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Säule
Pfosten; Stütze; Strebe; Pfeiler

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Säu|le ['zɔy̮lə], die; -, -n:
1. senkrechte, zumeist runde Stütze bei größeren Bauwerken:
ein Haus mit hohen, weißen Säulen.
Syn.: Pfeiler.
Zus.: Marmorsäule.
2. <mit Attribut> wichtige, bedeutende Person, Stütze:
zu den Säulen der Gesellschaft, der Wissenschaft gehören.

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Säu|le 〈f. 19
1. stützender od. die Fassade schmückender Bauteil von kreisrundem Querschnitt, gegliedert in Fuß, Schaft u. Kapitell
2. senkrechter Stützbalken, Pfosten
3. etwas gerade Emporsteigendes (Rauch\Säule, Wasser\Säule)
4. 〈Math.〉 Körper mit gleichlaufenden Kanten, Prisma
5. in geschlossener Ordnung marschierende große Gruppe, Kolonne (Heeres\Säule, Marsch\Säule)
6. 〈fig.〉 Stütze, wichtiger Helfer
● die \Säulen der Gesellschaft, des modernen Lebens, der Technik 〈fig.〉; die \Säulen des Herkules 〈in der Antike Bez. für〉 die Meerenge von Gibraltar; er ist eine \Säule der Wissenschaft 〈fig.〉 ● eine \Säule aufstellen, errichten ● eine dicke, dünne, hohe, marmorne, steinerne \Säule; dorische, ionische, korinthische \Säule ● das Dach ruht auf \Säulen; wie eine \Säule dastehen fest u. unbeweglich [<ahd. sul, bzw. aus der Pluralform suli, got. sauls]

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Säu|le , die; -, -n [mhd. sūl, ahd. sūl, im Ablaut zu got. sauls = Säule, H. u.; die nhd. Form hat sich aus dem mhd. Pl. siule entwickelt]:
1.
a) walzenförmige [sich nach oben leicht verjüngende], meist aus Basis, Schaft u. Kapitell bestehende senkrechte Stütze eines Bauwerks, die aber auch frei stehend dekorativen Zwecken dienen kann:
eine dicke, schlanke, kannelierte, steinerne S.;
-n aus Marmor;
eine dorische, ionische, korinthische S.;
er stand da wie eine S. (fest u. unbeweglich);
der Balkon ruht auf -n, wird von -n getragen, gestützt;
der Eingang war von -n flankiert;
Ü quadratische S. (Math.; Quader mit quadratischer Grundfläche);
b) etw., worauf sich ein größeres Ganzes gründet u. ohne das es keinen Bestand haben könnte:
er zählte zu den -n der Gesellschaft, der Mannschaft, des Kabinetts, der Opposition.
2. Kurzf. von Zapfsäule:
an welcher S. haben Sie getankt?
3. Kurzf. von Marschsäule.
4. Kurzf. von Luftsäule, Quecksilbersäule, Wassersäule.

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Säule
 
[althochdeutsch sul, im Ablaut zu gotisch sauls »Säule«],
 
 1) Baukunst: über kreisförmigem Grundriss stehende senkrechte Stütze im Steinbau, die sich im Gegensatz zum Rundpfeiler im Allgemeinen leicht nach oben verjüngt. Sie besteht aus Basis (die auch fehlen kann), Schaft und Kapitell. Die Basis wird von einer in der Regel quadratischen Platte (Plinthe) und verschieden profilierten Wülsten (Torus) und Kehlen (Trochilus) gebildet. Der Säulenschaft kann zusätzlich durch senkrechte konkave Rillen (Kanneluren) oder Ornamente gegliedert und aus einem Stück (Monolith) oder mehreren Teilstücken (Trommeln) gearbeitet sein. Bei griechischen und von ihnen stilistisch abhängigen Säulen ist häufig eine leichte Schwellung (Entasis) des Schafts zu finden. Man unterscheidet ferner spiralförmig gedrehte Schlangensäulen, Knotensäulen sowie Säulen mit Schaftring (gewirtelte Säulen). Die Säulenkapitelle sind je nach den Baustilen unterschiedlich gestaltet (Kapitell). Säulen als Architekturglieder stehen entweder frei oder sind - meist als Halb- oder Dreiviertelsäulen - mit der Wand verbunden. Sehr hohe Wandsäulen mit geringem Querschnitt heißen Dienste. Säulen sind mitunter in Gruppen geordnet (gekuppelte Säulen, Vierlingssäulen, Säulenbündel). Einzeln stehende Säulen ohne direkten Zusammenhang mit einem Bauwerk sind in der Regel Denkmäler, die an historischen Ereignisse oder Personen erinnern (Siegessäulen, Ehrensäulen, Grabsäulen) oder als Danksagung für Hilfe in der Not (Votivsäulen, Dreifaltigkeitssäulen) errichtet wurden; sie können auch Träger von Standbildern sein.
 
Im Kirchenbau werden Säulen im Schiff oder in der Vierung verwendet. Als Träger von Gebälk, Dachstuhl, Gewölbe und Kuppel haben Säulen stützende Funktion, sie sind aber auch ein Element der Gliederung, z. B. im Palastbau (Säulenstellungen in verschiedenen Stockwerken; Kolossalordnung), oder haben rein dekorative Funktion. Die moderne Architektur verwendet statt Säulen meist Rundpfeiler als Stützen.
 
