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Substanz
(das) Wesentliche; Wesen; Hauptgehalt; Hauptsache; Quiddität; Kernstück; der springende Punkt; das A und O; (das) Eigentliche; Essenz; Grundgedanke; Tiefgründigkeit; Gedankentiefe; Tiefgang; Gedankenreichtum; Gedankenfülle; Gehalt; Stoff

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Sub|stanz [zʊp'stants̮], die; -, -en:
1. Stoff, Materie:
eine in Wasser lösliche Substanz; eine gasförmige, chemische Substanz.
Syn.: Material.
2. <ohne Plural> das Wesentliche, das den Wert, den Gehalt von etwas ausmacht; Kern einer Sache:
die geistige Substanz einer Nation; der Roman hat wenig Substanz.
Syn.: 1 Gehalt.
3. <ohne Plural> [als Grundstock] Vorhandenes, [fester] Bestand:
die Firma lebt von der Substanz (vom Vermögen, Kapital).

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Sub|stạnz 〈f. 20
1. 〈Philos.〉
1.1 das Ding
1.2 das allen Dingen innewohnende Wesen, Urgrund alles Seins
2. Materie
3. 〈allg.〉 Stoff, das Stoffliche, das Bleibende, Wesentliche
4. 〈fig.〉 innerstes Wesen, Kern (einer Sache)
5. 〈umg.〉 das Vorhandene, Besitz, Vorrat, Kapital, Vermögen
● die \Substanz angreifen, aufbrauchen 〈fig.; umg.〉; etwas geht an die \Substanz 〈fig.; umg.〉 fordert in hohem Maße; eine neue \Substanz auf chemischem Gebiet entdecken; von der \Substanz leben, zehren 〈fig.; umg.〉 [<lat. substantia „Bestand, Beschaffenheit, Wesen“; zu substare „standhalten“]
Die Buchstabenfolge sub|st... kann in Fremdwörtern auch subs|t... getrennt werden. Davon ausgenommen sind Zusammensetzungen, in denen die fremdsprachigen bzw. sprachhistorischen Bestandteile deutlich als solche erkennbar sind, z. B. -standard (→a. Standard).

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Sub|s|tạnz [lat. substantia = Beschaffenheit, Wesen, Bestand], die; -, -en (nur im dinglichen Sinne):
1) im weitesten Sinn ein Syn. für Stoff oder Materie (z. B. krist., lösliche, giftige, rote, … S.);
2) im engeren Sinn Bez. für die Stoffportion einer diskreten Verb. (z. B. die gereinigte S.);
3) in bes. Wortzus. Bez. für einen Zustand (z. B. Polymerisation in S. = Massepolymerisation.

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Sub|s|tạnz , die; -, -en [mhd. substancie < lat. substantia = Bestand, Wesenheit, Inbegriff, zu: substare = in, unter etw. vorhanden sein, aus: sub = unter u. stare = stehen]:
1. Stoff, Materie:
eine flüssige, gasförmige, chemische S.
2. <o. Pl.> das [als Grundstock] Vorhandene, [fester] Bestand:
die Erhaltung der baulichen S. (der Bausubstanz);
die Firma lebt von der S. (vom Vermögen, Kapital);
etw. geht [jmdm.] an die S. (ugs.; etw. zehrt an jmds. körperlichen od. seelischen Kräften).
3. <o. Pl.> (bildungsspr.) das den Wert, Gehalt Ausmachende; das Wesentliche, der Kern:
die geistige S. einer Nation;
in die S. eingreifende Veränderungen.
4. (Philos.)
a) für sich Seiendes, unabhängig (von anderem) Seiendes;
b) das eigentliche Wesen der Dinge.

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Substạnz
 
[mittelhochdeutsch substancie, von lateinisch substantia »Bestand«, »Wesenheit«, zu substare »in, unter etwas vorhanden sein«] die, -/-en,  
 1) bildungssprachlich für: 1) Stoff, Materie; 2) ohne Plural, Vorhandenes, Bestand; 3) ohne Plural, das Wesentliche, den Wert, Gehalt einer Sache Ausmachende.
 
