Organisation Erdöl exportierender Länder; Organization of the Petroleum Exporting Countries
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OPEC 〈f.; -; unz.; Abk. für engl.〉 Organization of Petroleum-Exporting Countries (Organisation Erdöl exportierender Länder)
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Organisation der Erdöl exportierenden Länder.
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OPEC,
Abkürzung für Organization of Petroleum Exporting Countries [ɔːgənaɪ'zeɪʃn əv pɪ'trəʊljəm eks'pɔːtɪȖ 'kʌntrɪz; englisch »Organisation Erdöl exportierender Länder«], internationale Organisation zur Koordination der Erdölpolitik ihrer Mitgliedländer; zielt als bekanntestes Rohstoffkartell auf die Stabilisierung der Erlöse aus dem Erdölexport; gegründet am 14. 9. 1960 in Bagdad von Irak, Iran, Kuwait, Saudi-Arabien und Venezuela; Sitz: Wien (bis 1965 Genf). Weitere Vollmitglieder sind (1997): Algerien, Indonesien, Katar, Libyen, Nigeria und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Ecuador und Gabun schieden 1992 beziehungsweise 1996 aus.
Die arabischen Länder versuchten zunächst, ihre Erdölpolitik im Rahmen der Arabischen Liga zu vereinheitlichen; Anlass für die Gründung der OPEC war schließlich die zweimalige einseitige Senkung der Listenpreise für Erdöl (1959 und 1960) durch die internationalen Erdölkonzerne, die massive Einnahmenverluste für die Förderländer zur Folge hatte. - 1968 bildeten die arabischen Mitgliedstaaten der OPEC eine spezielle Organisation, die Organization of Arab Petroleum Exporting Countries, Abkürzung OAPEC, Sitz: Kuwait; weitere Mitglieder: Ägypten, Bahrain und Syrien. Nach dem vierten israelisch-arabischen Krieg trugen die Staaten der OAPEC die finanziellen Lasten des Erdölboykotts gegenüber Westeuropa und Nordamerika.
Ziele:
Koordinierung und Vereinheitlichung der Erdölpolitik der Mitgliedländer, um deren Interessen kollektiv und individuell zu schützen, Stabilisierung der Weltmarktpreise, um angemessene Erlöse der Produzentenländer zu sichern, bei gleichzeitig effizienter und sicherer Versorgung der Verbraucherländer sowie Gewährleistung ausreichender Erträge für Investoren in der Mineralölindustrie.
Wichtigstes Organ ist die (mindestens) zweimal jährlich tagende Konferenz der Öl- und Finanzminister, die die Richtlinien (v. a. Ölpreise und Fördermengen) festlegt. Entscheidungen werden nach dem Grundsatz der Einstimmigkeit und des (formal) gleichen Stimmrechts gefällt; getroffene Entscheidungen sind allerdings nicht verbindlich und greifen somit nicht in die Souveränität der Mitgliedstaaten ein. Der paritätisch besetzte Gouverneursrat (Board of Governors) sowie das Sekretariat unter Leitung des Generalsekretärs (von der Konferenz für drei Jahre gewählt) übernehmen die administrativen Aufgaben. Eine Wirtschaftskommission erstellt fortlaufend Analysen über Angebot und Nachfrage auf dem Weltölmarkt. Der seit 1976 bestehende Sonderfonds für Entwicklungshilfe (OPEC Fund for International Development) vergibt zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse.
Zunächst übernahm die OPEC hauptsächlich eine Schutzfunktion für die Produzentenländer gegenüber der Marktmacht der internationalen Erdölgesellschaften, gegen die es ihr gelang, trotz politischer Differenzen zwischen den arabischen Ländern, eine gemeinsame Position zu vertreten und einen Verfall der Erdölpreise zu verhindern. 1960-70 konnte der Erdölpreis bei 1,80 US-$ je Barrel (für Arabian Light) konstant gehalten werden. Die Einnahmen der OPEC-Länder aus den Erdölexporten stiegen von 2 Mrd. US-$ (1960) auf 7 Mrd. US-$ (1970) bei einer Förderausweitung von 8 Mio. auf 22 Mio. Barrel pro Tag. In den 1970er-Jahren wuchs die Abhängigkeit der Industrieländer von Erdöleinfuhren. Die OPEC konnte in dieser Phase sowohl höhere Preise bei steigenden Absatzmengen erzielen als auch schrittweise die Nationalisierung sämtlicher Produktionsanlagen in ihren Mitgliedländern durchsetzen. Die beiden Erdölpreiskrisen 1973/74 und 1979/81 mit ihren drastischen Erdölpreissteigerungen lassen sich zwar nicht unmittelbar auf OPEC-Maßnahmen zurückführen, sondern wurden überwiegend durch politische Ereignisse hervorgerufen (vierter