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Tokio
Tokyo

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To|kio:
Hauptstadt Japans.

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Tokio,
 
amtlich japanische in lateinischen Buchstaben Tōkyō [»Osthauptstadt«], bis 1868 Edo, Yedo, Hauptstadt Japans, auf Honshū, an der inneren Tokiobucht (Tōkyō-wan) des Pazifischen Ozeans, bestehend aus 23 Stadtbezirken (Ku) mit zusammen 581 km2 Fläche und (1998) 7,85 Mio. Einwohner (1955: 7 Mio., 1970: 8,8 Mio., 1980: 8,4 Mio., 1990: 8,2 Mio. Einwohner).
 
Zur Präfektur Tokio (Tōkyō-to), die einen Sonderstatus hat und 2 102 km2 mit (1999) 11,84 Mio. Einwohner umfasst, gehören außer der Hauptstadt zahlreiche weitere Städte, u. a. Hachiōji, Machida, Fuchū, Chōfu, Mitaka, Hino, Kodaira, Tachikawa und Musashino, außerdem Inseln im Pazifik (mit zusammen 403 km2), v. a. Ōshima und die rd. 1 000 km entfernten Bonininseln. Innerhalb des 50-km-Umkreises von Tokio wurde für 1990 eine Bevölkerung von 29,2 Mio. Einwohner (davon 8,2 Mio. Einwohner in Tokio) und eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 3 831 Einwohner je km2 errechnet; 1960 lebten in diesem Raum 15,7 Mio. Einwohner (davon 8,3 Mio. Einwohner in Tokio), die durchschnittliche Bevölkerungsdichte betrug 2 277 Einwohner je km2.
 
Das politische, kulturelle und wirtschaftliche Leben Japans ist auf Tokio ausgerichtet; Tokio ist Residenz (seit 1869) des Kaisers (Tenno) und Sitz von Parlament und Regierung, auch eines katholischen Erzbischofs. Zu den Bildungseinrichtungen gehören die Universität von Tokio (gegründet 1877) und sieben weitere staatliche Universitäten, die Städtische Universität Tokio sowie 29 private Universitäten und Hochschulen (u. a. Keiō-Universität, gegründet 1858); in der Präfektur Tokio sind weitere drei staatliche Universitäten sowie zehn private Universitäten und Hochschulen vorhanden. Die Stadt ist Sitz der japanischen Akademie der Wissenschaften (Nippon Gakushiin, gegründet 1879) sowie des Japanischen Wissenschaftsrats (Nihon Gakujutsu Kaigi, gegründet 1949), der Forschungsvorhaben landesweit koordiniert; viele Forschungseinrichtungen wurden seit den 1960er-Jahren außerhalb von Tokio in Tsukuba konzentriert. In Tokio befinden sich Nationaltheater sowie viele Museen, allein im Ueno-Park das Tokio-Nationalmuseum (archäologische Funde, u. a. Haniwa; japanische Kunst bis zur Meijizeit, u. a. Kunstschätze aus dem Hōryūji; Kunst aus Indien, China, Korea), das Städtische Kunstmuseum Tokio (Tōkyō-to Bijutsukan; Werke zeitgenössischer japanischer Künstler), das Museum der Tokio-Universität für schöne Künste und Musik, das Nationalmuseum für Westliche Kunst (v. a. französische Gemälde und Skulpturen des 19.-20. Jahrhunderts) und das Nationalmuseum für Wissenschaft und Technik; daneben das Nationalmuseum für moderne Kunst, das Japanische Kunstgewerbemuseum, das Japanische Volkskunstmuseum, das Hara-Museum zeitgenössischer Kunst, das Bridgestone-, Gotō-, Idemitsu- und Nezu-Kunstmuseum. Außerdem bestehen Konzertsäle, »Tōkyō Opera City« (mit Oper, Theater, Konzertsälen, Museum für Medienkunst u. a.), ein Planetarium, ein Aquarium, botanische und zoologische Gärten sowie »Tōkyō Disneyland« (an der Tokiobucht, eröffnet 1983).
 
Wirtschaft:
 
Tokio ist Wirtschaftsschwerpunkt Japans und einer dicht besiedelten, weit über die Präfektur Tokio hinausreichenden Industrieregion (Keihin und Keiyō), die die innere Tokiobucht von der Dreimillionenstadt Yokohama über Tokio bis Chiba umgibt und sich in der westlichen Kantōebene erstreckt. Nach New York ist Tokio, u. a. mit der Tokyo Stock Exchange, eine der wichtigsten Finanzmetropolen der Erde. Führende japanische Wirtschaftsunternehmen haben hier ihre Hauptverwaltung. Hauptbranchen der Industrie sind Elektronik, Maschinenbau, Metall-, Nahrungsmittel- und Druckindustrie (Tokio ist führendes Presse- und Verlagszentrum Japans). Wichtigstes Messegelände im Stadtgebiet ist das von Harumi (am Hafen); außerhalb Tokios entstand 1989 das von Makuhari (an der Tokiobucht zwischen Funabashi und Chiba). Der Hafen an der Tokiobucht, dessen Gelände ab 1966 durch Aufschüttungen erweitert wurde, hat sich zu einem bedeutenden Containerumschlaghafen entwickelt.
 
