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Hochhaus
Wolkenkratzer

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Hoch|haus ['ho:xhau̮s], das; -[e]s, Hochhäuser ['ho:xhɔy̮zɐ]:
sehr hohes Gebäude mit vielen Geschossen:
sie zogen in den siebten Stock eines Hochhauses.

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Hoch|haus 〈n. 12uHaus mit vielen (mehr als sechs) Stockwerken

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Hoch|haus, das:
großes Gebäude mit vielen Stockwerken.

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Hochhaus,
 
ein viel geschossiges Gebäude, in dem der Fußboden mindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als 22 m über der natürlichen Geländeoberfläche liegt. Hochhäuser wurden zunächst als Bürohäuser, dann als Hotels, Krankenhäuser und auch Wohnhäuser errichtet. Infolge steigender Bodenpreise zuerst in den USA, später in allen größeren Städten der Erde, denen sie immer stärker das Gepräge (»Skyline«) geben. Neben den explodierenden Grundstückspreisen in den Großstadtzentren der Welt hat sicher auch das »Corporate Image«-Verhalten zur Blüte dieser Baugattung beigetragen. Trotz aller ökologischen Kritik stellen Hochhäuser am Wechsel des Jahrhunderts eine Alternative zur Flächen fressenden Blockbebauung von Innenstädten dar und bilden eine Möglichkeit, die Zersiedlung der Stadtränder zu verhindern.
 
Geschichte:
 
Nach dem Babylonischen Turm sind für das Altertum in Rom Fachwerkhäuser von über 20 m Höhe nachweisbar, v. a. Mietshäuser (Insula). Lehmkonstruktionen bilden frühe Beispiele von Hochhäusern in Arabien und Amerika (Pueblobauten). Wohntürme als städtische Residenzen erreichten im Mittelalter bis zu 30 m Höhe (Geschlechterturm). Der repräsentative Charakter hoher Profanbauten wurde in den Entwürfen für Idealstädte der Renaissance zur Bildung von Hierarchien und ablesbaren Strukturen genutzt.
 
Die ersten Hochhäuser neuerer Zeit entstanden um 1860 (aus Backstein, 7-10 Stockwerke hoch). Die Errichtung von höheren Gebäuden wurde u. a. durch die Entwicklung des Stahlskelett- und Stahlbetonbaus ermöglicht. Das 1889-91 von J. W. Root errichtete Monadnock Building in Chicago (Illinois) hatte bereits 17 Stockwerke. Für die Hochhäuser in New York wurde besonders ein Chicagoer Stahlskeletthochhaus, das Home Insurance Building (1883-85, von W. Le Jenney), zum Vorbild. Mit den Entwürfen der Architekten der Chicagoer Schule, später durch die Verwendung von Vorhangfassaden (Curtainwall) gewann der Bautyp des Hochhauses auch in der Form einen besonderen Charakter. Nach Verbesserungen der Materialeigenschaften und Konstruktionsmethoden wurden in den folgenden Jahrzehnten »Wolkenkratzer« (die englische Bezeichnung »skyscraper« entstand um 1880 in den USA) errichtet (Empire State Building in New York von W. F. Lamb, 1931, 381 m Höhe; World Trade Center ebenda von Yamasaki Minoru, 1973 offiziell eingeweiht und am 11. 9. 2001 durch einen verheerenden Terroranschlag zerstört, die Doppeltürme waren 415 m und 417 m hoch; Sears Tower in Chicago von Skidmore, Owings & Merill, 1969-74, 443 m Höhe). Der Bau von Hochhäusern blieb auch in der Folgezeit von Bedeutung, wobei für die Zeichenhaftigkeit und Repräsentationskraft der Einzelbauwerke neben der Gebäudehöhe auch die Individualität der Form eine Rolle spielte (Verwaltungsbau Pennzoil Place in Houston, Texas, 1970-76; American Telephone & Telegraph Company Building in New York, 1978-82, beide von P. C. Johnson und J. Burgee).
 
