Ko|rea ; -s:
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I Korea,
koreanisch Chosŏn [tʃosʌn], Halbinsel und ehemaliger Staat in Ostasien, zwischen Japanischem und Gelbem Meer, China und den japanischen Inseln. Seit der Teilung des Staates 1948 bestehen die Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea,120 538 km2) und die Republik Korea (Südkorea, 99 262 km2).
Landesnatur
Nordkorea hat außer an der Halbinsel auch Anteil am asiatischen Festland, einen 600 km langen und durchschnittlich 150 km breiten Saum, der von nach Norden streichenden Gebirgsketten eingenommen wird, die an der chinesischen Grenze im Vulkan Paektusan (2 744 m über dem Meeresspiegel) gipfeln. Yalu und Tumen, die beide im Paektusan entspringen und in fast entgegengesetzter Richtung fließen, bilden mit ihren Talfurchen die Nordwest- und Nordgrenze zu China und zu Russland. Im Osten grenzt der Festlandsaum mit einer Steilküste ans Japanische Meer. Die im Süden anschließende Halbinsel Korea, eine Pultscholle mit dem Taebaekgebirge (im Sŏraksan 1 708 m über dem Meeresspiegel, im Norden in den Diamantbergen bis 1 638 m über dem Meeresspiegel), grenzt in einem Steilabfall ans Japanische Meer und geht in der Westabdachung allmählich in ein Küstentiefland zum Gelben Meer hin über. Der Scheitel dieser Pultscholle bildet die Hauptwasserscheide der Halbinsel mit kurzen und steilen, engen Tälern an der Ostseite. Zahlreiche Flüsse folgen in Südwestrichtung der Westabdachung. Die größeren Systeme (Hangang, Kŭmgang und Taedonggang) bilden breite, mit Schwemmland angefüllte Talungen, im Süden der Naktonggang ein weiträumiges, N-S-gerichtetes Becken, das vom Taebaekgebirge und dem nach Südwesten abzweigenden Sobaekgebirge (im Chiri 1 915 m über dem Meeresspiegel) begrenzt wird. Fast alle großen Flüsse weisen jahreszeitlich stark schwankende Wasserführung (im Sommer Überschwemmungen) und im Norden winterliche Vereisung auf. An der Ostküste fehlen Inseln völlig, während dem hügeligen Tiefland an der Süd- und Westküste rd. 3 500 kleinere Inseln vorgelagert sind.
Korea liegt zwischen kontinentaler und maritimer Einflusssphäre. Kühlgemäßigtes Klima überwiegt, nur die Südküste ist als subtropisch zu bezeichnen. Die monsunalen Luftströmungen sind neben dem Einfluss des Reliefs und der umgebenden Meere von beherrschender Bedeutung. Die Temperaturen übersteigen im Sommer 20 ºC; im Winter sinken sie unter 0 ºC, ausgenommen an der Südküste, wo der Einfluss des Meeresstroms Kuroshio Temperaturen über dem Gefrierpunkt bewirkt. Die Hauptregenperiode liegt in der Zeit von Juni bis September; die jährlichen Niederschlagsmengen betragen in Sinŭiju (40º nördliche Breite) 1 050 mm, in Seoul (38º nördliche Breite) 1 230 mm und in Pusan (35º nördliche Breite) 1 380 mm.
Die Vegetation hat zwar vieles mit derjenigen Nordchinas und der der Mandschurei gemeinsam, ist aber im äußersten Süden bereits subtropisch geprägt. Von großer Bedeutung ist die unterschiedliche Länge der Vegetationsperiode, die im Norden 28-32 Wochen, an der Südküste 40-44 Wochen und auf Cheju-do sogar 48 Wochen dauert. Mit Ausnahme des subtropischen Bereichs an der Südküste, wo bis etwa 300 m über dem Meeresspiegel breitblättrige immergrüne Gewächse dominieren, ähnelt die Vegetation in großen Teilen derjenigen Mitteleuropas. Sommergrüne artenreiche Mischwälder, u. a. mit Eichen, Ahorn, Buchen und Birken, finden sich bis in 1 100-1 300 m über dem Meeresspiegel, gefolgt von einer Nadelwaldstufe. Im nördlichen Korea dominieren Nadelwälder mit Fichten und Lärchen. Die ursprünglichen Wälder haben sich nur noch um Klöster, in hohen Gebirgsgegenden und dünn besiedelten Hochländern im Norden erhalten können, sonst sind sie durch Holzeinschlag, Brandrodungsfeldbau sowie Gründüngung vernichtet worden; an ihre Stelle trat wirtschaftlich wertloser Sekundärwald.
Ein erstes, legendäres Reich, Chosŏn (chinesisch Zhaoxian, Chaohsien), »Land der Morgenstille«, soll Tan'gun, Kulturschöpfer göttlichen Ursprungs, 2333 v. Chr. (Beginn der traditionellen koreanischen Zeitrechnung) gegründet haben. Ein späterer legendärer »Kulturträger« war Kija (chinesisch Jinzu, Chin-tzu), der, als das Reich der Shang in China um 1050 (nach der traditionellen Chronologie 1122) v. Chr. von König Wu von Zhou zerstört wurde, mit Tausenden von Getreuen nach Korea geflohen und später von Wu zum »Lehnsherrn von Chosŏn« ernannt worden sein soll.
Frühgeschichte und erste Staatsgründungen (bis 1392):
Auf die Altsteinzeit mit bedeutenden Fundstellen in N- und Südkorea folgte mit einem zeitlichen Abstand von mehreren tausend Jahren um 5000 v. Chr. die Jungsteinzeit, während der eine offenbar paläoasiatische Bevölkerung die Halbinsel besiedelte. Für die Zeit um 3000 v. Chr. konnte man die Existenz einer Kammkeramik entlang der Meeresküste und an Flussufern nachweisen; glatte Keramik fand man hingegen im Landesinnern. Um 1000 v. Chr. wanderten aus dem Norden vermutlich tungusische Volksstämme, oft als Yemaek bezeichnet, ein, brachten Bronze- und Ackerbautechnik (frühe Reiskultur) mit und bauten Dolmengräber.
Um 400 v. Chr. entstand in Nordwestkorea die erste historisch fassbare politische Einheit, das »Protoreich« Alt-Chosŏn. Es wurde um 200 v. Chr. durch das Reich Wiman-Chosŏn abgelöst (benannt nach dem aus China stammenden, seit etwa 194 v. Chr. als König herrschenden Wiman). 108 v. Chr. zerstörte das chinesische Hanreich Wiman-Chosŏn und errichtete in der nördlichen Hälfte der Halbinsel vier Militärkommandanturen: Luolang (Lo-lang), Xuantu (Hsüan-t'u), Lintun (Lin-t'un) und Zhenfan (Chen-fan). Nur Luolang (koreanisch Nangnang) mit Zentrum in Pjöngjang konnte sich bis 313 n. Chr. halten und übermittelte wichtige Kulturimpulse in die Halbinsel und bis nach Japan.
Im Lauf des 4. Jahrhunderts n. Chr. erstarkte das nordkoreanische Königreich Koguryŏ (traditionelles Gründungsdatum: 37 v. Chr.), wurde 370 Schutzmacht über Puyŏ und verlegte 427 seine Hauptstadt nach Pjöngjang. Es kam dadurch mit Paekche und Silla, die sich seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. in der südlichen Hälfte der Halbinsel aus den früheren politischen Einheiten der Drei Han (Samhan) zu Königtümern entwickelt hatten, in Konflikt. Zwischen Paekche und Silla lag die kulturell eigenständige Kaya-(oder Kar-)Konföderation, in japanischen Quellen Mimana genannt, mit sechs Kleinstaaten, darunter Pon-Kaya mit dem Zentrum Kimhae (bedeutender Fundort v. a. der Kimhaekeramik).
Die Zeit der Drei Königreiche (Samguk) - Koguryŏ, Paekche und Silla - war erfüllt von Kämpfen um die Vormacht auf der Halbinsel. Während des 6. Jahrhunderts gewann Silla zunehmend die Oberhand, zerstörte die Kaya-Konföderation, besiegte 663 Paekche und unterwarf mit militärischer Unterstützung des chinesischen Tangreiches 668 Koguryŏ. Als dessen Nachfolgestaat im mandschurischen Raum entstand um 700 Parhae (chinesisch Pohai, P'o-hai), 926 von den tungusischen Kitan vernichtet. Während der Zeit des »Vereinten Silla« (668-935) mit Kyŏngju als Hauptstadt entstand der erste koreanische Einheitsstaat, in dem die Sillasprache zur Landessprache (Altkoreanisch) wurde. Die vom Adel getragene Hochkultur empfing wesentliche Impulse aus China und war geprägt durch den Buddhismus.
