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Buchhandel
Buch|han|del 〈m.; -s; unz.〉 Herstellung (Verlag) u. Vertrieb (Sortiment) von Büchern, Zeitschriften, Noten, Bilddrucken usw.

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Buch|han|del, der <o. Pl.>:
Gewerbezweig, dessen Aufgabe [die Herstellung u.] der Vertrieb von Büchern u. Zeitschriften ist.

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Buchhandel,
 
Wirtschaftszweig, der sich mit der Herstellung, Vervielfältigung (Produktion) und Verbreitung von Büchern befasst. Der Buchhandel ist ein freies Gewerbe, nur der Kolportage- und der Reisebuchhandel sind gewerberechtlich geregelt. Im engeren Sinn wird unter Buchhandel meist der verbreitende Buchhandel verstanden.
 
Gegenstand des Buchhandels sind v. a. Bücher und Zeitschriften, zum Teil Zeitungen, ferner auch Musikalien, reproduzierte Kunstwerke, Landkarten und Atlanten, Globen, Lehrmittel, soweit sie Werke der genannten Art sind, auch Kassetten und Schallplatten, Computerdisketten und CD-ROM-Produkte. Die Produktion ist Aufgabe des Verlagsbuchhandels und gegebenenfalls anderer Medienfirmen, während sich der verbreitende Buchhandel dem Einzelvertrieb - mit festem Ladenpreis außer beim Antiquariatsbuchhandel - widmet. Als Vermittler zwischen dem Verlagsbuchhandel und dem Einzelbuchhandel ist der Zwischenbuchhandel tätig: der Kommissionsbuchhandel, das Barsortiment und der Grossobuchhandel. Eine Sonderstellung innerhalb des Buchhandels nehmen die Buchgemeinschaften ein. Dem Buchhandel angeschlossen sind auch Lesezirkel und Leihbuchhändler.
 
Das »Adressbuch für den deutsch-sprachigen Buchhandel 2002/2003« verzeichnet für Deutschland 17 235 Verlage (Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels 2 209) und 7 394 Firmen des verbreitenden Buchhandels (Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels 5 603), für Österreich 1 628 Verlage und 1 384 Buchhandlungen (davon 354 mit beschränkter Gewerbeberechtigung), für die Schweiz 2 087 Verlage und 773 Buchhandlungen. - In der DDR bestanden zuletzt (1990) rd. 114 Verlage und rd. 1 000 Buchhandlungen.
 
 Organisationen in den deutschsprachigen Ländern
 
Die Spitzenorganisation des Buchhandels in Deutschland ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V., Frankfurt am Main und Leipzig. Regional ist der Buchhandel in Landesverbänden organisiert. Fachblatt ist das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. Nach ähnlichen Grundsätzen ist in Österreich der »Hauptverband des Österreichischen Buchhandels«, Wien, organisiert, in der Schweiz der »Schweizerische Buchhändler- und Verleger-Verband«, Zürich, dem die »Société des Libraires et Éditeurs de la Suisse Romande«, Lausanne, und die »Vereinigung der Buchantiquare und Kupferstichhändler der Schweiz«, Genf, angeschlossen sind. - In der DDR lagen Kontrolle und Planung der verlegerischen Produktion und des Buchhandels seit 1963 bei der »Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel« im Ministerium für Kultur der DDR.
 