Verkehr:
 
Im japanischen Verkehrsnetz ist Tokio der Hauptknotenpunkt. Eisenbahnstrecken mit Hochgeschwindigkeitszügen (Shinkansen) verbinden Tokio mit Kyūshū (Tōkaidō), mit Niigata am Japanischen Meer, mit Morioka sowie mit Ueno. Schnellstraßen gehen strahlenförmig von Tokio aus, die wichtige Tōmei-Schnellstraße nach Nagoya (348 km) wurde 1969 dem Verkehr übergeben. Der internationale Großflughafen (New Tokyo International Airport) in Narita, 65 km östlich von Tokio, wurde 1978 eröffnet. Der Inlandflughafen Haneda liegt am südwestlichen Stadtrand. - Hauptverkehrsmittel innerhalb der Stadt, in die täglich mehrere Mio. Pendler strömen, ist die U-Bahn (Streckenlänge 237 km). Die seit den 1960er-Jahren entstandenen Stadtautobahnen führen auf Stützen über die Hauptstraßen hinweg. Im Berufsverkehr sind die Züge der U-Bahn sowie der staatlichen und privaten Vorortbahnen trotz enger Zugfolge stets überfüllt, die Straßen verstopft. Die Ballungsprobleme Tokios haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder zur Diskussion der Verlegung der hauptstädtischen Funktionen geführt. 1997 wurde die »Tokyo Bay Aqualine«, der weltweit größte untermeerische Straßentunnel, bestehend aus einer 4,4 km langen Brücke und dem 9,4 km langen eigentlichen Tunnel, eröffnet. Benutzer können somit die Tokiobucht in rd.15 Minuten unterqueren.
 
Stadtbild:
 
Wegen der wiederholten Zerstörungen durch Feuer und Erdbeben (v. a. 1923) sowie der im Zweiten Weltkrieg hat Tokio nur wenige historische Bauten und Anlagen. Bedeutende Shintō-Schreine sind der Meiji-Schrein, in dem der Kaiser Mutsuhito verehrt wird (1920, 1958 wieder aufgebaut), der Tōshōgū-Schrein (1626, im Gongenstil, einer Verschmelzung von shintoistischen und buddhistischen Stilelementen) im Uedo-Park und der Yasukuni-Schrein (1869, Kriegsgedenkstätte). Von den buddhistischen Tempelanlagen ist v. a. das Torgebäude (Sammon) des Asakusa-Tempels im Stadtbezirk Taitō-ku von kunsthistorischem Interesse.
 
Aus der Meijizeit sind öffentliche Bauten in dem von Europa stark beeinflussten modernen japanischen Architekturstil erhalten: das Bahnhofsempfangsgebäude (1914, dem Amsterdamer Bahnhof nachgebaut), das Parlamentsgebäude (1936), die Steinbrücke Nihonbashi (1911, heute von Stadtautobahnen überspannt) nordöstlich des Hauptbahnhofs, der Akasaka-Palast (1909) im Stil der französischen Palastarchitektur des 18. Jahrhunderts. Fast alle öffentlichen Gebäude waren Residenzen der Daimyōs, die diese während der Zeit des Shōgunats in Edo unterhalten mussten, zum Teil dienen die Gartenanlagen noch als Parks, z. B. Rikugi-en (1702), Kōraku-en (1626 als Nachbildung verschiedener Landschaften geschaffen), Ueno-, Hibiya- oder Meiji-Park, zum Teil als prachtvolle Restaurants mit großen Gärten (Chinzansō, Happō-en). Ginza, Ikebukuro (im Stadtbezirk Toshima-ku), Shinjuku und Shibuya sind exklusive Einkaufs- und Vergnügungsviertel mit zahlreichen architektonischen Experimenten.
 