Adelszwist und lokale Rebellionen führten im 9. Jahrhundert zum Niedergang Sillas und zur Bildung von Separatstaaten (im Südwesten Hu-Paekche 892-936, im Norden Hu-Koguryŏ oder T'aebong 901-918). 918 proklamierte Wang Kŏn in Nordkorea das Königreich Koryŏ (in Anlehnung an den alten Namen Koguryŏ) mit der Hauptstadt Kaesŏng und brachte 936 ganz Korea unter seine Hoheit. Die Koryŏdynastie (918-1392), deren Herrschaft auf einer nach chinesischem Vorbild aufgebauten Zentraladministration beruhte, machte den Buddhismus zur Staatsreligion. Korea stand unter dem Druck äußerer Feinde: Kitan und Dschurdschen berannten die Nordgrenze; von 1231 bis um die Mitte des 14. Jahrhunderts herrschten die Mongolen im Land und zwangen den koreanischen Hof zur Waffenhilfe gegen Japan (zwei gescheiterte Expeditionen 1274 und 1281); seit dem 13. Jahrhundert machten japanische Piraten (Waegu) die Küsten Koreas unsicher. Der Fall der mongolischen Yuandynastie in China und die Gründung der Mingdynastie 1368 begünstigten Reformbestrebungen, die jedoch von der alteingesessenen Aristokratie behindert wurden. Eine neue Schicht von konfuzianisch gebildeten Beamten scharte sich um General Yi Sŏnggye, der 1392 die Dynastie Chosŏn (oder Yi) gründete.
Die Chosŏndynastie:
Die neuen Herrscher, die die Hauptstadt nach Hanyang (Seoul, »Hauptstadt«) verlegten, entmachteten den buddhistischen Klerus, führten weit reichende Reformen durch und bestimmten den Neokonfuzianismus zur Staatsphilosophie. Mithilfe einer begüterten Amtselite (Yangban) wurde nach chinesischem Muster ein Staatsapparat geschaffen, der der Dynastie ein über fünfhundertjähriges Bestehen sicherte. Das 15. Jahrhundert war eine Epoche des wirtschaftlichen Aufschwungs (Landreformen, neue Agrartechniken) und der kulturellen Blüte (Erfindung des koreanischen Alphabets, Rechtskodex, naturwissenschaftliche Erfindungen). Im 16. Jahrhundert entwickelte der Neokonfuzianismus eigenständige koreanische Schulrichtungen, doch begannen Parteienkämpfe (Tangjaeng), angefacht durch unterschiedliche philosophische Auffassungen und machtpolitische Intrigen, die Regierung zu beherrschen. Korea wurde sodann durch die japanischen Invasionen unter Toyotomi Hideyoshi (1592 und 1597), die das Land in Schutt und Asche legten, überrascht. Mithilfe der Ming und durch erbitterten Widerstand (Seesiege unter Admiral Yi Sunsin) wurden die Japaner schließlich zurückgeschlagen.
1627, erneut 1637, drangen die Mandschu in ihrem Kampf gegen das chinesische Mingreich auch in Korea ein und zwangen das Land zur Anerkennung ihrer Oberhoheit, die bis 1894 bestand. Nach diesen Invasionen betrieb die koreanische Regierung eine strenge Abschließungspolitik (1637-1876). Das 18. Jahrhundert war nochmals eine kulturelle Blütezeit, während der sich die »Praktische Schule« (Sirhak), die sich mit der Lösung von Alltagsproblemen (Land- und Gesellschaftsreformen) befasste, voll entfaltete. Am Ende des Jahrhunderts wurde der Katholizismus nach Korea übermittelt, wurde aber im 19. Jahrhundert verfolgt. Obschon Korea lange als »Eremitennation« vom Vordringen westlicher Mächte verschont blieb, wurde es schließlich durch Japan gezwungen, den Vertrag von Kanghwa (26. 2. 1876 abzuschließen, der in den folgenden Jahren drei Vertragshäfen (Pusan, Wŏnsan und Chemulp'o, heute Inch'ŏn) dem Handel öffnete. Verträge mit den Westmächten und Russland folgten. Das Vordringen Japans führte zum Krieg (1894/95) mit Koreas alter Schutzmacht China (seit 1644 unter der Qingdynastie); er endete mit Japans Sieg (Vertrag von Shimonoseki 17. 4. 1895). Infolge japanischer Pressionen stützte sich der koreanische Hof zeitweilig auf Russland (1896/97), doch im Oktober 1897 erklärte König Kojong (1864-1907) die Unabhängigkeit des Landes als Großkorea (Taehan). Die Konfrontation der Interessen löste jedoch den Russisch-Japanischen Krieg aus (1904/05). Japans Sieg garantierte ihm Vorrechte in Korea (Friedensbestimmungen von Portsmouth 5. 9. 1905). Im November 1905 wurde Kojong zur Unterzeichnung eines Protektoratsvertrages gezwungen und wegen seines Widerstandes 1907 entthront. 1910 wurde die Dynastie auf Betreiben der Militaristen in der japanischen Regierung endgültig gestürzt.
Japanische Herrschaft (1910-45):
Am 22. 8. 1910 annektierte Japan die Halbinsel und unterstellte sie einem Generalgouverneur; die japanische Regierung reorganisierte die Verwaltung und betrieb eine gewaltsame Politik der Japanisierung. Die wirtschaftlichen Ressourcen des Landes wurden zugunsten der japanischen Wirtschaftsbedürfnisse ausgebeutet, auch der Aufbau einer modernen Landwirtschaft und Industrie kam weitgehend Japan zugute. Mit der Proklamation der koreanischen Unabhängigkeit am 1. 3. 1919 lösten führende Persönlichkeiten Koreas eine politische Bewegung und eine waffenlose Volkserhebung aus, die jedoch blutig niedergeschlagen wurde. In Schanghai (China) konstituierte sich unter Führung von Syngman Rhee (Rhee Syngman, Yi Sŭngman) eine provisorische Regierung der Republik Korea, die eine antijapanische Widerstandsbewegung aufzubauen suchte. Auf den Konferenzen von Kairo (1943), Jalta und Potsdam (beide 1945) sicherten die Kriegsgegner Japans Korea die staatliche Unabhängigkeit zu.
Teilung in zwei Staaten (1945-48) und Entwicklung der innerkoreanischen Beziehungen:
Im August 1945 eroberten sowjetischen Truppen Nordkorea. Nach dem militärischen Zusammenbruch Japans (Kapitulation am 15. 8./2. 9. 1945) wurde Korea entsprechend den Beschlüssen der Jalta-Konferenz - nördlich des 38. Breitengrades (Demarkationslinie) durch die UdSSR, südlich davon durch die USA besetzt. Unter sowjetischem Schutz baute die kommunistische »Partei der Arbeit Koreas« unter Führung von Kim Il Sung (Kim Ilsŏng) in Nordkorea eine kommunistische Gesellschaftsordnung auf (u. a. Bodenreform sowie Verstaatlichung der Industrie, der Banken und des Transportwesens, 1946). In Südkorea richteten die USA eine Militärregierung ein (1945-48). Nach dem Scheitern der amerikanisch-sowjetischen Verhandlungen über eine gesamtkoreanische provisorische Regierung (1946) beraumte die UNO 1947 geheime und freie Wahlen an, die unter ihrer Aufsicht 1948 (10. 5.) nur in Südkorea durchgeführt wurden. Dort konstituierte sich am 15. 8. 1948 die Republik Korea unter Präsident Syngman Rhee. Mithilfe einer Einheitsliste sicherten sich in Nordkorea die Kommunisten bei den Wahlen zu einer Obersten Volksversammlung 1948 (25. 8.) die Macht und schufen am 9. 9. 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea. Die Besatzungsmächte zogen sich 1948/49 aus Korea zurück. Nationale Motive (staatliche Einheit) und internationale Spannungen (Kalter Krieg) führten zum Koreakrieg. Die nach dem Waffenstillstandsabkommen (27. 7. 1953) aufgenommenen Friedensverhandlungen scheiterten 1954; die Verbindungen zwischen Nord- und Südkorea wurden rigoros abgebrochen. Erst Anfang der 70er-Jahre kam es wieder zu unregelmäßigen Regierungs-Kontakten zwischen Nord- und Südkorea, die schließlich 1990 in Gespräche der Ministerpräsidenten über Fragen der friedlichen Wiedervereinigung mündeten. Im Dezember 1991 schlossen Nord- und Südkorea einen Vertrag über Aussöhnung, Nichtangriff, Austausch und Kooperation (im Februar 1992 ratifiziert); zudem trat ein Abkommen über Atomwaffenfreiheit beider Staaten in Kraft. Die Absicht von Nordkorea, sich aus den Verpflichtungen des Kernwaffensperrvertrages zu lösen, verursachte 1993/94 schwere Spannungen mit den USA und Südkorea; auch eine Reihe von Zwischenfällen und Provokationen (u. a. 1996 Verletzung des Waffenstillstandsabkommens durch Nordkorea und Eindringen eines nordkoreanischen Spionage-U-Bootes in südkoreanischem Gebiet, 1997 militärischer Grenzzwischenfall, 1999 Feuergefecht zwischen nord- und südkoreanischen Kriegsschiffen im Gelben Meer) behinderte die weitere Normalisierung der innerkoreanischen Beziehungen. Im August 1997 begannen in New York unter Beteiligung von Nord- und Südkorea, der USA und China mehrfach unterbrochene Vorverhandlungen über eine Konferenz zum Abschluss eines Friedensvertrages für Korea. Ein politischer Durchbruch wurde im Juni 2000 mit dem ersten innerkoreanischen Gipfeltreffen erreicht, auf dem die Staatschefs Nord- und Süd-Koreas u. a. Schritte zur Versöhnung und Familienzusammenführung (im August 2000 erstmals organisierte Treffen von Mitgliedern der durch den Koreakrieg getrennten Familien), desweiteren südkoreanischer Wirtschaftshilfe und als langfristiges Ziel die Wiedervereinigung Koreas vereinbarten. (Korea, Nord-Korea [Geschichte], Korea, Süd-Korea [Geschichte])
Allgemeines und Landesnatur:
J. Kleiner: K. (1980);
H.-U. Pews: K., Land der Morgenfrische (Gotha 1987);
