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Hymne
Lobgesang; Festgesang

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Hym|ne ['hʏmnə], die; -, -n:
1. feierliches, preisendes Gedicht:
eine Hymne auf die Freundschaft dichten.
Syn.: Gedicht, Verse <Plural>.
2. Gesangs- oder Instrumentalstück von besonders feierlichem Ausdruck:
eine Hymne singen.
Zus.: Landeshymne, Nationalhymne.

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Hỵm|ne 〈f. 19
1. Lobgesang, feierl. Gesangsstück weltl. Inhalts
2. 〈kurz für〉 Nationalhymne
[<grch. hymnos „Lobgesang“]

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Hỵm|ne , die; -, -n [lat. hymnus < griech. hýmnos, viell. eigtl. = Gefüge (von Tönen)]:
1. feierliches Preislied, bes. der Antike, zum Lob von Gottheiten, Heroen.
2. geistliches, kirchliches, liturgisches Gesangs-, auch Instrumentalwerk von betont feierlichem Ausdruck; religiöser Lob- u. Preisgesang.
3. (der Ode sehr ähnliches) feierliches Gedicht:
eine H. auf die Freundschaft;
Ü seine Tat wurde in wahren -n (mit übertriebenem Lob, in Lobeshymnen) gepriesen.
4. Kurzf. von Nationalhymne:
alle sangen die H. mit.

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Hỵmne
 
[griechisch hýmnos, eigentlich wohl »Gefüge« (von Tönen)] die, -/-n, Hỵmnos, Hỵmnus, feierlicher Lob- und Preisgesang; bis in die Neuzeit ist der Begriff nur inhaltlich bestimmt und umfasst religiöse beziehungsweise kulturelle Lieder. Die älteste Form hymnischer Dichtung ist aus der sumerisch-akkadischen Zeit bezeugt. Die hebräische Hymnendichtung ist in den Psalmen des Alten Testaments repräsentiert. Im antiken Griechenland wurden Hymnen zum Preis der Heroen und Götter an Götterfesten oder Kultfeiern von einzelnen Sängern zur Kithara, wohl auch von Chören oder im Wechselgesang (Chorrefrain) gesungen. Sekundäre Quellen bezeugen eine Fülle antiker Hymnen; erhalten sind als älteste die homerischen Hymnen. Auch aus klassischer Zeit ist nur ein Bruchteil der reichen Hymnenliteratur überliefert. Aus hellenistischer Zeit sind zwei delphische Apollon-Hymnen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., die frühesten auch mit der Melodie erhaltenen Denkmäler, sowie die 87 ekstatischen »orphischen Hymnen« in einer Sammlung aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. zu erwähnen. (orphische Dichtungen)
 
In der römischen Literatur wurden seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. Formen und Motive der griechischen Hymnendichtung (v. a. Pindar und Kallimachos) übernommen und unter der Bezeichnung Carmen subsumiert (Horaz).
 
Im Christentum ist Hymnus Bezeichnung für einen Lobgesang in der Art der Psalmen, der sich schon im Neuen Testament findet (z. B. Lukas 1, 46-55, Offenbarung des Johannes 15, 3 f. sowie hymnische Stellen in den Briefen), im byzantinischen Sprach- und Liturgiebereich eine nicht eindeutige Bezeichnung sowohl für die griechisch-christliche Dichtung wie für gottesdienstliches Gebet und Gesang seit dem 3./4. Jahrhundert.
 
Im lateinischen Liturgiebereich ist Hymnus meist Bezeichnung für das im 4. Jahrhundert entstandene religiöse, streng metrische beziehungsweise rhythmische Strophenlied, das seinen liturgischen Ort im Stundengebet fand. Begründer der christlich-lateinischen Hymnendichtung wurde der heilige Ambrosius. Die Aufnahme in die Liturgien der einzelnen Länder geschah zum Teil gegen den Widerstand der Kirche; erst im 13. Jahrhundert wurden in der römischen Liturgie Hymnen offiziell zugelassen. Zentren der Hymnendichtung waren neben Mailand besonders Spanien (Prudentius, 6. Jahrhundert) und England (Beda Venerabilis, 7./8. Jahrhundert). Eine Blüte kunstreicher Hymnendichtung im Rückgriff auf hellenistisch-byzantinische Formen brachte die karolingische Renaissance (Paulus Diaconus, Alkuin, Theodulf von Orléans), spätere Zentren im deutschsprachigen Raum waren die Klöster Fulda, Sankt Gallen, Reichenau, namentlich bekannt als Hymnendichter sind aus dem 12. und 13. Jahrhundert v. a. Petrus Venerabilis, Bernhard von Clairvaux, P. Abaelardus, Adam von Sankt Viktor, Thomas von Aquino, Tommaso da Celano und Iacopone da Todi.
 