Zu den bedeutendsten Werken zeitgenössischer Architekten gehören das nach einem Entwurf von Le Corbusier 1959 erbaute Nationalmuseum für Westliche Kunst sowie Bauten von Tange Kenzō (Rathaus, 1952-57; Olympiahallen, 1961-64; Kathedrale Sankt Maria, 1961-64; neues Rathaus im Stadtbezirk Shinjuku-ku, 1986-91; 243 m Höhe, 56 Geschosse), Maekawa Kunio (Festhalle, 1961; Bibliothek der Gakushūin-Univ., 1963; Städtisches Kunstmuseum, 1975), Okada Shinichi (Oberster Gerichtshof, 1974), Maki Fumihiko (Geschäfts- und Kulturzentrum »Spirale«, 1984/85; Wissenschafts- und Präsentationszentrum »Tepia«, 1989), Shinoara Kazuo (TIT-Jahrhunderthalle, 1987/88), Hara Hiroshi (Yamato International Building, 1987) sowie die von Effekten geprägte Architektur von Itō Toyo (Ei der Winde, 1991). 1997 wurde die »Tōkyō Opera City« eröffnet (u. a. von H. Deilmann, TAK Architects). Bemerkenswert auch das 1999 eröffnete Hōryūji-Museum von Tanigushi Yoshio im Ueno-Park.
 
Geschichte:
 
Das Gebiet um die heutige Stadt war nach archäologischen Funden bereits zur Jōmonzeit (um 7500 v. Chr.) besiedelt. 1457 gewann mit dem von Ōta Dōkan (* 1432, ✝ 1486), einem Vasallen der das Gebiet beherrschenden Uesugi-Sippe, begonnenen Bau der Burg Edo (Edo-jō) das am Rand der Musashi-Ebene angelegte Dorf Edo Bedeutung. 1524 fiel die Burg den in Odawara beheimateten Hōjō zu. Nach deren Vernichtung gab Toyotomi Hideyoshi 1590 die Kantōebene Tokugawa Ieyasu zu Lehen. Dieser machte das damals unbedeutende Fischerdorf zunächst zum Sitz seiner Lehnsverwaltung und 1603 zum Sitz seiner Shōgunats-Reg. Das Schloss (seit 1869 Kaiserpalast) wurde bis 1636 zur Residenz der Shōgune ausgebaut und war politischer Mittelpunkt Japans. Nahe dem Schloss siedelten in eigenen Stadtvierteln die etwa 80 000 Vasallen des Shōguns sowie die Daimyōs, die verpflichtet waren, in regelmäßigen Abständen in Edo Hof zu halten, und deren Familien als Geiseln ständig dort zu wohnen hatten. Die zur Versorgung des Hofes notwendigen Handwerker, Kauf- und Dienstleute ließen die Bevölkerung rasch ansteigen. 1695 zählte die Stadt rd. 1 Mio., 1787 rd. 1,4 Mio. Einwohner; mehrere Großbrände (die schwersten 1657, 1772, 1806) und Erdbeben (1650, 1703, 1707, 1855 und 1923) zerstörten große Teile der Stadt, die immer wieder, jedoch ohne planvolle Anlage, aufgebaut wurde. Bereits im 17. Jahrhundert war Edo Verkehrsmittelpunkt des japanischen Reiches und entwickelte sich auch zu einem kulturellen Zentrum, konnte jedoch die alten Zentren Kyōto und Ōsaka erst im ausgehenden 18. Jahrhundert überflügeln. Mit dem Ende der Shōgunats-Reg. begann 1867 eine neue Epoche in der Geschichte der Stadt. 1868 wurde Edo zur Hauptstadt erhoben und erhielt zugleich den heutigen Namen; 1869 verlegte der Tenno seine Residenz hierher. Nach dem verheerenden Erdbeben vom 1. 9. 1923 (Tod Zehntausender Menschen, Vernichtung von etwa 63% der Bauten, v. a. durch Feuersbrünste) wurde Tokio bis 1930 weitgehend wiederhergestellt (im selben Jahr etwa 2 Mio. Einwohner). Die im Zweiten Weltkrieg durch amerikanische Luftangriffe v. a. am 9./10. 3. und Ende Mai 1945 stark zerstörte Stadt (1941: rd. 6,4 Mio. Einwohner, 1945: rd. 2,8 Mio. Einwohner) war 1945-52 Sitz einer amerikanischen Militärregierung (»General Headquarters of the Supreme Commander of the Allied Powers«); 1946-48 fand hier der Prozess des Internationalen Militärgerichtshofes für den Fernen Osten gegen die japanischen Kriegsverbrecher statt. Das rasch wieder aufgebaute Tokio hatte bereits 1950 erneut rd. 6,3 Mio. Einwohner - 1964 war es Austragungsort der Olympischen Sommerspiele.
 
Literatur:
 
T. Yazawa: T. Eine Weltstadt in Ostasien (1984);
 
T., hg. v. M. Rivas-Micoud (1992);
 
Tokyo, hg. v. B. Bognar (Chichester 1997).

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To|kio: Hauptstadt Japans.

Universal-Lexikon. 2012.