israelisch-arabischer Krieg 1973, iranische Revolution 1979, Beginn des irakisch-iranischen Krieges 1980). Jedoch gelang es der OPEC, die kurzfristigen Preissteigerungen auf den Spotmärkten als Maßstab für die Erhöhung der offiziellen Richtpreise durchzusetzen und somit das Preisniveau für Erdöl nachhaltig zu erhöhen. Der massive Anstieg des Ölpreises auf zeitweilig über 40 US-$ je Barrel (1981) führte in den Industrieländern aufgrund von Sparmaßnahmen und Ausweichen auf andere Energieträger zu einem Rückgang der Nachfrage. Gleichzeitig traten neue, nicht zur OPEC gehörende Förderländer auf den Markt (Mexiko, Norwegen, Großbritannien). 1982 beschloss die OPEC ein Quotensystem, das Produktionskürzungen vorsah, um den Erdölpreis zu stabilisieren. Saudi-Arabien übernahm freiwillig die Aufgabe des »Swing-Producers« und glich die Mehrförderung anderer Länder durch Beschränkung der eigenen Erdölproduktion aus. Der Anteil der OPEC an der Welterdölproduktion begann zu schrumpfen (1960: 40 %, 1974: 55 %, 1981: 40 %) und erreichte 1985 einen Tiefstand von 30 %. Zusammen mit dem zeitweiligen Aussetzen des Quotensystems führte dies zu einem massiven Preiseinbruch (von durchschnittlich 27 US-$ pro Barrel im Dezember 1985 auf weniger als 8 US-$ pro Barrel im Juni 1986). Seit Beginn der 90er-Jahre ist - u. a. bedingt durch einen Anstieg des globalen Erdölverbrauchs und die rückläufige Förderung in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion - eine Verbesserung der Marktsituation für die OPEC zu verzeichnen. So stieg ihr Anteil an der Weltförderung von (1990) 38,6 % auf (1999) 41,1 %. Größter Förderer war mit (1999) 413,4 Mio. t Saudi-Arabien, das mit (1999) 35 642 Mio. t auch über die größten Ölreserven verfügt.
Der OPEC gelang es allerdings nicht, die Preisentwicklung zu kontrollieren. Der von ihr angestrebte Richtpreis von 21 US-$ je Barrel war in den letzten Jahren kaum erreicht worden, nicht zuletzt wegen ständiger Überschreitungen der gesetzten Produktionsziele durch mehrere OPEC-Länder und zunehmende Angebote nicht kartellgebundener Anbieter. Nachdem Anfang 1999 die Preise auf rd. 10 US-$ je Barrel gesunken waren, beschloss die OPEC im März 1999 die Erdölförderung zu drosseln. Die damit verbundene Verknappung des Rohölangebots führte innerhalb eines Jahres zu einer Verdreifachung des Ölpreises auf 31 US-$ je Barrel. Um zu verhindern, dass die hohen Preise einige Mitglieder zur Aufgabe der Quotendisziplin veranlassen könnten, und um eine dauerhafte Festschreibung des Rohölpreises bei 25-28 US-$ je Barrel zu erreichen, kündigte die OPEC daraufhin im Frühjahr und Sommer 2000 Erhöhungen der Fördermenge an.
Die künftige Rolle der OPEC lässt sich nur schwer einschätzen. Der Anteilwert ihrer Mitgliedstaaten an den weltweit nachgewiesenen Erdölreserven liegt (1999) bei rd. 79 % (1995: 76,5 %) gegenüber 68 % zu Beginn der 80er-Jahre; der Anteil am Weltölhandel beträgt (1999) rd. 66 %. Die OPEC hat mit rd. 4 US-$ pro Barrel die mit Abstand niedrigsten Förderkosten der Welt. Es ist also davon auszugehen, dass auch in den nächsten Jahren für die OPEC erhebliche Absatzgewinne anfallen werden. Der wachsende Bedarf sich entwickelnder Länder wird die Erdölnachfrage weiter ansteigen lassen und damit die Macht des OPEC-Kartells stabilisieren.
Obwohl die OPEC die internen Differenzen aufgrund unterschiedlicher wirtschaftlicher und politischer Interessen und Zielvorstellungen häufig nicht überwinden konnte, war sie für die Mitgliedländer im Allgemeinen ein geeignetes Instrument zur Durchsetzung ihrer Interessen gegenüber den Verbraucherländern und Erdölgesellschaften. Zugleich ermöglichte sie v. a. den bevölkerungsarmen Mitgliedstaaten ein hohes Bruttosozialprodukt je Einwohner. Sie gilt trotz aller Defizite als eine der erfolgreichsten internationalen Organisationen der Dritten Welt. Die OPEC hat Impulse für andere Produzentenvereinigungen gegeben, den Nord-Süd-Dialog angeregt und nicht zuletzt auch die Verbraucherländer veranlasst, eine »Gegengründung« in Form der Internationalen Energie-Agentur vorzunehmen.
A. Ghaffari: OPEC. Entwicklung u. Perspektive (1989).
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Universal-Lexikon. 2012.