Katharina,
Herrscherinnen:
1) Katharina von Valois [-val'wa], Königin, * Paris 27. 10. 1401, ✝ Bermondsey Abbey (London) 3. 1. 1437, Tochter Karls VI. von Frankreich; verheiratet seit 1420 mit Heinrich V. von England. Durch diese im Vertrag von Troyes festgelegte Heirat sollte nach dem Tod des geisteskranken Karl die französische Krone an England übergehen. Schon 1422 Witwe geworden, wurde Katharina durch ihre Heirat mit Owen Tudor (✝ 1461) Großmutter Heinrichs VII. und Stammmutter des Hauses Tudor.
2) Katharina von Aragoni|en, Königin, * Alcalá de Henares 15. 12. 1485, ✝ Kimbolton (bei Huntingdon) 7. 1. 1536, Tochter Ferdinands II. von Aragonien und Isabellas I. von Kastilien; heiratete nach dem Tod ihres ersten Gatten Arthur Tudor (✝ 1502) aufgrund eines päpstlichen Dispenses 1509 dessen jüngeren Bruder Heinrich VIII. von England; war dessen erste Gemahlin. Von ihren Kindern blieb nur die spätere Königin Maria I., die Katholische, am Leben. Heinrich betrieb seit 1526 die Annullierung der Ehe und löste sie 1533 ohne päpstliche Zustimmung. Dies wurde Anlass zur Trennung Englands von der römischen Kirche. Katharina, die die Entscheidung Heinrichs nicht anerkannte, blieb bis zu ihrem Tod in Haft.
G. Mattingly: K. von Aragon (a. d. Engl., 1962).
3) Katharina (Catherine) Howard ['kæθərɪn 'haʊəd], Königin, * um 1520, ✝ (hingerichtet) London 13. 2. 1542, Nichte von Thomas Howard, dem 3. Herzog von Norfolk; seit 1540 fünfte Frau Heinrichs VIII. von England, wurde wegen des (unberechtigten) Verdachts ehelicher Untreue im Tower hingerichtet.
Lacey B. Smith: Die fünfte Frau. Heinrich VIII. u. K. H. (1969).
4) Katharina (Catherine) Parr ['kæθərɪn paː], Königin, * 1512, ✝ Sudeley Castle (bei Cheltenham) 7. 9. 1548; war bereits zweimal verwitwet, als sie im Juli 1543 die sechste und letzte Frau Heinrichs VIII. von England wurde, den sie im protestantischen Sinn beeinflusste.
5) Katharina von Medici [-'meditʃi], Königin, Regentin (1560-63), * Florenz 13. 4. 1519, ✝ Blois 5. 1. 1589, Tochter Lorenzos II. von Medici; heiratete 1533 den späteren König Heinrich II. von Frankreich. Nach dessen Tod (1559) gewann sie als Mutter der drei letzten Valoiskönige (Franz II., Karl IX., Heinrich III.) weit über die Zeit ihrer offiziellen Regentschaft für Karl IX. hinaus bedeutenden Einfluss. Ihre bisweilen schwankend erscheinende Politik verfolgte das Ziel, ihre persönliche Stellung und die der Krone zwischen den kämpfenden Parteien zu behaupten und die Einheit des Staates trotz der Hugenottenkriege zu bewahren. Anfangs kam sie den Hugenotten unter G. de Coligny entgegen, später suchte sie die Reformierten ebenso wie die von den Guise geführte katholische Partei niederzuhalten und einen gewissen religiösen Gleichgewichtszustand herzustellen; dazu erstrebte sie die Verständigung mit Spanien. Deshalb kam es 1565 zu einem Zusammentreffen zwischen Katharina, ihrer Tochter Elisabeth, der Gemahlin Philipps II. von Spanien, und dem Herzog von Alba. Der überragende Einfluss des spanienfeindlichen Coligny auf Karl IX. veranlasste die Königin zu dem Anschlag auf den Hugenottenführer und nach seinem Misslingen zu dem Blutbad der Bartholomäusnacht (24. 8. 1572. Unter ihrem dritten Sohn, Heinrich III. (1574-89), sank ihr Einfluss. So konnte sie den Bruch zwischen dem König und Herzog Henri de Guise und die Ermordung der Guisen in Blois (1588) nicht verhindern.
J. Héritier: K. von Medici (a. d. Frz., 31983).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Frankreich im konfessionellen Bürgerkrieg (1562 bis 1598): Im Zeichen der Bartholomäusnacht
6) Katharina I., Jekatarina I. Aleksẹjewna, ursprünglich Martha Skawrọnskaja, Kaiserin (seit 1725), * Kreuzburg (Krustpils, heute zu Jēkabpils, Lettland) 15. 4. 1684, ✝ Sankt Petersburg 17. 5. 1727; aus litauischer Bauernfamilie, Magd in Marienburg (Livland), Geliebte A. D. Menschikows; ab 1703 Mätresse Peters I., des Großen, der sie 1712 heiratete und 1724 zur Kaiserin krönen ließ; wurde mit Unterstützung des Fürsten Menschikow nach dem Tode Peters (1725) dessen Nachfolgerin. Unter ihr entstand 1726 als höchste Regierungsbehörde der »Oberste Geheime Rat«, dessen Politik Menschikow bis 1727 bestimmte. Durch ihre Tochter Anna, die 1725 Karl Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorp heiratete, wurde Katharina die Stammmutter des Hauses Romanow-Holstein-Gottorp.
