Akademik

Watteau
Watteau
 
[va'to], Jean Antoine, französischer Maler und Zeichner, * Valenciennes 10. 10. 1684, ✝ Nogent-sur-Marne 18. 7. 1721; kam 1702 nach Paris und arbeitete dort 1703-08 in der Werkstatt C. Gillots, der ihn nachhaltig beeinflusste. 1712 wurde er Mitglied der Kunstakademie (Académie Royale de Peinture et de Sculpture). Im Hause des Kunstsammlers Pierre Crozat (* 1665, ✝ 1740), der ihn seit 1715 förderte, lernte er Meisterwerke der europäischen Kunst und das Leben der eleganten Gesellschaft kennen. Die letzten Jahre seines Lebens waren von Krankheit überschattet. 1719 reiste er nach England. Nach seiner Rückkehr (1720) wohnte er bei dem Kunsthändler Edme François Gersaint (✝ 1750), für den er ein Firmenschild malte (1720; Berlin, Schloss Charlottenburg).
 
Watteau ist der bedeutendste französische Maler des 18. Jahrhunderts, dessen stilistische Entwicklung in der Malerei er entscheidend mitbestimmte. Seine frühen Bilder lassen flämische (P. P. Rubens) und italienische (Tizian, Paolo Veronese) Einflüsse erkennen, doch ist in der eleganten Leichtigkeit der Figuren und in der Leuchtkraft zart bleibender Farben seine Eigenart bereits ausgeprägt. Mit den besonders in der Reifezeit subtilen koloristischen Reizen seiner Werke vertritt er die der klassischen Richtung zuwiderlaufende Vorherrschaft der Farbe. Watteau gestaltete Genre- und Theaterszenen (v. a. Commedia dell'Arte), auch Motive aus dem Soldatenleben sowie einige hervorragende Porträts. Er gilt als Schöpfer einer neuen Bildgattung, der »Fêtes galantes«, intimer Gesellschaftsstücke, die eine verfeinerte höfische Kultur mit erotischen und mythologischen Anspielungen zeigen. Ein Teil seiner Gemälde ging verloren, doch geben zahlreiche Rötel- und Kreidezeichnungen, rund 300 Kupferstiche und Zeichnungen nach seinen Werken und einige Radierungen von eigener Hand eine umfassende Vorstellung vom Gesamtwerk dieses Hauptmeisters der Régencemalerei, der das französische Rokoko (Louis-quinze) maßgeblich vorbereitete.
 
Weitere Werke: Jupiter und Antiope (1712-16; Paris, Louvre); Die französische Komödie (nach 1716; Berlin, Gemäldegalerie); Die italienische Komödie (nach 1716; ebenda); La Finette (um 1716; Paris, Louvre); Der Gleichgültige (um 1716; ebenda); Gesellschaft im Park (1716-17; ebenda); Aufbruch von Kythera, auch unter dem Titel Einschiffung nach Kythera (drei Fassungen: 1709/10, Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut; 1717, Paris, Louvre [Originalität umstritten]; um 1717, Berlin, Schloss Charlottenburg); Das Liebesfest (um 1717?; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen); Die Annehmlichkeiten des Lebens (um 1718; London, Wallace Collection); Mezzetin (um 1719; New York, Metropolitan Museum); Der Tanz (um 1719; Berlin, Gemäldegalerie); Die Jagdgesellschaft (um 1720; London, Wallace Collection); Gesellige Unterhaltung im Freien (um 1720?; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen); Gilles (um 1720; Paris, Louvre).
 
Literatur:
 
D. Posner: A. W. (a. d. Engl., 1984);
 M. Roland-Michel: W. 1684-1721 (a. d. Frz., 1984);
 
W. 1684-1721, hg. v. M. M. Grasseli u. a., Ausst.-Kat. (a. d. Engl., 1985);
 
A. W. 1684-1721, Beitrr. v. P. Rosenberg u. L. A. Prat, 3 Tle. (Mailand 1996);
 
W., hg. v. P. André (Bournemouth 1996).
 

Universal-Lexikon. 2012.