Gi|b|rạl|tar [auch: …'ta:ɐ̯ , österr.: 'gi:…]; -s:
Halbinsel an der Südspitze Spaniens (britische Kronkolonie).
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I Gibrạltar
[österreichisch 'giː-, englisch dʒɪ'brɔltə, spanisch xiβral'tar], Halbinsel mit der Stadt Gibraltar an der Südspitze der Iberischen Halbinsel, auf der Ostseite der Straße von Gibraltar; 6,5 km2, britische Kronkolonie. - An der flacheren Westseite des Felsens liegt die terrassenförmig aufsteigende Stadt Gibraltar mit vorgelagertem Kriegs- und Handelshafen, Jachthafen sowie Flughafen mit 2,4 km langer, in die Bucht von Algeciras ragender Betonpiste. Die Altstadt (North Town) mit der gotischen katholischen Kathedrale (1502 Umbau der ehemaligen Hauptmoschee), der neomaurischen anglikanischen Kathedrale (1821) und dem Gouverneurspalast (ehemaliges Franziskanerkloster von 1531) wird überragt von der maurischen Burg (711 gegründet, im 14. Jahrhundert von den Almohaden umgebaut) und den im 18. Jahrhundert von den Briten erbauten Festungsgalerien. Das 60 km lange Tunnelstraßensystem mit Krankenhäusern und Geschäften im Felsen von Gibraltar bietet Platz für 60 000 Menschen; es soll in ein Militärmuseum umgewandelt werden.
Nach der Verfassung vom 30. 5. 1969 ist Gibraltar eine britische Kronkolonie (Dominion). Eine Statusänderung ist durch britisches Parlamentsgesetz oder durch Referendum der Bevölkerung von Gibraltar möglich. Gibraltar genießt Autonomie in inneren Angelegenheiten, während Großbritannien für Außenpolitik, Verteidigung und innere Sicherheit verantwortlich ist. Repräsentant des britischen Monarchen und oberste exekutive Instanz ist der Gouverneur und Oberbefehlshaber, dem der Gibraltarrat (fünf gewählte und vier Ex-officio-Mitglieder) zur Seite steht. Für innere Angelegenheiten ist der Ministerrat (Council of Ministers) unter Vorsitz des vom Gouverneur ernannten Chefministers zuständig. Das Parlament (House of Assembly) setzt sich aus 15 gewählten Abgeordneten, einem Sprecher und zwei weiteren Mitgliedern, die ihm von Amts wegen angehören, zusammen.
Landesnatur:
Die Halbinsel wird von einem jäh aus dem Meer aufragenden, N-S-ausgerichteten Kalkfelsklotz (Ausläufer der Bet. Kordilleren) gebildet, der durch einen flachen (2 m über dem Meeresspiegel), rd. 800 m breiten Schwemmlandstreifen mit dem (spanischen) Hinterland verbunden ist. Die mächtigen Jurakalkbänke sind steil nach Westen geneigt und bilden einen scharfkantigen Schichtkamm von 4,5 km Länge und 1,4 km Breite, der eine Höhe von 425 m über dem Meeresspiegel erreicht und nach Norden und Osten fast senkrecht abfällt. Im Süden, unterhalb der großen Tropfsteinhöhle Cueva de Saint Michael, sind zwei Felsterrassen ausgebildet (Windmill Hill Flats und Europa Flats); an der zum Meer abfallenden Südspitze (Punta de Europa/Europa Point) steht ein Leuchtturm und die alte Kapelle Nuestra Señora de Europa. An den Steilhängen, besonders im Osten, wurden ab 1903 Wellblech- und Betonflächen (15,5 ha) als Regensammler angelegt, da es an Quellwasser auf der Halbinsel mangelt; weitere Trinkwassergewinnung durch Meerwasserentsalzung und Offshorebrunnen. Der Felsen von Gibraltar ist die einzige Stelle Europas, an der Affen (Magot) wild leben.
