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Düsseldorf
Dụ̈s|sel|dorf:
Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen.

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Dụ̈sseldorf,
 
1) Hauptstadt des Landes Nordrhein-Westfalen und des Regierungsbezirks Düsseldorf, kreisfreie Stadt, liegt beiderseits des Rheins, 36 m über dem Meeresspiegel, auf den Terrassen des Niederrheins, angelehnt an die Ausläufer des Bergischen Landes, 568 900 Einwohner;
 
Sitz von Landesregierung und Landtag, Landeszentralbank, Oberfinanzdirektion, Oberlandes- und Finanzgericht, ferner Sitz von mehr als 200 Verbänden (Deutscher Gewerkschaftsbund, Deutsche Städte- und Gemeindebund u. a.) und Organisationen von Wirtschaft und Technik sowie der Verwaltungen von Großbanken und der Rheinisch-Westfälischen Börse. - Staatliche Kunstakademie, Hochschule für Musik, Opernhaus (»Deutsche Oper am Rhein«), Schauspielhaus u. a. Theater, Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, Europäisches Medieninstitut, Max-Planck-Institut für Eisenforschung, Akademie für öffentliches Gesundheitswesen, Fachhochschulen, Landesbibliothek, Hauptstaatsarchiv; Landesmuseum Volk und Wirtschaft, naturkundliche Museen (u. a. Löbbecke-Museum und Aquarium), Kunstmuseum, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Goethe-Museum, Hetjens-Museum im ursprünglichen barocken Palais Nesselrock (Keramik), Heinrich-Heine-Institut, Wirtschaftsmuseum. Die Universität Düsseldorf wurde 1965 durch Umwandlung der Medizin. Akademie gegründet. Seit 1975 europäische Wirtschaftshochschule (deutsche Niederlassung der École des Affaires de Paris).
 
Wirtschaft:
 
Düsseldorf ist ein bedeutender Standort der Telekommunikation, weitere Schwerpunkte sind Maschinen- und Werkzeugmaschinenbau, Fahrzeugbau, chemische, elektrotechnische, Papier- und Glasindustrie; Druckereien und Verlage. Internationaler Großhandel (Eisen, Stahl und Röhren, Damenoberbekleidung u. a.); Brauereien.
 
Die hervorragende Verkehrslage der Stadt, Hafenanlagen (1994: 2,9 Mio. t Umschlag) und der Großflughafen in Düsseldorf-Lohausen (1995: über 15 Mio. Fluggäste) haben als Anziehungspunkt für Wirtschaftsverwaltungen und -vertretungen nationaler und internationaler Firmen gewirkt und Düsseldorf zu einer Messe- (u. a. Modemarkt), Handels- und Kongressstadt gemacht. Großzügige Gartenanlagen, Parks und Promenaden sowie die breiten Geschäftsstraßen, besonders die Königsallee (»Kö«), begründeten den Ruf Düsseldorfs als elegante Gartenstadt. 1987 richtete Düsseldorf die Bundesgartenschau aus. Dem innerstädtischen Verkehr dienen S- und U-Bahn. Drei Großbrücken (Theodor-Heuss-Brücke im Norden, 1957; Rheinkniebrücke im Süden, 1969; Oberkasseler Brücke, 1976), alle nach dem Prinzip der Schrägseilbrücke entworfen, überspannen auf kaum 4 km Stromlänge den Rhein. Mit der Tieflegung der Rheinuferstraße 1993 erfolgte die Inbetriebnahme des 2 km langen vierspurigen Tunnels, entstand 1995 die neue Rheinuferpromenade.
 