 2) Philosophie: seit Aristoteles und bis in die Spätscholastik hinein der Fundamentalbegriff der Ontologie zur Bestimmung des Seins des Seienden. Substanz beziehungsweise substanzielles Sein ist das, was ein jedes in sich und für sich selbst ist, das im Wechsel der Erscheinungen notwendig Beharrende, das im Gegensatz zu den zufälligen Akzidenzien (Akzidens) ohne Verweis auf einen Träger definiert werden kann. Der Substanz entsprechen - zwar eingeschränkt, aber inhaltlich nicht immer deutlich zu trennen - die Begriffe »Subjekt«, »Substrat«, »Subsistenz« sowie »Wesen«. Aristoteles und die Scholastik unterscheiden eine erste Substanz (»substantia prima«): das individuelle Einzelding als Träger von Akzidenzien (z. B. Sokrates), von einer zweiten Substanz (»substantia secunda«): die Gattung oder das Wesen, das von der ersten Substanz ausgesagt werden kann. R. Descartes kennzeichnete die Substanz als das, was zu seinem Sein (beziehungsweise seiner Existenz) keines anderen Seienden bedarf. Er unterschied zwei endliche Substanzen, Res cogitans (Bewusstsein) und Res extensa (Ausdehnung), denen Gott als vollkommene Substanz gegenübersteht. B. de Spinoza bestimmte Substanz als »das, was in sich ist und durch sich begriffen wird« beziehungsweise »das, dessen Begriff, um gebildet werden zu können, des Begriffs eines anderen Dinges nicht bedarf«. Für ihn gab es nur eine einzige, unendliche und ewige Substanz, Gott beziehungsweise Natur (»Deus sive natura«), mit den Attributen Denken und Ausdehnung. G. W. Leibniz nahm demgegenüber unbegrenzt viele dynamische Substanzen, die Monaden, an. Im Empirismus J. Lockes und G. Berkeleys, für den Substanzen nur Wahrnehmungsinhalte sind, sowie D. Humes, der den Substanzbegriff auf gewohnheitsmäßige Verknüpfung von Vorstellungen zurückführte, wird der Substanzbegriff zunehmend aufgelöst. Für I. Kant war Substanz eine dem menschlichen Subjekt a priori innewohnende Denkform (Kategorie), die nur das Ding als Erscheinung, nicht aber das Ding an sich erfasst. Nach der überwiegenden Auffassung des abendländischen Denkens lassen die Substanzen Abstufungen zu, wobei etwas umso mehr Substanz ist, je höher es in der Stufenordnung des Seienden steht. Demnach ist die Person auf vollendete Weise Substanz, da sie durch ihr Ichbewusstsein und ihre freie Selbstverfügung am meisten in sich steht oder von anderem unabhängig ist. - Durch einseitige Betonung des Beharrens war Demokrit in der Antike zur Vorstellung der Wirklichkeit in Gestalt von Atomen gelangt, den »starren Wirklichkeitsklötzchen«. In der psychologischen Aktualitätstheorie und der Lebens- und Existenzphilosophie wurde der Begriff der Substanz zugunsten einer dynamischen Auffassung von Wirklichkeit und Existenz als Bewegung und Tätigsein aufgegeben; die moderne Atomphysik gab den Begriff der Substanz im Bereich der Materie preis. Für R. Carnap und die logische Sprachanalyse stellt der metaphysische Terminus Substanz ein bedeutungsleeres Element von Scheinsätzen dar, insofern das Substanzielle nicht empirisch verifizierbar ist. Im Empirismus und Positivismus wird folglich der Begriff der Substanz abgelehnt.
 
Literatur:
 
B. Bauch: Das S.-Problem in der griech. Philosophie bis zur Blütezeit (1910);
 J. Hessen: Das S.-Problem in der Philosophie der Neuzeit (1932);
 F. Kauz: S. u. Welt bei Spinoza u. Leibniz (1972);
 W. Stegmaier: S., Grundbegriff der Metaphysik (1977);
 H. Rombach: S., System, Struktur, 2 Bde. (21981);
 W. Viertel: Der Begriff der S. bei Aristoteles (1982).

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Sub|stạnz, die; -, -en [mhd. substancie < lat. substantia = Bestand, Wesenheit, Inbegriff, zu: substare = in, unter etw. vorhanden sein, aus: sub = unter u. stare = stehen]: 1. Stoff, Materie: eine flüssige, gasförmige, chemische S. 2. <o. Pl.> das [als Grundstock] Vorhandene, [fester] Bestand: da man in diesem Gebiet der historischen S., etwa dem Verlauf der ehemaligen Stadtmauer und dem längst verschwundenen Stadttor, nicht genügend Rechnung getragen habe (Saarbr. Zeitung 10. 10. 79, 13); die Erhaltung der baulichen S. (der Bausubstanz); die Firma lebt von der S. (vom Vermögen, Kapital); *etw. geht [jmdm.] an die S. (ugs.; etw. zehrt an jmds. körperlichen od. seelischen Kräften). 3. <o. Pl.> (bildungsspr.) das den Wert, Gehalt Ausmachende; das Wesentliche, der Kern: die geistige S. einer Nation; Franz Meyers, dessen ... Humor eine ... Fassade bildet, hinter der sich ... politische S., große Sachkenntnis ... verbergen (Welt 20. 3. 65, 3); Sie (= diese Augen) schienen mich auf meine menschliche S. hin abzutasten (Sieburg, Blick 155); in die S. eingreifende Veränderungen. 4. (Philos.) a) für sich Seiendes, unabhängig (von anderem) Seiendes; b) das eigentliche Wesen der Dinge.

Universal-Lexikon. 2012.