Schaff|hau|sen:
Schweizer Kanton u. Stadt:
der Rheinfall von S.
* * *
Schaffhausen,
1) Stadt am rechten Ufer des Rheins, oberhalb des Rheinfalls, Hauptstadt des Kantons Schaffhausen, Schweiz, 404 m über dem Meeresspiegel, 34 100 Einwohner; Verwaltungs-, Handels- und Schulstadt sowie Fremdenverkehrszentrum, Museum zu Allerheiligen (Kultur-, Stadtgeschichte, Kunst, Naturkunde), Hallen für neue Kunst (Kunst der 1970er-Jahre; seit 1984 in umgebauter Kammgarnspinnerei) u. a. Museen. Die Industrie umfasst Apparate- und Maschinenbau, Metall-, Uhren- und chemische Industrie; Wasserkraftwerk; Personenschifffahrt auf dem Rhein. - Das Stadtbild wird von dem mächtigen Rundbau der Festung Munot beherrscht, die 1564-85 in markanter Höhenlage errichtet wurde. Unterhalb liegt das ehemalige Benediktinerkloster Allerheiligen; an der Stelle einer frühromanischen Basilika entstand das Münster (1103 geweiht), eine dreischiffige Basilika mit fünfgeschossigem, reich gegliedertem Turm (2. Hälfte des 12. Jahrhunderts); Kreuzgang (um 1100, im 15. Jahrhundert teilweise erneuert); Klosterbauten 11.-16. Jahrhundert. Nördlich des Klosters liegt die Pfarrkirche Sankt Johann (gegründet 11. Jahrhundert, dreischiffiger spätgotischer Neubau vermutlich 1. Hälfte 15. Jahrhundert). Spätgotisches Rathaus (1408-12), das Portal (1624) zum Ratssaal im Stil der Spätrenaissance, für die auch das Alte Zeughaus (1617) ein Beispiel ist. Der Reichtum an Bürgerhäusern (16.-18. Jahrhundert), viele davon mit charakteristischen Erkerbauten, gibt der Stadt ein malerisches Gepräge; »Haus zum Ritter« mit Fassadenmalerei von T. Stimmer (1570; am Haus Kopien, Originalteile im Museum zu Allerheiligen). Moderne Bauten von W. M. Förderer sind das Quartierzentrum Sankt Konrad (1969-71) sowie die Real- und Oberschule »Im Gräfler« (1971-74). - Schaffhausen entstand um 1045 als Handels- und Stapelplatz oberhalb des Rheinfalls. 1080 wurde der Ort dem 1049 gegründeten Benediktinerkloster Allerheiligen übertragen. 1218 erlangte Schaffhausen Reichsunmittelbarkeit, 1278 eigene Gerichtsbarkeit. 1330 wurde Schaffhausen an Habsburg verpfändet, kaufte sich 1415 aber die Reichsfreiheit zurück. Die Zünfte erlangten in einem Aufstand 1411 Beteiligung an der Stadtverwaltung. 1454 wurde Schaffhausen Zugewandter Ort der Eidgenossenschaft und 1501 deren 12. Ort. 1529 fiel der Grundbesitz der in diesem Jahr durch die Reformation säkularisierten, auf dem Stadtgebiet gelegenen Klöster an Schaffhausen, dessen Grundbesitz sich somit deutlich mehrte. 1798 wurde Schaffhausen Teil der Helvetischen Republik, 1831 Hauptstadt des 1803 errichteten gleichnamigen Kantons.
K. Schib: Gesch. der Stadt u. Landschaft S. (Schaffhausen 1972).
2) Kanton der Schweiz nördlich des Rheins (unterhalb des Bodensees), 299 km2, (1999) 73 600 Einwohner (davon 19,6 % Ausländer); Hauptstadt ist Schaffhausen. Die Bevölkerung ist überwiegend deutsch-sprachig. Schaffhausen besteht aus drei getrennten Teilen, von denen die beiden nördlichen (der größte um die Hauptstadt und der Bezirk Stein, 31 km2, im Osten) außer dort, wo der Rhein die Grenze bildet, von deutschem Staatsgebiet (Baden-Württemberg) umgeben sind (östlich von Schaffhausen liegt außerdem die deutsche Enklave Büsingen; Grenze mit Deutschland 150 km); der kleine dritte Teil (13,5 km2) im Rheinbogen von Buchberg weiter südlich ist fast allseitig vom Kanton Zürich umgeben (nur im Norden grenzt er an Deutschland). Der Kanton liegt größtenteils im Schichtstufenland des Jura mit dem zentralen Randen (in Schaffhausen bis 912 m über dem Meeresspiegel) und dem westlich vorgelagerten Klettgau im Einzugsgebiet der Wutach (die streckenweise die Nordwestgrenze bildet). Der Ostteil (östlich der Linie Schaffhausen-Rheinbrücke-Thayngen) liegt im Mittelland (im Einzugsbereich der im Bezirk Stein mündenden Biber), ebenso der kleine südliche Landesteil. Im zentralen Teil (nördlich von Schaffhausen) wird der Kanton durch die nur wenige Kilometer lange Durach entwässert.