Stadtbild:
 
Die im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Altstadt wurde teilweise wieder aufgebaut. - Pfarrkirche Sankt Andreas (ehemalige Jesuitenkirche, 1622-29); katholische Pfarrkirche Sankt Lambertus (ehemalige Stiftskirche, 1288-1394); Altes Rathaus (1570-73), davor das Reiterstandbild des Kurfürsten Johann Wilhelm II. (»Jan Wellem«, 1703-11 von G. de Grupello); am Hofgarten Schloss Jägerhof (1752-63; heute Goethe-Museum) von J. J. Couven; Ratinger Tor, zwei einander gegenüberliegende Wachhäuser (1811-15) von A. von Vagedes. - Die moderne Architektur setzt ein mit dem Bau des Warenhauses Tietz (1907-09) von J. M. Olbrich; Verwaltungsgebäude der Mannesmann AG (1911/12) von P. Behrens, daneben das Mannesmann-Hochhaus (1956-58) von P. Schneider von Esleben; Wilhelm-Marx-Haus (1922-24) von W. Kreis; Verwaltungsgebäude des Stumm-Konzerns (1922-24) von P. Bonatz; Hotel Breidenbacher Hof (1927; im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, verändert wieder aufgebaut) von E. G. Fahrenkamp. Die Ehrenhofanlage, ein 1925/26 von W. Kreis für die Gewerbeausstellung »Gesolei« (Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübung) gestaltetes Ensemble von Veranstaltungs- und Ausstellungsbauten mit Kunstmuseum, Kunstpalast (ursprünglich 1902, 1926 verändert; umfassender Umbau durch O. M. Ungers 1998-2001), Landesmuseum für Volk und Wirtschaft und der heutigen Tonhalle (ehemaliges Planetarium, Umbau zum Konzerthaus 1975-78 durch das Architekturbüro Hentrich-Petschnigg & Partner), wurde mit Bauten von P. Behrens, B. Taut u. a. ergänzt. Die Neuplanungen moderner Architektur prägen heute das Stadtbild: Thyssen-Hochhaus (1957-60, »Dreischeibenhaus«) von H. Hentrich und H. Petschnigg, an der Hofgartenseite wurde 1971 eine Stahlplastik von E. Chillida aufgestellt; Schauspielhaus von B. Pfau (1965-69). Den Neubau der Landesversicherungsanstalt errichtete 1974-76 H. Deilmann. Hentrich-Petschnigg & Partner und Takenaka Komuten bauten das Deutsch-Japanische Center (1977-79). Vom Büro »Dissing + Weitling« wurde der Neubau für die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ausgeführt (1979-86). Das Stadtbild prägen des Weiteren die repräsentativen Passagen »Kö-Galerie« und »Kö-Karree« sowie die »Schadow-Arkaden«. Im Rheinpark Bilk entstanden der Rheinturm (1981/82, Architekt: H. Deilmann), mit seiner Höhe von 234,2 m das höchste Bauwerk der Stadt, und der neue Landtag (1988, von dem Architekturbüro Eller, Maier, Moser, Walter & Partner) sowie in der Nähe das neue Gebäude des WDR-Landesstudios (1992). Mit der Fertigstellung der Rheinuferpromenade (1995) wurde die städtebauliche Neuorientierung unterstrichen, die den Rhein und seine weitläufigen Ufer »wieder entdeckt« und in besonderem Maße in die Stadtplanung einbezieht. So wurde ein Teil des Haupthafens am Rand der City unter Beteiligung namhafter Architekten (u. a. Frank O. Gehry, Steven Holl, David Chipperfield) umgestaltet, während der alte Handelshafen (1896) in seiner Gesamtheit als technisches Baudenkmal erhalten blieb. - Im Stadtteil Benrath Lustschloss (heute Museum) des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, 1755-69 von N. de Pigage im französischen Rokokostil erbaut, erlesene Innenausstattung. Im Stadtteil Gerresheim ehemalige Damenstiftskirche (870 gegründet), 1236 geweiht, in romanisch-gotischem Übergangsstil erbaut, mit Kruzifix des 10. Jahrhunderts Im Stadtteil Kaiserswerth ehemaliger staufischer Kaiserpfalz (Bauinschrift 1184), von der die Hauptfront des Palas erhalten blieb. Die Suitbertkirche des ehemaligen Benediktinerklosters (um 700 gegründet) ist eine Pfeilerbasilika (1078 geweiht; 2. Bauperiode im 12./13. Jahrhundert), im Kirchenschatz Suitbertus-Schrein (13. Jahrhundert). Am Suitbertus-Stiftsplatz haben sich Bauten der ehemaligen Stiftsimmunität erhalten; am Kaiserswerth-Markt das Alte Zollhaus von 1635.
 
