Tri|ẹst:
Stadt in Italien.
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Triẹst,
italienisch Triẹste, slowenisch Trst,
1) Hauptstadt der Provinz Triest und der Region Friaul-Julisch Venetien, Italien, Hafen-, Industrie- und Handelsstadt am Golf von Triest, zwischen Karsthochfläche, Grenze zu Slowenien und Adriatisches Meer, 217 900 Einwohner (davon 5 % Slowenen); katholischer Bischofssitz; Universität (gegründet 1938, Wirtschaftshochschule seit 1924), astronomisches und geophysikalisches Observatorium, Internationales Forschungszentrum für theoretische Physik, Institut für Genetik und Biotechnologie, Museen, Meerwasseraquarium, Akademien, Deutsches Kulturinstitut, Bibliotheken, Konservatorium, Kunstschule; zahlreiche Banken, Konsulate, Handelskammern und internationale Messen. Triest, mit bedeutenden Hafenfunktionen für Österreich und Bayern, hat einen alten und einen neuen Handelsfreihafen sowie Container-, Holz-, Industrie- und Erdölhafen. Der Güterumschlag von (1994) 36,4 Mio. t beruht v. a. auf Importen von Rohöl der Transalpinen Ölleitung (TAL) nach Ingolstadt und Schwechat (Adria-Wien-Pipeline). Um den Industriehafen (Zaule) konzentrieren sich Erdölraffinerien, Tanklager, Eisen- und Stahlwerk, Werft, Zement-, chemische, Nahrungsmittelindustrie, Maschinenbau, Aluminiumhütte; Fischerei; Fährverkehr; Flughafen.
Das römische Theater (2. Jahrhundert n. Chr.) wurde 1937/38 freigelegt. Auf dem Burghügel, auf dem sich das antike Kapitol und Forum (Reste einer Basilika, 2. Jahrhundert n. Chr.) befanden, liegen das Kastell (15.-17. Jahrhundert, mit Museum) und der Dom San Giusto; er entstand aus der Vereinigung zweier dreischiffiger romanischer Kirchen, die, auf antiken (kapitolinischen Tempel) und frühchristlichen Vorgängerbauten errichtet, im 14. Jahrhundert zu einer fünfschiffigen Basilika verbunden wurden und eine gemeinsame Fassade erhielten (Weihe 1385); im Innern ein prächtiges Apsismosaik (um 1200). Auf dem ehemaligen Friedhof des Doms, seit 1829 archäologischer Park (»Orto Lapidario«), der Kenotaph des 1768 in Triest ermordeten J. J. Winckelmann. 1627-82 wurde die Jesuitenkirche Santa Maria Maggiore erbaut. Im 18./19. Jahrhundert entstanden klassizistische Bauten wie das Theater (1798-1801), die Alte Börse (1806), der Palazzo Carciotti (1805) und Sant'Antonio Nuovo (1826-49). Am Hafenbecken wird die Piazza dell'Unità d'Italia gesäumt von dem frühbarocken Palazzo Pitteri (1780), der klassizistischen Casa Stratti sowie historisierenden Monumentalbauten. Auf dem Platz die Ehrensäule für Kaiser Karl VI. (1728) und der Brunnen der vier Kontinente (1750). - Nördlich von Triest das an der Küste gelegene Schloss Miramare (erbaut 1856-60 nach Entwürfen des Erzherzogs Maximilian von Österreich, des späteren Kaisers von Mexiko), heute Museo Nazionale.
Das seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. römische Tergẹste wurde 52 v. Chr. zur Kolonie erhoben und von Augustus befestigt. Der erste Bischof ist im 6. Jahrhundert bezeugt. Nach der Herrschaft der Ostgoten (bis 539) kam Triest zum Byzantinischen Reich (752-774 langobardisch), 788 zum Fränkischen Reich und wurde mit der Mark Friaul vereinigt. 948 kam Triest unter die Autorität der Bischöfe, 1202 unter venezianische Herrschaft, schließlich 1382 mit seinem Territorium an die Habsburger. Bis 1918 gehörte Triest zu Österreich (1797, 1805 und 1809 französische Besetzung, 1809-14 Bestandteil Illyriens). Der Aufstieg Triests begann, als es 1719 zum Freihafen erklärt wurde (1891 aufgehoben) und nach Schaffung künstlicher Hafenanlagen den bis dahin von Venedig beherrschten Handel mit dem Nahen Osten an sich brachte. In der österreichisch-ungarischen Monarchie war Triest Hauptstadt des österreichischen Kronlandes Küstenland. Durch den Frieden von Saint-Germain-en-Laye 1919 fiel Triest an Italien. 1943 wurde es von deutschen Truppen besetzt, 1945 von Tito-Partisanen; damit wurde es zum Streitobjekt zwischen Italien und Jugoslawien. 1945-47 Teil der britisch-amerikanisch besetzten »Zone A«, 1947-54 des Freistaats Triest, kam die Stadt 1954 wieder an Italien (seit 1962 Hauptstadt der Region Friaul-Julisch Venetien).
2) Provinz in Italien, in der Region Friaul-Julisch Venetien, 212 km2, 249 000 Einwohner.
3) ehemaliger Freistaat (1947-54), im Friedensvertrag von Paris (zwischen Italien und den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges) als entmilitarisiertes Gebiet (italienisch »Territorio Libero di Trieste«) geschaffen, umfasste die etwa von Duino bis zur Stadt Triest sich erstreckende Zone A (von Großbritannien und den USA besetzt) und die Zone B (von Jugoslawien besetzt), die etwa von Koper bis Novi Grad reichte. Meinungsverschiedenheiten zwischen den USA und Großbritannien einerseits und Jugoslawien andererseits verhinderten eine gemeinsame Verwaltung des Freistaates, die der Aufsicht der UNO unterstehen sollte. In einem De-facto-Abkommen (5. 10. 1954 erhielt Italien den größeren Teil der Zone A (einschließlich der Stadt Triest), Jugoslawien den Rest. 1975 erkannten beide Länder den Status quo rechtlich an.
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Tri|ẹst: Stadt in Italien.
Universal-Lexikon. 2012.