Akademik

Papandreu
Papandrẹu,
 
1) Andreas, griechischer Politiker, * auf Chios 5. 2. 1919, ✝ Athen 23. 6. 1996; Sohn von 2); studierte Jura und Volkswirtschaft, opponierte gegen die Militärdiktatur unter I. Metaxas, emigrierte 1940 in die USA und besaß 1943-64 deren Staatsbürgerschaft. 1946-59 lehrte er dort an verschiedenen Hochschulen Wirtschaftswissenschaft 1960 kehrte er nach Griechenland zurück und gründete dort 1961 ein Institut für wirtschaftliche Planung und Entwicklung. Politisch trat er als Sprecher des linken Flügels der Zentrumsunion hervor. 1965 war er Minister für wirtschaftliche Koordination im Kabinett seines Vaters. Nach Errichtung der Militärdiktatur (21. 4. 1967 war er zeitweilig in Haft. Im Exil suchte er alle Gegner des Militärregimes in der »Panhellen. Freiheitsbewegung« zu sammeln. Im Zuge der Wiederherstellung einer demokratischen Ordnung in Griechenland (seit 1974) gründete er die »Panhellen. Sozialistische Bewegung« (griechische Abkürzung: PASOK), die 1981 einen hohen Wahlsieg errang.
 
Im Zeichen eines angekündigten »großen Wandels« setzte Papandreu als Ministerpräsident (1981-89) innenpolitisch einige Reformen durch (u. a. Verbesserung des bäuerlichen Genossenschaftswesens und der Alterssicherung, Einführung der Zivilehe). Unter einer pragmatischen Perspektive blieb Papandreus Politik gegenüber der NATO und der EG - trotz Vorbehalten - in den Bahnen seiner Vorgänger. Durch Skandale und Korruptionsvorwürfe belastet, musste Papandreu nach den Wahlen vom Juni 1989 das Amt des Regierungschefs niederlegen. Nach dem Wahlsieg der PASOK im Oktober 1993 wurde Papandreu erneut Ministerpräsident. Innenpolitisch gelang es ihm nicht, die schlechte Wirtschaftslage grundlegend zu verbessern; außenpolitisch mäßigte Papandreu seine zunächst nationalistische Politik gegenüber Makedonien und Albanien. Erneut verschärfte sich die Auseinandersetzung mit der Türkei, deren weitere Annäherung an die EU er wegen der fortdauernden türkischen Besetzung Nordzyperns und des Streits um Hoheitsrechte in der Ägäis zu blockieren suchte (Griechenland, Geschichte). Aufgrund seiner schweren Erkrankung trat Papandreu am 15. 1. 1996 als Ministerpräsident zurück.
 
 2) Georgios, griechischer Politiker, * Kalenzi (bei Patras) 13. 2. 1888, ✝ Athen 1. 11. 1968, Vater von 1); studierte Jura und Staatswissenschaften, zunächst Mitglied der Liberalen Partei, unterstützte die Politik von E. Venizelos. 1923 war er Innen-, 1930-32 u. a. Erziehungsminister. Als entschiedener Anhänger der Republik gründete er 1935 die Demokratische Partei. Zwischen den Weltkriegen wurde Papandreu aus politischen Gründen mehrfach inhaftiert, u. a. 1926 wegen seines Widerstandes gegen die Diktatur unter Theodoros Pangalos (* 1878, ✝ 1952), 1938 gegen die Diktatur unter I. Metaxas. Im Zweiten Weltkrieg war er in der Widerstandsbewegung aktiv. Von Mai bis Dezember 1944 führte er als Ministerpräsident eine Regierung, zunächst im Exil (Ägypten), dann in Athen. In den 50er-Jahren stand Papandreu in Opposition v. a. zu der konservativen Regierung unter K. Karamanlis. 1961 gründete er die Zentrumsunion. Nach deren Wahlsieg war er 1963, erneut 1964-65 Ministerpräsident. Bei dem Versuch, die Armee einer stärkeren zivilen Kontrolle zu unterziehen, geriet Papandreu in Konflikt mit König Konstantin II. Mit der Entlassung Papandreus als Ministerpräsident löste der König eine schwere innenpolitische Krise aus. In seiner Außenpolitik trat Papandreu entschieden für den »Anschluss« (»Enosis«) Zyperns an Griechenland ein. Nach dem Militärputsch vom 21. 4. 1967 wurde Papandreu unter Hausarrest gestellt.

Universal-Lexikon. 2012.