Nach der Verfassung vom 24. 3. 1876 (mit zahlreichen Änderungen) übt der auf vier Jahre nach dem Proporzsystem gewählte Große Rat (80 Mitglieder) die Gesetzgebung aus. Die Exekutive liegt bei dem vom Volk auf vier Jahre gewählten Regierungsrat (fünf Mitglieder). Stimm- und wahlberechtigt ist jeder Bürger, der das 18. Lebensjahr vollendet hat (Frauenstimmrecht seit 1972); es besteht Stimmpflicht. 1 000 Stimmbürger können eine Gesetzesinitiative einreichen, innerhalb von drei Monaten seit Erlass das Referendum gegen ein vom Großen Rat beschlossenes Gesetz ergreifen oder die Abberufung von Großem Rat und Regierungsrat durch Volksabstimmung begehren. - Oberste Gerichte sind das Kantonsgericht, das Obergericht und das Verwaltungsgericht.
Das Wappen aus dem 13. Jahrhundert zeigt einen springenden Schafbock.
Es besteht neunjährige Schulpflicht: sechs Jahre Primarschule, drei Jahre Real- oder Sekundarschule, 10. freiwilliges Schuljahr, Diplommittelschule (drei Jahre), Kantonsschule (Gymnasium) mit den Typen A, B, C und kantonale Lehramtsmaturität, die auch auf einer an das 8. Schuljahr anschließenden Lehramtsschule erworben werden kann (fünf Jahre). Lehrerbildendes Ober- und Kindergärtnerinnenseminar; kaufmännische, gewerblich-industrielle Berufs- und Berufsmittelschulen, land- und hauswirtschaftliche Schulen; Ausbildungsstätten für medizinisch-technische Berufe; Technikerschule für Berufstätige.
Von den (1995) rd. 37 700 Erwerbstätigen sind 7,4 % in Land- und Forstwirtschaft, 37,3 % im industriellen Sektor und 55,4 % im Dienstleistungssektor beschäftigt. Mit einem Volkseinkommen je Einwohner von (1995) 45 199 sfr liegt Schaffhausen an achter Stelle unter den 26 Kantonen (Schweiz: 45 276 sfr).
In der Landwirtschaft werden auf den Hochflächen des Jura v. a. Kartoffeln und Weizen angebaut, im Klettgau gibt es neben Obst- auch Weinbau (insgesamt 500 ha Rebland). Die Industrie, die sich dank Wasserkräften des Rheins (drei Elektrizitätswerke mit einer Kapazität von 35,2 MW) stark entwickelt hat, produziert v. a. Maschinen und Anlagen, elektrische und elektronische Apparate, Uhren, Nahrungsmittel, Medikamente, Artikel für Krankenhäuser und Möbel. Wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Kantons ist die Hauptstadt Schaffhausen, die zusammen mit dem Nachbarort Neuhausen am Rheinfall ein Zentrum der Metallverarbeitung (v. a. Maschinenbau) ist; weitere Industriestandorte sind Thayngen und Stein am Rhein. Eine touristische Attraktion ist der Rheinfall.
1803 wurde aus den seit 1415 durch die Stadt Schaffhausen erworbenen und von ihr beherrschten Gebieten der Kanton Schaffhausen gebildet, dessen Repräsentativverfassung dem städtischen Patriziat ein starkes Übergewicht gegenüber der Landbevölkerung sicherte. Mit der Verfassung von 1831 wurde die Ungleichheit beseitigt.
3) Bezirk im Kanton Schaffhausen, Schweiz, 101 km2, 49 700 Einwohner; umfasst acht Gemeinden; den kleinen südlichen Kantonsteil bilden die Gemeinden Buchberg und Rüdingen; Hauptort ist Schaffhausen.
* * *
Schaff|hau|sen: Kanton u. Stadt in der Schweiz: der Rheinfall von S.
Universal-Lexikon. 2012.