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Reflex
Reflexion; Widerschein; Lichtrückstrahlung; Spiegelung; Lichtreflex; Reflexreaktion; Reizreaktion

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Re|flex [re'flɛks], der; -es, -e:
1. Widerschein:
auf der Wasserfläche zeigte sich ein schwacher Reflex der Sterne.
Syn.: Reflexion.
Zus.: Lichtreflex.
2. unwillkürliche Reaktion auf einen von außen kommenden Reiz:
angeborene Reflexe; die Blässe in ihrem Gesicht war ein Reflex der eben erlebten Schrecken.
Zus.: Greifreflex, Kniesehnenreflex, Saugreflex.

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Re|flẹx 〈m. 1
1. Widerschein (Licht\Reflex)
2. 〈Physiol.〉 Ansprechen auf einen Reiz
● bedingter \Reflex während des Lebens erworbene, gelernte Reaktion auf einen Reiz; unbedingter \Reflex zwangsläufig auf einen bestimmten äußeren Reiz eintretende, für diesen typische Reaktion (Kniesehnen\Reflex) [<frz. réflexe „unwillkürlich, Reflex“ <lat. reflexum „das Zurückgeworfene“, Part. Perf. von reflectere;reflektieren]

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Re|flẹx , der; -es, -e [frz. réflexe < lat. reflexus = das Zurückbeugen, subst. 2. Part. von: reflectere, reflektieren]:
1. Widerschein, Lichtreflex:
-e der Scheinwerfer auf nasser Straße;
Ü -e der Fantasie, der Erinnerung.
2. (Physiol.) Reaktion des Organismus auf einen das Nervensystem treffenden Reiz:
motorische -e;
bedingter (erworbener, nur zeitweilig auslösbarer), unbedingter (angeborener, immer auftretender) R.;
gute -e haben (schnell reagieren).

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I
Reflẹx
 
[französisch, von lateinisch reflexus »das Zurückbeugen«] der, -es/-e,  
 1) Optik: der von einem beleuchteten spiegelnden Körper zurückgeworfene Widerschein. (Reflexion)
 
 2) Physiologie: die über das Zentralnervensystem (ZNS) ablaufende unwillkürlich-automatische Antwort des Organismus auf einen äußeren oder inneren Reiz, wobei charakteristisch ist, dass im ZNS immer von einer Afferenz auf eine Efferenz umgeschaltet wird. Im einfachsten Fall geht eine sensorische Nervenbahn (Afferenz), die den Reiz über einen Rezeptor aufnimmt, im ZNS eine synaptische Verbindung mit einer motorischen Nervenbahn (Efferenz) ein, die einen Muskel (Effektor) innerviert (monosynaptischer Reflexbogen). Meist sind zwischen Afferenz und Efferenz jedoch mehrere synaptische Verbindungen (Interneurone) geschaltet (polysynaptischer Reflexbogen), Effektoren können Herz-, Skelett- und glatte Muskeln oder Drüsen sein. Beim monosynaptischen Reflex ist die Reaktionszeit am kürzesten, die polysynaptischen Reflexe sind träger, ermöglichen jedoch mit steigender Zahl der zwischengeschalteten Interneurone ein komplexeres Verhaltensrepertoire. - Bei Eigenreflexen liegen Rezeptoren und Effektoren im gleichen Organ (z. B. der Kniesehnenreflex), bei Fremdreflexen, die immer polysynaptisch sind, in verschiedenen Organen (z. B. Hornhautreflex). Eine weitere Unterteilung der Reflexe ist möglich nach ihrer Funktion (z. B. Schutzreflex) und nach den ausgelösten Reaktionen (z. B. Schluck-, Nies-, Fluchtreflex).
 
Reflexe befähigen den Organismus zur raschen Einstellung auf Veränderungen der Umweltbedingungen sowie zum wohl koordinierten Zusammenspiel aller Körperteile, mit dem Vorteil einer Entlastung der bewussten (höheren) Funktionen des ZNS. Neben den angeborenen Reflexen (Automatismen) gibt es erworbene Reflexe, die entweder erst mit zunehmender Reifung des ZNS auftreten oder erst erlernt werden müssen (bedingter Reflex). Im Unterschied zu Letzterem setzen alle anderen Reflexe keinen Lernvorgang voraus (unbedingte Reflexe).
 
Während die physiologischen Reflexe normale Leistungen des ZNS sind, treten die pathologischen Reflexe nur nach Schädigung bestimmter zentralnervöser Bahnen auf (z. B. Babinski-Reflex).
 
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Rückenmark: Aufbau und Reflexe
 
Regelkreise im menschlichen Körper
 
Lernen: Theorien - Verhalten - Störungen
 
II
Reflex,
 
Bezeichnung für eine automatische, das heißt unmittelbare und unwillkürliche Reaktion eines Organismus auf einen Reiz. Dies geschieht in einem weithin festgelegten Reflexbogen. Zu ihm gehören die aufnehmenden Nerven- oder Sinneszellen (Rezeptoren), die afferenten Leitungsbahnen zum Zentralnervensystem (ZNS) in Form von Nervenzellen (Neuronen, Ganglienzellen), Neuronen im Zentralnervensystem (meist im Rückenmark), efferente, das heißt ableitende Nervenfasern und das von diesen innervierte Erfolgsorgan (Effektor), z. B. eine Drüse oder ein Muskel, das dann die Antwort auf den Reiz bildet. Stets sind mehrere parallele Reflexbögen beteiligt. Die Ganglienzellen im ZNS mit ihren Synapsen (Verbindungsstellen) sind das jeweilige Reflexzentrum. Wenn Sinnesorgan und Erfolgsorgan identisch sind, spricht man von einem Eigenreflex (z. B. Kniesehnenreflex), ansonsten von einem Fremdreflex.
 
