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Spirale
Intrauterinpessar (fachsprachlich)

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Spi|ra|le [ʃpi'ra:lə], die; -, -n:
1. Kurve, die sich um eine Achse oder mit wachsendem Abstand um einen Punkt windet:
eine Spirale zeichnen; die Feder hat die Form einer Spirale.
2. (ugs.) Verhütungsmittel für Frauen in Form eines kleinen spiralförmigen Gegenstandes aus Kunststoff:
sich eine Spirale einsetzen lassen.

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Spi|ra|le 〈f. 19
1. 〈Math.〉 ebene, sich unendlich um einen Punkt windende Kurve, die sich immer weiter von diesem Punkt entfernt; Sy Schneckenlinie
2. 〈allg.〉 sich um eine Achse windende, räuml. Kurve; Sy Schraubenlinie
3. Gegenstand in dieser Form
[<nlat. spiralis; zu lat. spira <grch. speira „Windung, Schlinge“]

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Spi|ra|le , die; -, -n [nlat. (linea) spiralis = schneckenförmig gewunden(e Linie), zu lat. spira = gewundene Linie < griech. speĩra]:
1.
a) sich um eine Achse windende Linie:
das Flugzeug fliegt, beschreibt eine S.;
Ü die S. (wechselseitige Steigerung) der Gewalt, der Rüstungsanstrengungen;
b) (bes. Geom.) gekrümmte Linie, die in immer weiter werdenden Windungen um einen festen Punkt läuft.
2.
a) spiralförmiger Gegenstand, spiraliges Gebilde:
eine S. aus Draht;
b) (ugs.) spiralförmiges Intrauterinpessar:
wie sicher ist die S.?;
sie ließ sich eine S. einsetzen.

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Spirale
 
[neulateinisch (linea) spiralis »schneckenförmig gewunden(e Linie)«, zu lateinisch spira, griechisch speĩra »gewundene Linie«, »Windung«] die, -/-n,  
 1) Kultur- und Kunstgeschichte: gewundene Form, die von der Natur (Schnecken, Muscheln) abgeleitet ist und im Prinzip der mathematischen Spirale entspricht; eng verwandt sind Mäander und Wirbel. Als Ornament sind Spiralen und Spiralmuster bereits in vor- und frühgeschichtlichen Kulturen in unterschiedlichen Formen häufig anzutreffen: als Einzel- und Doppelspirale, wenig oder stark eingerollt, als Band oder in mehrseitigem Rapport. In einfacher Art erschien die Spirale im Magdalénien (eingetieft in Stabobjekte), im 5. Jahrtausend v. Chr. u. a. in der bandkeramischen Kultur und in der Karanovokultur beziehungsweise in Warna, wo in Spiralform auslaufende Schmuckbleche gefunden wurden. Häufig war die Spirale im östlichen Mitteleuropa seit dem frühen 3. Jahrtausendund auch in der Diminikultur. In reichen Variationen (als Reihen- und Rapportmuster) dominieren Spiralformen in der kykladischen Kunst (auf Specksteingefäßen und Kykladenpfannen). In der minoischen Kultur auf Kreta im 2. Jahrtausend gehörte die Spirale zu den Hauptornamenten (Kamaresvasen, Siegel); hier stellte sie auch ein Kompositionsprinzip dar. Die mykenische Ornamentik verwendete bandartige oder mehrfache Spiralmotive besonders in der Zeit der Schachtgräber. Anscheinend von Mykene beeinflusster spiralförmiger Bronzeschmuck aus der Mitte des 2. Jahrtausends wurde auf dem Balkan gefunden. Metallschmuck mit Spiralplatten (Fibeln, Armbandanhänger) oder aus Draht gewunden (Armschmuck) kannten viele bronzezeitlichen Kulturen Mitteleuropas, schon der Nordische Kreis, dann die Kulturen der Mittleren (Lochhamhorizont) und Jüngeren (z. B. Urnenfelderkultur) Bronzezeit. Die eisenzeitliche La-Tène-Kultur zeigte oft schwellende Spiralformen. Halsringe (Torques) wurden zum Teil spiralig gedreht. Die Spirale ist ein wichtiges Motiv u. a. skythischer und germanischer Kunst. In Vorderasien ist das Spiralband auf Keramik seit dem 4. Jahrtausend, seit dem 3. Jahrtausend auch auf Rollsiegeln belegt. Als laufender Hund oder »Wellenband« war es der frühgriechischen Vasenmalerei bekannt. In der röm. und v. a. islamischen Kunst blühte die Rankenornamentik (Arabeske), die das Spiralband abwandelte. Die keltische (irische) Buchmalerei kultivierte das Spiralornament. Seit der Renaissance ist die Spirale als Volute ein gängiges, vom antiken ionischen Kapitell abgeleitetes Motiv der Architekturdekoration. Als Figura serpentinata war die Spirale ein symbolisches Konstruktionsprinzip des italienischen Manierismus (v. a. in der Plastik als aufsteigendes Prinzip angewandt).
 