 Verbreitender Buchhandel
 
Die wesentlichste Form des verbreitenden Buchhandels ist der Sortimentsbuchhandel mit offenem Ladengeschäft. Aus der Vielzahl lieferbarer Bücher und unter ständiger Beobachtung der aktuellen Neuproduktion trifft der Buchhändler (»Sortimenter«) für sein »Sortiment« die für seinen jeweiligen Kundenkreis und seinen individuellen Einsatz angemessene Auswahl. Neben der Lagerhaltung spielt im Sortiment das Besorgungsgeschäft - die Beschaffung vom Kunden verlangter, nicht vorrätiger Artikel - eine wichtige Rolle. Für Prüfung von Neuerscheinungen gibt es für Sortimenter und Kunden in begrenzten Fällen die Möglichkeit des Bezugs mit befristetem Rückgaberecht, bei wissenschaftlicher und Fachliteratur kann ein Titel der Lagervorräte »bedingt« (à condition) vom Verlag bezogen werden, d. h., Unverkauftes kann in diesen Ausnahmefällen zurückgenommen werden (Konditionsgut). - Weitere Betriebsformen des Buchhandels sind der Reisebuchhandel, der seine Kunden durch reisende Buchvertreter anspricht und vorwiegend auf Großobjekte mit Ratenzahlung spezialisiert ist, der Versandbuchhandel, der durch Anzeigen und Prospektversand wirbt, der werbende Buch- und Zeitschriftenhandel mit Schwerpunkt im Abonnementsgeschäft, der durch die Standortbesonderheit charakterisierte Bahnhofsbuchhandel, der Warenhausbuchhandel und das Antiquariat, ferner der Kunst- und der Musikalienhandel. Zahlreiche Firmen betreiben mehrere Sparten. Vielfach pflegen die Buchhandlungen Fachgebiete, z. B. als Fachbuchhandlung für Technik, Medizin oder Kunst. In Kleinstädten ist der Handel mit Papier- und Schreibwaren, Bürobedarf und Devotionalien oft ein Nebenzweig. Der Größe nach reichen Buchhandlungen vom Einmannbetrieb bis zu Betrieben mit mehr als 100 Angestellten. Kleine und mittlere Betriebe überwiegen. - Vom Sortiment ist die Buchverkaufsstelle zu unterscheiden, die Gegenstände des Buchhandels nur als Zusatzsortiment führt und meist das Besorgungsgeschäft nicht oder nur in beschränktem Ausmaß durchführt.
 
Trotz der im letzten Jahrzehnt kontinuierlich zunehmenden Umsätze des Sortimentsbuchhandels (2001: rd. 5,444 Mio. ) ist wegen der überproportional steigenden Kostenbelastung die durchschnittliche Ertragslage im Vergleich zu anderen Branchen ungünstig. Dadurch ergibt sich eine Tendenz zu zwischen- und überbetrieblicher Kooperation, zum Vertrieb zentral und folglich billiger eingekaufter Bücher über Ladenketten mit schmalem Sortiment sowie zur Konzentration auf gängige Titel. - Wandlungen zeigt auch die Buchhandlung: Der freie Zugang zu den Regalen sowie die Schaufenstergestaltung spielen eine wichtige Rolle. In größeren Städten entstehen Großbuchhandlungen mit Verkaufsläden um oder über 1 000 m2. Allgemein werden Möglichkeiten der Information und Kommunikation in der modernen Buchhandlung betont.
 