G. Hielscher: 38mal K. (1988);
E. Dege: K. Eine landeskundl. Einf. (1992).
Modernes K., Gesch. u. Politik. 1860-1960, hg. v. Y.-S. Kim (1974);
F. Vos: Die Religionen K.s (1977);
G. Wontroba u. U. Menzel: Stagnation u. Unterentwicklung in K. Von der Yi-Dynastie zur Peripherisierung unter jap. Kolonialherrschaft (1978);
J.-S. Kim: K. u. der Westen von 1860 bis 1900. Die Beziehungen K.s zu den europ. Großmächten, mit besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zum Dt. Reich (1986);
Ostasien-Ploetz. Gesch. Chinas, Japans u. K.s zum Nachschlagen, bearb. v. M. Haydt (1986);
G. Hielscher: 38mal K. (1988);
I Göthel: Der Untergang des alten K. (1996).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Korea bis 668 n. Chr.: Staatenbildung im Land der Morgenstille
Japan: Der Weg zur Großmacht
Koreakrieg: Weltpolitische Zäsur
Korea zwischen China und Japan
Korea,
Fläche: 122 762 km2
Einwohner: (2000) 22,2 Mio.
Hauptstadt: Pjöngjang
Amtssprache: Koreanisch
Nationalfeiertag: 9. 9.
Währung: 1 Won = 100 Chon
Zeitzone: 2000 Pjöngjang = 1200 MEZ
Nordkorea, amtlich koreanisch Chosŏn Minjujuŭi In'min Konghwaguk [tʃosʌn mindʒudʒui -], deutsch Demokratische Volksrepublik Korea, Staat in Ostasien, umfasst den Nordteil der Halbinsel Korea und Randbereiche des asiatischen Festlandes, grenzt im Westen an die Koreabucht und entlang den Flüssen Yalu und Tumen an China, im Norden an Russland, im Osten an das Japanische Meer und im Süden entlang einer Demarkationslinie um den 38. Breitengrad an Südkorea, 122 762 km2 (ohne die 4 km breite entmilitarisierte Zone von 1 262 km2), (2000) 22,2 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Pjöngjang, Amtssprache Koreanisch. Währungseinheit: 1 Won = 100 Chon. Zeitzone: Mittlere Japanzeit (2000 Pjöngjang = 1200 MEZ).
Staat und Recht:
Die am 17. 12. 1972 in Kraft getretene Verfassung (mehrfach, zuletzt 1998 revidiert) bestimmt Nordkorea als Volksrepublik (Volksdemokratie). Als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte fungiert seit dem 5. 9. 1998 der Vorsitzende des neu geschaffenen Nationalen Verteidigungsausschusses. Mit weit reichenden Vollmachten ausgestattet, bestimmt er faktisch die Richtlinien der Politik. Das bis dahin bestehende Amt des Staatspräsidents (vom Parlament auf fünf Jahre gewählt) wurde abgeschafft. Der Verwaltungsrat unter Vorsitz des Ministerpräsidenten als eigentliche Regierung hat den Charakter eines Verwaltungs- und Vollzugsorgans. Trägerin der Legislative ist die Oberste Volksversammlung, ein Einkammerparlament, dessen 687 Abgeordnete, für eine Legislaturperiode von fünf Jahren nach Einheitslisten, die keine Opposition zulassen, gewählt werden (Wahlrecht ab dem 17. Lebensjahr).
Parteien:
Staatstragende Partei ist die kommunistische Partei der Arbeit Koreas (PdAK; gegründet 1945); im Rahmen der Nationalen Front für die Wiedervereinigung des Vaterlandes unterstützen die Sozialdemokratische Partei Koreas (gegründet 1945 als Demokratische Partei) und die religiös fundierte Chundo-gyo-Chongu-Partei (gegründet 1945) die Politik der PdAK.
Wichtigste Gewerkschaften sind der Generalverband der Gewerkschaften Koreas (gegründet 1945; rd. 1,6 Mio. Mitglieder) und die Union der in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen (gegründet 1965; rd. 2,4 Mio. Mitglieder).
Das Wappen (1948) zeigt innerhalb eines Kranzes aus Reisähren in einer Berglandschaft einen Staudamm mit Wasserkraftwerk und Hochspannungsmast, darüber ein fünfstrahliger roter Stern. Die Ähren werden von einem roten Band zusammengehalten, auf dem der offizielle Staatsname in Hangŭl (koreanische Schrift) steht.
Nationalfeiertage:
9. 9., der an die Proklamation der Demokratischen Volksrepublik Korea im Jahre 1948 erinnert.
Nordkorea ist in neun Provinzen (Do) und drei regierungsunmittelbare Städte (Pjöngjang, Namp'o, Kaesŏng) im Rang einer Provinz gegliedert. In den Provinzen und den untergeordneten Verwaltungsebenen existieren Volksversammlungen, Volkskomitees und Verwaltungskomitees, die zentraler Lenkung unterliegen.
Die Rechtsprechung ist wesentlich durch die sowjetische geprägt. Die Gerichtsbarkeit wird an der Spitze durch den Obersten Gerichtshof ausgeübt, dessen Richter von der Obersten Volksversammlung für drei Jahre bestimmt werden. Neben Provinz-Gerichten sind in den Bezirken Volksgerichte eingerichtet. Für Militär- und Eisenbahnangehörige gibt es Sondergerichte. Aufgabe der Gerichte ist es, »aktiv gegen Klassenfeinde und Gesetzesbrecher zu kämpfen«. Die Verfassung sieht keine Berufungsmöglichkeiten vor.
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit beim Heer fünf, in der Marine zehn und bei der Luftwaffe drei Jahre) beträgt etwa 1,1 Mio., die der paramilitärischen Einheiten (Grenzschutz und Sicherheitskräfte) rd. 200 000 Mann. Das Heer (fast 1 Mio. Soldaten) gliedert sich in 27 Infanterie-, fünf mechanisierte und zwei Panzerdivisionen, zwei Flugabwehrdivisionen, sechs selbstständige Panzerbrigaden sowie zahlreiche weitere Regimenter/Bataillone. Die Luftwaffe hat etwa 80 000, die Marine rd. 43 000 Mann. Die Ausrüstung, fast ausschließlich älteres sowjetisches Gerät, besteht im Wesentlichen aus 4 100 Kampfpanzern, 80 leichten Bombenflugzeugen, etwa 600 Kampfflugzeugen, drei Fregatten, 30 U-Booten, 50 Klein-U-Booten und etwa 210 Kleinen Kampfschiffen. - Etwa 12 % der Staatsausgaben werden offiziell für die Verteidigung ausgegeben.
Landesnatur und Bevölkerung:
Zur Landesnatur Korea, Halbinsel.
Für die Zahl und Wachstumsrate (jährlich etwa 1,61 %) der Bevölkerung, die fast ausschließlich aus Koreanern besteht, liegen nur Schätzungen vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen etwa 2 Mio. Menschen in den Süden der Halbinsel, v. a. während des Koreakrieges. Rd. 29 % der Bewohner sind unter 15 Jahre alt. Laut Gesetz vom 1. 8. 1976 wurde das Mindestheiratsalter beim Mann auf 30, bei der Frau auf 27 Jahre festgesetzt, um dadurch die maximale Nutzung der Arbeitskraft der jungen Menschen zu erreichen. Die landwirtschaftlich intensiv genutzten Ebenen im Westen des Landes weisen eine Bevölkerungsdichte von über 200 Einwohnern/km2 auf. Offenbar sind aber die Lebensbedingungen der Landbevölkerung deutlich schlechter als die der Stadtbewohner, denn die Verbesserung der Infrastruktur auf dem Land stellt noch »anzustrebende Ziele« der nächsten Jahre dar. Durch die in den letzten Jahren unzureichende Lebensmittelversorgung ist ein Großteil der Bevölkerung unterernährt. Die Kindersterblichkeit ist sehr hoch.
Nach Angaben der UNO vergrößerte sich der Anteil der städtischen Bevölkerung von (1950) 31 % auf (1995) etwa 61 %. Größte Städte sind Pjöngjang, Hamhŭng, Ch'ŏngjin, Namp'o, Kaesŏng, Sinŭiju, Wŏnsan, Haeju.