In Europa gehören die Entwürfe von A. Sant' Elia und M. Chiattone (1913) für eine futuristische Idealstadt zu den frühen Hochhausprojekten. Weitere Entwürfe für Hochhausbauten entstanden u. a. für Berlin (Turmhauswettbewerb Friedrichstraße 1921/22, u. a. Entwurf von L. Mies van der Rohe), Moskau (»Wolkenbügel« von El Lissitzky, 1924) und Paris (Plan »Voisin de Paris« von Le Corbusier, 1925). In Deutschland wurden die ersten Hochhäuser 1922-24 errichtet (Wilhelm-Marx-Haus in Düsseldorf von W. Kreis, 1922-24). Wohnhochhäuser wurden erst seit 1925 als so genannte »Scheiben« projektiert (Le Corbusier, 1925; L. Hilberseimer, 1930; W. Gropius, 1931). Erste Wohntürme entstanden 1933/34 in Paris-Drancy im Rahmen der Planung der Cité de la Muette. Nach 1945 nahm der Bau von Wohnhochhäusern relativ schnell zu und veränderte entsprechend das Bild der Städte. In Deutschland entstand v. a. in Frankfurt am Main eine Konzentration von Hochhäusern für Banken und Verwaltungen, so u. a. Dresdner Bank, 166 m; Deutsche Bank, 155 m; Bank für Gemeinwirtschaft, 148 m; Bürohochhaus »Messeturm«, 256,5 m (1991 fertig gestellt, Architekt H. Jahn); Commerzbank, 258,7 m, mit Antenne fast 300 m hoch (1994-97, Architekt Lord N. Foster). International gewinnen in jüngster Zeit besonders asiatische Hochhausprojekte an Bedeutung. So ist das 1996 fertig gestellte City Centre mit den »Petronas Twin Towers« von Cesar Pelli in Kuala Lumpur mit 451,9 m Höhe das derzeit höchste Bürogebäude der Erde. Das letzte (88.) Stockwerk liegt 378 m über dem Straßenniveau. Die beiden Türme sind in 160 m Höhe durch eine zweistöckige Brücke miteinander verbunden. Den Abschluss bildet bei beiden Türmen eine zu einer Spitze auslaufende Stahlkuppel. In Schanghai entstand 1998 das 421 m hohe Jin Mao Building, ebenfalls mit 88 Stockwerken (Architektenbüro: Skidmore, Owings & Merill). Lord N. Foster stellte 1991 mit dem 840 m hohen Millennium Tower in Form einer emporragenden, Kopf stehenden Eistüte für Tokio ein Projekt vor, das die Grenzen nach oben weiter verschieben würde.
 
Seit dem Terroranschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 gewinnt die Diskussion um das architektonische Höhenwachstum sowohl bei Fachleuten als auch bei Laien neue Aufmerksamkeit. Jahrzehntelang sahen Stadtplaner und Architekten in den Wolkenkratzern ein geeignete Form, den wachsenden Einwohnerzahlen in den Städten zu begegnen. Auch der Symbolwert dieser markanten Bauten spielte eine Rolle. Sicherheitstechnische Aspekte wurden oft nachrangig behandelt. Da jedoch bezüglich Feuerschutz, Stabilität und Evakuierungsstrategien gerade beim Hochhausbau hohe Anforderungen notwendig sind, werden diese Faktoren über die Zukunft der geplanten Riesenhochhaus-Projekte mitentscheiden müssen.
 
Literatur:
 
F. Rafeiner: Hochhäuser, auf 4 Bde. ber. (1976 ff.);
 C. Jencks: Skyscrapers - skyprickers - skycities (New York 1980);
 
Wolkenkratzer, bearb. v. P. Goldberger (a. d. Amerikan., 1984);
 
Chicago-Architektur. 1872-1922. Die Entstehung der kosmopolit. Architektur des 20. Jh., hg. v. J. Zukowsky, Ausst.-Kat. (1987);
 
Der Schrei nach dem Turmhaus, hg. v. F. Zimmermann, Ausst.-Kat. (1988);
 
H. Der Beginn in Dtl., Beitrr. v. R. Stommer u. D. Mayer-Gürr (1990);
 Johann N. Schmidt: Wolken-Kratzer (1991);
 
Hohe Häuser, hg. v. K. Daniels (1993);
 
Hochhäuser in Frankfurt, hg. v. D. Janik (1995);
 K. Yeang: The skyscraper bioclimatically considered (London 1995);
 
Wohnhochhäuser heute, bearb. v. H. Weeber u. a. (1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Hochhaus: Entwicklung einer Bautechnik
 

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Hoch|haus, das: großes Gebäude mit vielen Stockwerken: im H. wohnen.

Universal-Lexikon. 2012.