Die Bevölkerung, (1994) 28 800 Zivilpersonen, seit über 50 Jahren fast konstant, ist eine Mischung aus Sizilianern, Genuesen, Maltesern, Menorcinen, Marokkanern, Spaniern, Portugiesen, Schotten, Iren, Engländern, Indern und sephardischen Juden. Als staatsbürgerliches Merkmal gilt die Geburt im Territorium von Gibraltar mit Stichtag 25. 6. 1925 und die Nachkommenschaft. - Die Sprache (Giannito) ist eine spanische Mundart mit britischen Lehnwörtern. - Gibraltar ist Sitz eines katholischen und eines anglikanischen Bischofs. Etwa 85 % der Bevölkerung sind Christen: rd. 75 % gehören der katholischen, rd. 6,5 % der anglikanischen Kirche, rd. 3,5 % protestantischer Kirchen an (Methodisten, Presbyterianer [Church of Scotland], Pfingstler). Die Marokkaner (rd. 9 % der Bevölkerung) sind sunnitische Muslime. Es besteht eine jüdische Gemeinde.
Über 50 % der Erwerbstätigen stehen in zivilen und militärischen Diensten der britischen und NATO-Marine- und Luftstreitkräfte (Bunkerstation, Funk-, Radar- und Nachrichtenzentrum). Die Industrie erzeugt Erdölprodukte und Konsumgüter (Tabakwaren, Kaffee, Konserven); wichtiger Hafenumschlagplatz, täglicher Fährverkehr mit Tanger. Wichtige Einnahmequellen sind der Fremdenverkehr (1993: 4,3 Mio. Gäste) und der Verkauf von Briefmarken.
Der Felsen von Gibraltar, im Altertum Cạlpe genannt, bildete nach altgriechischer Anschauung zusammen mit dem Berg Abyle (heute Djebel Musa) bei Ceuta an der afrikanischen Küste die »Säulen des Herakles« (Heraklessäulen). 711 wurde Gibraltar von dem berberischen Feldherrn Tarik eingenommen, der ein Kastell zur Sicherung des Übergangs nach Spanien anlegen ließ; er nannte den Ort Djebel al-Tarik (»Berg des Tarik«), woraus später der Name Gibraltar wurde. 1462 verloren die Mauren Gibraltar an die Spanier; im Spanischen Erbfolgekrieg wurde es 1704 von den Engländern eingenommen (im Frieden von Utrecht 1713 bestätigt). Spätere Eroberungsversuche der Spanier (insgesamt 15 Belagerungen) blieben erfolglos. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte der spanisch-britische Konflikt um Gibraltar vorübergehend wieder auf. 1967 entschieden sich 95,1 % der wahlberechtigten Einwohnern von Gibraltar für einen Verbleib bei Großbritannien; 1970 Sperrung der Grenze durch Spanien, im Dezember 1982 Öffnung für Fußgänger, im Februar 1985 vollständige Öffnung. Mit dem Beitritt Spaniens zur NATO (1981) ist eine Entspannung eingetreten; im Gespräch ist eine »europäische Lösung«.
Gibrạltar,
[österreichisch 'giː-] Straße von Gibraltar, spanisch Estrecho de Gibraltar [es'tretʃo ȓe xiβral'tar], verkehrsgeographisch und strategisch wichtige Meerenge zwischen der Südküste der Iberischen Halbinsel und der Nordküste der Atlasländer Afrikas, verbindet das Mittelmeer mit dem Atlantischen Ozean, 60 km lang, 14-44 km breit; der Sattel der untermeerischen Schwelle erreicht 286 m unter dem Meeresspiegel (im westlichen Teil der Straße). Eine starke Oberflächenströmung transportiert relativ salzarmes Wasser vom Atlantik in das Mittelmeer, während salzreicheres Mittelmeerwasser in einem schwächeren Unterstrom abfließt. Diesem mittleren Strömungssystem ist ein starker Gezeitenstrom überlagert.
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Gi|brạl|tar [österr. 'gi:...]; -s: Halbinsel an der Südspitze Spaniens (britische Kronkolonie).
Universal-Lexikon. 2012.