Die Freiheit der Religionsausübung ist durch die Verfassung garantiert, die auch die Freiheit antireligiöser Propaganda gewährt. Nach Schätzungen sind rd. 68 % der Bevölkerung konfessionslos beziehungsweise Atheisten, rd. 15,5 % werden traditionellen koreanischen Religionen schamanistische Ausprägung zugerechnet. Elemente schamanistischer Volksfrömmigkeit sind auch in den koreanischen Buddhismus eingeflossen, in dessen Mittelpunkt die Verehrung des Buddha Maitreya steht. Sehr kleine religiöse Minderheiten bilden die rd. 1,5 % Buddhisten und eine verschwindende Zahl Christen (1945 noch rd. 400 000). Die meisten Christen gehören der katholischen Kirche an und leben in und um Pjöngjang. Nach Angaben der 1988 von katholischen Laien gegründeten »Koreanische Katholische Vereinigung« (Sitz: Pjöngjang) gibt es über 1 200 öffentlich praktizierende katholische Christen in Nordkorea. Im Rahmen der gesamtkoreanischen Kirchenorganisation umfasst das nordkoreanische Staatsgebiet zwei - derzeit nicht besetzte - Bistümer (Pjöngjang; Hamhŭng), die selbstständige Benediktinerabtei Tokwon sowie einen Teil der Kirchenprovinz Seoul. Über Jahrzehnte von der Weltkirche isoliert, konnten erst in den 1980er-Jahren einzelne Kontakte zur katholischen Kirche in Südkorea aufgenommen werden. Der Ch'ŏndogyo-Religion, einer neuen Religion, die buddhistische und christliche Elemente miteinander verbindet, werden 14 % der Bevölkerung zugerechnet. Religiöse Dachverbände sind die »Föderation Koreanischer Buddhisten« (gegründet 1945), die »Föderation Koreanischer Christen« (gegründet 1946) und der »Rat der koreanischen Religionsgemeinschaften« (gegründet 1989), alle mit Sitz in Pjöngjang.
Nach obligatorischem Vorschulunterricht (ein Jahr) wird - bei zehnjähriger Schulpflicht - vier Jahre die Volksschule und sechs Jahre die Oberschule besucht. In weiteren vier Jahren wird die Hochschulreife erreicht. Bereits ab der Grundschule kann auch eine sprachlich oder künstlerisch orientierte Schullaufbahn begonnen werden. Analphabetismus gibt es praktisch nicht mehr (1 %). Die Erwachsenenbildung ist v. a. Arbeiterbildung; nach Erlernen des Grund- und Mittelschulstoffs folgt Fernunterricht (Oberschule), anschließend kann die technische Arbeiterhochschule besucht werden. In Pjöngjang gibt es u. a. je eine Universität (gegründet 1946), TU, wissenschaftliche Akademie und Parteihochschule.
Nach der Verfassung ist in Nordkorea die Pressefreiheit garantiert; die Beiträge in den Medien weichen jedoch nicht von der offiziellen politischen Auffassung ab. Die Tagespresse erscheint in der Hauptstadt mit landesweiter Verbreitung, so u. a. das Zentralorgan der koreanischen KP »Rodong Shinmun« (»Arbeiterzeitung«), das Regierungsblatt »Minju Chosŏn« (»Demokratisches Korea«), das Gewerkschaftsblatt »Rodongja Shinmun«, das Nachmittagsblatt »Pjöngjang Shinmun«. In englischer, spanischer und französischer Sprache erscheint das Wochenblatt »The Pyongyang Times«. Staatliche Nachrichtenagentur ist »Chung Yang Tong Shin/Korean Central News Agency« (KCNA), die u. a. auch täglich ein Bulletin in mehreren Sprachen herausgibt. Hörfunk und Fernsehen wird durch das Zentralkomitee des koreanischen Rundfunks betrieben. »Chosŏn Chung-ang Pangsong« (Koreanischer Zentralrundfunk) sendet ein landesweites Programm und mehrere Regional- und Lokalprogramme sowie für das Gebiet der Hauptstadt »Pjöngjang Pangsong« (Radio Pjöngjang). Der Auslandsdienst des Zentralrundfunks verbreitet Programme in acht Sprachen, darunter in Deutsch. Der Zentralrundfunk betreibt ferner das 1. Fernsehprogramm; für das 2. Fernsehprogramm hat das Post- und Fernmeldeministerium 1983 die Betriebsgesellschaft »Mansudae Television Station« errichtet, die Kulturprogramme und ausländische Spielfilme sendet.
Wirtschaft und Verkehr:
Die Wirtschaft wird seit 1946 von einer zentralstaatlichen Planungskommission kontrolliert. Mit einem geschätzten Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1995) 723 US-$ zählt Nordkorea zu den Entwicklungsländern mit mittlerem Einkommen. Die bis zum Zusammenbruch des Ostblocks geleistete Wirtschaftshilfe durch China und Russland, mit denen auch der größte Teil des Außenhandels getätigt wurde, ist weitgehend eingestellt worden. Damit verbunden trat ab 1990 eine allgemeine Verschlechterung der Wirtschaftslage ein. Seit 1995 liefert China zwar wieder teilweise zu »Freundschaftspreisen«, aber hochwertige Rohstoffe (Energieträger) und Maschinen werden gegen Devisen (US-$) verrechnet. 1995 und 1996 haben verheerende Überschwemmungen große Teile der Agrarflächen zerstört und dadurch akuten Nahrungsmittelmangel ausgelöst, der sich durch die von der extremen Trockenheit 1997 verursachten Dürreschäden inzwischen zu einer Hungersnot ausgeweitet hat. Eine Verbesserung der unzureichenden Versorgungslage kann zurzeit nur über internationale Nahrungsmitteldirekthilfen angestrebt werden.
Ein Fünftel der Gesamtfläche wird landwirtschaftlich genutzt, eine Ausdehnung der Anbaufläche ist nur mit hohem Aufwand (besonders durch Eindeichung von Marschland an der Westküste) zu erzielen. Nahezu die Hälfte der Ackerfläche (1995: 1,7 Mio. ha nach Flutschäden) wird künstlich bewässert (rd. 40 000 km Bewässerungskanäle), v. a. für den Anbau von Reis, der mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche einnimmt (Erntemenge 1993: 19,32 Mio. t; durch Dürreschäden 1997 15 % Ernteeinbuße). Nach wie vor bleibt die Unterversorgung der Bevölkerung bestehen. Weitere wichtige Agrarprodukte sind Mais (durch Trockenheit 1997 70 % der Pflanzungen zerstört), Kartoffeln, Weizen, Gerste, Hirse, Hülsenfrüchte, Sojabohnen, Obst (v. a. Äpfel, Melonen, Birnen), Gemüse (v. a. Kohl) und Tabak. Der besonders im Südwesten kultivierte Ginseng sowie die Seidenraupenzucht sind für den Export wichtig. Die früher kaum entwickelte Viehwirtschaft (v. a. Schweine-, Rinder- und Geflügelzucht) gewinnt für die Ernährung der Bevölkerung an Bedeutung, ist aber infolge der Missernten stark beeinträchtigt. Es fehlt an Saatgut, Dünger und an Futtermitteln für die Tierhaltung. Nachdem 1946 durch eine Bodenreform über 50 % des gesamten Ackerlandes an Landarbeiter, Pächter und Kleinbauern verteilt worden waren (Höchstgrenze des Grundbesitzes 5 ha), wurde die Landwirtschaft 1954-58 kollektiviert. Rd. 90 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden nun von rd. 3 800 Produktionsgenossenschaften, 5 % in rd. 180 Staatsgütern bewirtschaftet; etwa 5 % verblieben den Bauern als Eigentum.
Die Waldbestände (rd. 9 Mio. ha) wurden u. a. durch Kriegszerstörungen stark dezimiert. Der Holzeinschlag dient zu fast 90 % als Brennholz.
Die Fischerei wird v. a. von staatlichen und genossenschatlichen Betrieben durchgeführt. Seit dem 1. 8. 1977 beansprucht der Staat innerhalb 200 Seemeilen vor den Küsten das alleinige Fischereirecht.
Die Entwicklung von Bergbau und Industrie wurde schon während der japanischen Herrschaft begonnen und im Rahmen der Planwirtschaft fortgeführt. Trotz vielseitiger Rohstoffvorkommen stagniert die Industrialisierung durch die Schwerfälligkeit der sozialistischen zentralen Planwirtschaft. Gefördert werden Steinkohle (1994: 27,1 Mio. t), Braunkohle, Eisenerz (1994: 4,76 Mio. t Fe-Inhalt) und NE-Metalle, besonders Zinkerz (225 000 t Zn-Inhalt) und Bleierz (85 000 t Pb-Inhalt). Weitere Bodenschätze sind u. a. Magnesit, Wolfram, Graphit, Kupfer, Silber, Gold, Phosphat.
Die wichtigen Industriestandorte liegen im Westen (Shinŭiju, Pjöngjang, Haeju u. a.) sowie an der Ostküste (Ch'ŏngjin, Kimch'aek, Hŭngnam, Wŏnsan). Gegenüber dem Ausbau der Schwer- und Investitionsgüterindustrien (Erzverhüttung, Maschinen- und Fahrzeugbau, chemische Industrie, Schiffbau) blieb die Entwicklung der konsumorientierten Produktionen zurück; erst seit den 70er-Jahren findet die Herstellung von Konsumgütern mehr Beachtung (v. a. Textil-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie). Durch die mangelhafte Energieversorgung sind viele Industrieunternehmen nicht funktionsfähig.