7) Katharina II., die Große, Jekatarina II. Aleksẹjewna, Kaiserin (seit 1762), * Stettin 2. 5. 1729, ✝ Zarskoje Selo (heute Puschkin) 17. 11. 1796, geborene Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst, Tochter des Fürsten Christian August von Anhalt-Zerbst-Dornburg, eines Generals im Dienst des preußischen Königs, und der Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorp; kam 1744 zusammen mit ihrer Mutter auf Wunsch von Kaiserin Elisabeth nach Russland, wurde im selben Jahr in Jekaterina Aleksejewna umgetauft und 1745 mit dem russischen Thronfolger Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorp verheiratet (seit 5. 1. 1762 als Peter III. Kaiser); ließ ihren Gatten am 9. 7. 1762 durch Gardeoffiziere stürzen und sich zur Kaiserin ausrufen. Der Legitimierung ihrer Herrschaft nach der von ihr nicht veranlassten, aber hingenommenen Ermordung Peters (17. 7. 1762 diente die von ihr 1767 einberufene Gesetzgebende Kommission, eine aus vorwiegend ständischen Wahlen hervorgegangene Abgeordnetenversammlung.
Hochgebildet im Geiste der zeitgenössischen Aufklärung, in persönlicher Verbindung mit den französischen Enzyklopädisten, regte Katharina auf vielen Gebieten Modernisierungen an. Gleichzeitig stärkte sie die überkommene Sozialordnung, indem sie die leibeigenen Privatbauern dem Grund besitzenden Adel auslieferte und die Leibeigenschaft auf die Ukraine ausdehnte. Ihre Verfassungsreformen beschränkten sich v. a. auf die Gouvernementsordnung (1775), den Abbau der Sonderstellung der Ukraine, während die Adels- und Stadtordnung (1785) kaum neue Impulse vermittelte. Im Zuge ihrer Besiedlungspolitik, die G. A. Potjomkin später im Süden (»Neurussland«) in großem Stil durchführte, holte Katharina aus Mittel- und Südosteuropa seit 1763 Kolonisten ins Land (so entstanden u. a. die deutschen »Wolgakolonien«). Der große Bauern- und Kosakenaufstand J. Pugatschows wurde 1774 militärisch niedergeschlagen. Einflüsse der Französischen Revolution bekämpfte die Kaiserin mit Schärfe.
Ihre erfolgreiche Machtpolitik brachte Russland in den Friedensschlüssen von Kütschük-Kainardschi (1774) und Jassy (1792), die zwei Türkenkriege beendeten, einen breiten Zugang zum Schwarzen Meer, ein Interventionsrecht zugunsten der Donaufürstentümer bei der Regierung des Osmanischen Reichs sowie die Ausdehnung der Reichsgrenze bis zum Dnjestr. 1783 wurde die Krim annektiert. Einen weiteren bedeutenden Gebietszuwachs Russlands erreichte sie durch die Polnischen Teilungen, wobei Russland sich auch das Herzogtum Kurland eingliederte (1795). Katharina festigte die Stellung Russlands als europäische Großmacht, die ihr eine fast schiedsrichterliche Politik erlaubte. Im Frieden von Teschen (1779) nach der Beendigung des Bayerischen Erbfolgekrieges wurde Russland neben Frankreich Garantiemacht in den deutschen Angelegenheiten. - Katharina II., die sich als Herrscherin mit zahlreichen Günstlingen und Liebhabern umgab, deren einflussreichster seit 1774 Potjomkin war, erhob den Hof von Sankt Petersburg zu einem kulturellen Mittelpunkt in Europa.
Catherine the Great. A profile, hg. v. M. Raeff (London 1972);
K. II. von Rußland in Augenzeugenberichten, hg. v. H. Jessen (Neuausg. 1978);
J. von Flocken: K. II. Zarin von Rußland (1991);
I. de Madariaga: K. die Große (a. d. Engl., 21994);
C. Erickson: K. die Große. Eine dt. Prinzessin auf dem Zarenthron (a. d. Engl., 1995);
V. Cronin: K. die Große (a. d. Engl., Neuausg. 1995);
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Russlands Aufstieg (seit 1682): Großmacht im Osten
8) Katharina, Prinzessin von Württemberg, Königin von Westfalen (1807-13), * Sankt Petersburg 21. 2. 1783, ✝ Lausanne 29. 11. 1835; Ȋ seit 1807 mit Jérôme Bonaparte; übernahm 1812 während der Vorbereitungen zum Russlandfeldzug Napoleons I. für ihren Mann die Regentschaft.
Katharina,
eigentlich Katerí Tekakwitha, indianische Christin, * Ossernenon (heute Auriesville, N. Y.) Anfang April 1656, ✝ La-Prairie (bei Montreal) 17. 4. 1680, Tochter des Ortshäuptlings der Mohawk und einer christlichen Algonkin; wurde unter dem Einfluss jesuitischer Missionare Christin; 1980 als erste Indianerin selig gesprochen (Tag: 17. 4.).
Universal-Lexikon. 2012.