In Ostasien ist die Spirale schon an der Keramik der chinesischen Yangshaokultur nachzuweisen. Die enge Spirale der Dongsonkultur Südostasiens (1. Jahrtausend v. Chr.) strahlte nach Indonesien und Neuguinea aus und beeinflusste auch die Kunst der Maori in Neuseeland. In Altamerika war die Spirale v. a. in der Keramik der Puebloindianer häufig.
 
Literatur:
 
Die S. im menschl. Leben u. in der Natur. Eine interdisziplinäre Schau, hg. v. H. Hartmann u. a., Ausst.-Kat. (Basel 1985).
 
 2) Mathematik: eine ebene Kurve, die sich um einen Punkt (Pol) O windet. Die bekanntesten Spiralen sind neben der archimedischen Spirale die logarithmische Spirale r = ak ϕ (mit a > 0 und k ≠ 0, r, ϕ Polarkoordinaten), die den Ursprung als asymptotischen Punkt besitzt (während die archimed. Spirale dort ihren Anfang hat) und die hyperbolische Spirale r = a / ϕ (mit a ≠ 0), die sich der Geraden y = a und dem Ursprung asymptotisch nähert. Alle Spiralen sind ebene transzendente Kurven mit unendlich vielen Windungen und als stetige Funktion in den ebenen Polarkoordinaten darstellbar.
 
 3) Medizin: Form des Intrauterinpessars als Mittel der Empfängnisverhütung.

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Spi|ra|le, die; -, -n [nlat. (linea) spiralis = schneckenförmig gewunden(e Linie), zu mlat. spiralis = schneckenförmig gewunden, zu lat. spira = gewundene Linie, in Schneckenlinie gewundener Körper < griech. speĩra]: 1. a) sich um eine Achse windende Linie: das Flugzeug fliegt, beschreibt eine S.; Über schwarzgrünen ... Wäldern zogen Gerfalken und Milane ihre -n (Ransmayr, Welt 196); das Flugzeug schraubt sich in einer [weiten, engen] S. immer höher hinauf; ein in Serpentinen und -n (Spiralwindungen) verlaufender Weg (Schröder, Wanderer 115); mit einer Frühstückszigarette im Mund, den blauen -n, die sich zum Fenster hin zerdehnten (Fries, Weg 124); Ü die S. (wechselseitige Steigerung) der Gewalt, der Rüstungsanstrengungen; die Entwicklung verläuft in einer S., in -n (wiederholt sich immer wieder auf einem jeweils höheren Niveau); b) (bes. Geom.) gekrümmte Linie, die in immer weiter werdenden Windungen um einen festen Punkt läuft. 2. a) spiralförmiger Gegenstand, spiraliges Gebilde: eine S. aus Draht; Kein Wunder, dass das Wasser nicht warm wird! Die S. (Heizspirale) ist gerissen! (Simmel, Stoff 48); b) (ugs.) spiralförmiges Intrauterinpessar: wie sicher ist die S.?; sie ließ sich eine S. einsetzen.

Universal-Lexikon. 2012.