Seit 1975 weist die Handelsbilanz ein zunehmendes Defizit auf (1987: Exportwert 1,8 Mrd. US-$, Importwert 2,5 Mrd. US-$; 1995: Exportwert 440 Mio. US-$, Importwert 1,15 Mrd. US-$). Bedeutende Handelspartner sind seit dem Zusammenbruch des Handels mit den ehemaligen Ostblockländern die Staaten China, Japan und Südkorea (über Drittländer). Es werden v. a. NE-Metalle und Rohstoffe exportiert. Durch Bezug von Industrieausrüstungen, v. a. aus Japan, hat sich der Staat zu Beginn der 70er-Jahre hoch verschuldet und kann seit Mitte der 80er-Jahre seinen internationalen Zahlungsverpflichtungen nicht in vollem Umfang nachkommen (eine Ausnahme bildet aber offensichtlich China). Die Auslandsverschuldung wird auf (1993/94) 10,3 Mrd. US-$ geschätzt. Nach dem Wegfall der Wirtschaftshilfe wickelt Russland seinen Warenaustausch mit Nordkorea im gemeinsamen Grenzgebiet ab. Nord-Korea versucht verstärkt die Wirtschaftssonderzone Rajin-Sonbong (Mündungsgebiet des Tumen) für ausländische Investoren attraktiv zu machen, erste Investitionszusagen in Höhe von rd. 840 Mio. US-$ lagen 1996 vor.
Verkehr:
Das Verkehrsnetz ist relativ gut entwickelt. Wichtigstes Transportmittel ist die Eisenbahn; sie bewältigt rd. 90 % des Güter- und 70 % des Personenverkehrs. Das (1994) 5 045 km lange Streckennetz ist zu rd. 60 % elektrifiziert. Eisenbahnverbindungen bestehen auch nach China (seit 1983) und nach Russland (seit 1987). Der Straßenverkehr (1994 rd. 23 000 km Straßen, einschließlich 240 km Autobahn zwischen Pjöngjang und Wŏnsan) ist von untergeordneter Bedeutung. Wichtige Seehäfen sind Namp'o (Hafen von Pjöngjang), Wŏnsan, Hŭngnam, Ch'ŏngjin und Najin. Pjöngjang besitzt einen internationalen Flughafen.
Zur Entwicklung bis 1948 Korea (Halbinsel). Nach dem Koreakrieg (1950-53) konzentrierte sich die herrschende Partei der Arbeit Koreas (PdAK) unter der Führung Kim Il Sungs (1948-72 auch Ministerpräsident) auf den raschen Wiederaufbau des Landes mit sowjetischer und chinesischer Hilfe; durch »Säuberungen« in der Partei schaltete Kim Il Sung seine Gegner und Konkurrenten auf dem Weg zur unumschränkten Alleinherrschaft aus.
Auf den machtpolitisch-ideologischen Konflikt zwischen China und der Sowjetunion reagierte Nordkorea mit der von Kim Il Sung entwickelten »Juche«(»Eigenständigkeits«)-Ideologie, die eine größere politische Unabhängigkeit, wirtschaftliche Selbstständigkeit und »nationale Selbstverteidigung« propagierte und in den Rang einer (quasireligiösen) Staatsdoktrin erhoben wurde. Nach Verabschiedung einer neuen Verfassung (1972) übernahm Kim Il Sung das Amt des Staatspräsidents Um Kim Il Sung (tituliert als »Großer Führer«) entwickelte sich ein maßloser, das gesamte öffentliche Leben erfassender Personenkult, der sich später auch auf seinen (seit 1979/80 als Nachfolger designierten) Sohn Kim Jong Il (»Geliebter Führer«) ausweitete. Außenpolitisch und wirtschaftlich stützte sich Nordkorea stark auf die Sowjetunion (1961 Abschluss eines Vertrages über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand, 1967 neues Verteidigungs- und Wirtschaftsabkommen), aber auch auf China, mit dem es 1961 ebenfalls einen Freundschaftsvertrag geschlossen hatte; es suchte durch eine geschickte »Schaukelpolitik« zwischen beiden einen eigenen Kurs zu steuern. Auch nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Zerfall der Sowjetunion hielt das - nach außen hin fast hermetisch abgeschlossene - Nordkorea zunächst starr an seiner orthodoxen kommunistischen Politik fest; es erhielt lediglich noch von China, seinem nunmehr wichtigsten Bündnispartner, nennenswerte (aber reduzierte) Wirtschaftshilfe. Kim Jong Il trat politisch immer stärker in den Vordergrund (seit 1990 Vorsitzender des Verteidigungskomitees, seit 1991 Oberbefehlshaber der Armee). Im Dezember 1993 gab Nordkorea erstmals in der Öffentlichkeit zu, mit einer starken Wirtschaftskrise konfrontiert zu sein. Nach den schweren Überschwemmungen von 1995/96 und den Dürreschäden von 1997 brach eine zahlreiche Opfer fordernde Hungerkatastrophe aus (nach nordkoreanischen offiziellen Angaben bis 1999 etwa 220 000, nach westlichen Schätzungen möglicherweise 3 Mio. Hungertote); verschiedene Staaten, besonders Südkorea, und Hilfsorganisationen versuchten durch Nahrungsmittellieferungen die schlimmste Not zu lindern.
Nach dem Tod Kim Il Sungs im Juli 1994, dem Massenkundgebungen nationaler Trauer und eine offizielle dreijährige Trauerzeit folgten, übernahm sein Sohn Kim Jong Il faktisch die Nachfolge; er wurde im Oktober 1997 Generalsekretär der PdAK und im September 1998 auch Vorsitzender des neu geschaffenen, zum höchsten Machtorgan deklarierten Nationalen Verteidigungsausschusses. Schon 1997 war ein neuer Kalender eingeführt worden (Beginn mit dem Geburtsjahr Kim Il Sungs 1912, gezählt in »Juche«).
Am 17. 9. 1991 wurde Nordkorea zusammen mit Südkorea in die UNO aufgenommen. Nachdem Nordkorea im März 1993 Sonderinspektionen von Atomanlagen durch die IAEA abgelehnt und mit der Kündigung des Kernwaffensperrvertrags gedroht hatte, kam es zu einem politisch-diplomatischen Konflikt v. a. mit den USA. Nach langwierigen Verhandlungen, in die der frühere amerikanische Präsident J. Carter eingeschaltet worden war, schlossen beide Staaten am 21. 10. 1994 ein Rahmenabkommen, das eine grundlegende Umstrukturierung des nordkoreanischen Atomprogramms binnen zehn Jahren vorsah. Nordkorea verpflichtete sich im Gegenzug für die zugesagte Unterstützung, die laufende Atomproduktion einzufrieren und den Kernwaffensperrvertrag einzuhalten. Das Verhältnis zu Japan wurde im August 1998 durch den Abschuss einer nordkoreanischen Rakete, die den Nordosten Japans überquerte, erneut belastet (erst im Dezember 1999 Aufhebung der japanischen Sanktionen); Verhandlungen über eine Normalisierung der beiderseitigen Beziehungen führten im April 2000 zunächst zu keiner Einigung.
Die zu Beginn der 1970er-Jahre schleppend wieder aufgenommenen Regierungs-Kontakte zwischen Nord- und Südkorea brachen danach für lange Zeit wieder ab und wurden - mit dem langfristigen Ziel einer Wiedervereinigung - erst seit 1990 wieder intensiviert; der Versuch einer Annäherung erlitt aber mehrfach Rückschläge. 1997 vereinbarten die beiden koreanischen Staaten sowie die USA und China die Vorbereitung direkter Friedensverhandlungen; mehrere Verhandlungsrunden wurden durchgeführt. Nachdem Kim Jong Il angesichts der wirtschaftlichen Notlage seines Landes und der Ausweglosigkeit der selbst betriebenen internationalen Isolierung im April 2000 einer entsprechenden Initiative des südkoranischen Präsidenten Kim Dae Jung zugestimmt hatte, fand vom 12. bis 14. 6. 2000 in Pjöngjang das erste innerkoreanische Gipfeltreffen statt, das eine Wiederannäherung der beiden koreanischen Staaten einleitete (Korea, Halbinsel). Die innerkoreanische Verständigung kam danach aber nur schleppend voran und wurde immer wieder von Zwischenfällen überschattet (z. B. am 29. 6. 2002 Seegefecht zwischen Schiffen beider Staaten im Gelben Meer). Wesentliche Impulse auf das beiderseitige Verhältnis gingen dabei von einer modifizierten Außenpolitik der USA aus, deren Präsident G. W. Bush (seit 2001) wieder eine härtere Haltung gegenüber Nordkorea einnahm und dieses im Rahmen des Antiterrorkampfes Anfang 2002 sogar zum Bestandteil einer »Achse des Bösen« erklärte. Erst Ende Juli 2002 verständigten sich die USA und Nordkorea auf eine Wiederaufnahme des Dialogs.
Korea,
Fläche: 99 392 km2
Einwohner: (2000) 47,3 Mio.
Hauptstadt: Seoul
Amtssprache: Koreanisch
Nationalfeiertag: 15. 8.
