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Meereskunde
Mee|res|kun|de 〈f. 19; unz.〉 Wissenschaft vom Meer, seiner Größe, Gestalt, Tiefe, seinen Bewegungen u. physikal. u. chem. Eigenschaften; Sy Ozeanografie, Ozeanologie

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Mee|res|kun|de, die:
Wissenschaft vom Meer u. den Eigenschaften des Meerwassers; Ozeanografie.

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Meereskunde,
 
Meeresforschung, Ozeanologie, Ozeanographie, die Wissenschaft vom Meer. Sie beschäftigt sich mit den Eigenschaften des Meerwassers, dem Wasserhaushalt, dem Stoffhaushalt, dem Wärmehaushalt und den Bewegungsvorgängen des Meeres sowie mit den im Meer lebenden pflanzlichen und tierischen Organismen (Meeresbiologie). Ferner untersucht die Meereskunde die Wechselwirkungen zwischen dem Meer und seiner Umgebung, d. h. der Atmosphäre und dem Meeresboden (mit Küsten). Beim Studium der zugehörigen physikalischen, chemischen, geologischen und biologischen Zustände und Prozesse arbeitet die Meereskunde mit zahlreichen naturwissenschaftlichen Disziplinen zusammen. Mitunter wird der Begriff »Ozeanographie« auf den physikalisch-chemischen Teil der Meereskunde beschränkt und der biologische Bereich Meeresbiologie genannt. Die Meereskunde bedient sich umfangreicher Beobachtungs- und Messprogramme. Die dazu erforderliche Entwicklung von ozeanographischen Instrumenten und ihren Einsatzmöglichkeiten mithilfe verschiedener Messplattformen (Forschungsschiffe, Tauchboote, Flugzeuge, Erdsatelliten, verankerte Messsysteme, Messtürme und Unterwasserlaboratorien, fest stehende und driftende Messplattformen und bewohnte Forschungsplattformen) ist ebenfalls Aufgabe der Meereskunde, die dabei mit ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen (Meerestechnik) zusammenarbeitet. Modellrechnungen mit Großrechnern gewinnen zunehmend Bedeutung zum Verständnis der gewonnenen Daten und der geplanten Vorhersagen. Hier spielt die Meereskunde besonders im Rahmen der Klimaforschung eine wichtige Rolle.
 
Zahlreiche nationale und internationale Institutionen arbeiten auf dem Gebiet der Meereskunde. Zu Ersteren gehören: das Deutsche Hydrographische Institut, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, die Forschungsanstalt der Bundeswehr für Wasserschall und Geophysik, die Bundesforschungsanstalt für Fischerei, die Biologische Anstalt Helgoland, das Institut für Meereskunde an der Universität Kiel, die Institute für Meereskunde, für Geophysik sowie für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft der Universität Hamburg, das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg (maritime Meteorologie, Wechselwirkung Ozean-Atmosphäre), das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, die Abteilung für Meeresgeologie und Meeresbiologie des Forschungsinstituts Senckenberg in Wilhelmshaven. Finanziert wird die Meeresforschung im Wesentlichen über die Bundesministerien für Forschung und Technologie, für Verkehr und für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Eine besondere Rolle bei der Finanzierung spielt die Deutsche Forschungsgemeinschaft e. V.
 
Auf internationaler Ebene wird die Meereskunde besonders koordiniert und gefördert durch zwischenstaatliche Organisationen wie ICES (International Council for the Exploration of the Sea), IHO (International Hydrographic Organization), IMO (International Maritime Organization), IOC (Intergovernmental Oceanographic Commission), WMO (World Meteorological Organization; maritime Meteorologie). Außerdem wird die Meereskunde auf nichtstaatlicher Ebene gefördert durch DSDP mit Nachfolgeprojekt ODP (Deep Sea Drilling Project), IABO (International Association of Biological Oceanography), IAPSO (International Association for the Physical Sciences of the Ocean), IUGS (International Union of Geological Sciences).
 
Die Meeresforschung ist eine Grundlagenforschung. Trotzdem ist sie für viele Anwendungen von fundamentaler Bedeutung, so z. B. für eine Optimierung der vielfältigen Meeresnutzung bei gleichzeitigem Schutz des Meeres und seiner Küsten vor unerwünschten Einflüssen und Veränderungen, z. B. durch Meeresverschmutzung und Sturmfluten. Sie findet ferner Anwendung in der Wettervorhersage und Klimakunde.
 
