutsch »Gezeiten«).
 
Filme: Persona (1966); Emigranten (1970); Schreie und Flüstern (1972); Zandys Braut (1974); Szenen einer Ehe (1974); Von Angesicht zu Angesicht (1975); Der Rosengarten (1989); Sofie (1992, Regie); Kristin Lavrans Tochter (1995); Enskilda samtal (1996, Regie, Fernsehfilm).
 
 3) Manfred, Orientalist, * Brandenburg an der Havel 2. 11. 1931; wurde 1970 Professor in Tübingen. Untersuchungen v. a. zur klassisch-arabischen Grammatik und Lexikographie; seit 1962 (mit A. Spitaler) Bearbeiter des »Wörterbuchs der klassischen arabischen Sprache« (1957 ff.).
 
Werke: Die Natur- und Geheimwiss.en im Islam (1972); Beitrag zur Lexikographie (1979 ff., Schrift-Reihe); Arabische Komparativsätze (1985); Adminiculum zur Grammatik des klassischen Arabisch (1989); Das arabische Nomen generis (1989).
 
 4) Regina, schweizerische Schriftstellerin, * Sankt Gallen 14. 12. 1884, ✝ Ebersberg 6. 1. 1961; war u. a. Gärtnerin und Wachsgießerin, lebte lange in und bei München, 1938-59 in Sankt Gallen; konvertierte 1911 zum Katholizismus. Gefördert von R. M. Rilke (Briefwechsel ab 1908), gehörte sie in München zum Kreis von H. Carossa, Lou Andreas-Salomé, K. Wolfskehl und T. Mann. Ihre schlichten, dennoch einem hohen ästhetischen Ideal verpflichteten Erzählungen und Gedichte spiegeln sinnlich-poetisch die kleinen Dinge einer bäuerlich-ländlichen Welt aus christlicher Sicht (»Die Landstraße«, 1921; »Der Engelskranz«, 1942; »Schwarze Kerze«, 1954).
 
Ausgaben: Erzählungen, Prosastücke, Gedichte, herausgegeben von F. Kemp, 2 Bände (1978); Ausgewählte Erzählungen, hg. von demselben (1979).
 
 5) Viktor, österreichischer Komponist, * Teschen 1. 1. 1898, ✝ Auschwitz 18. 10. 1944; Schüler u. a. von A. Schönberg und E. Steuermann; 1920 Kapellmeister am Deutschen Theater in Prag, weitere Stationen: Aussig (1927-28), Zürich (1929-31) und Stuttgart (ab 1931). 1935-37 Kompositionsunterricht bei A. Hába in Prag. 1942 wurde U. in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er als Organisator von Musikveranstaltungen wirkte. Hier schuf er zu seinen etwa 50 Kompositionen (u. a. die Oper »Der Sturz des Antichrist«, 1936; Klavierkonzert, 1939; vier Klaviersonaten) weitere 23 (u. a. zwei Sinfonien, 1943, 1944; »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets C. Rilke«, 1944, für Sprecher und Orchester; drei weitere Klaviersonaten). Anfangs noch stark von der Atonalität der Schönbergschule geprägt, sind die Werke aus Theresienstadt in einer fasslicheren Tonsprache gehalten. Die Uraufführung seiner 2. Oper »Der Kaiser von Atlantis« (1943; erst 1975 uraufgeführt) wurde wegen Anspielungen auf Hitler und den Krieg von der SS-Lagerleitung unterbunden. 1944 kam U. nach Auschwitz.
 
 6) Wolfgang, evangelischer Theologe und Politiker, * Bad Gottleuba 18. 8. 1929; 1956-63 als Pfarrer, 1963-90 als Dozent für Kirchengeschichte an Hochschulen der evangelischen Kirche in der DDR tätig; wurde in der Oppositions- und Bürgerbewegung aktiv, u. a. am 12. 9. 1989 Mitgründer von »Demokratie Jetzt«, die er von Dezember 1989 bis März 1990 am »Zentralen Runden Tisch« vertrat; vom 3. 10. 1990 bis 1994 Mitglied des Bundestags (Bündnis 90/Grüne); wurde 1994 Mitglied des Europäischen Parlaments (Grüne).

Universal-Lexikon. 2012.