Währung: 1 Won (₩) = 100 Chon
Zeitzone: 2000 Seoul = 1200 MEZ
Südkorea, amtlich koreanisch Taehan Minguk [dɛ-], deutsch Republik Korea, Staat in Ostasien, umfasst die Halbinsel Korea südlich der Demarkationslinie am 38. Breitengrad sowie die vorgelagerten rd. 3 500 Inseln (größte ist Cheju-do); grenzt im Westen an das Gelbe Meer, im Süden an die Koreastraße, im Osten an das Japanische Meer und im Norden an Nordkorea, 99 392 km2, (2000) 47,3 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Seoul, Amtssprache Koreanisch. Währungseinheit: 1 Won (₩) = 100 Chon. Zeitzone: Mittlere Japanzeit (2000 Seoul = 1200 MEZ).
Staat und Recht:
Nach der am 27. 10. 1987 durch Referendum angenommenen und am 25. 2. 1988 in Kraft getretenen Verfassung ist Südkorea eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident (Wiederwahl nicht möglich), der v. a. in Konflikt- und Spannungszeiten wichtige Machtbefugnisse besitzt. Der Präsident ernennt den Premierminister und die übrigen Mitglieder des Staatsrats (Kabinett). Trägerin der Legislative ist die Nationalversammlung, ein Einkammerparlament, dessen 273 Abgeordnete für eine Legislaturperiode von vier Jahren gewählt werden (Wahlrecht ab dem 20. Lebensjahr). Das Parlament hat u. a. das Recht, den Präsidenten wegen Rechtsbrüchen anzuklagen, Untersuchungen durchzuführen und dem Präsidenten die Entlassung des Premierministers oder einzelner Minister zu empfehlen. Die Verfassung verkündet als allgemeine Ziele die friedliche Wiedervereinigung der koreanischen Nation und die politische Neutralität der Streitkräfte.
Parteien:
Einflussreichste Parteien sind die Große Nationalpartei (GNP; 1997 aus Fusion von Demokratischer Partei und Neuer Korea-Partei hervorgegangen), die Demokratische Millenniumspartei (MDP; Nachfolgerin des Nationalkongresses für neue Politik, NCNP), die Vereinigte Liberale Demokraten (ULD) und die Neue Volkspartei (NPP).
In Südkorea existieren rd. 7 500 Einzelgewerkschaften mit (1995) 1,63 Mio. Mitgliedern, die in zwei Dachverbänden, der Federation of Korean Trade Unions (FKTU; gegründet 1961) und der Korean Confederation of Trade Unions (KCTU; gegründet 1995, bisher nicht legalisiert) zusammengeschlossen sind.
Das Wappen zeigt das alte, mystische Symbol »Taeguk«. Es ist umgeben von Blättern einer Hibiskusblüte, diese von einem kreisförmigen, nicht ganz geschlossenen schmalen weißen Band, in dessen unterem Teil der offizielle Staatsname in koreanischer Schrift steht. In den vier Ecken der Flagge sind um das Taeguk »Trigramme« angebracht, die Himmel, Erde, Feuer und Wasser symbolisieren.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist der 15. 8., zur Erinnerung an die Ausrufung der Republik Korea 1948.
Südkorea ist in neun Provinzen (Do) mit Unterteilung in 139 Distrikte (Gun) und 57 Städte (Si) gegliedert; ferner gibt es sechs Städte (Seoul, Pusan, Taegu, Inch'ǒn, Kwangju und Taejǒn) mit Provinzstatus.
Bereits in der Koryŏzeit (918-1392) gab es einen geschriebenen Rechtskodex, der in Fragmenten erhalten ist. Bis zur japanischen Besetzung (1910) bestand das koreanische Recht fast ausschließlich aus ungeschriebenem Gewohnheitsrecht. Das neue koreanische Rechtssystem hat vom deutschen Recht wesentliche Impulse erfahren.
An der Spitze der Gerichtsbarkeit steht der Oberste Gerichtshof (höchstens 14 Richter, Ernennung des Vorsitzenden durch den Präsidenten im Einvernehmen mit dem Parlament). Als Instanzgerichte sind Appellationsgerichtshöfe, Distrikt- und Familiengerichte eingerichtet. Es gibt auch eine eigenständige Militärgerichtsbarkeit. Eine Sonderstellung nimmt der Verfassungsgerichtshof ein.
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit zwischen 26 und 30 Monaten) beträgt 630 000, die des paramilitärischen Zivilverteidigungskorps etwa 3 Mio. Mann. Bis 2000 ist die Reduzierung der Truppenstärke auf 420 000 Mann vorgesehen. Das Heer (520 000 Soldaten) verfügt über 19 Infanterie- und drei mechanisierte Divisionen, neun Luftlandebrigaden, sechs selbstständige Infanteriebrigaden sowie sieben Brigaden Spezialkräfte. Die Luftwaffe hat 50 000, die Marine 60 000 Mann. Die Ausrüstung (vorwiegend amerikanischer Herkunft) umfasst im Wesentlichen etwa 1 500 Kampfpanzer (1 000 M-48, 500 Stück des modernen koreanischen Typs 88 K-1), rd. 400 Kampfflugzeuge (160 F-4 Phantom, 200 F-5, 40 F-16), neun Zerstörer, 35 Fregatten/Korvetten, drei U-Boote sowie etwa 70 Kleine Kampfschiffe. - Etwa 30 % der Staatsausgaben werden für die Verteidigung verwendet. Die USA, mit denen seit 1954 ein bilaterales Verteidigungsbündnis besteht, haben auf in Südkorea etwa 35 000 Soldaten und rd. 100 Kampfflugzeuge stationiert, die jedoch weitgehend abgezogen werden sollen.
Landesnatur und Bevölkerung:
Zur Landesnatur Korea, Halbinsel.
Die Bevölkerung besteht wie in Nordkorea fast ausschließlich aus Koreanern; die wenigen Ausländer sind hauptsächlich Chinesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Koreaner aus Übersee zurück, v. a. aus Japan (etwa 1 Mio.), weitere 2 Mio. Menschen flüchteten aus Nordkorea in den Süden, besonders während des Koreakrieges. In den etwa 45 als städtisch bezeichneten Gemeinden mit mehr als 50 000 Einwohnern lebten 1970 41 %, 1985 65 % und 1995 84% der Bevölkerung Die allgemeine Wachstumsrate, bis 1960 rd. 3 % pro Jahr, sank infolge staatlicher Familienplanungspolitik auf 1 % im Zeitraum 1985-94. Etwa 1,6 Mio. Koreaner leben im Ausland, v. a. in Japan, den USA und Kanada. Am stärksten sind der Westen und Süden von Südkorea bevölkert.
Die Religionsfreiheit ist durch die Verfassung garantiert. Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt. Nach staatlichen Angaben sind rd. 37,8 % der Bevölkerung Christen; 31,2 % gehören verschiedenen protestantischen Kirchen und Gemeinschaften (Baptisten, Methodisten, Presbyterianer, Pfingstler, unabhängige koreanische Kirchen) und der anglikanischen Kirche der Provinz Korea (1993 errichtet) an, 6,6 % der katholischen Kirche (Kirchenprovinzen Kwangju, Seoul und Taegu mit elf Suffraganbistümern). Rd. 23 % sind Buddhisten; 19,4 % bekennen sich zum Mahayana-Buddhismus (rd. 30 000 ordinierte Mönche), 2,6 % gehören dem von Soe Tae San (* 1891, ✝ 1943) als buddhistische Volksbewegung begründeten Won-Buddhismus an (rd. 8 300 Mönche), 1 % der unter der japanischen Herrschaft entstandenen Taejong-Kyo-Schule (rd. 230 Mönche). Zu einem religiös geprägten Konfuzianismus bekennen sich 22,1 %. Etwa 10 % der Bevölkerung werden traditionellen koreanischen Religionen schamanistische Ausprägung zugerechnet. Unter den in Korea entstandenen neuen Religionen erlangte neben der Ch'ŏndogyo-Religion (rd. 2,4 % der Bevölkerung) besonders die Vereinigungskirche Bedeutung. - Die katholische Mission in Korea setzte Ende des 18. Jahrhunderts, die protestantische im 19. Jahrhundert ein. Seit 1945 sind die christlichen Kirchen im starken Wachstum begriffen. Aus den entstandenen protestantischen Missionskirchen gingen zahlreiche unabhängige koreanische Kirchen hervor. Die auf ihrem Boden entwickelte eigenständige Theologie wurde über Südkorea hinaus v. a. durch die Theologin H. K. Chung bekannt.
Traditionell hat die - konfuzianisch geprägte (z. B. wird auch heute neben der einfachen Hangŭl die komplizierte chinesische Schrift unterrichtet) - Bildung einen hohen Stellenwert, sie ist erfolgreich durch berufliche Bildungswege ergänzt worden. Die allgemeine Schulpflicht beträgt neun Jahre. Der sechsjährigen Grundstufe folgt die dreijährige Mittelstufe. Dieser schließt sich eine dreijährige (freiwillige) Oberstufe an. Von Ober- und Mittelschule ist der Übergang in ein Hoch- oder Fachhochschulstudium möglich, d. h. an einem Juniorcollege (zwei Jahre) oder an einer wissenschaftlichen Hochschule. Die Analphabetenquote beträgt 2 %. Es gibt über 120 Institutionen mit Hochschulrang, davon in Seoul 22 Universitäten und Hochschulen sowie die Nationalakademien der Künste und der Wissenschaften.