Geschichte:
 
Die Siedlung Düsseldorf, 1135 erstmals erwähnt, wurde 1288 von den Grafen von Berg, die sie vor 1189 erworben hatten, zur Stadt erhoben. Um 1373 wurde ein »Rheinzoll« errichtet, 1384 und 1394 mehrere umliegende »Honschaften« (Bauerngemeinden) eingemeindet. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts war Düsseldorf ständige Residenz des (seit 1380) Herzogtums Berg sowie Hauptstadt der ab 1521 vereinigten Länder Jülich, Berg, Kleve, Mark und Ravensberg; zwischen 1528 und 1614 wurde die Zitadelle angelegt. Mit dem Jülich-Kleveschen Erbfolgestreit fiel Düsseldorf 1609, endgültig 1614 (mit Jülich-Berg) an Pfalz-Neuburg (ab 1674 Pfalz-Sulzbach). Die Fürsten von Pfalz-Neuburg verlegten 1614 ihre Residenz nach Düsseldorf und förderten den Ausbau der Stadt und ihre Befestigung, besonders Johann Wilhelm II., der als Kurfürst von der Pfalz (1679-1716) in Düsseldorf residierte (Blütezeit der Stadt bis zur Verlegung der Residenz nach Mannheim, 1716). Nach dem Frieden von Lunéville (1801; Schleifung der Festungsanlagen und in der Folgezeit Begrünung, u. a. 1802-04 Anlage der späteren »Kö«) kam Düsseldorf unter bayerischer Verwaltung (bis 1806) und war unter französischer Verwaltung (1806-13) Hauptstadt des napoleonischen Großherzogtums Berg. Mit der Eingliederung in das Königreich Preußen (1815) wurde Düsseldorf Sitz eines Regierungspräsidenten, 1824 des Provinziallandtags. Durch Theater, Kunstakademie (seit 1769; 1819 erneuert, Düsseldorfer Schule) und Musikfeste war es im Vormärz ein bedeutendes Kulturzentrum. 1838 wurde mit der Eisenbahnlinie nach Erkrath die erste Bahnlinie im Rheinland (und Westdeutschlands) eröffnet. Mit der Industrialisierung (ab etwa 1850) entwickelte sich Düsseldorf im 19. Jahrhundert rasant zur Großstadt (ab 1872 kreisfrei; Einwohnerzahl 1816: 23 000, 1855: 44 000, 1882: 101 000, 1900: 214 000, 1910: 359 000, 1939: 536 000). - 1909 wurden u. a. Gerresheim und die linksrheinischen Stadtteile (Oberkassel, Heerdt, Lörick), 1929 Benrath und Kaiserswerth, 1975 u. a. Angermund, Kalkum und Wittlaer eingemeindet. Als Ziel schwerer alliierter Luftangriffe (1941-45; v. a. 2./3. 11. 1944) wurde Düsseldorf im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört (Stadtkern zu 85 %, insgesamt zu 49 %; 1945: 370 000 Einwohner) sowie nach siebenwöchigen Kämpfen am 17. 4. 1945 von amerikanischen Truppen eingenommen. Seit Juli 1946 ist Düsseldorf Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen.
 
Literatur:
 
A. Klapheck: D. (1971);
 D. Weber: D. 1288-1988 (1988);
 S. Schürmann: D. (21989);
 
D. Gesch. von den Ursprüngen bis ins 20. Jh., hg. v. H. Weidenhaupt, 4 Bde. (21990);
 
Staat u. Wirtschaft an Rhein u. Ruhr. 1816-1991. 175 Jahre Reg.-Bez. D., hg. v. H. Hoebink (1992);
 H. Weidenhaupt: Kleine Gesch. der Stadt D. (101993).
 
 2) Regierungsbezirk in Nordrhein-Westfalen, 5 290 km2, 5,26 Mio. Einwohner; umfasst die Kreise Kleve, Mettmann, Neuss, Viersen und Wesel sowie die kreisfreien Städte Duisburg, Düsseldorf, Essen, Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Remscheid, Solingen und Wuppertal.
 

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Dụ̈s|sel|dorf: Stadt am Rhein; Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen.

Universal-Lexikon. 2012.