Lorrain
[lɔ'rɛ̃],
1) Claude, eigentlich C. Gellée [ʒe-], genannt Le Lorrain [lə-], französischer Maler, Zeichner und Radierer, * Chamagne (bei Épinal) 1600, ✝ Rom 23. 11. 1682; kam mit 13 oder 14 Jahren nach Rom, hielt sich um 1618-22 in Neapel und 1625/26 in Lothringen auf. Um 1626/27 kehrte er nach Rom zurück. C. Lorrain begann mit kleinformatigen Bildern, v. a. Genreszenen in einer Landschaft. Die Hinwendung zur klassischen idealisierten Landschaft, belebt mit Staffagefiguren aus Mythologie und Bibel, zeigen die Bilder für Buen Retiro, die Philipp IV. um 1635 in Auftrag gab (heute Madrid, Prado). Seine große Leistung besteht darin, dass er, ausgehend von der großräumig komponierten Landschaft der Carracci und Domenichinos, eine völlig neue Auffassung von der Landschaft als einem psychischen Ausdrucksträger entwickelte. Für C. Lorrain sind topographische Zusammenhänge und Naturbeobachtung nur eine Anregung, um die poetische Stimmung z. B. der im Nebel zerfließenden Ferne zu erfassen. Damit wurde er v. a. für die Maler der Romantik und des frühen Impressionismus, besonders auch für die englischen Landschaftsmaler (v. a. W. Turner), zum Vorbild. C. Lorrain ist ebenso bedeutend in seinen Handzeichnungen und Radierungen. Mit dem »Liber veritatis« (London, Britisches Museum), der 200 Skizzen seiner Gemälde enthält, schuf er einen eigenen Œuvrekatalog, zum Teil auch um sich gegen Fälschungen abzusichern.
Werke: Ländlicher Tanz (1639; Paris, Louvre); Landschaft mit Auffindung des Moses (um 1637/39; Madrid, Prado); Einschiffung der Königin von Saba (1648; London, National Gallery); Odysseus übergibt Chryseis ihrem Vater (1648; Paris, Louvre); Allegorien der vier Jahreszeiten: Ruhe auf der Flucht (1661), Tobias mit dem Engel (1663), Jakob am Brunnen (1666), Verstoßung der Hagar (1668; München, Alte Pinakothek); Jakobs Kampf mit dem Engel (1670; alle Sankt Petersburg, Eremitage); Äneas und Dido in Karthago (1676; Hamburg, Kunsthalle).
M. Roethlisberger: Im Licht von C. L. Landschaftsmalerei aus 3 Jh., Ausst.-Kat. (1983);
H. Langdon: C. L. (a. d. Engl., Oxford 1989);
Gemälde u. Zeichnungen, hg. v. W. Schade (1996).
2) Jean, eigentlich Paul Duval [dy'val], französischer Schriftsteller und Journalist, * Fécamp 9. 8. 1855, ✝ Paris 1. 7. 1906; schrieb Dramen (Einakter für das Grand-Guignol), vom Symbolismus beeinflusste Lyrik sowie naturalistische Romane (»Buveurs d'âmes«, 1893; »Monsieur de Bougrelon«, 1897), in denen er als einer der Ersten das Elend der sozialen Außenseiter schilderte. Bekannt wurde er auch als Literaturkritiker.
3) Robert Le, französischer Bildhauer, Le Lorrain, Robert.
Universal-Lexikon. 2012.