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Solothurn
So|lo|thurn:
Schweizer Kanton u. Stadt.

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Solothurn,
 
französisch Soleure [sɔ'lœːr],
 
 1) Hauptstadt des Kantons Solothurn, Schweiz, 437 m über dem Meeresspiegel, erstreckt sich am Fuß des Weißensteins beiderseits der mittleren Aare, 15 300 Einwohner (davon 17,4 % Ausländer), bildet den Bezirk Solothurn (6 km2); Sitz des Bischofs von Basel; Lehrerseminar, Uhrmacherschule, Stadttheater, Zentralbibliothek und Staatsarchiv, Historisches Museum Schloss Blumenstein, Stein-, Natur-, Kunstmuseum (v. a. Sammlung Schweizer Künstler), Museum Altes Zeughaus, Solothurner Film- und Literaturtage; feinmechanische (Uhren- und Apparatebau) und elektronische Industrie, Maschinenbau.
 
Stadtbild:
 
Die Altstadt ist zum Teil noch ummauert, mit charakteristischen Rundtürmen als Eckbastionen (16. Jahrhundert), Bieltor (12.-19. Jahrhundert) und Baseltor (1504-35). An der Stelle mehrerer Vorgängerbauten entstand als frühklassizistischer Neubau die Sankt-Ursen-Kathedrale (1773 geweiht), deren Freitreppe und monumentale Fassade einen eindrucksvollen Abschluss der Hauptgasse bilden. Die barocke Jesuitenkirche (nach Aufhebung des Ordens »Professorenkirche«; 1680-89), ein frühes Beispiel der Vorarlberger Bauschule, beherbergt seit 1997 das Steinmuseum. Rathaus, im Kern spätgotisch, mehrfach umgebaut (manieristische Ostfassade mit Hauptportal und Treppenturm; 17. Jahrhundert). Das Alte Zeughaus (1610-14) ist heute Museum. Patrizierhäuser (16.-17. Jahrhundert), Ambassadorenhof (1721 von F. Beer von Bleichten); zahlreiche Brunnenanlagen.
 
Geschichte:
 
Solothurn, das ursprünglich keltisch-römische Salodurum, kam 888 an das Königreich Burgund, 1032 mit diesem an das Heilige Römische Reich und unterstand seit 1127 den Zähringern. Nach deren Aussterben wurde Solothurn 1218 Reichsstadt, verbündete sich von 1295 an mit Bern und betrieb seit 1389 eine expansive Territorialpolitik, die zum Erwerb von Gebieten im Aaretal und im Jura führte. 1481 wurde Solothurn in die Eidgenossenschaft aufgenommen, nachdem die Stadt bereits seit 1353 zugewandter Ort war. Seit 1533 gehörte die Stadt zum katholischen Lager. 1803 wurde Solothurn Hauptstadt des gleichnamigen Kantons.
 
Literatur:
 
S. Beitr. zur Entwicklung der Stadt im MA., bearb. v. B. Schubiger (Zürich 1990).
 
 2) Kanton im Nordwesten der Schweiz, 791 km2, (1999) 243 900 Einwohner (davon 16,3 % Ausländer); Hauptstadt ist 1). Die Bevölkerung ist meist deutsch-sprachig und etwa zur Hälfte katholisch. Der stark gegliederte Kanton umfasst im Südwesten das Aaretal zwischen Grenchen und Solothurn sowie den flachen Molasserücken des Bucheggberges (673 m über dem Meeresspiegel), im Osten das Tal des Dünnern zwischen Oensingen und Olten und das Mündungsgebiet der Emme. Der Nordwestteil gehört mit der Weißensteinkette (im Hasenmatt 1 445 m über dem Meeresspiegel) zum Jura, ebenso wie die Bezirke Thierstein und Dorneck (Schwarzbubenland) sowie die durch das Laufental abgetrennten Exklaven Kleinlützel und Metzerlen an der schweizerisch-französischen Grenze. Klimatisch begünstigt sind die südexponierten Juraabhänge, die breiten Täler und das Schwarzbubenland.
 
