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Kronstadt
Krunen (siebenbürgisch-sächsisch)

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Kronstadt,
 
1) rumänisch Braşov [bra'ʃov], Hauptstadt des Kreises Kronstadt, Rumänien, im Burzenland (Siebenbürgen), am Nordrand der Südkarpaten, 314 200 Einwohner; Universität (gegründet 1971), Museen. Die Stadt ist das zweitwichtigste rumänische Industriezentrum (nach Bukarest), mit Bau von Traktoren, Lkw, Generatoren, Werkzeugmaschinen und Ausrüstungen für die Erdölindustrie, Kugellagerfabrik, chemische, Holz-, Baustoff-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie; Fremdenverkehr. Südlich von Kronstadt liegt das Wintersportzentrum Poiana Braşov (1 030 m über dem Meeresspiegel).
 
Stadtbild:
 
Sankt Bartholomäus, eine Kirchenburg des 13. Jahrhunderts, mit spätromanischem Chor; spätgotische Kirche (nach dem großen Stadtbrand von 1689 »Schwarze Kirche« genannt) mit dreischiffigem Hallenchor (1385-1477); im Schei-Viertel die griechisch-orthodoxe Kirche Sankt Nikolaus (15./16. Jahrhundert); Rathaus (1420, später barockisiert, heute Museum); ehemaliges Zunfthaus »Hirscherhaus« (1545). Von der Stadtumwallung des 15. Jahrhunderts sind Reste erhalten: Die Zitadelle wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts gebaut, im 16. und 17. Jahrhundert erneuert.
 
Geschichte:
 
Kronstadt entwickelte sich um eine 1211 vom Deutschen Orden (vertrieben 1225) gegründete Burg als Siedlung sächsischer Kolonisten (Siebenbürger Sachsen), die den 1251 noch Brassovia genannten Ort in Kronstadt umbenannten. Im Mittelalter wichtigstes Gewerbe-, Handels- und Kulturzentrum der Siebenbürger Sachsen, entwickelte sich Kronstadt unter ungarischer Oberhoheit zum Mittelpunkt des Burzenlandes; durch J. Honterus wurde Kronstadt seit 1542 zum Mittelpunkt der Reformation in Siebenbürgen, durch D. Coresi zwischen 1559 und 1583 zu einem bedeutenden Kulturzentrum der Rumänen. Bei der Einnahme durch österreichische Truppen 1688 weitgehend zerstört, setzte erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Im Frieden von Trianon kam Kronstadt 1920 von Ungarn an Rumänien. 1950-60 hieß Kronstadt amtlich Orạşul Stạlin. Am 15. 11. 1987 kam es in Kronstadt zur ersten großen Straßendemonstration gegen das Ceauşescu-Regime (Bürgerbewegung).
 
 2) russisch Kronschtạdt, 1703-23 Kronschlọt, Stadt im Gebiet Leningrad, Russland, auf der Insel Kotlin (15 km2) im Finnischen Meerbusen, etwa 40 000 Einwohner; Ausbau zur Freihandelszone; Handels- und Kriegshafen.
 
Geschichte:
 
Kronstadt wurde 1703/04 unter Peter I., dem Großen, als Seefestung erbaut, um die Zufahrt zu Sankt Petersburg abzusichern. Von den 20er-Jahren des 18. Jahrhunderts an war Kronstadt der wichtigste russische Flottenstützpunkt in der Ostsee und bis zum Bau des Morskoj-Kanals (1877-85) bedeutender Handelshafen für Sankt Petersburg. In der Revolution von 1905-07 kam es in der Garnison zu Unruhen (1905-06); 1917 waren die Soldaten und Matrosen von Kronstadt eine der Hauptstützen der Bolschewiki und hatten wesentlichen Anteil an der Machtergreifung. Gerade in Kronstadt aber erhoben sich im März 1921 etwa 16 000 Matrosen und Soldaten, unter denen linksradikale und anarchistische Gruppierungen einen starken Einfluss hatten, gegen die beginnende Einparteienherrschaft der Bolschewiki; sie forderten u. a. Neuwahlen zu den Sowjets und Aufhebung der Privilegien für die Bolschewiki. Der Kronstädter Aufstand (2.-18. 3. 1921), in dem ein am 2. 3. gebildetes Provisorisches Revolutionskomitee die Macht in Kronstadt übernahm und die Kommunisten verhaften ließ, wurde am 17./18. 3. 1921 durch die Rote Armee unter dem Kommando von M. N. Tuchatschewskij niedergeschlagen; er beschleunigte den Abbruch der Politik des Kriegskommunismus und den Übergang zur NEP.
 
Literatur:
 
P. Z. Sivkov: K. (Leningrad 1972);
 N. E. Saul: Sailors in revolt. The Russian Baltic fleet in 1917 (Lawrence 1978);
 J. Getzler: K. 1917-1921. The fate of Soviet democracy (Cambridge, Mass., 1983).
 

Universal-Lexikon. 2012.