Die Reflexauslösung ermöglicht in vielen Fällen eine schnelle und meist optimale Einstellung des Organismus auf die Umwelt und ein reibungsloses Zusammenspiel der Körperteile, eine solche Reaktion heißt reflektorisch. So werden z. B. der Muskeltonus und das Gleichgewicht-Halten bei aufrechter Haltung und beim Gehen, die Reaktionen beim Sport usw. durch Reflexe ermöglicht.
 
Einige Reflexe sind angeboren: Such-, Saug-, Schluck- und Speichelsekretionsreflex sind für den Säugling lebenswichtig, der Klammerreflex ist ein Überbleibsel aus unserer Abstammung (Primaten), weitere Reflexe sind Lidschlag-, Husten- und Niesreflex, den Tränendrüsen-Sekretionsreflex gibt es nur beim Menschen. Manche angeborenen Reflexe (unbedingte Reflexe) sind auch später nicht willentlich beeinflussbar, z. B. der Pupillenreflex bei Lichtveränderungen, beim Staunen oder beim Flirten (Augen), das Zusammenziehen der Brustwarzen und der glatten Muskulatur des Hodensacks und der Milchflussreflex in der Milchdrüse. Andere Reflexe können von höheren Zentren des Zentralnervensystems beeinflusst und damit erlernt (bedingter Reflex) oder durch Lernen verändert werden. Reflexe können gestört sein und auch willentlich verhindert werden, wenn sie noch nicht begonnen haben. Ihre Ausführung kann auch abgekürzt werden. Das gilt z. B. für den Erektions- oder Erregungsreflex (Erektion, Erektionsstörungen) und den Ejakulationsreflex (Samenerguss), bei beiden Geschlechtern auch Orgasmusreflex genannt (Orgasmusstörungen). Die Reflexzentren dafür liegen im Rückenmark, für den erstgenannten im Bereich des Kreuzbeins (Sakralmark), für den zweitgenannten im oberen Lendenbereich (Lumbalmark). Sie werden bei einer Reizsummation aufgeladen und lösen dann den Reflex aus. Der Reiz für den Erregungsreflex kann allein in der Vorstellung liegen oder mit ursprünglich Nicht-Sexuellem verbunden sein (z. B. Fetischismus). Der Vaginismus ist ebenfalls ein erlernter Reflex. Gelernte Reflexe können auch wieder verlernt beziehungsweise vergessen werden.
III
Reflex,
 
unbewusste, genau festgelegte, wenig störanfällige Reaktion auf bestimmte äußere oder innere Reize, wobei die Reaktion zwischen Sinnesorgan, Zentralnervensystem und Erfolgsorgan über vorgegebene Bahnen (angeborene Schaltungen der Nervenzellen), das heißt über den Reflexbogen, gesteuert wird. Die Reizantwort liegt daher fest und muss nicht erst durch eine Entscheidung des Gehirns gefunden werden. Die Reaktion erfolgt daher sehr schnell und entlastet das Bewusstsein.
 
Bei Eigenreflexen liegen die Sinnesorgane im Erfolgsorgan. Eigenreflexe ermüden nur wenig, bestehen aus nur einer Muskelzuckung und werden in der Regel über nur eine Synapse geschaltet (monosynaptischer Reflex). Beispiele sind der Patellarsehnenreflex und die Verengung der Pupille bei plötzlicher Helligkeit.
 
Sind Sinnes- und Erfolgsorgan räumlich getrennt, spricht man von einem Fremdreflex. Berührt man z. B. einen heißen Gegenstand, so wird die Erregung der Sinneszellen aus den Fingerspitzen zum Rückenmark geleitet und dort auf eine Reihe von motorischen Nervenbahnen geschaltet, die mehrere Armmuskeln zum Zurückziehen der Hand veranlassen. Fremdreflexe laufen über mehrere Synapsen (polysynaptischer Reflex) und können verstärkt (gebahnt; Bahnung) oder gehemmt (Hemmung) werden. Beispiel: Längere Reizung der Rezeptoren in der Luftröhre durch kleine Fremdkörper (schwacher Reiz) löst, ebenso wie ein kurzer starker Reiz bei einem relativ großen Fremdkörper, den Hustenreflex aus; bei einem weniger starken Reiz erfolgt nur ein Räuspern.
 
Reflexe können bis zu einem gewissen Grad bewusst unterdrückt oder beeinflusst werden (z. B. der Hustenreflex).

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Re|flẹx, der; -es, -e [frz. réflexe < lat. reflexus = das Zurückbeugen, subst. 2. Part. von: reflectere, ↑reflektieren]: 1. Widerschein, Lichtreflex: -e des Sonnenlichts; -e der Scheinwerfer auf nasser Straße; Das helle Fell schimmerte in seidigen -en unterm warmen Kerzenlicht (B. Frank, Tage 135); Ü -e der Fantasie, der Erinnerung. 2. (Physiol.) Reaktion des Organismus auf einen das Nervensystem treffenden Reiz: motorische -e; bedingter (erworbener, nur zeitweilig auslösbarer) R.; unbedingter (angeborener, immer auftretender) R.; gute -e haben (schnell reagieren).

Universal-Lexikon. 2012.