Die etwa 15 hauptstädtischen Tageszeitungen sind landesweit verbreitet, unter ihnen erreichen eine Auflage von über 1 Mio. Exemplaren »Chosŏn Ilbo«, »Dong-a Ilbo«, »Hankook Ilbo« und »Joong-ang Ilbo«. Daneben erscheinen mehrere Regionalzeitungen sowie zahlreiche Zeitschriften und Periodika. In englischer Sprache erscheint u. a. »The Korea Times« und »The Korea Herald«. Nachrichtenagenturen sind »Naewoe Press« und »Yonhap News Agency«. Hörfunk und Fernsehen: Die öffentliche Körperschaft »Korean Broadcasting System« (KBS) verbreitet allgemeine Programme und Bildungsprogramme sowie neben drei Fernsehprogrammen auch den Rundfunk-Auslandsdienst »Radio Hanguk/Radio Korea« in neun Sprachen, u. a. in Deutsch. Die private »Munhwa Pangsong Sa/Munhwa Broadcasting Corporation« (MBC), der im Hörfunkbereich 19 Lokalstationen angeschlossen sind, sendet ein landesweites Programm und zahlreiche Lokalprogramme. Daneben gibt es religiöse und schulische Hörfunksender.
Wirtschaft und Verkehr:
Mit Beginn der 1960er-Jahre hat Südkorea die Kriegsschäden weitgehend beseitigt und sich mit ausländischer Hilfe und aufgrund einer exportorientierten Entwicklungsstrategie von einem Agrar- zu einem Industriestaat gewandelt. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen am Bruttosozialprodukt von (1995) 10 076 US-$ (1960: 80 US-$) zählt Südkorea zu den südostasiatischen Schwellenländern (»Kleine Tiger«) und wird zu den Entwicklungsländern mit höherem Einkommen gerechnet. Das Wirtschaftssystem ist marktwirtschaftlich ausgerichtet, jedoch mit einer starken indirekten staatlichen Lenkung und Kontrolle. Das Wirtschaftswachstum mit hohen Zuwachsraten (Mitte 1995 real 9 %) hält weiter an. Wegen der niedrigen Arbeitslosenquote (1995 etwa 2 %) sind ausländische Arbeitskräfte aus China, Malaysia und Indonesien in Südkorea tätig. Südkoreas Wirtschaft wird seit Beginn der 1990er-Jahre durch mehrere Korruptionsaffären belastet. Die Gesamtsummen an Bestechungsgeldern werden auf 20 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt.
Nur etwa 22 % der Landesfläche sind landwirtschaftlich nutzbar. Infolge des rapide wachsenden Industriesektors sank der Anteil der Landwirtschaft am BIP im Zeitraum 1965-94 von 38 % auf 7 %. Noch 14 % der Erwerbstätigen sind im Agrarbereich tätig (1965: 55 %). Die Durchschnittsgröße der meist kleinbäuerlichen Betriebe liegt bei 1 ha. Neben dem Hauptnahrungsmittel Reis, der auf 65 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche, v. a. auf Nassfeldern, vom Staat hoch subventioniert, kultiviert wird (Erntemenge 1993: 5,3 Mio. t), sind Gerste, Bataten, Kartoffeln, Zwiebeln, Melonen und Äpfel die wichtigsten Anbauprodukte. Die Versorgung der Bevölkerung mit Getreide ist nicht sichergestellt. Bis 1994 waren Reisimporte verboten. Erst durch den Abschluss der Uruguay-Runde der GATT-Mitglieder Ende 1993 wurden die Grenzen wieder für Reisimporte geöffnet. Tabak und Ginseng unterliegen einem staatlichen Ankaufsmonopol. Die Viehwirtschaft ist relativ unbedeutend. Rinder dienen v. a. als Zugtiere. Große wirtschaftliche Bedeutung hat dagegen die Seidenraupenzucht.
Die Forstwirtschaft spielt nur eine untergeordnete Rolle. Die Waldfläche (1992: 6,5 Mio. ha) besteht zum größten Teil aufgrund langjährigen Raubbaus und infolge der Kriegseinwirkungen (1950-53) nur aus Buschwald. Aufforstungen werden seit den 1960er-Jahren durchgeführt. Der Holzeinschlag lag 1993 bei 6,5 Mio. m3 (zu 70 % Brennholz).
Mit einer Fangmenge von (1993) 3,34 Mio. t Fisch ist das von fischreichen Gewässern umgebene Südkorea eines der führenden Fischfangländer der Erde; die Hochseefischerei im Pazifischen, Indischen und Atlantischen Ozean ist jedoch bedeutender als die in den angrenzenden Gewässern. Fischereizentren mit Fisch verarbeitender Industrie sind Ulsan und Masan.
Verglichen mit Nordkorea ist Südkorea rohstoffarm. Gefördert werden neben Steinkohle (1993: 9,4 Mio. t) v. a. Eisen-, Zink-, Blei- und Wolframerz sowie Silber, Gold und Graphit. Jedoch haben 1996 Geologen im Süden von Südkorea die größten Titanvorkommen der Erde entdeckt, die 2 Mrd. t Titan enthalten (die dreifache Menge der bisher bekannten weltweiten Titanfunde).
In Kori bei Pusan wurde 1978 das erste koreanische Kernkraftwerk in Betrieb genommen; 1996 arbeiteten zehn Werke mit einer installierten Leistung von insgesamt 8 616 MW. Damit liegt Südkorea weltweit an 10. Stelle derjenigen Länder, die Strom durch Kernenergie erzeugen. Ihr Anteil an der Elektrizitätserzeugung lag 1993 bei 40 %; auf Erdöl entfielen 28,5 % und auf Kohle 13 %.
Das produzierende Gewerbe trägt mit (1994) 41 % zur Entstehung des BIP bei (1965: 25 %), wovon nur ein kleiner Teil auf den Bergbau und die Energiewirtschaft entfällt, und beschäftigt 33 % der Erwerbstätigen (1965: 15 %). Hauptträger des wirtschaftlichen Aufschwungs ist das verarbeitende Gewerbe, wobei der Leichtindustrie (Textilien, Bekleidung, Schuhe, Spielzeug, Nahrungsmittel) v. a. in der Anfangsphase, der Schwerindustrie (Eisen- und Stahlerzeugung), der petrochemischen Industrie, dem Maschinen-, Schiff- und Fahrzeugbau in den 1970er-Jahren die dominierenden Rollen zukamen. Seit 1980 ist der Schiffbau einer der vorherrschenden Wirtschaftszweige; hinsichtlich der Anzahl der gebauten Schiffe steht das Land weltweit an zweiter Stelle. Die Automobilindustrie (1996 weltweit an siebter Stelle beim Automobilbau) begann 1986 mit dem Pkw-Export in die USA. Auch in der chemischen und der Elektronikindustrie (v. a. Computer, Halbleiter, Unterhaltungselektronik, Mikrowellenherde) avancierte Korea in den 1980er-Jahren zu einem der führenden Industriestaaten. Neuerdings belasten Aufwertung des Won, Importrestriktionen der Abnehmerländer und gestiegene Arbeitskosten v. a. die Entwicklung in der arbeitsintensiven Leichtindustrie. Kennzeichnend für die Unternehmensstruktur sind große Mischkonzerne (Chaebol) und eine Vielzahl von Kleinbetrieben. Die zehn größten Chaebols erwirtschaften rd. 60 % des Bruttosozialproduktes
Hauptanziehungspunkte für ausländische Besucher sind die Hauptstadt Seoul, die buddhistischen Tempel in Kyŏngju, das Bergland sowie die rund 100 km vor der Südküste gelegene Insel Cheju-do, die zu einem Touristenzentrum ausgebaut wurde. 1970-94 ist die Zahl der Auslandsbesucher von 200 000 auf 3,6 Mio. angestiegen. Die meisten ausländischen Touristen kommen aus Japan (43 %), den USA und Taiwan.
Südkorea zählt mit einem Anteil am Weltexport von (1995) 2,75 % zu den großen Welthandelsländern (12. Rang). Die Auslandsverschuldung erreichte 1995 78,4 Mrd. US-$. In den meisten Jahren ist die Handelsbilanz defizitär (1995: Einfuhr 135,2 Mrd. US-$, Ausfuhr 125,5 Mrd. US-$). Ausgeführt werden v. a. elektronische Bauteile, Textilien und Bekleidung, Schiffe, Kraftfahrzeuge, Eisen und Stahl, Telekommunikations-Ausrüstungen, Büromaschinen und Chemikalien. Eingeführt werden Maschinen und Transportausrüstungen, industrielle Konsumgüter, Brennstoffe, Chemieprodukte, Rohstoffe und Lebensmittel. 1995 waren die USA, die Volksrepublik China und Deutschland die wichtigsten Handelspartner.
