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Kreta
Kre|ta; -s:
griechische Insel.

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Kreta,
 
neugriechisch Krịti, die größte Insel Griechenlands, 8 261 km2, 540 100 Einwohner, umfasst als Region (mit vorgelagerten Inseln) 8 336 km2 und 540 100 Einwohner Die schmale, in der Mitte rd. 60 km breite Insel erstreckt sich über 260 km in West-Ostrichtung am Südrand des Ägäischen Meeres. Kreta ist überwiegend gebirgig. Den Kern der Insel bilden drei stark verkarstete Gebirgsstöcke: Levka Ori (bis 2 452 m über dem Meeresspiegel), Ida (bis 2 456 m über dem Meeresspiegel) und Dikte (bis 2 148 m über dem Meeresspiegel); sie fallen nach Süden steil ab (zur Küste) und gehen nach Norden in Hügelland über. Die größte Ebene (140 km2), die Messara südlich des Ida, ist äußerst fruchtbar und das wichtigste Anbaugebiet: Haupterzeugnisse sind Oliven, Rosinen, Korinthen, Zitrusfrüchte, Blumen (Nelken), Getreide. Auf der Lassithi-Hochebene im Diktegebirge werden v. a. Kartoffeln, Gemüse und Getreide angebaut. Von großer wirtschaftlichen Bedeutung ist der Fremdenverkehr, begünstigt durch das milde, sonnenreiche Klima (Regen nur von Oktober bis April) und zahlreiche archäologische Stätten v. a. der minoischen (Knossos, Phaistos, Hagia Triada, Mallia, Kato Zakros, Amnissos) und der mykenischen Kultur, aber auch aus griechischer und römischer Zeit (Gortyn) sowie byzantinische, venezianische und türkische Denkmäler. Die Südküste ist mit Ausnahme von Hierapetra ohne Häfen. Die fruchtbare Küstenebene im Norden ist besser erschlossen, weist zahlreiche Buchten auf, bietet mit Heraklion und Suda die wichtigsten Häfen und trägt die größten Siedlungen (Heraklion, Chania, Rethymnon, Hagios Nikolaos); Universität in Rethymnon.
 
Geschichte:
 
Unter dem Einfluss Vorderasiens, Makedoniens, der Kykladen und, zunächst mittelbar, Ägyptens schufen die - vorgriechischen - Kreter seit dem frühen 3. Jahrtausend v. Chr. die minoische Kultur. Die Insel scheint in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausend v. Chr. ein einheitliches, von Knossos aus beherrschtes Seereich gebildet zu haben. Mit den Palästen von Knossos, Phaistos, Mallia, Kato Zakros u. a. war Kreta der kulturelle Mittelpunkt des Ägäischen Meeres bis in die mykenische Zeit. Nach 1400 v. Chr. wurde Kreta von Achaiern aus der Peloponnes und im 11. Jahrhundert von Dorern besetzt, die dort eine große Zahl unabhängiger Stadtgemeinden gründeten (im 5. Jahrhundert v. Chr. wichtige Rechtskodifikation im inschriftlich erhaltenen Stadtrecht von Gortyn). Die sich häufig befehdenden Städte schlossen sich im Hellenismus zu Städtebünden und 220 v. Chr. zum Bund des »Kretaier-Koinon« zusammen. Die Beteiligung Kretas an der Seeräuberei veranlasste die Römer, die Insel zu unterwerfen (67 v. Chr.). Von Augustus bis Diokletian bildete Kreta mit Kyrene die römische Provinz Creta et Cyrenaica. Seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. entfaltete sich das Christentum. 395 kam Kreta an Byzanz. Um 823/25-961 war es im Besitz der Sarazenen, dann wieder byzantinisch. Nach dem 4. Kreuzzug kam Kreta, jetzt meist Cạndia genannt, an Venedig (Festungsbauten). 1645-69 eroberten die Osmanen die Insel. Nach zahlreichen Aufständen im 18. und 19. Jahrhundert, die meist von den Bewohnern der unzugänglichen Hochebene Sphakia (Sphakioten) ausgingen, erhielt Kreta 1898 die Selbstverwaltung und wurde 1913 mit Griechenland vereinigt.
 
Im Zweiten Weltkrieg landeten am 29. 10. 1940 - einen Tag nach Beginn des italienischen Angriffs auf Griechenland - britische Luftwaffen- und Heeresverbände auf Kreta. Nach Beendigung des Balkanfeldzugs griffen am 20. 5. 1941 deutsche Truppen die Insel an (Unternehmen Merkur) und zwangen in verlustreichen Kämpfen die britischen und griechischen Truppen (etwa 42 000 Mann, davon 10 000 Griechen) zur Räumung Kretas; am 1. 6. war der Kampf im Wesentlichen beendet. Die Insel wurde erst 1945 wieder vollständig von den deutschen Truppen geräumt.
 
Literatur:
 
Landeskunde:
 
F. Altherr u. H. Guanella: K. Begegnung mit Landschaft u. Menschen (Zürich 1971);
 M.-L. Schmidt di Simoni: K. (21981);
 P. Faure: K. (a. d. Frz., 31983);
 H. Guanella: K. (Zürich 81984);
 R. Speich: K. Kunst- u. Reiseführer (41984);
 R. Bryans: K. (a. d. Engl., 61985);
 L. Hempel: Forschungen zur phys. Geographie der Insel K. im Quartär (1991);
 E. Velissariou: Die wirtschaftl. Effekte des Tourismus dargestellt am Beispiel K.s (1991).
 Geschichte:
 
M. Muttelsee: Zur Verfassungsgesch. K.s im Zeitalter des Hellenismus (1925);
 
Inscriptiones Creticae, hg. v. F. Halbherr u. a., 4 Bde. (Rom 1935-50);
 H. van Effenterre: La Crète et le monde grec de Platon à Polybe (Paris 1948, Nachdr. ebd. 1968);
 S. Borsari: Il dominio veneziano a Creta nel XIII secolo (Neapel 1963);
 P. Brulé: La piraterie crétoise hellénistique (Paris 1978);
 I. F. Sanders: Roman Crete (Warminster 1982);
 K. Gallas u. a.: Byzantin. K. (1983);
 K. Gallas: K. Von den Anfängen Europas bis zur kreto-venezian. Kunst (71993);
 A. Petropoulou: Beitr. zur Wirtschafts- u. Gesellschaftsgesch. K.s in hellenist. Zeit (1985).
 
Weitere Literatur: minoische Kultur, mykenische Kultur.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Kreta: Kuppelgräber und Kleinsiedlungen
 
Kreta und das Meer
 
minoische Kultur: Palaststil und Kriegergräber - Das Ende
 
minoische Kultur: Stadt und Palast
 
minoische Kunst: Sakrale Landschaften - Die Wandmalerei
 
minoische Religion: Weibliche Gottheiten
 
minoisches Kunsthandwerk: Natur und Ornament
 
Schrift: Kretische Schriften
 

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Kre|ta, -s: griechische Insel.

Universal-Lexikon. 2012.