Welthilfs|sprachen,
Plansprachen, Universalsprachen, im Unterschied zu den natürlichen Sprachen bewusst konstruierte Sprachen, die der internationalen Verständigung dienen sollen. Die Welthilfssprachen sollen neutral und leicht erlernbar sein; sie sollen die Nationalsprachen nicht verdrängen, sondern ergänzen. Die leichte Erlernbarkeit wird durch Vereinfachung der Grammatik und sorgfältige Planung des Wortschatzes angestrebt. Dabei werden die Wörter entweder aus bekannten Kultursprachen ausgewählt (naturalistisches Prinzip) oder aus relativ wenigen Wortstämmen mithilfe frei verwendbarer Vor- und Nachsilben und fester Endungen für die einzelnen Wortarten gebildet (schematische Prinzip). Es gibt etwa 1 000 Entwürfe für Welthilfssprachen (Plansprachenprojekte); die Wissenschaft von der Erforschung der Welthilfssprachen heißt Plansprachenwissenschaft oder Interlinguistik.
Geschichtliches:
Theoretische Überlegungen über eine allgemeine verständliche Sprache hatten schon T. More, R. Descartes und G. W. Leibniz (Characteristica universalis) mit dem Ziel angestellt, zugleich logisch vollkommene Zeichensysteme für wissenschaftliche Erkenntnisse zu schaffen. Praktische Bedeutung erlangte jedoch erst das von Johann Martin Schleyer (* 1831, ✝ 1912) geschaffene Volapük (1879), das allerdings eine relativ komplizierte Grammatik und fremdartig wirkende Wörter aufwies. Das von L. L. Zamenhof geschaffene Esperanto (1887) war diesem System weit überlegen und hat von allen Welthilfssprachen bis heute die weiteste Verbreitung gefunden. Mit ihren Projekten wollten Schleyer und Zamenhof v. a. einen Beitrag zu Frieden und Völkerverständigung leisten.
Zahlreiche Versuche, Volapük und Esperanto zu reformieren, führten zu neuen Plansprachenprojekten. Das Idiom Neutral (1898) war ein naturalistisch umgearbeitetes Volapük, das Ido (1907) von L. Couturat u. a. ein reformiertes Esperanto. Von Bedeutung für die weitere Entwicklung der Welthilfssprachen waren auch das Occidental von Edgar von Wahl (* 1867, ✝ 1948) und das Novial (1928) von J. O. H. Jespersen; daneben fand das naturalistische Projekt Mondial (1943) des Schweden Helge Heimer stärkere Beachtung. Weitere Plansprachenprojekte basieren auf in Grammatik, Orthographie und Wortschatz vereinfachten klassischen oder modernen natürlichen Sprachen, z. B. das Latine sine flexione (1903) von G. Peano und das Basic English (1930) von Charles Kay Ogden (* 1889, ✝ 1957). 1924-53 setzte sich die International Auxiliary Language Association (IALA) in New York mit der Plansprachenfrage auseinander. Ihr Mitglied Alexander Gode (* 1900, ✝ 1970) veröffentlichte 1951 Interlingua, ein extrem naturalistisches Projekt, das sich stark an die romanischen Sprachen anlehnt.
Die meisten Plansprachenprojekte konnten keine praktische Bedeutung erlangen. Dies gilt besonders für Suma (1943) und Loglan (1960), die nicht überwiegend auf indogermanischen Sprachen basieren, aber auch für neuere Projekte wie Glosa (1982), Uropi (1986) und Unitario (1989), die das Esperanto an Einfachheit zu übertreffen suchen und als Sprachen für das vereinte Europa propagiert wurden. Obwohl auch Ido und Interlingua heute noch eine kleine Sprachgemeinschaft aufweisen, konnte nur Esperanto eine gewisse Bedeutung als Verkehrssprache erlangen.
L. Léau: Les nouvelles langues internationales (ebd. 1907, beide in einem Bd. Nachdr. Hildesheim 1979);
O. Jespersen: Eine internat. Sprache (a. d. Engl., 1928);
L. Courtinat: Historio de Esperanto, 3 Bde. (Agen 1964-65);
Plansprachen, hg. v. R. Haupenthal (1976);
Richard Schulz: Europ. Hochsprache oder Sprachimperialismus? (1979);
D. Blanke: Internat. Plansprachen (1985);
Zeitschrift: Language Problems and Language Planning (Austin, Tex., 1977 ff.).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Sprache: Varietäten, Familien, Stämme
Universal-Lexikon. 2012.