Ferrari
Die Ferrari S. p. A. ist heute Hersteller von Sportwagen der oberen Preisklasse und Betreiber eines Formel-1-Rennstalls, dem u. a. Michael Schumacher (seit 1996) angehört. Der Renn- und Testfahrer Enzo Ferrari arbeitete in den 1920er- und 1930er-Jahren für Alfa Romeo und gründete 1939 eine eigene Firma, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Automobilbau und den Rennsport konzentrierte und bis heute zu den erfolgreichsten Rennwagenherstellern zählt. Das Logo, ein springendes schwarzes (z. T. auch weißes) Pferd, sowie die typische rote Farbe gehören zu den bekanntesten Markenzeichen der Welt.
Von der Firmengründung zum ersten Grand-Prix-Sieg
E. Ferrari wurde am 20. 2. 1898 in Modena geboren. Schon in jungen Jahren, noch vor Beendigung der Schulzeit, musste er als Ausbilder in der Feuerwehrwerkstatt seiner Heimatstadt arbeiten. Sein erstes Autorennen fuhr er 1919 (Parma-Berceto), ein Jahr danach trat er in das Alfa-Romeo-Team ein. Unter dem Dach der Alfa Romeo S. p. A. (1987 von der Fiat S. p. A. übernommen) gründete er 1929 die Scuderia Ferrari, 1938 übernahm er die Rennabteilung von Alfa Romeo. Als selbstständiges Unternehmen gründete E. Ferrari im Jahre 1939 die Firma Auto Avio Costruzioni, die sich mit Automobil- und Luftfahrttechnik sowie Maschinenbau beschäftigte.
Im Zweiten Weltkrieg (1944, ein Jahr nach Verlegung des Firmensitzes von Modena nach Maranello) wurde das Werk zerstört. Das erste eigene Auto (ein zweisitziger Rennwagen) konnte erst 1947 nach dem Wiederaufbau fertig gestellt werden, nachdem die Pläne, bereits 1940 einen Wagen auf die Rennstrecke zu schicken, mit Kriegsausbruch gescheitert waren. 1947 gewann Franco Cortese zum ersten Mal mit einem Ferrari (125 Sport mit 1 500-cm3-V12-Motor) den Grand Prix von Rom.
Formel 1
1950 nahm Ferrari zum ersten Mal an Formel-1-Rennen teil, und am 14. 7. 1951 gewann mit dem argentinischen Piloten Froilan Gonzales in Silverstone zum ersten Mal ein Ferrari ein Formel-1-Rennen. Nachdem 1952 die Rennformeln geändert worden waren, gewann Ferrari zweimal hintereinander die Weltmeisterschaft in der 2-Liter-Formel. Der Fahrer war der Italiener Alberto Ascari, und der Ferrari 500/F2, mit dem er 1952/53 insgesamt elf Grand Prix gewann, bekam den Spitznamen »Super-Ferrari«.
In den darauf folgenden Jahren beherrschte Mercedes-Benz die Rennsportszene. Nachdem sich Lancia 1955 aus dem Rennsport zurückgezogen und seine Konstruktionspläne an Ferrari übergeben hatte, wurde der Argentinier Juan-Manuel Fangio 1956 für Ferrari Weltmeister. Ihm folgte 1958 der Brite M. Hawthorn. Nach einer erneuten Änderung des Reglements für Rennwagen (Umwandlung der 1,5-Liter-Formel in die Formel 1) wurde der Brite Phil Hill nach zwei Jahren, in denen Ferrari die Meisterschaft nur knapp verfehlte, 1961 für das Unternehmen Weltmeister. Den nächsten Weltmeistertitel gewann Ferrari 1964 mit dem Briten John Surtees, außerdem wurde in diesem Jahr der Konstrukteurstitel an Ferrari vergeben. Es folgte eine elfjährige Pause, während der Ferrari im Schatten der Konkurrenten stand. Erst mit dem Österreicher Niki Lauda konnten 1975 und 1977 erneut Weltmeistertitel errungen werden. 1979 holte der Südafrikaner Jody Scheckter zum vorerst letzten Mal die Trophäe. Abgesehen vom Gewinn mehrerer Konstrukteurstitel war Ferrari in der Folgezeit in der Formel 1 bis in die 1990er-Jahre nicht sehr erfolgreich. Doch 1998 stellte man mit Michael Schumacher den Vizeweltmeister sowie 2000 und 2001 den Weltmeister. Insgesamt hat Ferrari mehr als 5 000 Rennsiege, darunter über 100 Grand-Prix-Siege und neun Siege bei den 24-Stunden-Rennen von Le Mans, vorzuweisen.
Firmengeschichte und Markenzeichen
Die im September 1939 von E. Ferrari gegründete Firma Auto Avio Costruzioni wurde 1957, nachdem sich die Bezeichnung »Ferrari« für die dort gebauten Autos längst durchgesetzt hatte, in Auto Costruzioni Ferrari umbenannt. Am 23. 5. 1960 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die nach mehreren Namensänderungen inzwischen als Ferrari S. p. A. firmiert und seit 1988 zum Fiat-Konzern gehört. Derzeit (2001) hat Ferrari etwa 2 000 Beschäftigte, die Produktion ist auf knapp 4 000 Fahrzeuge limitiert. 90 % der Autos werden ins Ausland verkauft. Seit 1972 verfügt Ferrari über eine eigene Teststrecke in Fiorano und seit 1988 über eine Rennstrecke in Mugello bei Florenz. Das Unternehmen veranstaltet u. a. Rennen für Ferraribesitzer aus der ganzen Welt. Die Farbe Rot ist inzwischen zum Synonym für Ferrari geworden, obwohl die Wagen in 18 Farben erhältlich sind. Das eigentliche Markenzeichen, ein springendes schwarzes Pferd, wurde erstmals 1923 verwendet, ist aber erst seit 1992 auf sämtlichen Ferrari-Modellen zu sehen.