 Geschichte des Buchhandels
 
Im europäischen Kulturkreis gab es einen Buchhandel bereits im alten Griechenland. Zentrum war Athen, hinzu trat in der Zeit des Hellenismus Alexandria und Pergamon. Die Römer übernahmen von den Griechen den Buchhandel mit Rom als Zentrum. Während die »librarii« für die Herstellung (das Beschreiben) von Handschriften verantwortlich waren, besorgten die »bibliopolae« den Vertrieb der Texte. Im Mittelalter kam es zur Ausbildung eines geregelteren Buchhandels erst mit Entstehen der Universitäten, an denen Herstellung und Verkauf von Handschriften kontrolliert wurde (»stationarii«). Im Spätmittelalter gab es vereinzelt Buchhandlungen als selbstständige Geschäfte (in Verbindung mit Schreibstuben). Für die Geschichte des Buchhandels bedeutete J. Gutenbergs Erfindung einen tiefen Einschnitt. Da das Buch nun als Massenware hergestellt wurde, meist ohne dass die Drucker und Verleger (ursprünglich bestand hier Personalunion) die Absatzmöglichkeiten für ihre Produkte abschätzen konnten, war der Vertrieb der Bücher ebenso wichtig geworden wie ihre Herstellung. »Buchführer«, die ersten Bücherreisenden, suchten die Märkte und Messen, aber auch die Klöster und wohlhabenden Personen auf. Hauptumschlagplatz der Buchproduktion wurden die Buchmessen in Frankfurt am Main und Leipzig (Buchmesse). Im 15. Jahrhundert wurden in den deutschen-sprachigen Gebieten etwa 7 000-8 000 Werke gedruckt und verlegt, im 16. Jahrhundert wahrscheinlich bereits über 100 000 Titel; genauere Zahlen sind jedoch bis zum 19. Jahrhundert kaum zu ermitteln (die älteren Statistiken beruhen auf den Messekatalogen). - Mit Beginn des 18. Jahrhunderts trat Leipzig stärker in den Vordergrund, da der Buchhandel in Frankfurt am Main durch kaiserliche Aufsichtsorgane beeinträchtigt wurde. - Zwischen den Buchhändlern wurde meist von Messe zu Messe verrechnet, statt einer Bezahlung mit Geld hatte sich bis ins 18. Jahrhundert die Verrechnung Bogen gegen Bogen durchgesetzt (Changehandel, Verstechen), was bei unterschiedlicher Qualität oft zu Unzulänglichkeiten führte. Dies trug u. a. zum Entstehen buchhändlerischer Organisationen bei, so zur Gründung des »Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig«, 1825, wo auch eine Bestellanstalt für den Buchhandel gegründet wurde (1842). Zur Trennung von Verlagshaus und Buchhandlung kam es in Deutschland erst seit etwa 1800 (zu dieser Zeit rd. 500 Buchhandlungen). Die Buchproduktion wuchs im 19. Jahrhundert durch Bevölkerungswachstum, Beseitigung des Analphabetismus, technischer Fortschritt und Wissensentwicklung explosionsartig und erreichte 1913 mit insgesamt 34 871 Titeln in Deutschland einen Höhepunkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt die Entwicklung nach einem Rückgang auf etwa 2 500 Titel 1945/46 einen starken, bis heute anhaltenden Wiederanstieg (Tabelle).
 
Die Entwicklung des Buchhandels verlief in den einzelnen Ländern unterschiedlich: in Großbritannien und Frankreich mit starker Zentralisierung auf die Hauptstädte; in den USA dominieren Großverlage, Hauptvertriebsform sind die Buchgemeinschaften (»Book Clubs«); in den östlichen Ländern kam es zu einer weitgehenden Verstaatlichung, wobei in der DDR neben den »Volksbuchhandlungen« auch privat betriebene Buchhandlungen bestanden. - Außerhalb Europas und den USA traten Länder wie Japan, Brasilien, Süd-Korea, China, Indien und Thailand mit einer beachtlichen Buchproduktion hervor. Die UNESCO führt Statistik über die internationale Buchproduktion. Die Zahlen dieser Statistik sind wegen der oft verschiedenartigen statistischen Methoden jedoch nur bedingt vergleichbar.
 
Literatur:
 
Buch u. B. in Zahlen, hg. v. Börsenverein des Dt. B. (1952 ff., jährl.);
 E. Umlauff: Der Wiederaufbau des B. (1978);
 Friedrich Schulze: Der dt. B. u. die geistigen Strömungen der letzten hundert Jahre (1925, Nachdruck Leipzig 1990);
 R. Wittmann: Gesch. des dt. B.s (1991).
 

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Buch|han|del, der <o. Pl.>: Gewerbezweig, dessen Aufgabe [die Herstellung u.] der Vertrieb von Büchern u. Zeitschriften ist.

Universal-Lexikon. 2012.