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Heldensage
Hẹl|den|sa|ge 〈f. 19schriftl. od. mündl. überlieferte Geschichte aus der sagenhaften Vorzeit eines Volkes mit einem od. mehreren Helden im Mittelpunkt, Grundlage der Heldenlieder u. -epen

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Hẹl|den|sa|ge, die (Literaturwiss.):
in den Bereich der Sage gehörende mündliche od. schriftliche Überlieferung aus der heldischen Frühzeit eines Volkes.

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Heldensage,
 
stilisierte Geschichtsüberlieferung (»Vorzeitkunde«), oft vom Mythos nicht zu unterscheiden, meist aus der Sicht und im Sinne des frühen Kriegeradels, aus dem Umbruch von der frühen bäuerlichen Gesellschaft zum Feudalismus. Der Held als Repräsentant der Führungsschicht und Verkörperung ihres Ethos steht im Mittelpunkt. Mythische Handlungs-, Darstellungs- und Deutungsschemata bedingen zum Teil eine Typisierung des Geschichtlichen, sodass historische Ereignisse und ihre Abfolge kaum sicher rückerschlossen werden können. In der Heldendichtung erfährt die Heldensage ihre Literarisierung.
 
Die Heldensagenüberlieferung der einzelnen Völker ordnet sich meist zyklisch zu Sagenkreisen, in deren Mittelpunkt jeweils ein überragender Held steht. Zu den ältesten greifbaren Heldensagen gehört der babylonisch-assyrische Sagenkreis um Gilgamesch. Die Heldensage des alten Israel knüpft an die Einwanderung der israelitischen Stämme in Palästina an. Die mit der Einwanderung arischer Stämme in Nordindien verbundenen Kämpfe bilden den nur noch schwer greifbaren geschichtlichen Hintergrund der altindischen Heldensage, die ihren Niederschlag in den großen Epen »Mahabharata« und »Ramayana« gefunden hat. Zentrales Thema der altpersischen Heldensage ist die Begründung des persischen Großreiches durch Kyros II., den Großen. Die politischen Umwälzungen in Griechenland und im ägäisch-kleinasiatischen Raum lassen sich als geschichtlicher Hintergrund der griechischen Heldensage nachweisen; wichtigste griechische Sagenkreise sind die um Herakles, Theseus, die Argonauten, die thebanischen Labdakiden (Ödipus), die mykenischen Atriden, die Belagerung und Zerstörung Trojas und die Schicksale einzelner Helden dieses Krieges (Achilleus, Odysseus). Auch die römische Heldensage gestaltet geschichtliche Überlieferung aus der Wanderzeit (Sagenkreis um Äneas) sowie aus der Zeit der Gründung Roms (Romulus und Remus), aus der Königszeit und aus der Zeit des Sturzes der etruskischen Könige und der Gründung der Republik (Lucretia). Ereignisse aus der germanischen Völkerwanderung stehen im Mittelpunkt der Heldensagen der germanischen Stämme, so die Auseinandersetzungen zwischen Goten und Hunnen in Südrussland (später Reflex ist das altnordische Lied von der Hunnenschlacht), das Schicksal des burgundischen Reiches am Mittelrhein und der Tod Attilas (Untergang der Nibelungen), die Gründung des Ostgotenreiches in Italien (Theoderich der Große), die merowingische und langobardische Königsgeschichte (Alboin), die Einwanderung der Angeln und Sachsen nach England (Offa) u. a.; die großen Sagenkreise sind die um Siegfried und die Nibelungen und um Theoderich den Großen (in der Heldensage: Dietrich von Bern). Zentralfiguren der keltischen Heldensagen, greifbar v. a. im hochmittelalterlichen höfischen Roman, sind König Arthur (Artus) und die Helden seiner »Tafelrunde«. Die französische Heldensage des Mittelalters hat die Kämpfe der Franken gegen die Araber in Südfrankreich und Nordspanien und die Etablierung des fränkischen Königtums zum Gegenstand; zentrale Figuren sind Karl der Große und seine zwölf Pairs (Paladine). Die deutsche Heldensage des Mittelalters setzt im Wesentlichen die ältere germanische Heldensage fort; Ansätze einer eigenen Sagentradition lässt lediglich die Sage um Herzog Ernst erkennen. Die skandinavische Heldensage des Mittelalters dagegen umfasst außer den alten Stoffen aus der Völkerwanderungszeit auch eine umfangreiche Sagenüberlieferung aus der Zeit der Wikinger (u. a. der Normannenzüge). Die spanische Heldensage des Mittelalters knüpft an die spanische Reconquista an; ihr Held ist der Cid. Frühe Staatengründungen und die kriegerische Selbstbehauptung der Stämme und Völker im Kampf gegen fremde Eroberer sind auch die Gegenstände der Heldensagen der slawischen Völker (z. B. die tschechischen Sagen um Libussa, die Przemysliden und die Gründung Prags; die russische Sage von Igor; die serbischen und bulgarischen Berichte aus den Kämpfen gegen die Türken).
 
Literatur: Heldendichtung.

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Hẹl|den|sa|ge, die (Literaturw.): die in den Bereich der Sage gehörende mündliche od. schriftliche Überlieferung aus der heldischen Frühzeit eines Volkes.

Universal-Lexikon. 2012.