Geschichte:
 
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts standen besonders Forschungsreisen nach den Polargebieten sowie Weltumsegelungen mit wichtigen Ergebnissen geographisch-topographischer, aber auch biologischer und ethnographischer Art im Vordergrund; so die von Niederländern, Franzosen (J. S. C. Dumont d'Urville), Briten (J. Cook, J. C. Ross), Deutschen (A. von Humboldt; J. G. R. und J. R. Forster als Teilnehmer britischer und A. von Chamisso als Teilnehmer russischer Unternehmungen, F. G. von Bellingshausen als Admiral in russischen Diensten). Seit 1873 wurde sowohl von britischer wie von deutscher Seite die eingehende physikalisch-chemische Erforschung der Meere durch große Expeditionen (Challenger, Gazelle, Meteor) begonnen. Die Zeit der stichprobenartigen Unternehmungen ging nach dem Ersten Weltkrieg über in eine großräumige systematische, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in eine synoptische Erforschung der Meere, an der sich fast alle seefahrenden Nationen beteiligen. Dabei fand eine erste Phase, in der v. a. überkommene Hilfsmittel und Methoden durch zahlenmäßig umfangreicheren Einsatz effektiver gemacht wurden, im Internationalen Geophysikalischen Jahr ihren Höhepunkt und Abschluss (1959).
 
Im Anschluss daran haben neue technologische Entwicklungen sowie wachsende Einsicht in die Bedeutung der Meereskunde zu einer umfangreichen Weiterentwicklung geführt. Leistungsfähige Großrechenanlagen gestatten Modellrechnungen nicht nur für begrenzte Meeresgebiete, sondern auch für die Gesamtsysteme Weltmeer und Atmosphäre. In Laborexperimenten werden Vorgänge im Meer in stark verkleinertem Maßstab simuliert. Große internationale Messprojekte auf See (über Zeiträume von fünf bis zehn Jahren und mit einer Vielzahl neuer Messplattformen sowie ozeanographischer Instrumente) treten zunehmend an die Stelle der früheren Expeditionen, die meist mit dem Namen eines Forschungsschiffs verknüpft waren. An folgenden bedeutenden internationalen Programmen sind deutsche Wissenschaftler beteiligt: ODP (Ocean Drilling Program), WOCE (World Ocean Circulation Experiment), TOGA (Tropical Ocean/Global Atmosphere Program), JGOFS (Joint Global Ocean Flux Study), IGBP (International Geosphere-Biosphere Program: A Study of Global Change) und GSP (Greenland Sea Project).
 
Literatur:
 
H. U. Sverdrup u. a.: The oceans, their physics, chemistry, and general biology (New York 1942);
 
Atlas zur Ozeanographie, hg. v. G. Dietrich u. a. (1968);
 
Allgemeine M., bearb. v. G. Dietrich: u. a. (31975);
 
Das Meer, hg. v. J. Meincke (1977);
 
Grundl. der Ozeanologie, hg. v. U. Scharnow u. a. (Berlin-Ost 1978);
 
Der Große Krüger Atlas der Ozeane, bearb. v. J. Kinzer u. a. (a. d. Engl., 1979);
 H.-G. Gierloff-Emden: Geographie des Meeres. Ozeane u. Küsten, 2 Bde. (1980);
 
Die Plünderung der Meere, hg. v. W. Graf Vitzthum (1981);
 E. Lausch: Der Planet der Meere (1983);
 
The Times atlas of the oceans, hg. v. A. Couper (London 1983);
 K. Paffen u. G. Kortum: Die Geographie des Meeres. Disziplingeschichtl. Entwicklung seit 1650 u. heutiger method. Stand (1984);
 D. Rösner: Wettlauf zum Meeresboden (1984);
 A. B. C. Whipple: Meeresströme (a. d. Engl., Amsterdam 1984);
 H. V. Thurman: Introductory oceanography (Neuausg. Columbus, Oh., 1985);
 K. K. Turekian: Die Ozeane (a. d. Engl., 1985);
 
Das Weltmeer, hg. v. H.-J. Brosin (Neuausg. Thun 1985);
 C. Reinke-Kunze: Den Meeren auf der Spur (1986);
 
Zahlenwerte u. Funktionen aus Naturwiss.en u. Technik, »Landolt-Börnstein«, Neue Serie, Gruppe 5, Bd. 3, 3 Tle. (1986 ff.);
 D. Kelletat: Phys. Geographie der Meere u. Küsten (1989);
 
Ozeane. Welt der Geheimnisse u. Wunder. Tiere, Pflanzen, M., hg. v. P. Whitfield (a. d. Engl., 1992);
 P. Holler: Arbeitsmethoden der marinen Geowiss.en (1995);
 J. Ott: M. Einf. in die Geographie u. Biologie der Ozeane (21996).
 
Weitere Literatur: Meeresablagerungen.

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Mee|res|kun|de, die: Wissenschaft vom Meer u. den Eigenschaften des Meerwassers; Ozeanographie.

Universal-Lexikon. 2012.