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Welser
Wẹlser,
 
seit etwa 1240 in Augsburg bezeugtes rats- und gerichtsfähiges Geschlecht, gründete in Augsburg und Nürnberg mehrere Handels- und Bergbauunternehmen. Anton Welser der Ältere (* 1451, ✝ 1518) gründete 1498 die große Augsburger Handelsgesellschaft, die geschichtliche Bedeutung erlangte; sein Schwiegersohn war C. Peutinger. Die Handelsgesellschaft betrieb internationalen Waren- und Seehandel, v. a. Levantehandel, und beteiligte sich ähnlich den Fuggern erheblich am Anleihen- und Finanzgeschäft, womit sie auch in die Politik, z. B. bei der Kaiserwahl Karls V., eingriff. Schon vorher Pionier des deutschen Handels, führte sie 1505/06 die erste Seefahrt deutscher Kaufleute nach Ostindien an (Beteiligung an einer portugiesischen Indienflotte).
 
Bartholomäus Welser und Anton Welser der Jüngere (* 1486, ✝ 1557) begründeten 1525 den Handel mit Spanisch-Amerika (Zuckerplantagen auf Hispaniola). In dieser Zeit war die Gesellschaft die vermutlich bedeutendste Warenhandels- und Reedereigesellschaft der Welt. Mit den Hauptstützpunkten in Antwerpen, Lyon, Madrid, Lissabon, Sevilla und Santo Domingo (Hispaniola) erstreckte sich ihr Gebiet bis über den mit einer eigenen Flotte befahrenen Atlantik. Den Umfang ihres Handels und ihrer geographischen und nautischen Kenntnisse erweist die für sie angefertigte Weltkarte von 1530. Karl V. verlieh den Welsern 1528 das Kolonisationsrecht an einem Gebiet, das sich in der Breite der Küste Venezuelas über ganz Südamerika erstreckte und zu dessen Eroberung sie bewaffnete Expeditionen auf der Suche nach dem sagenhaften Eldorado bis ins Quellgebiet des Amazonas und in die Hochkordilleren schickten; Feldhauptleute, Statthalter und Faktoren im Dienst der Welser waren A. Dalfinger, H. Ehinger, N. Federmann, G. Hohermuth und P. von Hutten. Bis zur Ermordung von Huttens (1546) wurde die Kolonie im Küstengebiet Venezuelas mit Erfolg behauptet; danach zogen sich die Welser, auch aufgrund der Anfeindungen nach der Abdankung Kaiser Karls V. (1556), vom Handel mit Spanisch-Amerika zurück. Als Gläubiger Frankreichs, Spaniens und der Niederlande erlitt das Augsburger Haus durch deren Staatsbankrotte und die Folgen der Religionskriege beträchtliche Verluste und machte 1614 Konkurs. - Die Hauptlinie erlosch 1797; Nebenlinien der Welser waren die Ulmer Linie (1713 in den Reichsfreiherrenstand erhoben) und die Nürnberger Linie (1878 erloschen). - Bedeutende Vertreter:
 
 1) Bartholomäus, Großkaufmann, * Memmingen (?) 25. 6. 1484, ✝ Amberg (bei Bad Wörishofen) 28. 3. 1561, Sohn von Anton Welser dem Älteren; neben den Fuggern bedeutendster Bankier Kaiser Karls V., leitete 1519-51 die Warenhandels- und Reedereigesellschaft der Welser. Er rüstete 1528 in Spanien eine Expedition von drei Schiffen aus, die unter dem Befehl A. Dalfingers einen Teil der Küste Venezuelas in Besitz nahm; 1532 für große Darlehen von Karl V. geadelt.
 
 2) Markus, Humanist, * Augsburg 20. 6. 1558, ✝ ebenda 23. 6. 1614, Großneffe von 1); Ratsherr (seit 1592), kaiserlicher Rat und Stadtpfleger in Augsburg (seit 1600); Geschichtsschreiber und Altertumsforscher; Verfasser lateinischer Werke über die Geschichte Augsburgs und Bayerns, bereitete die Herausgabe der Peutingerschen Tafel (1598) vor.
 
 3) Philippine, Freifrau von Zinnenburg, * 1521, ✝ Schloss Ambras 24. 4. 1580, Nichte von 1); beeindruckte durch ihre Schönheit und Bildung, Ȋ (1557) mit Erzherzog Ferdinand II. von Österreich, Herzog von Tirol. Dessen Vater, Kaiser Ferdinand I., billigte die heimlich geschlossene Ehe zwar 1561, erzwang aber deren weitere Geheimhaltung und den Verzicht auf fürstliche Erbfolgerechte der Kinder (Andreas, * 1558, ✝ 1600, Bischof von Brixen, und Karl, * 1560, ✝ 1618, Markgraf von Burgau).
 

Universal-Lexikon. 2012.