Recht:
 
Nach der Verfassung vom 8. 6. 1986 (in Kraft seit 1. 1. 1988) liegt die Legislative beim Kantonsrat (144 Mitglieder, auf vier Jahre nach Proporzverfahren gewählt), dessen Erlasse dem obligatorischen Referendum unterstehen; bei den dem fakultativen Referendum unterstehenden Entscheiden können 1 500 Stimmbürger die Volksabstimmung verlangen; daneben können 3 000 Stimmbürger eine Gesetzesinitiative einreichen; neu wurde die Volksmotion geschaffen, die von 100 Stimmbürgern dem Kantonsrat eingereicht werden kann und dort wie die Motion eines Mitglieds behandelt werden muss. Exekutive ist der Regierungsrat (fünf Mitglieder, für vier Jahre nach Majorzverfahren gewählt). Aktives und passives Wahlrecht sind an das erfüllte 18. Lebensjahr gebunden (Frauenstimmrecht seit 1971). - Oberste Gerichte sind Obergericht, Kassationsgericht und Verwaltungsgericht.
 
Wappen:
 
Es ist rotweiß geteilt und steht mit einem mittelalterlichen Zeichen für die Thebäische Legion sowie mit der roten Fahne des Solothurner Patrons im Zusammenhang.
 
Bevölkerung:
 
Primarschule in der Regel sechs Jahre (Übertritt ins Gymnasium bereits nach dem 5. Schuljahr möglich), Ober-, Sekundar- oder Bezirksschule drei Jahre (10. freiwilliges Schuljahr). Neben dem Gymnasium der Typen A und B gibt es im Anschluss an das 8. Schuljahr auch die Typen C und E; Handelsmittelschule; Verkehrsschule; Lehrer-, Kindergärtnerinnen-, Arbeitslehrerinnenseminar; kaufmännische, gewerblich-industrielle und landwirtschaftliche Berufsschulen; landwirtschaftliche Fachschule. Höhere Wirtschafts- und Verwaltungsschule in Olten (gemeinsam mit dem Kanton Aargau); Schule für Sozialarbeit, höhere technische Lehranstalt (HTL), Technikerschule für Informatik (TSI), Schweizerische Höhere Fachschule für Augenoptik.
 
Wirtschaft:
 
Von den (1995) 115 600 Erwerbstätigen sind 5,4 % in der Land- und Forstwirtschaft, 39,9 % im industriellen Sektor und 54,7 % im Dienstleistungssektor beschäftigt. Mit einem Volkseinkommen je Einwohner von (1995) 41 125 sfr liegt Solothurn an 12. Stelle unter den 26 Kantonen (Schweiz: 45 276 sfr).
 
Solothurn zählt zu den waldreichsten Kantonen (39 % der Gesamtfläche sind bewaldet); rd. 45 % der Gesamtfläche werden landwirtschaftlich genutzt: Acker- und Obstbau (Kirschen) v. a. im Schwarzbubenland (Tafeljura), Rinderzucht v. a. an den Jurahängen. Zu den wichtigsten Branchen zählen das Baugewerbe, der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Metall verarbeitende sowie die elektrische und elektronische Industrie. Die früher besonders wichtige Uhrenindustrie (Zentrum Grenchen) hat abnehmende Bedeutung. Weitere Industriezentren sind Solothurn, Olten und Zuchwil. Im Bezirk Gösgen größtes schweizerisches Kernkraftwerk.
 
Verkehr:
 
Im Verkehrswesen hat der Kanton gesamtschweizerisch eine bedeutende Transitfunktion, da sich die Hauptverkehrsachsen in N-S- und O-W-Richtung (Nationalstraßen und Eisenbahnlinien mit dem Eisenbahnverkehrsknoten Olten) kreuzen. In Grenchen befindet sich ein Regionalflugplatz.
 
Geschichte:
 
Aus den von der Stadt Solothurn vom 14. bis 16. Jahrhundert erworbenen Gebieten wurde 1803 der Kanton gebildet. Die städtische aristrokratische Ordnung wurde 1830 beseitigt.
 
Literatur:
 
Solothurnische Gesch., bearb. v. B. Amiet u. a., 4 Bde. (ebd. 1952-92);
 P. Schaad: Die Solothurner Wirtschaft (ebd. 1981);
 
Flugbild S. Porträt eines Kantons, Beitr. v. M. Doerfliger (ebd. 21989);
 O. Noser: S. u. seine eidgenöss. Mitstände (ebd. 1994).
 

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So|lo|thurn: Kanton u. Stadt in der Schweiz.

Universal-Lexikon. 2012.