In Ägypten wurden seit Beginn des Alten Reichs Säulen aus Stein in Grabbauten verwendet. In Kultbauten, die den Pyramiden der 5. Dynastie vorgelagert sind, begegnen dann mit Säulen umstandene Innenhöfe, und im Neuen Reich erhielten die Tempel zwischen dem Hof und den eigentlichen Kulträumen einen oder mehrere Säulensäle mit erhöhtem Mittelschiff (Säulensaal von Karnak mit 134 Säulen, wobei die 12 Säulen des Mittelschiffs eine Höhe von 21 m haben). Die ägyptische Säule geht wohl auf die geschmückte Zeltstange zurück (auch die ungeschmückte Zeltstangensäule kommt vor), die häufigste Form ist die Papyrusbündelsäule, seltener sind Palmensäule und die Lotosbündelsäule; das Kapitell gibt die Knospe, Blüte oder einen Palmwedel (der Dattelpalme) wieder. Seit der Ramessidenzeit dringen Säulen mit Kompositkapitellen aus verschiedenen pflanzlichen Elementen vor. Eine Sonderform stellt die Hathorsäule dar, bei der das Kapitell das Gesicht der Göttin trägt, das zwischen Klangkörper und Griff des Sistrums platziert ist.
 
In Iran fallen v. a. die hohen, schlanken Säulen der Achaimenidenzeit auf, in Pasargadai mit unkanneliertem Schaft, dreistufiger Plinthe und waagerecht kanneliertem Torus (Kapitelle nicht erhalten), in Persepolis mit kannelierten Schäften, glockenförmigen Basen und Kompositkapitellen (Lotosblüte, Palmwedel, gebündelte Doppelvoluten) oder Sattelkapitellen mit doppelten adossierten Tierprotomen.
 
Die minoische Säule Kretas hatte einen sich nach unten verjüngenden Schaft, stand auf runder oder eckiger Plinthe und schloss mit einem polsterartigen Kapitell ab.
 
Die griechische Baukunst bildete verschiedene Säulenordnungen aus, die im Hellenismus weiteste Verbreitung fanden. Einzeln stehende Säulen als Träger von Statuen gab es in Griechenland v. a. in den Heiligtümern sowie auf Gräbern. Bei den Römern kamen Säulen ebenfalls auf Gräbern und v. a. auf Foren (z. B. mit Büsten) vor; die reliefierte Siegessäule wurde ausgebildet (Trajans- und Mark-Aurel-Säule).
 
Im vorkolumbischen Amerika finden sich Säulen als Träger (heute nicht mehr erhaltener Dachkonstruktionen) und in Vorhallen der Paläste (z. B. Mitla), außerdem als Dekoration von Fassaden und Tempeleingängen, oft mit Reliefs verziert. In größerer Zahl finden sich Säulen oder Säulenreste in Tula und Chichén Itzá; auch plastisch in Form einer Federschlange ausgearbeitet.
 
Literatur:
 
E. Forssman: S. u. Ornament (1956, Nachdr. 1987);
 Hans-Wolfgang Schmidt: Die gewundene S. in der Architekturtheorie von 1500 bis 1800 (1978);
 D. Wannagat: S. u. Kontext. Piedestale u. Teilkannelierung in der griech. Architektur (1995).
 
 2) Kerntechnik: thẹrmische Säule, Graphitblock am Rand der Spaltzone zur Neutronenabbremsung, der für experimentelle Zwecke thermischer Neutronen aus einem Kernreaktor liefert.
 
 3) Technik: zylinderförmige Trag- oder Führungselemente (teilweise auch mit quadratischem, sechseckigem oder ähnlichem Querschnitt) aus Stahl (z. B. Säulendrehkran, Säulenbohrmaschine), Stahlbeton, Holz.
 

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1Säu|le, die; -, -n [mhd. sūl, ahd. sūl, im Ablaut zu got. sauls = Säule, H. u.; die nhd. Form hat sich aus dem Pl. mhd. siule entwickelt]: 1. a) walzenförmige [sich nach oben leicht verjüngende], meist aus Basis, Schaft u. Kapitell bestehende senkrechte Stütze eines Bauwerks, die aber auch freistehend dekorativen Zwecken dienen kann: eine dicke, schlanke, kannelierte, steinerne S.; -n aus Marmor; eine dorische, ionische, korinthische S.; er stand da wie eine S. (fest u. unbeweglich); ein Plakat an die S. (Litfaßsäule) kleben; der Balkon ruht auf -n, wird von -n getragen, gestützt; ein Bett mit vier hohen -n (pfostenartigen hölzernen Stützen; Baum, Paris 46); der Eingang war von -n flankiert; Ü von der brennenden Fabrik stieg in einer gewaltigen Säule (Rauchsäule) schwarzer Rauch auf; quadratische S. (Math.; Quader mit quadratischer Grundfläche); b) etwas, worauf sich ein größeres Ganzes gründet u. ohne das es als solches keinen Bestand haben könnte: Militär, Beamte und Kirche sind die festen -n, die unseren Staat tragen (Kühn, Zeit 233); Den Gegenpol zu den liberalen Rechten bildet als zweite S. des Grundrechtssystems ... der Gleichheitssatz (Fraenkel, Staat 130); für die Stärkung der europäischen S. in der NATO (Zivildienst 2, 1986, 4); der Anteil jener, die ... auf die zweite S. der Altersvorsorge bauen können (NZZ 29. 4. 83, 23); er zählte zu den -en der Gesellschaft, der Mannschaft, des Kabinetts, der Opposition. 2. kurz für ↑Zapfsäule: an welcher S. haben Sie getankt?. 3. kurz für ↑Marschsäule. 4. kurz für ↑Quecksilbersäule, ↑Wassersäule, ↑Luftsäule.
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2Säu|le, die; -, -n [mhd. siule, ahd. siula, eigtl. = Gerät zum Nähen, zu mhd., ahd. siuwen, 2Saum] (landsch.): Ahle (a).

Universal-Lexikon. 2012.