Verkehr:
Erhebliche Mittel wurden in den Ausbau eines leistungsfähigen Verkehrsnetzes investiert, v. a. in den nur wenig entwickelten Straßenbau. Waren 1970 nur 10 % von 40 200 km Straßen asphaltiert, waren es 1993 85 % des 61 295 km langen Straßennetzes. Die wichtigste Strecke ist die Autobahn zwischen Seoul und Pusan. Das Streckennetz der Eisenbahn hatte 1994 eine Gesamtlänge von 6 559 km. 1994 wurde mit dem Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Seoul und Pusan (420 km) begonnen. Besonders wichtig sind Küstenschifffahrt (Beförderungsleistung 1994: 7,9 Mio. Fahrgäste, 234 Mio. t Fracht) und Seeschifffahrt (Güterumschlag 1994 353 Mio. t). Der Außenhandel wird zu einem Großteil über die Häfen von Pusan und P'ohang an der Südostküste sowie über Inch'ŏn, den am Gelben Meer gelegenen Hafen von Seoul, abgewickelt. 1992 gab es insgesamt 48 Hafenstädte, davon waren 27 in den internationalen Seeverkehr eingebunden. Die Schiffstonnage der südkoreanischen Handelsflotte stieg im Zeitraum 1970-95 von 0,8 auf 6,2 Mio. Bruttotonnen. Auch die Bedeutung des Luftverkehrs hat seit 1970 stark zugenommen. Wichtigster internationaler Flughafen ist Kimp'o bei Seoul, weitere internationale Flughäfen liegen bei Pusan und Cheju. Nationale Fluggesellschaft ist die Korean Air Lines.
Zur Entwicklung bis 1948 Korea (Halbinsel). Nach dem Koreakrieg (1950-53) lehnte sich Südkorea weiterhin eng an die USA an (1954 In-Kraft-Treten eines Verteidigungsbündnisses, amerikanische Finanzhilfe). Der autoritär regierende Präsident Syngman Rhee (1952 und 1956 im Amt bestätigt) wurde nach seiner dritten, stark manipulierten Wiederwahl (März 1960) durch Studentenunruhen zum Rücktritt gezwungen (27. 4. 1960. Neuwahlen Ende Juli 1960 brachten den Sieg der oppositionellen Demokratischen Partei; im August 1960 wurde Yun Posun Staatspräsident, im selben Monat Chang Myun Ministerpräsident (damit Etablierung der »Zweiten Republik« nach der ersten von 1948). Am 16. 5. 1961 stürzte eine Militärjunta die Regierung und beseitigte die demokratischen Institutionen; im Juli 1961 übernahm General Park Chung Hee die Macht (zunächst als Vorsitzender des im Mai 1961 errichteten »Obersten Rates für Nationalen Aufbau«, nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst seit 1963 als Staatspräsident, damit Beginn der »Dritten Republik«). Er stärkte die autoritären Strukturen durch mehrere Verfassungsänderungen und bediente sich zur Absicherung seiner Herrschaft eines 1961 neu geschaffenen Geheimdienstes (bekannt als »Korean Central Intelligence Agency«, Abkürzung KCIA). Außenpolitisch schloss Südkorea 1965 einen Normalisierungsvertrag mit Japan und unterstützte die USA im Vietnamkrieg mit Truppen (rd. 50 000 Soldaten). Nach der Ermordung Park Chung Hees (Oktober 1979) wurde Choi Kyu Hah Staatspräsident. Im Mai 1980 schlug die Armee einen Aufstand in Kwangju nieder. Im August 1980 ließ sich General Chun Doo Hwan zum Staatspräsidenten wählen und versuchte dann, die Opposition auszuschalten (u. a. 1980 Todesurteil gegen den Oppositionsführer Kim Dae Jung, später unter internationalem Druck begnadigt). Nach schweren Unruhen 1987 sah sich die Regierung gezwungen, mit der Wiedereinführung der Direktwahl des Präsidenten eine zentrale Forderung der Opposition zu erfüllen. Aufgrund der Spaltung des Oppositionslagers (mit Kim Young Sam und Kim Dae Jung Antritt von zwei Präsidentschaftskandidaten) konnte sich bei den Präsidentschaftswahlen im Dezember 1987 Roh Tae Woo von der regierenden Demokratischen Gerechtigkeitspartei durchsetzen (Amtsbeginn Februar 1988). 1990 schlossen sich die Regierungspartei, die bisherige oppositionelle Partei für Wiedervereinigung und Demokratie unter Kim Young Sam und die Neue Demokratisch-Republikanische Partei des früheren Premierministers und Generals Kim Young Pil zur Demokratisch-Liberalen Partei (Democratic Liberal Party, DLP) zusammen, die zunächst über mehr als eine Zweidrittelmehrheit im Parlament verfügte und die nach den Wahlen vom März 1992 sowie (nach ihrer Umbenennung in NKP 1995) bei denen vom April 1996 trotz starker Stimmenverluste stärkste Partei blieb. Die Präsidentschaftswahlen im Dezember 1992 gewann Kim Young Sam (Amtsantritt Februar 1993). Er setzte zahlreiche Reformen durch, v. a. im Kampf gegen die korrupte Verflechtung von Wirtschaft und Politik sowie gegen den politischen Einfluss des Militärs (Ende 1995 Verhaftung der früheren Präsidenten Roh Tae Woo und Chun Doo Hwan und 1996 Verurteilung beider in einem Hochverratsprozess sowie in Verfahren wegen Korruption; Begnadigung und Freilassung Ende 1997).
In der zweiten Hälfte seiner Amtszeit verstärkte sich die Kritik an der Politik Kim Young Sams, insbesondere wegen des Ausbleibens grundlegender Strukturreformen und fehlender innenpolitischer Kontinuität (häufiges Auswechseln der Regierungsmitglieder), wegen seines zunehmend undemokratischen Führungsstils (u. a. hartes Vorgehen bei der Verabschiedung neuer, von den Gewerkschaften und der Opposition abgelehnter Arbeitsgesetze im Dezember 1996 und bei den nachfolgenden Arbeitskämpfen Anfang 1997) und der Verstrickung von Regierungspolitikern und sogar seines Sohnes in Korruptionsskandale. Im Dezember 1997 wählte die Bevölkerung Kim Dae Jung zum Staatspräsidenten (Amtsantritt am 25. 2. 1998). Von den Auswirkungen der asiatischen Wirtschaftskrise (ab 1997) konnte sich Südkorea zunächst relativ rasch wieder erholen. Auch gegen die Präsidentschaft von Kim Dae Jung richtete sich zunehmend Kritik, der er u. a. mit wiederholten Kabinettsumbildungen zu begegnen suchte. Bei den Parlamentswahlen im April 2000 wurde die Große Nationalpartei (GNP) stärkste Partei, gefolgt von der durch Kim Dae Jung geführten Demokratischen Millenniumspartei. Nach einer neuerlichen Regierungsumbildung im Juli 2002 ernannte Präsident Kim Dae Jung mit der promovierten Philosophin Chang Sang (* 1939) erstmals eine Frau zum Ministerpräsidenten; kurz darauf stimmte das Parlament aber gegen ihre Einsetzung.
Von außenpolitischer Bedeutung war die Aufnahme von Süd- und Nordkorea in die UNO am 17. 9. 1991. Im August 1992 normalisierte Südkorea seine über Jahrzehnte gespannten Beziehungen zu China, im Dezember 1992 nahm es diplomatischen Beziehungen zu Vietnam auf. Im November 1992 schloss Südkorea einen Grundlagenvertrag über freundschaftliche Beziehungen zu Russland. 1998 konnte auch das Verhältnis zu Japan grundlegend verbessert werden (bei einem Staatsbesuch Kim Dae Jungs im Oktober Entschuldigung der japanischen Regierung für die 35 Jahre währende brutale Kolonialherrschaft in Korea).
Seit 1990 intensivierte Südkorea seinen Anfang der 70er-Jahre aufgenommenen Dialog mit Nordkorea, der aber nur stockend vorankam. (Korea, Halbinsel). Trotz Wiederaufnahme von Verhandlungen zwischen Nord- und Süd-Korea (unter Beteiligung Chinas und der USA) über einen Friedensvertrag (1997) brachen immer wieder zum Teil militärisch bedrohliche innerkoreanische Spannungen auf (erneut im Juni 1999, als es im Gelben Meer zu einem Seegefecht zwischen nord- und südkoreanischen Kriegsschiffen kam). Dessen ungeachtet setzte Kim Dae Jung seinen als »Sonnenscheinpolitik« apostrophierten und 2000 mit der Verleihung des Friedensnobelpreises honorierten Annäherungs- und Entspannungskurs gegenüber Nordkorea konsequent fort. Das historische Gipfeltreffen Kim Dae Jungs mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il im Juni 2000 in Pjöngjang diente einem Neuanfang in den Beziehungen der beiden koreanischen Staaten. Dieser gestaltete sich jedoch insbesondere wegen des seit 2001 wieder härteren Kurses der USA gegenüber Nordkorea als schwierig und blieb nicht frei von Rückschlägen (Ende Juni 2002 Seegefecht zwischen Schiffen der beiden koreanischen Staaten im Gelben Meer); Ende Juli 2002 einigte man sich aber auf eine Fortführung des ins Stocken geratenen Annäherungsprozesses.
S. Y. Kim: Die polit. Dimension der industriellen u. technolog. Entwicklung. Das Beispiel Süd-K. (1988);
K. Wessel: Raumstrukturelle Veränderungen im Entwicklungsprozeß Süd-K.s (1991);
G.-K. Kindermann: Der Aufstieg K.s in der Weltpolitik (1994);
Soon Cho: The dynamics of Korean economic development (Washington, D. C., 1994);
G. L. Simons: K. Search for sovereignty (Basingstoke 1995).
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Ko|rea; -s: Halbinsel in Ostasien.
Universal-Lexikon. 2012.