Der Bekanntheitsgrad des Ferrari-Logos ist so hoch, dass Nutzungsrechte an Unternehmen unterschiedlichster Branchen vergeben wurden: So werden u. a. Uhren, Schmuck, Mobiltelefone, Parfüm, Bekleidung, Videospiele, Schreibwaren und Spielzeugautos unter Verwendung des Pferdes und des Namens Ferrari verkauft. Der Firmengründer, E. Ferrari, verstarb am 14. 08. 1988 in seiner Geburtsstadt Modena.
Ferrari,
1) Defendente, italienischer Maler, * Chivasso (bei Turin) um 1490, ✝ nach 1535; Vertreter der piemontesischen Malerschule, beeinflusst von flämischen, deutschen und burgundischen Vorbildern. Ferrari malte mit subtiler Behandlung des Helldunkels Madonnen, Szenen aus dem Marienleben und aus der Kindheitsgeschichte Jesu.
2) Enzo, italienischer Automobilfabrikant, * Modena 20. 2. 1898, ✝ ebenda 14. 8. 1988; baute seit 1943 unter eigenem Namen in Maranello (Modena) Sport- und Rennwagen.
3) Gaudenzio, italienischer Maler und Bildhauer, * Valduggia (bei Biella) um 1475, ✝ Mailand 31. 1. 1546; einer der letzten Vertreter der piemontesischen Malerschule. Sein Werk ist typisch für die Verschmelzung der ausklingenden gotischen Tradition mit Stilelementen des Manierismus. Außer Fresken (Kuppelfresko in der Wallfahrtskirche von Saronno) malte Ferrari Altarbilder und schuf farbige Tonfiguren, die vor gemalten Kulissen arrangiert wurden.
4) Giuseppe, italienischer Geschichtsphilosoph und Politiker, * Mailand 7. 3. 1811, ✝ Rom 1. 7. 1876; lebte und lehrte 1838-59 in Frankreich; linksliberaler Politiker, seine Philosophie ist positivistisch und antiklerikal. Als republikanischer und demokratischer Föderalist bekämpfte er C. Cavours Einigungspolitik. Er gab die Werke von G. Vico heraus, von dem er philosophisch beeinflusst war. In seiner »Teoria dei periodi politici« (1874) vertrat er die These, dass je vier Generationen in Vorbereitung, Revolution, Reaktion und Ausgleich eine Geschichtsepoche bilden.
5) [fɛra'ri], Luc, französischer Komponist, * Paris 5. 2. 1929; studierte u. a. bei A. Honegger, E. Varèse und O. Messiaen. 1959-63 war er Leiter der mit P. Schaeffer begründeten »Groupe de Recherches Musicales«; 1982 gründete er die Gruppe »La Muse en Circuit«. Ferrari ging von der seriellen Musik aus, griff Elemente der Musique concrète auf (»Tautologos II«, 1961) und experimentierte mit Improvisationsmodellen (»Spontane I-IV«, 1962). Er schrieb zahlreiche von ihm als »anekdotische« Musik bezeichnete Tonbandmusiken, in denen Natur- und Umweltgeräusche mit eigener Musik und Poesie, zum Teil mit projizierten Diapositiven verbunden werden. Dabei wird auch das Publikum mit einbezogen (»Société V«, »VI«, 1967-69); ferner »En un tournement d'amour« (1986, für 49 Musiker); »Un calypso pour Colette« (1987, für 2 Saxophone, 2 Klaviere und Schlagzeug); »Parle ouverte sur ville« (1994, für Tonband und 5 Instrumente).
6) Ludovico, italienischer Mathematiker, * Bologna 2. 2. 1522, ✝ ebenda Oktober 1565; Schüler von G. Cardano und dessen Verteidiger im Streit mit N. Tartaglia; Entdecker von Lösungsverfahren für verschiedene Arten von Gleichungen vierten Grades, die von G. Cardano in seiner »Ars magna« (1545) veröffentlicht wurden.
7) Paolo, italienischer Dramatiker, * Modena 5. 4. 1822, ✝ Mailand 9. 3. 1889; setzte in seinen ersten italienischen Stücken »Goldoni e le sue sedici commedie nuove« (1852) und »La satira e il Parini« (1856) sowie in seinen Mundartstücken die Tradition C. Goldonis fort. In den nachfolgenden zahlreichen komödienhaften Gesellschaftsstücken machte er sich zum Anwalt der Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts (»Il duello«, 1868; »Il suicidio«, 1875; »Le due dame«, 1877).
Ausgabe: Opere drammatiche, 26 Bände (Neuausgabe 1881).
8) Severino, italienischer Literarhistoriker und Dichter, * Alberino (heute zu Molinella, Provinz Bologna) 25. 3. 1856, ✝ Collegigliato (Provinz Pistoia) 24. 12. 1905; Schüler G. Carduccis, mit dem er einen Kommentar zu F. Petrarcas »Canzoniere« verfasste; befreundet mit G. Pascoli; Herausgeber und Kommentator klassischer Autoren und alter italienischer Volksdichtung; schrieb Lyrik (»Bordatini«, 1885; »Il secondo libro dei Bordatini«, 1886; »Primavera fiorentina«, 1900; »Sonetti«, 21901), die Satire »Il mago« (1884) sowie stilistisch elegante Briefe.
Universal-Lexikon. 2012.