Im Spätmittelalter erfahren Hymnen wie andere Liedformen Kontrafakturen, Umdichtungen, Übersetzungen (Luther) und finden sich als mehrstimmige Liedsätze (erstes Zeugnis im 13. Jahrhundert). Im Humanismus geht die lebendige Entwicklung zu Ende. Ein (vergeblicher) Versuch, die liturgischen Hymnen durch neue Formen in klassisches Latein und antiken Versmaßen zu ersetzen (Trienter Konzil 1545-63), wurde 1632 revidiert; durch das 2. Vatikanische Konzil wurde der Hymnenbestand der katholischen Kirche historisch-kritisch verbessert.
 
Die mehrstimmige Bearbeitung von Hymnenmelodien reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Ausgehend von zweistimmigen Sätzen der frühen Mehrstimmigkeit, unterliegt die Gestaltung in den folgenden Jahrhunderten dem jeweiligen Zeitstil von homophoner bis zu polyphoner Bearbeitung, seit der Zeit um 1600 auch mit Instrumenten; seit dem 15. Jahrhundert auch als Orgelbearbeitung. Bedeutende Hymnensammlungen stammen von G. Dufay (1430), A. Willært (1542), G. P. da Palestrina (»Hymni totius anni«, 1589).
 
Parallel zu dieser Entwicklung löste sich die Hymne in der Neuzeit aus dem liturgischen Zusammenhang und gewann als rein literarische Gattung Eigenständigkeit, wobei sie formal wieder an die Psalmen und die antike Literatur anknüpfte. Unter dem Einfluss des Humanismus erhielt die Hymnendichtung zunächst in Frankreich (P. de Ronsard, J. Du Bellay, R. Garnier) neue Impulse; M. Opitz regte im »Buch von der deutschen Poeterey« (1624) nach französischem Vorbild eine deutsche Hymnendichtung an, durch den Pietismus wurde sie neu belebt. Im 18. Jahrhundert entwickelten F. G. Klopstock und die Dichter des Göttinger Hains einen neuen Stil der Hymne, die in der Folgezeit als Gattung nicht mehr eindeutig von der Ode getrennt werden kann. Hymnen werden nun die emotional erfüllten freirhythmischen Gesänge für das Vaterland, die Freundschaft, die Liebe genannt. Ihren Höhepunkt erreichte die Hymnendichtung im Sturm und Drang in den großen Hymnen Goethes (»Wanderers Sturmlied«, »Prometheus«, »Ganymed«) neben den Hymnen u. a. von C. F. D. Schubart, F. L. von Stolberg, J. G. Herder, Maler Müller (Prosahymnen) und Schiller (strophische Hymnen: »Triumph der Liebe«, »An die Freude«). Die klassische Kunstgesinnung stand der Hymne fern, die Romantik hat nur in Novalis' »Hymne an die Nacht« eine bedeutende Hymnendichtung aufzuweisen. Eine herausragende Stellung nehmen die Hymnen J. C. F. Hölderlins ein (»Wie wenn am Feiertage«, »Der Rhein«, »Friedensfeier«, »Patmos«), die als Ausdruck einer pantheistischen Einigkeitssehnsucht entstanden. Sie wirkten noch auf den George-Kreis, auf R. M. Rilke, G. Trakl, G. Heym und J. Weinheber. Gelegentlich finden sich Hymnen auch bei A. von Platen (»Festgesänge«) oder F. Nietzsche (»Dionysos-Dithyramben«, 1884-88). Unter dem Einfluss Nietzsches und W. Whitmans entstand im Expressionismus (A. Mombert, T. Däubler, J. R. Becher) erneut eine ekstatisch-hymnische und chorische Hymnendichtung. Ein Beispiel aus der Gegenwartslyrik ist Ingeborg Bachmanns Hymne »An die Sonne«.
 
Literatur:
 
A dictionary of hymnology, hg. v. J. Julian, 4 Bde. (London 21907, Nachdr. Grand Rapids, Mich., 1985, 2 Bde.);
 O. Hellinghaus: Lat. H. des christl. Altertums u. MA. (31934);
 R. E. Messenger: The medieval Latin hymn (Washington, D. C., 1953);
 H. Thomke: Hymn. Dichtung im Expressionismus (Bern 1972);
 J. Céard: La nature et les prodiges (Genf 1977).
 

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Hỵm|ne, die; -, -n [lat. hymnus < griech. hýmnos, viell. eigtl. = Gefüge (von Tönen)]: 1. feierliches Preislied, bes. der Antike, zum Lob von Gottheiten, Heroen. 2. geistliches, kirchliches, liturgisches Gesangs-, auch Instrumentalwerk von betont feierlichem Ausdruck; religiöser Lob- u. Preisgesang. 3. (der Ode sehr ähnliches) feierliches Gedicht: eine H. an die Nacht, an die Musik; eine H. auf die Freundschaft; Nun dröhnt der letzte Vers ... durch das Gewölbe der ... Kapelle wie eine trotzige H. (Fr. Wolf, Menetekel 493); Ü seine Tat wurde in wahren Hymnen (mit übertriebenem Lob, in Lobeshymnen) gepriesen. 4. kurz für ↑Nationalhymne: alle sangen stehend die H. mit.

Universal-Lexikon. 2012.